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355° PAPIER-ZEITUNG Nr. 91 abgerieben, oder wenn das Gold zu dünne Stellen hat oder zu alt und oxydiert ist, wodurch es abspringt. Sind die fuchsigen Stellen nicht zu groß, so kann man sie, wie angegeben, aushessern, sind sie groß oder zahlreich, das Wachs vom Schnitte abreiben und ohne ihn abzuschaben, neu auftragen. Ist aber durch Ungeschick beim Glätten der Bolusgrund zerstört, so bleibt nur das Abschaben des Schnittes übrig. Hierbei sollte man das Gold zum Kehr: golde sammeln, um nichts zu verschwenden. Hoblschnitte werden auch wie Flachschnitte geglättet, doch muß man dabei mit dem breiten Zahn von der Mitte des Schnittes nach der Spalte zu stoßen, nicht umgekehrt. Natürlich ist bei Hohlschnitten besonders das Schaben, dann aber auch das Aufträgen und Glätten schwerer als bei Flachscbnitten, besonders wenn sie tief sind. Man vermeide also wie bei Goldschnitten überhaupt zu starke Rundungen. Aus dem Gesagten ergibt sich: Gute Goldschnitte ver langen möglichst teste Buchblöcke, festes, gleichmäßiges Pressen der Schnitte, scharfgratige Ziehklingen, Fleiß und Energie beim Schaben, klares und nicht zu dickes Eiweiß, gutes, nicht zu altes Gold, Gewandtheit beim Aufträgen, Vorsicht und Ueberlegung beim Glätten der Schnitte und nicht zuletzt peinlichste Reinlichkeit in allem. Schmutzige und fettige Schnitte müssen nach dem Schaben erst gereinigt werden. Man reibt sie mit Zwiebel oder verdünntem Scheidewasser ab, wirksamer aber ist das Reinigen mit Benzin und Magnesia unter Verwendung von Löschpapier und heißem Glättkolben, wie es ja bekannt ist, oder man wäscht und reibt die Schnitte mit »Benzinoform« ab. Goldschnitte können noch in mannigfacher Weise ver ziert werden, zunächst durch runde Ecken. Das ist sehr einfach und macht sich bei einiger Findigkeit unter An wendung einer Flach- oder Rundfeile ganz von selbst. Dann durch die Verbindung von Färb- und Goldschnitt. Der Schnitt ist vor dem Färben wie Goldschnitt zu be handeln, aber ohne Bolus. Dann werden die Buchecken durch vorgezeichnete Konturen begrenzt und wie Gold schnitte vergoldet, die Konturen aber mit Bogen, Linien oder Punzen abgesetzt. Umgekehrt schabt man Gold schnitte an den Ecken aus, färbt die Ecken und setzt sie durch Konturen ab. Das Ausschaben des Goldes und Aus färben des Grundes kann sich aber auch auf den ganzen Schnitt erstrecken, in diesem Falle bemalt man den Schnitt mit einer Farbe oder mehreren, wobei Weiß durch das bloßgelegte Papier entsteht. Man kann auch auf dem Golde selbst mit Lasurfarben malen, durch welche das Gold dann durchleuchtet. Wird ausgesebabt, darf kein Bolus ver wendet werden. Die Figuren der Zeichnung umdruckt oder urpunzt man. Und endlich kann man den Gold schnitt ziselieren, entweder so, daß man die Zeichnung blank und den Grund matt, oder umgekehrt die Zeichnung matt und den Grund blank macht. Dabei kann die Zeich nung gefüllt (und auch noch ausgemalt) oder nur durch Linien dargestellt sein. Gepunzten Golagrund kann man noch mit Anilinfarben tönen, ganz oder stellenweise, das Gold muß durchleuchten. Ueberbaupt läßt die Verzierung des Goldschnitts viele Möglichkeiten zu, die Hauptsache bei allem ist immer die Zeichnung. Um nun eine solche auf den Schnitt zu bringen, wird der Entwurf oder die Pause über demselben mit Reißzwecken auf den Spalten oder Brettkanten befestigt und die Zeichnung mit spitzem, aber nicht scharfem Stitt (Punze) auf dem Schnitt nach gezogen. Nach den Linien der Zeichnung kann man dann aussebaben, malen und punzen, die Linien selbst nach drucken oder nachpunzen. Das alles aber geschieht erst auf dem fertig und sauber geglätteten Goldschnitt und man darf nicht glauben, einen mangelhaften Schnitt dadurch verbessern zu können. Das würde sich durch unreines Aussehen des Schnittes und die Vergeblichkeit einer mühe vollen Arbeit schwer rächen. Beim Punzen von Schnitten läßt man die Punze mit jedem Schlage des Punzbämmerchens um einen Punkt weiterrücken, die Schläge müssen gleichmäßig stark sein. Von den Vexier- und den marmorierten Goldschnitten will ich nicht reden, die einen sind Spielerei und die andern unkünstlerisch, weil sie edles Material (Gold) mit Schitim überziehen, welcher sich ohne Abfließen der Marmorierfarbe nicht wieder spurlos abspülen läßt. Hier mit glaube ich das Gebiet der Buchschnitte erschöpft zu haben. Fortsetzung folgt. Kaltleime und Pflanzenleime Der Artikel des Herrn Thümmes in den letzten Nummern der Papier-Zeitung »Kaltleime und Pflanzenleime« hat uns sehr Interessiert, doch bleibt Herr T. den Beweis für eine seiner wlchtiesten Voraussetzungen schuldig. Auf Seite 3424 sagt Herr T.: »Ferner darf der kaltlösliche Bodenkleister nicht teurer sein als selbstbereiteter Mehl- oder Stärkekleister«. Wie sollen die Klebstoffabriken dieser unmöglichen Forderung wohl gerecht werden? Auf 100 kg Stärke für höchstens 35 M. muß man mindestens 600 kg Wasser nehmen, um recht dicken Kleister zu bekommen. Die 100 kg dieses selbstgefertigten Kleisters kommen somit auf 5 M. zu stehen, und wenn man noch 1 M. für Arbeit und Dampf verbrauch zurechnet, auf 6 M. Wie soll eine Klebstoffabrik 100 kg Kleister samt der teuren Faßpackung und samt Fracht usw. zu 6 M. für dfe 100 kg liefern? Wir sind sicher, daß keine Pflanzenleimfabrik unter dem Zwei- bis Dreifachen dieses Preises liefern kann. Von einem billigeren oder auch nur annähernd gleichen Preis fertiger flü-siger Klebstoffe gegen selbstbereiteten Stärke oder Mehlkleister kann u. E gar keine Rede sein. Kantorowicz & Co. in Breslau VI. Aufkleben von Plakaten Auf graue oder Lederpappe aufgeklebte Plakate verziehen sich trotz größter Sorgfalt in den meisten Fällen zum Verdruß des Empfängers. Auf Holz- oder Strobpappe aufgeklebte Plakate werden stets zufriedenstellend ausfallen, vorausgesetzt, daß man auch die Rückseite beklebt. Stroh- und Holzpappen besitzen den Vorzug schneller Trocknung und dadurch auch schnellerer Lieferungsfäbigkeit. Das Hinterkleben sollte man In keinem Falle unterlassen, denn durch eine gerade Fläche wirkt ein Plakat ohne Zweifel viel besser als ein unansehnliches krummes Plakat. Man hüte sich, zum Bekleben der Rückseite allzuktäftige und starke Papiersorten zu verwenden, da sonst das Papier der Rückseite mehr Spannkraft besitzt als das der Vorderseite, und sich das Plakat dadurch verziehen würde. F. K. Erhöhung der Zeitungspreise in Schweden. Der »schwedische Zeitungsherausgeberverein« (Svenskatidningsutgifvareföreningen) behandelte auf seiner Herbstversammlung in Stockholm am 23 Oktober die Frage, welche Maßregeln zu ergreifen seien, um den von Anfang 1909 an bedeutend gesteigerten Preisen für Zeitungspapier zu begegnen. Man. beschloß, sich dafür auszu sprechen, daß die Zeitungen gemeinsam von 1909 an ihren Be zugspreis um einen Betrag, der mindestens der Erhöhung des Papierpreises entspricht, erhöhen. Die bisher in großer Aus dehnung von Zeitungen an Vereine, Lesegesellschaften usw. be willigten Ermäßigungen des Bezugspreises sollen in Zukunft wegfallen, bg. Die Lohnbewegung der Buchbinder in Karlsruhe wurde gegen Ende Oktober vorläufig für beendet erklärt. Bevorstehende Buchbinderaussperrung. Aus Budaprst wird dem »Hamburger Echo« berichtet: Den Arbeitern der Geschäfts bücherfabriken Budapests wurde am 31. Oktober allgemein ge kündigt. Eine Aussperrung ist zu erwarten. Büchertisch Deutsches Exportfirmen-Adreßbuch 1908. Herausgegeben von der Deutschen Exportbanii (Robert Jannasch), Berlin W 62^ Lutherstr. 5. Preis im Buchhandel 5 M. Die Herausgeberin bezweckt mit diesem Buch In erster Reihe, den deutschen Fabrikanten durch zahlreiche Aufsätze, die den Handel, Handelsgebräuche usw. betreffen, über die Be deutung des deutschen Außenhandels und die Erschließung, neuer Absatzgebiete im Ausland Winke und Ratschläge zu er teilen, ferner durch eine statistische Tabelle über den Außen handel sämtlicher Länder der Erde, über die Währungsverhält nisse, Gewichte, Maße usw. aufzuklären und dadurch den Ver kehr mit diesen Ländern zu erleichtern und zu fördern. Die Aufsätze über »die Kreditversicherung im Exportgeschäft«, »den deutschen Maschinenexport, was er ist und was er sein kann«, »Winke für das Exportgeschäft«, »Indentgeschäfte«, »Winke über Verpackung für den Seetransport« sind belehrend und verdienen Beachtung seitens der Fabrikanten und Ausfuhrhändier. Um den Einfuhrhäusern, Einkäufern und Agenturgeschätten im Aus lande, welchen das Buch in 62000 Exemplaren kostenfrei zu gestellt wurde, geeignete Bezugsquellen an die Hand zu geben, befindet sich in dem Buch ein Verzeichnis von rd. 2000 Fa brikanten, welche Verbindungen im Ausland suchen, ferner ein Verzeichnis von Einkäufern, Einfuhrhäusern und Agentur geschäften im Ausland, welche noch Beziehungen mit deutschen Fabrikanten anzuknüpfen wünschen. Ein genaues Fach verzeichnis und Warenverzeichnis macht das Buch zu einem Nachschlageweik und wirksamen Hilfsmittel für alle Einkäufer deutscher Waren. J.