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3054 PAPIER-ZEITUNG Nr. 79 finden sich Erzeugnisse der Papier-Industrie und der verwandten Gewerbe in folgenden Gruppen und Klassen : Gruppe i (Klasse i—6): Erziehung und Unterricht. Gruppe 2 (Klasse 7—io): Kunstwerke : Klasse 7 : Malerei, Kartone, Zeichnungen; Klasse 8: Gravüre und Lithographie. Gruppe 3 (Klasse n—18) : Instrumente und Verfahren in Literatur, Wissenschaften und Künsten: Klasse n: Typographie, verschiedene Druck verfahren ; Klasse 12: Buchhandel, Musikwerke, Buch binderei, Zeitungen, Anzeigeplakate; Klasse 13 : Photographie ; Klasse 14: Geographische und kosmographische Karten und Apparate, Topographie. Gruppe 12 (Klasse 66—75): Ausschmückung und Möblierung der öffentlichen Gebäude und der Wohnungen: Klasse 68: Papiertapeten. Gruppe 15 (Klasse 92—100): Verschiedene Industrien : Klasse 100: Spiel waren. Gruppe 18 (Klasse 113—115): Praktischer Unterricht usw. Gruppe 20 (Klasse 120—125): Land- und Seestreitkräfte : Klasse 123: Kartographie, Hydrographie, ver schiedene Instrumente. Aus den allgemeinen Bestimmungen für die Weltausstellung in Brüssel seien kurz folgende bemerkt: Die Ausstellung soll Ende April 1910 eröffnet werden und wenigstens sechs Monate dauern ; die Ausstellungsleitung behält sich das Recht vor, die Ausstellungsdauer bis zum 15. November zu verlängern. Die Leitung der Ausstellung liegt in den Händen des Ver waltungsrats der Aktiengesellschaft für die Brüsseler Welt ausstellung. Dieser hat seine Vollmachten an eine Ausstellungs leitung übertragen, deren Beschlüsse durch zwei General direktoren ausgeführt werden. Die Aussteller können mit der Ausstellungsleitung nur durch Vermittlung des Reichskommissars verkehren. Der Urheber- und gewerbliche Rechtsschuts wird (wie auf der Lütticher Ausstellung) durch besondere Verordnung geregelt werden. Die Beamten, welche mit dem Aufsichtsdienst betraut sind, werden die Weisung erhalten, jedes Abzeichnen, Kopieren, Messen oder Photographieren sowie jede Reproduktion mittels Modellierens oder Abformens der ausgestellten Gegenstände ohne Erlaubnis der Aussteller zu verhindern. Die Ausstellungs leitung übernimmt indessen keine Verantwortlichkeit für Ueber- tretungen dieser Bestimmung, sei es infolge von Nachlässigkeit ihrer Angestellten, sei es infolge Zuwiderhandelns gegen ihre Anordnungen. Die Ausstellungsleitung behält sich das Recht vor, die Reproduktion und den Verkauf von Gesamtansichten zu gestatten. Die Aussteller können sich dieser Reproduktion und dem Verkauf nicht widersetzen. Alle Dekorationen und Arrangements deutscher Aussteller unterliegen der Genehmigung des Reichskommissars. Auf allen belgischen Staatsbahnen wird für die aus dem Auslande stammenden Güter Jreier Rücktransport gewährt. Die Ausstellung bildet ein Zollzwischenlager. Fremde Aus stellungsgegenstände können mit vorläufiger Befreiung vom Ein gangszoll unter der Bedingung späterer Ausfuhr und unter Beob achtung der von der belgischen Regierung vorzuschreibenden Formalitäten eingeführt werden. Die Aufstellung der Ausstellungsgegenstände muß vor dem 15. April 1910 beendet sein. Ein internationales Preisgericht wird seine Arbeiten möglichst bald nach Eröffnung der Ausstellung beginnen. Die Preise be stehen in Diplomen für den großen Preis, in Ehrendiplomen sowie in Diplomen für die goldene, silberne, bronzene Medaille und für ehrenvolle Erwähnung. Diesen Diplomen kann eine Medaille beigegeben werden. Die Preisverteilung findet vor Schluß der Ausstellung statt. Geschäftslage im Papiergewerbe Berlin, 24. September 1908 Wollte man die Lage im Papiergewerbe nur nach den Be richten über den Arbeitsmarkt beurteilen, so würde man zu einem überaus ungünstigen Gesamteindruck gelangen. Denn in keinem andern Gewerbe hat sich im Laufe des Jahres das Ver hältnis zwischen Angebot und Nachfrage, so zum Nachteil der Arbeitsuchenden verschoben wie im Papiergewerbe. Nicht nur, daß der Andrang sehr viel stärker ist als im vorigen Jahre, er hat auch gegenüber dem Januar dieses Jahres noch erheblich zugenommen. Kamen doch auf 100 offene Stellen im Juli des vorigen Jahres 165,74 Arbeitsuchende, im Januar 1908 schon 226,54, im Juli dieses Jahres aber gar 340,92. Das bedeutet eine ganz ungewöhnliche Verschlechterung des Arbeitsmarktes, die aber keineswegs in der Hauptsache aus der Abnahme des Be schäftigungsgrades im Papiergewerbe, sondern in einer außer gewöhnlichen Steigerung des Angebots zu erklären ist. In den verschiedenen Zweigen der Papierherstellung und Ver arbeitung werden viel ungelernte Arbeitskräfte beschäftigt. Bei dem großen Arbeitsmangel aber, der infolge des gewerblichen Rückgangs gerade für ungelernte Arbeiter entstanden ist, drängen sich die Arbeitsuchenden in viel höherem Grade um offene Stellen, als es der Fall wäre, wenn das Ueberangebot der Un gelernten einen normalen Umfang hätte. Aus anderen Gewerben dürfte also ein starker Zuzug ungelernter Arbeiter nach dem Papiergewerbe stattgefunden haben. Daß allerdings auch der Beschäftigungsgrad in den verschiedenen Zweigen des Papier gewerbes im laufenden Jahre eine Abnahme erfahren hat, ist zweifellos und ergibt sich schon aus einer gewissen Forcierung der Ausfuhr, die im laufenden Jahre gegenüber 1907 gestiegen Ist. Die Gesamtausfuhr der deutschen Papierindustrie hat zu-, genommen, obwohl die Tapetenausfuhr eine Einbuße von mindestens 1 Mill. M. erfahren hat. Allein für Druck- und Pack papier bezifferte sich die Ausfuhrsteigerung auf rund 2 Mill. M. Auch die meisten Fabrikate der Papierverarbeitung verzeichnen noch eine Steigerung des Auslandsabsatzes. Es sei nur des Beispiels halber auf die betriebsame Ansichtskarten-lndustrle verwiesen, die ihre Ausfuhr von 11,68 auf 12,39 Mill. M, zu er höhen wußte. Trotz dieser Steigerung der Ausfuhr stockte der Inlandsmarkt empfindlich, ohne daß indessen die Gesamtlage im Vergleich zur Lage in andern Gewerben als ungünstig be urteilt werden müßte. Bei den Papierfabriken gehen die Auf träge etwas schwächer ein; trotzdem werden sie aber im allge meinen auch für das laufende Jahr mit ziemlichem Nutzen arbeiten können. Sie haben die bisherige Abschwächung, die seit Mitte vorigen Jahres datiert, recht gut überwunden. Ver teilten doch die Aktiengesellschaften, die bis Ende August ihre Bilanz veröffentlicht haben, auf ein Grundkapital von 80 Mill. M. noch eine Dividende von 15,8 v. H. Wenn auch die ein zelnen Gesellschaften von diesem Durchschnitt sehr stark ab weichen, so beweist die Ziffer doch Immerhin, daß die gut ver dienenden Gesellschaften vorherrschen. Gegen 1906/07 ist aller dings ein Rückgang der Erträgnisse eingetreten, der aber wenig ins. Gewicht fällt, er betrug nur 0,8 v. H. des Grundkapitals. Wenn der Verbrauch von Papier in der Papierverarbeitung seit Beginn des Umschwungs In ungewöhnlichem Grade nach gelassen hätte, so wäre für die eigentlichen Papierfabriken größere Einbuße des Dividendenerträgnisses eingetreten. Auch für das laufende Jahr dürften die Aussichten noch verhältnis mäßig günstig sein, denn innerhalb des Papiergewerbes zeigt sich Unternehmungslust von einer Stärke, wie sie sonst nicht zu beobachten ist. Ist doch die Summe der Neuanlagen im laufenden Jahre erheblich größer als 1907: für Neu gründungen und Kapitalserhöhungen wurden in den ersten 8 Monaten des laufenden Jahres Insgesamt 26,77 Mill. M. an gefordert gegen 15,75 Mill. M. im Vorjahr. Allerdings handelt es sich bei diesen Neuanlagen keineswegs immer um die Ab sicht, die bisherige Erzeugung zu vermehren; bei Umwand lungen von Privatbetrieben In Aktiengesellschaften oder Ge sellschaften m. b. H. fällt diese Absicht sogar meist weg. Aber auch unter Berücksichtigung dieses Umstandes ist die Be tätigung der Unternehmungslust im Papiergewerbe lebhafter als im Vorjahre. Nur ein Zweig des Papiergewerbes befindet sich in einer recht unerfreulichen Lage: das ist die Tapeten industrie. Ihr Auslandsabsatz hat abgenommen, aber noch weit stärker fällt die geringere Kaufkraft des Inlandsmarktes ins Ge wicht, die aus der Abnahme der Bautätigkeit folgt. Inmitten dieser ungünstigen Marktlage stehen die früher durch Preis konvention zusammen gehaltenen Fabrikanten in zwei Lagern, die sich gegenseitig befehden und dabei die Preishöhe merk lich beeinträchtigen. Beide Gruppen fühlen sich in diesem Kampfe noch ungeschwächt, wenigstens lassen sie die Außen stehenden nichts von einer Schwächeanwandlung merken. Aber es ist doch nur eine Frage der Zelt, wie lange dieser gegen seitige Wettbewerb noch fortgesetzt werden kann. Die eine Gruppe findet ihren Rückhalt in der Unterstützung der Tapeten händler, die andere dagegen in den ansehnlichen finanziellen Mitteln, die sie sich durch Gründung der Tapetenindustrie-A.-G. in Altona zu verschaffen gewußt hat. Daß der jetzige Zustand namentlich in der gegenwärtigen Zelt allmählich unhaltbar wird, das wird wohl in beiden Lagern immer mehr erkannt, wenn auch keineswegs zugestanden. Noch ist ja auch kein gangbarer Weg zur Annäherung der beiden Gruppen gefunden. A. C. Der geehrte Verfasser stützt offenbar seine Ansicht über den Ertrag der Papierfabriken hauptsächlich auf die Dividenden der Aktiengesellschaften. Jedoch wird nur ein Teil der Papierfabriken in Form von Aktiengesell schaften betrieben, und diese verfügen zum Teil über stille Rücklagen, die in schlechten Zeiten herangezogen werden, damit die Dividende nicht schroff zurückgeht. Das aufgeführte Durchschnittsergebnis von 15,8 v. H. wird u. a. sehr stark durch die 25prozentige Dividende einer mit 19 Mill. M. Kapital unter ausnahmsweise günstigen Ver hältnissen arbeitenden Zellstoffabrik beeinflußt. Unseres Wissens machen die Papierfabriken jetzt eine recht schwere Zeit durch.