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3204 PAPIER-ZEITUNG Nr. 77 mein. (Fahrgelegenheit dorthin bietet die Stadtbahn und die elektrische Straßenbahn). Hierauf wurde die Sitzung um 103/4 Uhr geschlossen, und es fand eine Abschiedsfeier aus Anlaß der bevorstehenden Uebersiedlung des Buch gewerbesaales nach den inzwischen fertiggestellten Räumen des Hofmann’schen Papierhauses, Dessauerstr. 2, statt. Herr Baumeister gab einen Rückblick auf die Ereignisse, die sich in den verflossenen 5 Jahren im Buchgewerbesaal, Fried richstraße 231 abgespielt haben und auf die Förderung, welche die Typographische Gesellschaft, wie auch weitere Kreise des Berliner Buchgewerbes durch diese Einrichtung erfahren haben. Er schloß mit dem Wunsche, daß die gleiche Berufs- und Arbeitsfreudigkeit, welche hier die Mitglieder immer zahlreich zusammengeführt habe, sie auch in den neuen Räumen beseelen möge, damit die Typo graphische Gesellschaft auch ferner blühe und gedeihe! In fröhlicher Stimmung blieben die Mitglieder dann noch bis gegen 1 Uhr versammelt. —e — Aus den Typographischen Gesellschaften Offenbach a. M. Graphische yereimgung. In einer Sitzung im Juni wurde vom Vorstand die Bewertung von 7 Entwürfen für Briefbogen und Kuverts der Hanauer Typograph. Gesellschaft vorgenommen. Von der Typographischen Vereinigung Mainz lagen 15 Entwürfe, 10 Karten und 5 Programme für das Johannis fest zur Begutachtung vor. Im allgemeinen erklärte sich die Versammlung mit der Prämiierung durch den Vorstand ein verstanden obwohl die Ansichten wie überall etwas auseinander gehen; die mit einer lobenden Erwähnung bedachte Karte wurde ausgeführt. Bei dem Programm wurde die von uns mit dem 2. Preis bedachte Arbeit gedruckt. Am Mittwoch, 4. Juli, kam Rundsendung 40 vom V. D. T. G. im Vereinslokal zur Auslage. Auf 50 Tafeln fanden sich Reproduktionen künstlerischer Plakate, betitelt: »Die Meister des Plakats«, 1. Jahrgang, herausgegeben von der Druckerei Chaix in Paris, Monatshefte, welche die neusten Plakate der ersten Künstler aller Länder in original getreuen ■Reproduktionen Wiedergaben. Leider mußte die Zeit schrift schon nach kurzem Bestehen ihr Erscheinen einstellen. Der 22. Juli galt der Rembrandt-Ausstellung im Städel’schen Kunstinstitut zu Frankfurt a. Main. Die Ausstellung umfaßte über 200 Blätter, die einen Ueberblick über die unvergleichliche Schaffenskraft des Meisters ermöglichten; ferner die bedeutendsten Originalradierungen des Meisters aus dem Besitze der Sammlung, zum Teil in seltenen Abzügen, Reproduktionen von Gemälden und zwar sowohl in modernen mechanischen Reproduktionen, als auch in kostbaren graphischen Kunstblättern. Vollständig ausgestellt waren die Original-Handzeichnungen sowie 2 Feder zeichnungen. Am 8. August wurde die Einladung zum zweiten Vertretertag der deutschen Typographischen Gesellschaften ver lesen. Von Entsendung eines Vertreters wurde in diesem Jahre Abstand genommen, da keine speziellen Wünsche vorlagen, und unsere Vereinigung mit Ausstellungsmaterial reichlich versehen wurde. Am 5. September kam Rundsendung 38, Zittauer Druck sachen, zur Auslage. Die Mehrzahl verdient hinsichtlich Satz- und Farbenwahl volles Lob. Bei einigen Druckarbeiten wäre bessere Wirkung erzielt, wenn man mit dem Ornament etwas sparsamer verfahren und der Hauptsache, der Schrift, mehr den Vorrang gelassen hätte. — Gleichzeitig war auch der Küttner’sche Johannisfest-Drucksachen-Austausch, welcher uns vom Offen bacher Bezirksverein (V. d. D. B.) bereitwilligst überlassen wurde, ausgelegt. Im allgemeinen waren in diesem Jahre weit bessere Ergebnisse erzielt als früher, und die einfachere moderne Satz gruppierung, die zum Teil angewandt war, wirkte gut. — Vom V. D. T. G. wurde uns für unsere Bibliothek folgendes gesandt: Katalog der Internationalen Zeitungsausteliung Frankfurt a. Main; Gründungszirkulare der »Graph. Vereinigung Dresden«; 1 Quart heft »Jugend-Fraktur«, 12. Ausgabe von J. G. Scheiter & Giesecke, Leipzig; »Bunte Blätter« der Schriftgießerei Genzsch & Heyse, Hamburg; ferner Heft IV der Technischen Mitteilungen »Viktoria«. Re. Braunschweig. Typographische Gesellschaft. Die regelmäßigen Sitzungen der Gesellschaft wurden am Mittwoch, 12. September, wieder aufgenommen. Zu dem Vertretertag des V. D. T. G. am 23. September wurde unter Bewilligung der entsprechenden Diäten unser zweiter Vorsitzender, Herr Willy Schmidt, gewählt. In einem kurzen Referat entwickelte er die Forderungen, die er auf dem Vertretertag im Namen der Braunschweiger Typo graphischen Gesellschaft zu stellen beabsichtigt. Ueber die Johannisfestdrucksachen von 1906, welche von der Gesellschaft erworben und an diesem Abend ausgestellt waren, hielt Herr Emil Basse einen eingehenden Vortrag, an welchen sich eine längere Aussprache knüpfte. Allgemein wurde gesagt, daß ausgenommen von einzelnen wirklich ge diegenen und hervorragenden Arbeiten, die Mehrzahl sich nicht über den allgemeinen Durchschnitt erhebe. Der Arbeitsplan für die kommenden Winter-Veranstaltungen wird in Kürze den Mitgliedern gedruckt zugehen. Unter Leitung des Herrn Kunstmaler Schnüge soll der begonnene Zeichen kursus fortgesetzt werden; ferner findet im Anschluß an den vorjährigen lateinischen Sprachunterricht in diesem Winter ein solcher für englische Sprache unter Leitung des Herrn Korrektor A. Kesseler statt. Ferner sind viele fachwissenschaftliche Vor träge, darunter auch vom Deutschen Buchgewerbeverein in Leipzig, geplant. Außerdem werden die Kurse stets mit größeren Vorträgen oder Ausstellungen eingeleitet. H. S. Lübeck. Die Typographische Gesellschajt hielt am 13. September ihre erste Versammlung in diesem Winter ab. Der Vorsitzende, Herr T. v. Zawadzki, teilte u. a. mit, daß der zweite Vertretertag der deutschen Typographischen Gesellschaften am 22. und 23. September in Leipzig stattfinden werde. Außer zahlreichen Fachzeitschriften waren eine Reihe von Neuheiten verschiedener Schriftgießereien eingegangen. Zur Ausstellung kamen 28 Tafeln eines Wettbewerbs zur Erlangung einer Festkarte für das 25. Stiftungsfest des Bezirksvereins in Mannheim, und 12 Tafeln Liegnitzer Wettbewerb zur Erlangung einer Neujahrs karte. Im Anschluß an die Versammlung gab Herr Rathgens jun. einige äußerst interessante Schilderungen über seine vor mehreren Jahren nach Amerika unternommene Reise. In anschaulicher Weise skizzierte der Vortragende insbesondere den Betrieb der Zeitungsdruckereien in New York und berührte dann zum Schluß seiner Ausführungen Leben und Verhältnisse in Amerika. —n. Leipzig. Typographische Vereinigung. Ueber die Exlibris- Rundsendung des V. D. T. G. sprach in der letzten Sitzung Herr Karl Kinne. Die Bedeutung des Ausdruckes »Exlibris« erklärte Redner im ersten Teile seines Vortrages. Ueber die Vor geschichte des Exlibris gaben einige interessante Stellen aus dem Buche »Exlibris« von Walter von zur Westen Aufschluß; und-zur Frage: »Wie muß ein Exlibris beschaffen sein?« stellte der Vortragende einige Regeln auf. Die aus einem Wettbewerb der Typographischen Gesellschaft Berlin hervorgegangenen Entwürfe sind größtenteils Zeichnungen. Eine Hauptbedingung dieses Ausschreibens, nur in Satz und Druck auszuführende Arbeiten herzustellen, ist nur von wenigen Bewerbern beachtet worden. Auch gelang es nur einem Ver fertiger ein Motiv zu finden, das der Berliner Typographischen Gesellschaft eigentümlich ist. Die Gesamtarbeit zeigt, daß wir Buchdrucker wohl nicht in einen Wettbewerb mit den von Künstlern geschaffenen Exlibris treten können. Trotzdem dürfte aber manche mit modernem Material ausgerüstete Buchdruckerei sehr wohl in der Lage sein, hübsche individuell gehaltene und künstlerisch wirkende Exlibris herzustellen. Neuerdings hat man auch versucht, landschaftliche Motive zu Exlibris zu verwenden. Dies ist entschieden falsch, denn der Gegenstand der Darstellung auf einem Bücherzeichen soll möglichst zu seinem Zwecke oder zu der Person des Inhabers in Beziehung stehen. Die Durchberatung der Anträge zum Vertretertage bildeten den zweiten Tagesordnungspunkt. Sieben Anträge — einige auch wirtschaftlicher Natur — sind unserseits dem Vertretertage unterbreitet. V. Z. Dreifarbendruck gegen Citochromie Durch die immer mehr in Mode gekommene und für unser graphisches Gewerbe unentbehrlich gewordene Photographie, die wiederum Veranlassung war, unsere Re produktionstechnik zu nie geahnter Vervollkommnung zu bringen, wurde man im letzten Jahrzehnt wieder zu neuen Verfahren der Druckkunst geführt, und wo man irgend ein besseres Werk zur Hand nimmt, sofort fallen die Erzeugnisse der neuesten Vervielfältigungsverfahren in Gestalt von Drei- und Vierfarbendrucken, meisterlich aus geführt, in die Augen. Seit Erfindung des Dreifarbendrucks sind ungefähr 10 Jahre verflossen, und dieses Druckver fahren hat sich seit sieben Jahren in der Praxis eingebürgert. Später erfand Dr. Albert in München den Citochromiedruck, ein Vierfarbendruck-Verfahren, mit dem es gelang, Gegen stände oder Bilder, die sich im Dreifarbendruck nur mangel haft wiedergeben ließen, in vollständiger Originaltreue zu vervielfältigen. Dieses Verfahren fand, soweit die Buch druckkunst auf unserer Erde verbreitet ist, die größte Be achtung, nur von einigen Druckcreibesitzern, die, so scheint es, eine Art Privileg auf den Dreifarbendruck zu haben glaubten, wurde es ungnädig beurteilt. Diese Herren waren der Ueberzeugung, daß man ein beliebiges Bild eben sogut in drei Farben drucken könne und sich die vierte Platte sparen dürfe. Aus diesem Grunde und wohl auch infolge der Befürchtung, Mitbewerb zu erhalten, wird der Citochromiedruck in Vereinen und auf Ausstellungen an-