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Nr. 77 PAPIER-ZEITUNG 3205 gegriffen und ihm sogar die Nichtlichtechtheit der Farben zum Vorwurf gemacht. Und doch gibt es mit Ausnahme weniger Mineralfarben, die als Deckfarben für Drei- und Vierfarbendruck unbrauch bar sind, keine Farbe, die dauernd lichtecht ist. Unser Sonnenlicht bleicht alle Farben, die naturgewonnenen so wohl als auch die künstlichen, man kann daher nur von sehr gut haltbaren sprechen. Zweitens wird der Dreifarben druck, genau wie der Citochromiedruck, mit Lackfarben, also Lasurfarben hergestellt. Unser weißes Sonnenlicht ist zusammengesetzt aus roten, orange, gelben, grünen, blauen, indigo und violetten Strahlen. Mischt man jedoch alle diese Farben in Form von Farbstoffen, so erhält man kein Weiß, sondern ein Grauschwarz. Desgleichen sollen wir in der Technik des Dreifarbendruckes durch Uebereinanderdrucken von Gelb, Rot und Blau Schwarz erzielen, da sich die Farbwirkungen gegenseitig aufheben. In Wirklichkeit ist es aber nur ein Blauschwarz oder Braunschwarz. Damit die Farben der aufgedruckten Farbstoffe in dieser Weise auf einander wirken können, müssen beim Drei- und Vierfarbendruck alle Farben lasierend, also durchsichtig sein. Denn bei dem Drei- und Vierfarbendruck findet keine Vermischung der Farben statt, sondern eine jede aufgedruckte Farbe bildet gleichsam eine durchsichtige Schicht, die auf die vorhergedruckte aufgelegt ist. Je mehr Farbschichten nun lasierend übereinandergelagert werden, umso dunkler erscheinen die Tiefen eines Bildes. Könnte man die drei Farbschichten trocken, also lose übereinander legen, so wäre die Wirkung dieselbe. Dies kann man leicht er proben, wenn man drei dünne farbige Glasplatten überein- nanderlegt. Die Annahme, daß man, um recht dunkle Partien im Dreifarbendruck zu erzielen, recht dunkles Rot und Blau nehmen müsse, ist falsch. Von den drei Grund farben gibt die gelbe als zuerst zu druckende Farbe nur gelbe Farbstrahlen von sich. Nun schiebt sich die rote Farbschicht davor Wäre diese Farbschicht deckend, so würde die darunter liegende gelbe Farbschicht den Ein wirkungen der Sonnenstrahlen entzogen. Da aber die rote Farbschicht durchsichtig ist, so gehen die roten Farb strahlen hindurch und werden von der gelben Farbenplatte z. T. aufgesogen, zugleich werden die gelben Strahlen, indem sie durch das Rot durchgehen, von diesem z. T. aufgesogen. Wird nun noch die blaue Farbe übergedruckt, so wird durch diese das Gemisch der roten und gelben Farbstrahlen auf gesogen. Das Ergebnis ist folgendes: Die gelben Farb strahlen sind vollständig erdrückt, die roten fast ganz und die blauen zur Hälfte. Da nun Blau an und für sich schon eine dunkle kalte Farbe ist, so ist die Wirkung gleich der einer im Halbdunkel betrachteten violettblauen Fläche, also Schwarz. Wir erzielen infolge unserer nicht ganz reinen Farben im Ueberdruck kein Schwarz, sondern nur Blauschwarz und dieses nur in günstigsten Fällen. Um tiefes Schwarz hervorzubringen, müßte man beim Dreifarbendruck derart dunkles Gelb zum Druck verwenden, daß die Tiefen nach Aufdruck von Rot und Blau und Aufsaugen der roten und blauen Farbstrahlen ein Schwarz ergeben. Das ist aber nicht möglich, weil auf alle grünen, grauen und orange Töne Rücksicht genommen werden, muß. Die Töne zu treffen ist im Dreifarbendruck unmöglich. Unter grauen Tönen verstehe ich solche, die weder grünlich noch rötlich fleckig aussehen. Aus diesen Erwägungen heraus und um diese Mängel zu beseitigen, läßt Dr. E. Albert zu den drei Farbenplatten eine vierte aus den Originalbildern ziehen, die in neutral grauem Schwarz gedruckt wird, das ist eine Zusammen setzung von Illustrationsschwarz, Miloriblau oder Pfaublau oder Normalblau, unter Verwendung von Mischweiß zum Aufhellen. In dieser vierten Farbenplatte sind alle rein grauen Töne enthalten, und diese werden in den drei bunten Farbplatten fortgeätzt. Nur so ist es möglich, in einem bunten Bilde gleichmäßig graue Töne hervorzubringen. Eine Reproduktion, in Vierfarbendruck ausgeführt, wirkt nicht so aufdringlich bunt wie dieselbe Arbeit in Dreifarben druck ausgeführt. Beim aufmerksamen Betrachten eines Vierfarbendruckes beobachten wir, daß dieser viel weichere, in der Farbe besser ausgeglichene Farbtöne, und feiner abgetönte Schattierungen aufzuweisen hat als ein Drei farbendruck desselben Bildes. Bilder nach der Natur und solche, die viele reine und bunte Farbtöne enthalten, wie eine Vase, ein Teppich oder Blumen, druckt man dagegen einfacher im Dreifarben druckverfahren. Wollen wir aber einen dunkel gehaltenen Gegenstand mit kräftigen Kontrasten und vorwiegend dunklen Farbtönen reproduzieren, so wählen wir mit größerem Vorteil und zur Sicherheit das Citochromie-Ver- fahren. Dieses bereitet auch dem Drucker weniger Schwierig keiten in der Farbgebung, die beim Dreifarbendruck be deutend satter sein muß, weshalb unter Umständen eine Auflage zu Makulatur werden kann dadurch, daß die nach folgenden Farben Rot und Blau nicht mehr angenommen werden. Beim Vierfarbendruck ist dies ausgeschlossen, da hier die Farbengebung sparsamer ist. Ich erinnere an das von der Farbenfabrik Gebr. Jänecke & Schneemann herausgegebene Plakat »Katzenzungen«, das in Originallithographie gegen 18 Farben enthielt, und in Vierfarbendruck hergestellt das Erstaunen aller Dreifarben freunde hervorrief. Wenn es aber noch Zweifler gibt, die der Ueberzeugung sind, daß das Naßdruckverfahren der Citochromie dem Aussehen der Bilder nachteilig sei, so kann ich nur bemerken, daß wir dieselben Farben wie heim Dreifarbendruck verwenden, nur etwas verändert, und daß zweitens auch im Dreifarbendruck schon Farbe auf Farbe gedruckt wird, und die Bilder dadurch nur noch lebhafter ausfallen. Gerade durch das überlange Trocknenlassen der ersten Farben und namentlich des Gelb, wird häufig Makulatur verursacht, denn die Farben, die so stramm wie möglich verdruckt werden, werden knochenhart und nehmen die neue Farbe sehr schwer an. Im übrigen wird bei schwie rigen Sujets im Dreifarbendruck noch häufig eine Tonplatte in neutralgrauer Farbe von besonderer Platte über das fertige Bild gedruckt, die den Zweck hat, die einzelnen Partien besser zu vereinigen. Da haben wir ja den Vierfarbendruck! Nur mit dem Unterschiede, daß beim Vierfarbendruck diese Platte gleich vorher mitberechnet war, und daher die Bilder nicht unfertig aussehen. Die Zukunft wird lehren, inwieweit die Citochromie die in sie gesetzten Hoffnungen noch übertrifft. Jetzt schon hat sie in sehr vielen Kunstanstalten mit bestem Erfolge Eingang gefunden und tut der Lithographie sehr viel Abbruch. F. Böhme. Papierverarbeitung in der Schweiz Der Bedarf an Erzeugnissen der graphischen Gewerbe, na mentlich für geschäftliche Zwecke, nimmt von Jahr zu Jahr zu. Papier und die daraus hergestellten Waren bilden heute fast einen so bedeutenden Artikel wie die Nahrungsmittel. Während aber bei Nahrungsmitteln, die zur Erhaltung des Lebens notwendig sind, der Preis in zweite Linie gestellt wird, faßt man bei den Erzeugnissen der Papierindustrie fast nur die lästigen Kosten ins Auge, und jedermann bestrebt sich, sie auf das kleinste Maß zu beschränken. So wird allgemein die Billigkeit zum Schaden der Güte bevorzugt. Eine wilde, oft sinnlose Konkurrenz tut zudem das Ihrige, den möglichen Nutzen zu verkleinern und oft sogar ganz auszuschließen. Im Laufe des Berichtsjahres wurden alle zur Geschäftsbücherfabrikation nötigen Rohstoffe — das Papier teilweise — nicht unbedeutend teurer; auch stehen heute die Arbeitslöhne mindestens um iov. H. höher als vor einem Jahre. Die Erzeugnisse aber sind billiger geworden! Verständigung der schweizerischen Industriellen zur Wahrung der gemeinschaft lichen Interessen wäre wünschenswert, steht aber noch nicht in Aussicht. Manchem dürfte die Einsicht in die Notwendigkeit einer solchen Verständigung erst kommen, wenn es zu spät ist. Gleiche Verhältnisse herrschen in der Buchdruckerei sowie in der Briefumschlagfabrikation. (N. d. Jahresbericht, d. Züricher Handelskammer). N. Zür. Ztg. M. Die Leipziger Korrektoren und die Rechtschreibung. Die organisierten Korrektoren beschlossen in Leipzig dauernde Sammlung und Sichtung der Streitfragen in bezug auf die Rechtschreibung und ernannten eine Kommission, der alles in der Schreibweise und in Wortteilungen zweifelhaft, unklar oder bedenklich Erscheinende überwiesen werden soll. Es wird er hofft, auf diese Weise zur Beseitigung von Zwiespältigkeiten beizutragen. Ein Ausschuß, welcher schon früher zur Aus arbeitung von Verbesserungsvorschlägen zum Buchdrucker-Duden gewählt wurde, erstattete Bericht über seine Tätigkeit. pk.