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Nr. 76 PAPIER-ZEITUNG 3r63 Postkarten-Ausstellung in Leipzig vom 9. bis 30. September. Zu den Erzeugnissen der Graphik, die dem größeren Publikum täglich zu Gesicht kommen, gehört auch die Ansichtskarte. Die von der rührigen Typographischen Vereinigung Leipzig im deutschen Buebgewerbehause angeordnete Ausstellung hat den Zweck, den Käufern und Sammlern die Unterschiede in der Technik der Ansichtskarten vorzuführen und die Besucher der Ausstellung dadurch zu befähigen, gute von minderwertigen Karten zu unterscheiden. Das Verzeichnis der Aussteller weist 106 Nummern auf. Ueber 3000 Karten sind auf schwarze Pappen aufgeklebt, die sich unter Glas und Rahmen befinden. Die einzelnen Serien sind nach Reproduktionsverfahren getrennt, und es ist für den Besucher leicht, die charakteristischen Merkmale jeder Aus führungsart zu erkennen und durch Vergleiche den Weizen von der Spreu zu sondern. Hierin liegt der große Wert dieser Aus stellung, denn unter den Ansichtskarten findet sich noch ge nügend Schund, und das kaufende Publikum gibt der Warenhaus und Jahrmarktsware oft genug den Vorzug. Die Ausstellung umfaßt vier Hauptabteilungen: a) Hochdruck- verjahren, b) Flachdruckverfahren, c) Tiefdruckverfahren d) Besondere Verfahren. Dazu kommt die Abteilung Neuheiten. Die vier Hauptabteilungen haben viele Unterabteilungen. Die Firma Dr. Trenkler & Co. in Leipzig-Stötteritz ist ihrer Größe und Leistungsfähigkeit entsprechend in den meisten Ab teilungen vertreten. Besonders hervorzuheben sind die großen farbenreichen Panoramakarten und die Tiergruppen aus dem Londoner Zoologischen Garten in der Abteilung Autochromotypie, sowie die Chrysanthemum-Serie in Lichtdruck mit Handkolorit. Die Kunsthandlung Koch & Bitriol, Dresden-A., stellt 8 Tafeln Vierfarbendrucke aus. Auch die Gravuren von Sirven-Toulouse und Obernetter-München in der Kupferdruck-Abteilung und die reizenden Kinderköpfe in mehrfarbiger Bromsilberausführung sind Arbeiten erstklassiger Firmen. Die Photoglob Co., A.-G., Zürich und die Vereinigten Kunstanstalten A.-G., Kaufbeuren- München beschickten die Ausstellung durch ihren Leipziger Ver treter Carl Güttich. Einige Karten der Photoglob Co. sind nach dem Verfahren von Orell Füßli, Zürich, hergestellt. Die Drei- und Vierfarbendrucktafeln der Firmen Förster & Borries in Zwickau, C. Andelfinger & Co., München, Gensel & Dabelow, Hamm i. Westf. sind sehr achtungswerte Leistungen. Viele ein- und mehrfaibige Bromsilberkarten in den verschiedensten Aus führungsarten undFormaten stellt die Aktiengesellschaft Aristophot in Taucha bei Leipzig aus. Dammeyer & Co., Berlin-Schöneberg und Vogel & Wahl, Leipzig, sandten Beiträge in mehreren Aus führungsarten. Naturfaibenaufnahmen nach Prof. Miethes System und eine größere Sammlung ein- und mehrfarbiger Bromsilber karten geben einen Beweis von der Leistungsfähigkeit der Firma Rotophot, Gesellschaft für photographische Industrie m. b. H., Berlin SW. Autochromkarten in 3-, 4-, 5-, und 6 farbiger Aus führung, die teils nach eigenem Verfahren hergestellt sind, sowie einfarbige Lichtdruckkarten und solche in Handkolorit stellt die Firma Sinsel & Co. in Leipzig-Oetzsch aus. In der Abteilung Kupferdruck sind G. Heuer & Kirmse, Berlin-Halensee, am stärksten und besten vertreten. Die meisten der ausgestellten Karten sind Heliogravüren nach Tuschzeichnungen, nur einige sind Heliographien nach alten Stichen oder Federzeichnungen. Auch einige Radierungen sind vertreten. Die berühmten Simplicissimus-Künstlerkarten von F. von Recznicek aus dem Kunstverlage Albert Langen, München, in Heliogravüre - Aus führung mit Handkolorierung dürften viel Freunde finden. Die in dem kleinen Städtchen Bürgel i. Thür, ansässige Firma Alfred Eisenach stellt prächtige Blumenkarten in Farbenlichtdruck aus. Sie sind in 6 bis 8 Farben ausgeführt. Als vorbildlich in der Druckausführung gelten die einfarbigen und kolorierten Licht druckkarten aus dem Kunstverlage Wilhelm Köhler in Bonn am Rhein. Die Kunst- und Verlagsanstalt Bürger & Co., München, beschickte die Ausstellung mit großen Panoramakarten in 12-und 14 farbiger Ausführung. Beachtenswert sind auch die Tafeln in der Abteilung Vierfarbenbuchdruck und Chromolithographie derselben Firma. Die Kunstanstalt vorm. Gustav W. Seitz, A.-G., Wandsbeck bei Hamburg, ist mit hübschen Beiträgen in den verschiedenen Abteilungen vertreten. Die Leipziger Firmen Adolf Forker und Wezel & Naumann bieten ebenfalls ihr Bestes. Die Lichtdruckanstalt Trau & Schwab, Dresden, stellt ihre Erzeugnisse unter den verschiedensten Bezeichnungen aus. Sehr stark hat sich auch die Kunst- und Verlagsanstalt M. Glückstadt & Münden, Hamburg, an der Ausstellung beteiligt; außer Alben in allen Größen und Formaten, sind Lichtdruckkarten ausgestellt. Aparte Photochrom- und Lichtdruckkarten sind auch von den Vereinigten Kunstdruckereien Metz & Lautz, G. m. b. H., Darmstadt, aus gestellt. Eine Serie hübsch kolorierter Lichtdruckkarten — An sichten von Dresden — von Kurt Krause, Kolorieranstalt, Dresden-A., und eine kürzlich im Verlage von Louis Permitzsch, Leipzig, erschienene Künstlerpostkarten-Serie »Wagners Helden gestalten« — Lichtdruck in Doppeltonfarbe — verdienen erwähnt zu werden. Neuheiten in Glückwunschkarten für Weihnachten und Neujahr bieten Alfred Schulze und Paul Finkenrath, G. m. b. H., Berlin. Eine interessante Neuheit: »Verfahren zur Her stellung von Mehrfarbendrucken mittels einer Hochdruckform« — Patent Nr. 163626 — wird von E. Rottmann, Dresden, illustriert. Das Verfahren gestattet, mit nur einem Klischee vielfarbige Drucke in unbegrenzter Farbenanzahl zu drucken. Eine Serie Postkarten, welche mit Zelluloid-Tonplatten gedruckt sind, stellt Feodor Wagner, Gravieranstalt, Dresden 19, aus. Für Blumen karten eignet sich dies Verfahren ausgezeichnet, da das Zelluloid die Farben ebenso frisch abgibt wie sie aufgetragen werden. Eine Postkarten-Neuheit ist die vor kurzem erschienene Früchte- und Beerenobst-Serie von Hugo Rösch, Leipzig. Die Karten sind reliefartig geprägt, und durch Spritzmalerei wird den Früchten natürliche Färbung gegeben. Der Glanz, der die Wirkung be deutend heben würde, fehlt jedoch den Früchten. Ein fertig eingerahmtes Bild mit Messingschildchen zeigt die Albumpost karte der Kunstanstalt Gebrüder Drießen, Aachen. Einige Neu heiten in Chronik- und Aufstellpostkarten von Richard Jaekel, Querfurt, und eine Serie mit der Hand gemalter Karten von Otto Faux in Stallupönen bilden den Schluß der Neuheiten- Abteilung. Die Ausstellung, welche am 9. September eröffnet wurde und bis Ende des Monats dauert, hat sich regsten Besuchs und lebhaftester Anerkennung seitens der Sammler und Käufer zu erfreuen. Man darf annehmen, daß diese Ausstellung, die als eine Wanderausstellung gedacht ist und nach Städten, in denen Typographische Gesellschaften bestehen, weiter gegeben wird, für die Entwicklung der Ansichtskarte in künstlerischer Hinsicht wertvoll ist. Der geschmackvoll ausgestattete Führer durch die Post kartenausstellung ist zugleich ein Wegweiser durch die modernen Reproduktionsverfahren. F. Z. Berliner Faktoren-Verein. In der Sitzung vom 15. September wies der Vorsitzende darauf hin, daß die Berufung einer außer ordentlichen General-Versammlung des Deutschen Faktorenbundes für den Bund als eingetragenen Verein schon aus juridischen Gründen notwendig gewesen sei, um schon vor der im nächsten Jahre stattfindenden ordentlichen Generalversammlung Beiträge von den Prinzipalen entgegennehmen zu können. Diese Beiträge würden durch die Kosten, welche die Generalversammlung ver ursacht, mehr als aufgewogen. Die Versammlung begrüßte die durch den Bundesvorstand eingeleitete Verbindung mit der Prinzipalität als Förderung des Bundes, sie empfahl der General versammlung, die Frage der zeitweiligen Hinausschiebung der Altersgrenze für die Aufnahme in den Bund als Agitationsmittel zur Gewinnung weiterer Mitglieder zu erwägen, Satzungsände rungen aber aus juridischen Gründen bis zur nächstjährigen Generalversammlung zu verschieben. Die Urwahl der Dele gierten ergab folgende Herren: Richter, Wieck, Deutsch, Siebert, Wangerin, Eisemann. —e—• Eingänge Führer durch die Postkartenausstellung in Leipzig. Die typographische Vereinigung zu Leipzig veranstaltet zur Zeit im Buchgewerbehaus eine Postkarten-Ausstellung (vergl. vorstehenden Bericht), die am Sonnabend, 9 Sep tember, eröffnet wurde und bis zum 30. September täglich umsonst gezeigt wird. Die Veranstalterin hat zu dieser Ausstellung einen Führer herausgegeben, der den Besuchern nicht nur die Verleger der ausgestellten Karten serien nennt, sondern vor allem auf die Unterschiede im Druck und der sonstigen Herstellung der Karten auf merksam macht. Nicht genug mit der Angabe der Her stellung und Technik bei den ausgestellten Karten, die ver schiedenen Druckverfahren werden dem Leser in besonderen Aufsätzen beschrieben, und gut ausgewählte Beispiele, teils in den Text gedruckt, teils als Beilagen, ermöglichen auch dem Unkundigen genaue Prüfung der Ergebnisse bei den verschiedenen Verfahren. Der »Führer« verdient wegen dieser Arbeiten, die sämtlich von Mitgliedern der Typo graphischen Vereinigung herrühren, weiteste Verbreitung in den Kreisen der Postkartensammler; aber auch viele von den Angehörigen der graphischen Berufe werden Vorteile aus ihm ziehen, da gewöhnlich jeder nur seine besondere Tätigkeit genau zu kennen pflegt. Dem sorgfältig gewählten Inhalt entspricht die Ausstattung, welche nicht kostbar, aber sehr geschmackvoll ist. Besondere Erwähnung verdienen die von den Mitgliedern der Vereinigung gezeichneten Kopf leisten, bei denen leider zum Teil das Mittelstück nicht gelungen ist, weil man auf dem verfügbaren, sehr geringen Raum zu viel zeigen wollte. Der Führer kann zum Preise von 30 Pf. von der Typographischen Vereinigung Leipzig bezogen werden.