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D)APIER=UERARBEITUNG ■ Buchse werbens Tarif-Erneuerung im Buchdruckgewerbe Leipzig. Die hiesigen Buchdrucker- und Schriftgießer-Ge- hilfen haben am 22. September in einer stark besuchten Ver sammlung ihre Vertreter beauftragt, bei der in nächster Woche stattfindenden Tarifberatung] dahin zu wirken, daß ein Tarif vertrag von Organisation zu Organisation, ähnlich wie bei den Chemigraphen, zum Abschluß gelange. Die Prinzipale sollen in der Bekämpfung der Schleuderkonkurrenz unterstützt werden, dagegen erwarten die Gehilfen Verkürzung der Arbeitszeit und höheren Einfluß auf das Lehrlingswesen, pk Aehnliche Beschlüsse wurden den Vertretern der Ar beitnehmer fast in allen Gauen Deutschlands mitgegeben, wogegen sich die Versammlungen der Arbeitgeber fast durchweg gegen Verkürzung der Arbeitszeit aussprachen. Die Beratungen des Tarif-Ausschusses haben am 24. September im Papierhause zu Berlin begonnen. Berliner Typographische Gesellschaft In der Sitzung vom 18. September waren neuerdings eine größere Anzahl von Proben verschiedener größerer Berliner Papierhandlungen, sowie die letzten Neuheiten der Schriftgießereien ausgestellt. An Eingängen waren zu verzeichnen: eine Veröffent lichung der Gesellschaft zur Verbreitung klassischer Kunst, enthaltend ein Verzeichnis der durch Photographie und Kunstdruck reproduzierten Arbeiten Rembrandts, ein Proben heft der Buch- und Kunstdruckerei von Breitkopf & Härtel in Leipzig, einige von Herrn Gustav Jahn zur Verfügung gestellte Druckproben auf amerikanischem Kunstdruck papier mit glanzloser Farbe Ulmanine Nr. 27, von Herrn H. Kretschmann ein Prospekt über die Druckmaschine Expreß-Falke, welche in Flachdruck 4oooExemplare stündlich liefern soll (vergl. Nr. 74 S. 3076), sowie ein illustrierter Prospekt über die Vintschgau-Bahn mit Buchschmuck von Tony Grubhofer. Der Vorsitzende gab bekannt, daß Ein trittskarten zu der photographischen Ausstellung im Ab geordnetenhause zum Vorzugspreise von 30 Pf. bei ihm selbst und beim Schriftführer zu haben seien. Er wies darauf hin, daß die Ausstellung, abgesehen von den Farben drucken, auch in der wissenschaftlichen Abteilung sehr vieles Belehrende biete. Weiter teilte Herr Könitzer mit, daß er Billetts zu einem am 26. September in der Philharmonie stattfindenden Künstler-Konzert abgeben könne, und daß Mitglieder, welche auf Billetts zu den vom Verein für wissen schaftliche Vorträge veranstalteten Vortragszyklen reflek tieren, sich dieserhalb an ihn wenden möchten. Von besonderem Interesse sei hierbei eine Vortrags reihe des Herrn Geheimrat Prof. Dr. Miethe über moderne Illustrationstechnik unter besonderer Berücksichtigung der photomechanischen Reproduktionsverfahren, welche am 2. November beginnt und sich auf 5 Abende ausdehnt. Eine Offerte der Treptow-Sternwarte zur Entnahme einer größeren Anzahl von Eintrittskarten zu einem ermäßigten Gesamtpreise wurde für spätere Zeit zurückgestellt. Eine von Herrn Papai freundlichst zur Verfügung gestellte Nummer des New York Herald v. 5. August 1906 erregte allgemeines Interesse, sie zeigte auf der Titelseite die farbige Reproduktion eines Christus-Bildes von Michelangelo, dessen Original jetzt aufgefunden wurde, nachdem es 300 Jahre verschwunden gewesen war. Aus der Mitte der Versammlung wurde mitgeteilt, daß der Berliner Lokal-Anzeiger am letzten Sonntag allein 20 Seiten kleine Anzeigen enthielt. Hierauf gab Herr Könitzer eine lehrreiche Besprechung der ausgestellten Papierproben sowie auch der ausgelegten Schriftgießerei-Neuheiten. Sodann referierte Herr Lehfeldt über einige interessante Artikel aus dem letzten Jahrgang der Schweizer Graphischen Mitteilungen. Einer dieser Artikel behandelt die rationelle Ausführung von Drucksachen. Es wird in demselben darauf hingewiesen, daß bei zwei- und mehrfarbigen Drucksachen sehr oft die Satzkosten zu gering bemessen werden, die durch das Anfertigen mehrerer Paß formen entstehen, auch sei bei solchen Arbeiten der Druck schwieriger und daher kostspieliger, als vielfach angenommen werde. Ein zweiter Artikel aus der Feder des Herrn Smalian bemängelt, daß über den Akzidenzsatz soviel ge sprochen und geschrieben werde, der Werksatz aber fast garnicht erwähnt werde; es sei wünschenswert, daß auch Wettbewerbe für Werksatz veranstaltet würden. Der Referent bezweifelte, daß hierbei viel herauskommen werde, weil jeder Setzer dabei auf das Material angewiesen sei, das er in der Druckerei vorfinde, und das für solche Zwecke nicht immer geeignet sei. Ein weiterer Aufsatz des Herrn Wernicke »Erfahrungen eines Akzidenzsetzers« schildert den Werdegang einer Akzidenzarbeit. Nach der Ansicht des Referenten verteuert die von dem Verfasser auch bei einfachen Arbeiten emp fohlene Anfertigung von Klebe-Skizzen die Arbeit un gebührlich. Diese Skizzen seien übrigens auch vollkommen überflüssig. Besonderes Interesse erweckte ein Artikel »Buchdrucker und Künstler«, welcher eine ziemlich scharfe Polemik zwischen dem Verfasser Herrn Wernicke und dem Maler Paul Bürk hervorgerufen hätte. Der Referent bemerkte hierzu, Herr Wernicke habe jedenfalls vergessen, daß nicht die Künstler sich unberufener Weise den Buchdruckern aufgedrängt hätten, sondern daß auf Anregung der Kunst gelehrten die Buchdrucker die Künstler zur Mitwirkung und zur Einflußnahme an ihren Arbeiten herangezogen hätten, darum sei es unrecht, wenn Fachschriftsteller, wie Herr Wernicke, die Künstler jetzt als unberufene Eindringlinge angreifen, und die schroffe Abfuhr, die Herr W. durch den Maler Bürk erfahren habe, müsse als gerechtfertigt be zeichnet werden. Schließlich empfahl Herr Lehfeldt den Mitgliedern, sie möchten dahin wirken, daß in der Druckerei mehr Fachblätter gelesen werden, die unter den Mitgliedern zirkulieren könnten. Durch Vermittlung der Vertrauens männer in den Druckereien könne die Sache in die Wege geleitet werden. Die Herren Senf und Könitzer erkannten dankbar an, daß die Künstler einen fördernden Einfluß auf die Ent wicklung der modernen Buchkunst ausgeübt hätten und be tonten, daß Handinhandgehen beider dem Buchdruck gewerbe auch ferner zum Segen gereichen werde. Herr Könitzer wies noch darauf hin, daß die Künstler vielfach Belehrung in bezug auf die Technik gesucht hätten, um ihre Arbeiten der Technik des Buchdrucks anpassen zu können. Das müsse anerkannt werden. Unter technischen Neuheiten führte Herr Könitzer das Blitzschließzeug des Herrn A. Kresting in Ruhrort vor. Es besteht aus zweiStahlklötzchen, welche durch eineSchrauben- spindel verbunden sind. Mittels eines Hebels, der wie bei einem Drillbohrer wirkt, können die beiden Klötzchen etwa 4 Cicero auseinander getrieben werden. Durch eine aufgelegte Schiene wird verhindert, daß der Hebel während des Druckes in Bewegung tritt, und durch Aufschrauben dieser flachen Schiene wird die Einfachheit dieses Schließ zeugs ziemlich aufgehoben; auch dürfte der ziemlich hohe Preis (2 Stück kosten 37 M.) einer allgemeineren Einführung im Wege stehen. Herr Heinrich teilte mit, daß sich die Rastergesellschaft Phönix, welche es jedem ermöglichen will, durch ein neues Verfahren druckfertige Autotypien in unglaublich kurzer Zeit selbst herzustellen, sich in Hamburg gebildet habe. Er fragt an, ob die Sache brauchbar sei. Herr Könitzer teilt mit, daß er von der Hamburger typographischen Gesellschaft, welche er um Auskunft gebeten, noch keine Antwort erhalten habe, er werde sich nochmals dahin wenden. Herr Görnitz ersucht diejenigen Mitglieder, welche sich an dem Kursus des Herrn Georg Wagner für Landschaftszeichnen nach der Natur beteiligen wollen, sich am 30. September nach mittags 3 Uhr auf der Liebesinsel bei Stralau zu versam-