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Nr. 79 PAPIER-ZEITUNG 3055 Kopierseiden Ihr 652. Schiedspruch über Kopierseiden in Nr. 74 S. 2860 liegt vor mir und nötigt mich zu folgenden Betrachtungen und Fragen im Interesse aller Tintenfabrikanten, Schreibwarenhändler sowie aller kopierenden oder auf Kopien angewiesenen Mit menschen. Gleich mir haben wohl schon viele Andere . die höchst un erfreuliche Beobachtung gemacht, daß ein Kopierpapier nur sehr schwache oder kaum leserliche Kopien gibt gegenüber einem äußerlich durchaus nicht davon unterscheidbaren, obgleich beide Male genau gleich nach einer der bekannten Arbeitsweisen verfahren wurde. Und da frage ich: 1. Worin besteht nun eigentlich die Materialverschieden heit? Ist der Rohstoff ein anderer, oder die Leimung unrichtig, oder welche inneren Fehler sonst sind die eigentlichen Ursachen dieser Verschiedenheiten? Wenn man nicht mit Kopierblättern arbeitet, sondern die m. E. sicherere Methode des Anfeuchtens mit nachfolgendem Ablöschen des überschüssigen Wassers an wendet, dann sieht man ja deutlich an dem plötzlichen oder langsamen Durchnässen des Kopierpapiers, ob man gutes oder schlechtes Kopierpapier vor sich hat, aber welches sind denn nun eigentlich die Ursachen dieser so sehr abweichenden Er scheinungen? 2. Ist tatsächlich die Herstellung eines guten, also schnell sowohl Feuchtigkeit als Schrift avfnehmenden Papiers so viel kostspieliger oder schwieriger, oder worin bestehen die pe kuniären oder technischen Verschiedenheiten? Und nun bedenke man die vertausendfachten Aergernisse, die alle aus mangelhaften und schlechten Kopierpapieren ent stehen! Der Hauptleidtragende ist natürlich Immer der Besitzer eines solchen hundertmal verwünschten miserablen Kopierbuchs, wenn hat man mal die ersten Briefe und dgl. in das Unglücks buch kopiert, so muß man nolens volens sich über alle 1000 Blatt stets von neuem ärgern. Wehe dem bedauernswerten Kontoristen oder Lehrling, der mal in der Eile zu mangelhaft anfeuchtete oder dann zu schnell kopierte! Wehe auch dem Schreibwaren- Händler, der das corpus delicti verkauft hat, und last not least: wehe dem geplagten Tintenfabrikanten, der dann von so und soviel Seiten auf einmal Klagen über seine Kopiertinten hören lund höflich zurückweisen) muß, obwohl man seit Jahren durch- ,? und überall mit denselben Qualitäten in jeder Beziehung 2 °>rieden war. v Ich .frage also zusammenfassend: Steht denn wirklich die enrbilligung bei der Herstellung des Kopierpapiers in nur Anfermaßen vernünftigem Verhältnis zu der Unsumme von Aerger, der sich bei so vielen Menschen Wochen-, ja monate- ngwtagtglich wiederholt? schi enn man oft in der Tagespresse von behördlicher Be- Nnlagnahme und Vernichtung von an sich ganz unschädlichen pnrungsmitteln usw. liest, z. B. Tausenden von Litern nur ge- die Kerter Welne, stark gewässerter Milch und dergl. Sachen, lei K einem Menschen irgendwie schaden würden, so kommt man hörht dazu, logischerweise auch hier ein Einschreiten der Be- sorde herbeizusehnen, wo es sich um die eigentliche Ursache unawerer nervöser, also gesundheitlicher Schädigungen handelt Kinszwar von unzähligen Menschen infolge solch miserabler aPlerpapierlieferungen und deren Verarbeitung! Wie wäre dem Vrh elfen? Ich bin überzeugt, Sie würden sich durch geeignete denshläge den Dank vieler Tausende sichern, in erster Linie iet t Dank der bedauernswerten Tintenfabrikanten, auf welche w 2 nach Ihrem 652. Schiedspruch diese ganze Partie Schund- woswie eine wilde Meute gehetzt wird, da diese (wieviel won1?) Bücher für Schreibmaschinenschrift überhaupt unver- "endhbar sind. -h hätte den Schiedspruch gefällt: Sein’D er Papierfabrikant hat keinerlei Anspruch, da das Papier Panin -weck vollständig verfehlt! Er muß jetzt nicht nur das fabrir zurücknehmen, sondern auch die der Geschäftsbücher- trag unnütz entstandenen Kosten der Umarbeitung in Bücher Und n und ist für allen daraus entstandenen Schaden haftbar. 4s von Rechts wegen!« Dr. C. G., Rödelheim Das rage 1 läßt sich nicht ein für allemal beantworten. Sausrangelhafte des Papiers beruht auf ungenügender meig ähigkeit, und diese wieder hat ihre Ursache in den gemten Fällen darin, daß der Papierstoff unzweckmäßig der I en.wurde und sich dadurch Zellstoffschleim bildete, Salem Papier pergamentartigen Charakter gibt und seine zhigkeit herabsetzt. stellt U Frage 2: Jede Papierfabrik, die Kopierseiden her- misch, 1St im eigenen Interesse bemüht, solche Stoff- das Erngen. zu nehmen und diese so zu verarbeiten, daß geleit gebnis brauchbar sei. Jedoch kann auch in der best- durcLe en Fabrik durch Unachtsamkeit der Arbeiter oder schicL.ungenügende Ueberwachung, etwa in der Nacht- da nn 1 ein Fehler in der Verarbeitung geschehen, der sich Sollte Im fertigen Papier fühlbar macht. Die Papierfabrik zur Wahrung ihres guten Rufes dafür sorgen, daß sie kein unbrauchbares Erzeugnis versendet. Anderseits ist es aber auch Pflicht des Kopierbücherfabrikanten, das ihm gelieferte Papier vor der Verarbeitung daraufhin zu prüfen, ob es gut kopiert, und ungeeignetes Papier zurück zuweisen. Aus der Begründung unseres Schiedspruchs geht hervor, daß die Kopierbuchfabrik Papier, wie das nach träglich beanstandete, wiederholt von derselben Fabrik an standslos bezogen und verarbeitet hat. Dieser Umstand war mitbestimmend dafür, daß unser Urteil milder ausfiel als das obige des geehrten Einsenders. Neue gebündelte Zeitungen Als Abonnent Ihrer Zeitung gestatten wir uns, Sie mit Gegenwärtigem um Ihre Meinung in folgender Streitfrage zu bitten. Mit einer bekannten Rohproduktenfirma schlossen wir etwa 40 Ladungen neue gebündelte Zeitungen ab, worunter wir auf weißem Papier schwarz gedruckte Tageszeitungen verstehen. Nun liefert uns fragt Firma aber in einer Ladung über die Hälfte Zeitungen aus rosa Papier und buntbedrucktes Material, wie die Ihnen heute per Post zugehenden Muster. Diese beiden Qualitäten gelten doch als Bunt- und Illustrationsdruck und sind für unsere Zwecke nicht verwendbar, da wir einen gleich mäßigen, silbergrauen Stoff aus diesen Abfällen erzeugen wollen. Wir stellten fragl. Ladung nun zur Verfügung, wogegen sich die Firma jedoch sträubt, mit der Behauptung, sie habe neue gebündelte Zeitungen geliefert, welche Farben dieselben haben, könne nicht in Frage kommen. Welche Bezeichnung führt das eingesandte Material im Abfallhandel, sind wir verpflichtet, es als neue gebündelte Zei tungen zu übernehmen? Der vereinbarte Preis entspricht neuen gebündelten Zeitungen. Können wir den Schluß annullieren, wenn uns fortwährend Ladungen zugehen, die uns zu Reklamationen berechtigen? Kartonfabrik Aussprache erbeten. Oesterreich - Ungarns Papierabsatz nach dem Ausland 1907 Nach einem Bericht des österr.-ungar. Generalkonsuls in Hamburg Unser Papierausfuhrgeschäft war bei gesteigerten Umsätzen und erhöhten Preisen recht befriedigend. Zur Entfaltung unserer Ausfuhr hat beigetragen, daß die Mehrzahl der leistungsfähigsten skandinavischen Papierfabriken Infolge Ausstandes der Arbeiter und Wassermangels einige Zelt aus dem Weltmarkt geschieden waren; der holländische Mitbewerb hat sich wesentlich ver ringert, da eine große Fabrik in Holland fallierte und den Be trieb einstellte; ferner kamen uns zustatten die teilweise er mäßigten Frachttarife ab Triest und die Beilegung des Frachten kampfes zwischen der deutschen Hansa-Linie und der englischen P. & O.-Dampfschiffahrtsgesellschaft, wodurch sich Verschif fungen über Triest und Fiume lohnender gestalteten. Da Auf träge reichlich vorlagen, konnten die notwendig gewordenen Preisaufschläge bis zum Herbst mei t durchgesetzt werden. Im Herbst hatte sich das Bild geändert. Die amerikanische Krise und die Geldschwierigkeiten in verschiedenen überseeischen Absatzgebieten hatten einen Stillstand zur Folge. Der bedeutende Ausfall von Aufträgen verursachte Ermäßigung der Preise und verschärftes Angebot seitens der deutschen Papierindustrie, welche in dieser Zeit eine Ausfuhr von 2—3 Mill, dz gegen 2 Mill, dz im Vorjahr aufweist. Die überseeische Erzeugung gewinnt immer mehr an Um fang. Japan baut mehrere neue Fabriken, und China sucht durch Herstellung gewisser Sondererzeugnisse einen immer größeren Teil seines Bedarfs im Lande selbst zu decken. Mexiko ver größert seine Papier-Industrie, welche durch Zölle bedeutend geschützt ist. In Druckpapier^ weiß und farbig (Affichenpapier), ist die Aus fuhr nach China und Japan erheblich zurückgegangen, denn Japan, welches früher Afiichenpapier in großen Mengen kaufte, zeigte geringen Bedarf. Einige österreichische Fabriken, welche eigens auf dieses Papier eingerichtet waren, mußten sich auf die Erzeugung anderer Sorten legen. Nur Britisch-Indien bot für diese Papiersorte ein größeres Absatzfeld. Kleinere Mengen gingen auch nach Südamerika. Die Fabrikation von Druckpapier hat sich in Norwegen und Schweden vergrößert und soll auch an Güte zugenommen haben. Das deutsche Druckpapiersyndikat (Verband Deutscher Druckpapierfabriken, G. m. b. H.) hat die in Deutschland noch außerhalb des Verbandes stehenden großen Druckpapierfabriken durch scharfen Wettbewerb gezwungen, sich der Vereinigung anzuschließen. Die Preise haben seitdem wieder ihre gewöhn liche Höhe erreicht. Die deutschen Fabriken waren ebenso wie die österreichischen für das Inland sehr gut beschäftigt und hatten infolgedessen für die Ausfuhr keine großen Mengen ab zugeben. Die Preise für belgisches holzfreies Druckpapier sind