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Neue Waren für den Zeichenunterricht Fortsetzung zu Nr. 74 Die unverwischbaren Farbstifte werden mit und ohne Holzschale verlangt. In der Regel bestimmt der Lehrer hierüber, und es empfiehlt sich daher, bei den Zeichen lehrern die nötigen Erkundigungen einzuziehen. Die Farb stifte dienen besonders zum Zeichnen auf Packpapiere, Tonpapiere und weiße Papiere. — Alle Farbstifte und Farb kreiden sollen giftfrei sein. — Von Bleistiften werden nach wie vor weichere Sorten gebraucht. Hier sind als Neuheit sechseckige Stifte zu erwähnen, welche die Angabe des Härtegrades auf allen sechs Seiten tragen. Gelegentlich wird auch in der Unterstufe schon mit Wasserfarben gearbeitet; in der Regel aber nur derart, daß der Lehrer aus seinem Farbkasten einen oder mehrere leichte lasierende Töne mischt, die er an die Schüler, die eine Zeichnung farbig anlegen sollen, verteilt. Der Schüler braucht also Farbnäpfchen und Pinsel, wenn auch noch keinen Farbkasten. Zu beachten bleibt vielmehr, daß um fangreichere Verwendung von Aquarellfarben erst in der Mittelstufe Platz greift. Die Ergänzung der Kreiden- und Farbstifte der Unter stufe bildet das vom Lehrplan vorgeschriebene Packpapier als Zeichenpapier. Nichts hat bei Einführung der Reform mehr Aufsehen und Kopfschütteln erregt als diese Vor schrift. Und doch kann man sich für die großzügige Dar stellung der bezeichneten Lehraufgaben kein passenderes Papier denken. Die weiche Struktur mit allen Unregel mäßigkeiten ist für Kohle- und Buntstiftzeichnung außer ordentlich geeignet. Außerdem war der geringe Preis mit ausschlaggebend. Weiße Papiere bilden einen meist zu starken Gegensatz zur Zeichnung, sind auch teurer; für die Versuche der Unterstufe sicher zu teuer. So ist es er klärlich, daß das Packpapier in graublauer oder graugelber Tönung sich trotz der ersten Ueberraschung sehr gut be währt hat. Das Packpapier wird in Einzelblättern und in Blöcken zum Preise von 5 und 10 Pfg. verlangt. Das Format schwankt zwischen 40 X 30 cm Zeichenfläche bis 32 X 23 cm. Mehr als zwei Größen brauchen kaum am Lager gehalten zu werden. Das Format richtet sich nach den in den Schulen einge führten Zeichenständern. Die Zeichenständer bilden einen umfangreichen Abschnitt für sich und werden als letzter Teil dieses Aufsatzes behandelt. Wo der gesamte Zeichen unterricht in besonderen Zeichensälen stattfindet, die Staffeleien oder Zeichentische enthalten, da werden Zeichen ständer in der Regel nicht gebraucht, denn sie bilden eben nur einen Ersatz für diese mangelnden Einrichtungen. Die Fabrikanten sorgen dafür, daß zu ihren Zeichenständern stets auch passende Zeichenblöcke vorhanden sind. Es gibt allerdings auch Zeichenständer, bei denen es auf die Größe des Blockes nicht ankommt, weil man den Block nicht einschiebt sondern nur auflegt. Ein weiteres Lehrmittel, das allerdings nur die Schule anzuschaffen hat, sind Blätterrahmen oder Blättermappen. Sie sollen frische oder getrocknete Pflanzenblätter auf nehmen, die als Zeichenmodelle dienen. Blätterrahmen be stehen in der Regel aus einem flachen Holz-, Papp- oder Metallrahmen in Quartgröße, mit einer Stütze zum Auf stellen. Diese Rahmen besitzen eine glasklare Zelluloidscheibe, hinter der das Blatt auf einen Karton gelegt oder geklebt ist. Bei Blättermappen fällt die Scheibe in der Regel fort, da die Pappe dann als Deckblatt dient. Bei Gebrauch wird dies Deckblatt nach hinten geschlagen und als Stütze benutzt. Da die Anfertigung solcher Mappen sehr einfach ist, und die Schüler selbst zum Teil zum Sammeln von Pflanzenblättern angehalten werden, soll dieses eigentlich zu den »Modellen» gehörende Gerät hier kurz erwähnt werden. *** In der Mittelstufe^ dem vierten und fünften Schuljahr, sind die Zeichengeräte nicht so neu und eigenartig wie die der Unterstufe. Dagegen sollte jede Zeichenwarenhandlung um so besser die Zeichnungstechniken kennen, die hier an gewandt werden, um die Qualitäten der Blöcke, Farben und Pinsel richtig zu treffen. Nach dem Lehrplan ist die Lehraufgabe folgende; „Der Unterricht geht von dem Zeichnen aus dem Ge- „dächtnis zu dem Zeichnen nach dem Gegenstände über. „Als Vorbilder dienen flache Gegenstände, insbesondere „Naturformen. Nach denselben Gegenständen werden „Uebungen im Treffen von Farben und in der freien Wieder- „gabe mit dem Pinsel („Pinselzeichnen") ohne Vorzeichnung „vorgenommen. Unter günstigen Umständen kann hier „auch schon mit dem Zeichnen nach einfachen Gebrauchs- „gegenständen (siehe 6. Schuljahr) begonnen werden. „Das Zeichnen aus dem Gedächtnis wird, auch nachdem „der Unterricht zum Zeichnen nach Gegenständen über- „gangen ist, fortgesetzt.“ Zeichenmodelle für das vierte Schuljahr sind: Natur blätter, Schmetterlinge und Libellen, Blätter von einfachster Gestalt, wie Wegerich, Maiglöckchen, Perückenstrauch, Rot buche, Flieder, Pfeilkraut, Ackerwinde, Osterluzei, Hasel wurz, Melde, Gundermann usw., von Schmetterlingen werden gewählt Baum- und Kohlweißling, brauner Bär, Apollo, Admiral, Wasserjungfer usw. Im fünften Schuljahr wird das Zeichnen schwierigerer Blätter gepflegt, Kastanien, Azalie, Ahorn, Zaunrübe, Wein, Nieswurz, Platane, Hahnenfuß, Feldmohn usw. Von den Schmetterlingen werdenPfauenauge,T rauermantel,Schwalben- schwänz, großer Fuchs, Labkrautschwärmer usw. gewählt. Neu hinzu kommen Fische: Barsch, Zander,Hecht, Karpfenusw. Das Ziel des Unterrichts ist, den Schüler zur Natur beobachtung anzuleiten und das Geschaute als Zeichnung wiederzugeben. Vor allen Dingen soll er eine klare Vor stellung des Gegenstandes im Gedächtnis behalten. Das Wiedergeben des Modells soll in lebendiger Weise ge schehen, unter Berücksichtigung der hauptsächlichsten Er scheinungen. Als Zeichenmaterial kommt neben dem der Unterstufe besonders der weiche Bleistift, weißes und getöntes Papier, Pinsel und Wasserfarbe in Betracht. Die Schüler erhalten beim Unterricht jeder einzeln oder gruppenweise ein Exemplar des zu zeichnenden Gegenstandes und versuchen, ihn nach eingehender Beobachtung aus dem Gedächtnis mit Kohle oder Kreide auf Packpapier darzustellen. An der Hand dieser Zeichnungen und des Naturbildes werden die für die bildliche Wiedergabe wichtigen Merkmale durch gemeinsame Besprechung festgestellt. Der Lehrer deutet den Gang der Zeichnung an der Wandtafel durch klare Striche an ^farbige Kreide}. Alsdann erfolgt die eigentliche Zeichnung des Schülers nach dem Modell entweder mit weichem Bleistift oder mit dem Pinsel, teils einfarbig (schwarz), teils bunt in Aquarelltechnik oder durch Ein legen einiger lasierender Töne in eine Bleistiftzeichnung. Beim Ausführen der verschiedenen Aufgaben wird häufig Tonpapier gebraucht; da die Aufgaben möglichst vielseitig sein sollen, wird der Schüler bald rötliches, bald graues oder grünes usw., bald weißes Papier gebrauchen. Er muß also eigentlich stets einen weißen und einen ge mischten Tonblock zur Verfügung haben; außerdem noch Packpapier. Bei Tonpapieren wird häufig zu Deckfarben, vor allem aber zu Deckweiß gegriffen. Jeder Schüler muß Näpfchen und Wasserglas, ferner eine Porzellan-Palette oder einen Tuschkasten haben, der als Palette zu ver wenden ist. Als Neuheit bietet auf diesem Gebiete Günther VPagner blanke, unlackierte Farbkästen mit Daumenloch an; die Farben in Näpfchen oder Tuben liegen in einem Ein satz, der herausgenommen wird, wenn der Kasten als Palette gebraucht werden soll. Die Frage, ob Tuben, halb feuchte oder Knopf- oder Stückfarben zu verwenden sind, bleibt dem Lehrer überlassen. Tuben werden im allge-