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NCHREIBWAREN-HANDEL M J Nr 91 CS^Z? 12. November 1908 | Lehrergehälter und Pestalozzi-Vereine in Preußen Werden wir steuerzahlenden Schulheft-Fabrikanten und -Händler jetzt bei der Aufbesserung der Lehrergehälter es auch nicht vergessen, unsere Abgeordneten zu bitten, dafür zu sorgen, daß den Lehrern streng untersagt werden möchte, die Pestalozzi- oder ähnlichen Vereine geschäftlich weiter zu unterstützen? Wie 'in den Regierungsbezirken Liegnitz, Potsdam, Frank furt a. O. (bis auf ein paar Städte) z. B. der Verkauf von Schreibheftliniaturen, von Heften usw. aussieht, ist ja allgemein bekannt. Es werden — bis auf jene paar Städte — nur Pestalozzi-Schreibhefte ge- und verkauft. Ich meine, es ist jetzt der geeignete Augenblick, in dieser Frage endlich Entscheidendes zu unternehmen. Der Handel — dem Handel! Sch. Maschinenschrift kopieren Ans London I. Wie kann man schlecht lesbare Schrift im Kopierbuch (Schreibmaschinenschrift) besser lesbar machen? II. Gibt es ein Mittel, um Briefe, die mit Nichtkopierband geschrieben sind, zu kopieren? Aussprache erbeten. Verwöhnung der Kundschaft In der gegenwärtigen schlechten Zeit machen die Fabrikanten aller Industrieprodukte besondere Anstrengungen, Aufträge, wenn auch zu gedrückten Preisen, hereinzuholen. Dabei wird seit einiger Zeit von Papierfabrikanten ein Verfahren ausgeübt, vor dessen fortgesetzter und allgemeiner Anwendung nicht genug gewarnt werden kann, da es geeignet ist, zu einer Unsitte fest zuwurzeln, die sich später nicht leicht ausrotten lassen dürfte. Den Kunden wird nämlich vielfach zugesagt, daß ihnen »extragutes, vollwichtiges« Papier geliefert wird. Das heißt mit anderen Worten: »Das Papier wird 4 bis 5 v. H. schwerer ge arbeitet, jedoch zum Sollgewicht berechnet!« Die Reisenden von Papierfabriken werden (wie Schreiber dieses) in letzter Zeit gar oft bei der Kundschaft gehört haben, daß ihr diese oder jene Fabrik das Papier so hervorragend griffig liefert, daß im »Notfall« sogar beispielsweise 18 kg Post als Ersatz für 20 kg Post gegeben werden kann. Derartige Zu geständnisse veranlassen gar manchen Kunden, seinen bisherigen, auf genaues Gewicht arbeitenden Lieferanten im Stich zu lassen und zu dem neuen »kulanteren« Fabrikanten* überzugehen; denn der vorstehend geschilderte »Notfall« bringt ihm erheb lichen Vorteil. Dem Briefhüllenfabrikanten ist es in noch höherem Maße willkommen, wenn er übergewichtiges Papier erhält, da er an bestimmte Gewichte gebunden ist, auch nur diese bezahlen darf, und ihm in den meisten Fällen nur bessere Ware als die seiner Mitbewerber Aufträge hereinbringen kann, da die Brief hüllenpreise überall dieselben sind. Kauft er mit Ueber- gewicht gearbeitetes Papier, so erzielt er damit schönere, griffigere Ware als seine Mitbewerber, die von einem auf genaues Gewicht arbeitenden Fabrikanten kaufen. Aber wozu wird dieses Verfahren führen? Ist dem auf genaues Gewicht arbeitenden Fabrikanten einmal unglücklicher weise eine Anfertigung etwas zu leicht ausgefallen, so wird ihm schon heute zugemutet, die Ware zu dem nächstfolgenden, leichteren Gewicht, z. B. anstatt als 20 kg Post als 18 kg Post abzugeben, wobei betreffs des alsdann vorhandenen. Ueber- gewichts darauf hingewiesen wird, daß andere Lieferanten durchweg mit Uebergewicht liefern und in dieser Hinsicht viel »kulanter« sind. Der Kunde wird verwöhnt und hält es schließlich für selbstverständlich, daß ihm das Papier schwerer als aufgegeben geliefert wird. Da steh diese Unsitte nicht leicht ausrotten lassen wird, wenn sie einmal eingenistet ist, sollten die Herren Papier fabrikanten sowohl im eigenen Interesse als auch in dem des gesamten, gesunden Papierhandels auf genaue Einhaltung des Gewichts achten. L. Rückgang der deutschen Ausfuhr von Postkarten mit Bilddruck, für die Papier-Industrie Deutschlands ist der Rückgang der Ausfuhr von Postkarten mit Bilddruck, ein- und mehrfarbig, sehr empfindlich. Die Ausfuhr ging von 50461 dz in den ersten neun Monaten des Jahres 1907 auf 40472 dz in der gleichen Zeit des laufenden Jahres zurück; von der Minderausfuhr entfielen u. a. auf die Vereinigten Staaten von Amerika 4994 dz, auf Groß britannien 3378 dz, auf Oesterreich-Ungarn 932 dz; die Abnahme um 9989 dz ergibt sicherlich einen Verlust von rund 4 Mill. M. Preisunterschiede An Unregelmäßigkeiten in der Berechnung von Sonder anfertigungen ist meist der Beschwerdeführer schuld, denn bei etwas mehr Aufmerksamkeit seinerseits wäre das Aergernis und die damit verbundene Schreiberei wahr- scheinl ch vermieden worden. So entstehen oft Preis unterschiede, wenn der Besteller nicht auf das vorher gegangene Angebot hinweist. Der Fabrikant, der täglich viele Angebote abgibt, kann sich nämlich bei der Be stellung nicht an jeden einzelnen Fall erinnern, und des halb wird zuweilen die Ware aus besserem Stoff hergestellt, als bei der Anstellung in Aussicht genommen war. Bei Empfang der Ware wundert sich der Besteller über den hohen Preis und macht dem Fabrikanten Vorwürfe darüber. Hätte aber der Besteller die Nummer oder das Datum des Angebotes angegeben, so wäre dieser Preisunterschied nicht entstanden. Aehnlich verhält es sich, wenn der Be steller die Anfertigungsnummer der bereits bezogenen Ware nicht angibt. Gewöhnlich beschreibt er sie an Hand des vorliegenden Musters. Hierbei können aber wichtige Angaben leicht übergangen werden, die im Preis wesentlich mitspreeben. In solchem Fall tritt nicht nur ein Preisunterschied ein, sondern auch noch eine Ab weichung in der Ausführung. Alles dieses wird vermieden, wenn der Besteller die Anfertigungsnummer angibt. Der Fabrikant behält nämlich von jeder Anfertigung Vorlagen und nähere Beschreibung zurück, und kann an Hand der Nummern eine Anfertigung so herstellen, wie die andere. Zuweilen gibt der Besteller wohl die Anfertigungs nummer der Ware an, berücksichtigt jedoch nicht, daß er bei der ersten Anfertigung eine größere Anzahl bestellt hat. In der Regel macht dann der Fabrikant den Besteller auf den Preisunterschied aufmerksam, in eiligen Fällen unterbleibt dies aber auch. Die Anfertigung wird dann erheblich teurer, denn die Zurichtungskosten, die sich bei der größeren Anzahl verteilten, lasten nun verhältnismäßig mehr auf der kleineren Anzahl. Auch sind die Löhne bei kleineren Mengen teurer. R. N. Haltbarkeit der Maschinenschrift Das schwedische Finanzministerium ersuchte am 1. Juli 1907 den Professor der Chemie an der Technischen Hochschule in Stockholm, Peter Klason, zu prüfen, welche Erfahrungen man mit den im Lande gebräuchlichen Schreibmaschinen- und Stempelfarben gemacht habe, und aus welchen Stoffen solche Farben zusammengesetzt sein müßten, um für die Zukunft völlig dauerhafte Schrift zu liefern. Vor kurzem veröffentlichte Prof. Klason die bisher erhaltenen Ergebnisse. Die Untersuchung Ist von seinem Gehilfen Dozent J Köhler vorgenommen worden. Aus derselben geht vor allem hervor, daß man Maschinenschrift von genau so guter Haltbarkeit wie eine Handschrift mit bester Tinte erzielen kann, falls ein Hauptbestandteil der Bandfarbe Kohle ist. Somit besitzt schwarze Maschinenschrift allein die nötige Dauerhaftigkeit. Unter der Menge von Schreibmaschinen bändern, die auf dem Markt vorkommen, erfüllt ein großer Teil alle Ansprüche an Haltbarkeit. Die Erfahrung ist indes noch zu gering, als daß man eine gewisse Zusammensetzung auf dem Band als die beste angeben könnte. Auch ist es noch nicht möglich, einen bestimmten Gang der Untersuchung von Schreib maschinenbändern hinsichtlich der Farbe darin vorzuschlagen. Was von Schreibmaschinenfarben gilt, gilt auch von Stempel farben. Auch hier ist nur die schwarze, Kohle und Oele ent haltende Farbe vollständig haltbar. Wasserlösliche Stempel farben sind allerdings bequem, aber ihre Verwendung ist doch nur da anzuraten, wo nicht höhere Ansprüche auf Haltbarkeit gestellt werden. Dasselbe kann von Kopien und Maschinen schrift mittels Durchschreibpapiere gesagt werden. Prof. Klason lenkt die Aufmerksamkeit darauf, daß, während gewöhnliche Tinte am besten auf dem harten Normalpapler