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Nr. 97 PAPIER-ZEITUNG 3789 wird. Ein Druckabsteller ist zur Verhinderung von Ma kulatur oder Ermöglichung mehrfacher Einfärbung gleich falls vorgesehen. Das Farbwerk der Herkules ist ähnlich jenem der Viktoriapressen ausgebildet und weicht nur in der Art der Walzenführung ab, welche hier wegen der veränderten Stellung der Druckform in andrer Richtung erfolgen muß. Eine Vorrichtung zum An- und Abstellen der Bewegung des Walzenwagens ist ebenfalls vorgesehen. Der Antrieb der Maschine erfolgt mittels Friktions kupplung des Schwungrades, durch Einrücken des Hand hebels; beim Ausrücken tritt eine Bremsmuffe in Tätigkeit, Bild 103 die augenblicklichen Stillstand der Maschine bewirkt. Eine andre Vorrichtung gestattet automatische Ausrückung der Presse nach jedem Drucke, was besonders für größere, um ständliche Prägearbeiten, für Blattgolddruck und Punktieren wertvoll ist. Die Konstruktion der Herkules wird durch folgende, eingehendere Beschreibung dieser Presse beim Vergleiche mit der Querschnittskizze, Bild 103, klar. Der Druckkopf A mit dem Fundament B schwingt mit seinen beiden Schaukelarmen um Zapfen C und preßt beim Druck gegen den Anlagekörper D. Bei der Schwingung der Schaukelarme um die Zapfen C wird eine Kreisbogen linie beschrieben, die kurz vor dem Druck in einen gerad linigen Weg übergeht, was durch die Anordnung der Schlitz lager C, der Schaukelarme am Zapfen C bewirkt wird. Die parallele Bewegung des Druckkopfes zum Anlegekörper wird durch die Knaggen F und die Führungen G gesichert. Als besondere Einrichtungen werden am Druckkopf bei A x der Schließhaken der Form mit seiner Zugfeder und die Gasheizvorrichtung mit den Luftlöchern A 3 gezeigt. Der Anlagekörper ist an der unteren Auflage keilartig ausgebildet und wird bei der Druckstellung durch Ver schiebung des Keils E gehoben oder gesenkt. Für diesen Zweck hat der Keil E an dem einen Ende eine kurze Zahn stange E u in welche das Zahnradsegment E 3 des Druck stellers eingreift, wodurch Verschiebung des Keils und Reglung der Druckspannung bewirkt wird. Die Pleuelstangen H, welche den Druckkopf zum An lagekörper und von dort wieder zurückführen, sind oben am Druckkopf bei H, und unten am Kniehebelkörper K bei H t angelenkt. Der Kniehebelkörper K besteht aus einem einzigen aus Stahlguß hergestellten Stück, dessen Rücken K x in' einer halbkreisförmigen Pfanne schwingt. An seiner unteren Seite hat der Kniehebelkörper die fest geklemmten Lagerzapfen K 2 für die Druckstangen L, deren andere Enden an die Kurbelzapfen L t angreifen. Der Kniehebel- oder Vollkörper ist in seiner halbkreisförmigen Pfanne in der ganzen Breite der Maschine eingelagert, eine Anordnung, welche den Vorteil besonders großer Wider standsfähigkeit bietet und jedes Federn unter schwerem Druck ausschließt. Der Vollkörper hat hin und her pendelnde Bewegung, welche durch die Pleuelstangen dem Druckkopf mitgeteilt wird. Diese Art der Bewegung hat den Vorteil für sich, daß der Druckgang niemals in die Stellung des toten Punktes kommen kann, sodaß an dieser Presse Festsitzen im Druck unmöglich wird. Das Farbwerk besteht aus mehreren Masse- und Stahl reibwalzen, nebst zwei verschieden großen Farbzylindern M und M,; es hat vier Auftragwalzen N mit den Reitern N. Die beiden Farbzylinder und der Wechselreiber Q be sitzen abstellbare seitliche Bewegung. Der Antrieb des Walzenwagens erfolgt durch die Hebelarme 0 und O t , welche an der Hebelwelle P befestigt sind. Für die Führung des Walzenwagens sind sowohl am Farbwerk, als auch am Druckkopf Kulissen R angebracht, und bei 5 ist eine Kurve, in der sich der obere Teil der Kulisse scharnier artig bewegt, da er sich bei der Druckgangbewegung senkt und beim Hochheben des Druckkopfes mit hochgeht. Bei T wird noch ein Stellhebel gezeigt, der für die Laufschienen stellung in den Kulissen dient. Die Vorrichtung zum Ein- und Ausrücken des Walzenstuhls ist in der Skizze nicht ersichtlich, wohl aber in Bild 102, und sieht man hier an der rechten Seite den ovalen Ring des Ausrücker- Handgriffes. Die Herkulespressen werden von der Maschinenfabrik Rockstroh & Schneider Nchfg. A.-G. in Heidenau in sechs Größen vom Format 25X35 cm bis 55X70 cm gebaut und je nach Wunsch mit oder ohne Farbwerk geliefert. Interessant sind die Angaben dieser Fabrik über die Druckkraft der Presse, welche bei den einzelnen Modellen verschieden ist und mit ihrer Größe steigt. Die verschiedenen Größen der Herkules haben danach folgende Druckkraft: Nr. I etwa 90000 kg Nr. IV etwa 230000 kg „ II „ 120000 »„ „ V „ 300000 » „ III »* 160000 » » VI » 375000 » Die Herkulespresse ist vorzugsweise für schwersten Präge- und Färb- oder Golddruck, sowie für Arbeiten, bei denen Druck und Prägung oder Prägen und Schneiden oder Drucken, Prägen, Ritzen und Schneiden in einem Arbeitsgang vorgenommen werden, berechnet und leistet je nach dem Format 900—1200 Drucke in der Stunde. Fortsetzung folgt. Unfälle in Berliner Druckereien. Die Gewohnheit, an den Ecken umgeschlagene Bogen während des Druckes durch einen schnellen Griff unter den Anlegetisch der Schnellpresse seit wärts zu ziehen, um sie auf dem Auslegetisch durch ihre schiefe Lage kenntlich zu machen, hat schon häufig schwere Unfälle durch Quetschung der Hand zwischen Druckzylinder und Band rolle der Schnellpresse herbeigeführt. Vor einigen Tagen erlitt der Maschinenmeister Fritz Siewert in der Buchdruckerei E. auf diese Weise eine schwere Verletzung der linken Hand. Auch die Unfälle an Tiegeldruckpressen durch Hinübergreifen über die vorhandene Schutzvorrichtung sind in letzter Zeit wieder häufiger vorgekommen, so erlitten der Drucker Hermann Selchow in der Buchdruckerei L. und der Anleger Richard Klose bei R. & G. bei dieser Umgehung der Schutzvorrichtung schwere Quetschungen der rechten Hand. In zwei anderen Fällen hatten sich die Arbeiterin Marie Festing und der Lehrling Ewald Hemm unbefugt an der Tiegeldruckpresse zu schaffen gemacht und waren mit den Händen zwischen Tiegel und Druckform geraten. Es ist dringend nötig, besonders jugend liche Personen beim Eintritt in die Druckerei auf die Gefahren des Betriebes aufmerksam zu machen.