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Nr. 91 PAPIER-ZEITUNG 3539 Londoner Papiermarkt London, 31. Oktober 1908 Der Geschäftsverlauf im hiesigen Papierhandel hat während des Oktobers eine Richtung zum Besseren genommen. Man kann zwar davon nicht viel Aufhebens machen, immerhin läßt sich aber eine Wendung gegenüber der Flauheit der Vormonate feststellen. Als Vorläufer des frisch erwachenden Bedarfs gingen zu nächst Anfragen in vermehrter Zahl ein, und man konnte ihnen das Gepräge der Echtheit ansehen. DieserUmstand reichte aus, um neues Leben in die geschäftliche Tätigkeit zu bringen und regte an, den Spuren des Bedarfs emsig nachzufolgen. So ist das Geschäft allmählich in Gang gekommen; die Kauflust ist wieder in den Vordergrund getreten, und es sind Aufträge, in manchen Fällen sogar für gute Mengen und ohne zu viel Schwierigkeiten, erzielt worden. Es läßt sich vielleicht der eine Fehler an der günstigen Gestaltung des Papierhandels finden, daß die Beledtheit nur ruckweise und zeitweilig ge ¬ herrscht hat; zu einer eben- und gleichmäßigen Tätigkeit hat die Entwicklung der Geschäftslage noch nicht geführt. Fast die gleichen Bemerkungen treffen für das Ausfuhr geschäft zu. Die Ueberseeländer des Ostens und Westens sind endlich wieder im Markt erschienen, es sind Aufträge ein gegangen, und da man durch die lang anhaltende Stille in keiner Weise verwöhnt worden ist, so sind die Vorboten des wiederkehrenden Handels mit unverhehlter Befriedigung auf genommen worden. Der Verkehr mit Südafrika ist aber fort gesetzt flau, und man hört, daß zahlreiche Kolonisten infolge der andauernden Ungunst der Handelsverhältnisse sich genötigt gesehen haben, dem Lande den Rücken zuzukehren und ein anderes Arbeitsfeld zu suchen. Von China liegt Anfrage vor nach einem sogenannten »Bedami«-Papier, einem gemsfarbigen, weichen Papier, das wohl dem Muster nach zu urteilen vor nehmlich aus Espartostoff verfertigt ist. Die Preise der hauptsächlichsten Einfuhrsorten haben sich in nichts von dem bereits gemeldeten Rückgang erholt. Zu der Unzulänglichkeit des Bedarfs ist der weitere Nachteil ge kommen, daß die Zahl der Fabriken, welche um Aufträge ver- legeri~sind,~sich~steigert. Dies ha~t~ein überaus starkes Angebot herbeigeführt, und - der Wettbewerb vollendet den unvermeid lichen Preisdruck. In Weiß Formatdruck_in der Stärke von 40 g/qm sind Ab- Schlüsse zuT 1 /^ pcnce das Pfund englisch weniger 121/2 V.H. frei Haus London zustande gekommen, ein gewiß ungewöhnlich niedriger Preis. Nicht besser steht_es mit dem gleichen Papier in Farbig, die Notierungen hierfür lauten, unsatiniert 40 g zu 11/2 p. weniger 171/2 v. H. und für größere Abschlüsse sogar weniger 20 v. H., satiniert 60 g zu dem unglaublichen Preis von 11/2 P- weniger 221/2 v. H., also gleichbedeutend mit rund 20 M. die 100 kg fob Hamburg netto. Der Preis von Greaseproof- (fettdicht) Papier ist stufenweise zurückgegangen: der bisherige Preis von 17 Lstr. 5 sh. die Tonne (1016 kg) weniger 5 v. H. frei Haus London fiel auf 17 Lstr., ging dann um weitere 5 sh. zurück, und die jetzige Notierung steht auf 16 Lstr. 10 sh. Außerdem werden Ersatz- Greaseproofpapiere in Preislagen bis zu 14 Lstr. 10 sh. herab vielfach angeboten, und manche Käufer werden durch den niedrigen Preis bewogen, auf diese geringeren Qualitäten über zugehen. _ Kraftbraun ist stark gedrückt, Aufträge werden gern zu 15 Lstr. angenommen. Die Preise für Braunholzpapiere sind gleichfalls durch Ueberangebot nachteilig beeinflußt; maschinen glatt 20 g Papier dieser Sorte wird von mehreren Seiten zu 12 Lstr. 15 sh. angeboten. Einseitig glattes farbig Flaschen Einwickelpapier 20/22 g ist im Preis um reichlich 5 v. H. zurückgegangen und steht jetzt auf der niedrigen und noch nie dagewesenen Stufe von 1/2 das Ries 20 X 30 inch 480 Bogen. Für holzschliffhaltiges 17 g ein- seitig glatt Weiß Seiden ist der Preis auf 1 sh. das Ries weniger 5 v. H. wie üblich gesunken. Aehnlich ist es den besseren Sorten von Schreib- und Druckpapier, Kopierseiden und Bankpostpapieren ergangen. Die Macht der Verhältnisse hat auf fast alle Qualitäten unvorteilhaft eingewirkt, und ein Standpunkt ist erreicht, welcher den Käufern die gegenwärtige Zeit als den denkbar günstigsten Augenblick fürs Einkäufen sollte erscheinen lassen. A Prüfung von Kopierseiden 1. und dasselbe längere Gesichtspunkte maßgebend : DieFähigkeit, mehr oder weniger Wasser aufzunehmen. Ich habe alle Ausführungen über »Kopierseiden« in den letzten Nummern d. BI. mit großem Interesse gelesen, und möchte noch einiges über die drei hauptsächlichsten Arten der Prüfung jenes Papiers erwähnen. Für den Ver wendungszweck, also die Kopierarbeit, sind nämlich drei (a, b und c) derart, daß man ein Wort mit jeder dieser drei Tinten nebeneinander schreibt, und so oft (z. B. 4 mal) untereinander, als auf jenem Blatt Schreibpapier Kopier seidensorten geprüft werden sollen. Das Blatt Papier sähe dann, sche matisch dargestellt, wie beistebende Skizze aus. Dasselbe Wort steht also hier 12 mal geschrieben in drei ver schiedenen Tinten. An einem Rande klebt man die zu prüfenden 4 Streifen Kopierpapier 1, 2, 3, 4 so an, daß sie auf die 4 Sätze gelegt werden können. 2. Die Fähigkeit, Wasser mehr oder weniger rasch weiterzuleiten. 3. Die Kopierfähigkeit, d. h. die größere oder geringere Aufnahmefähigkeit für die verschiedenen Arten gebräuch licher Kopiertinten, wobei es auch darauf ankommt, wie lange das Papier unter gewissem Druck der Kopierpresse stehen muß, um die verschieden naß gehaltenen Prüfungs bogen mit gut lesbaren Durchdrücken zu versehen. Nach diesen 3 Hauptrichtungen prüfte ich als Papier prüfer in einem öffentlichen Laboratorium viele Kopier seidensorten. Außerdem prüfte ich auf Wunsch oder zur eigenen Belehrung die Stoffzusammensetzung, den Aschen gehalt usw.; denn hiervon hängt die Güte des Papiers in der Hauptsache ab 1. Die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, prüft man folgendermaßen: Aus mehreren zu prüfenden Bogen schneidet man genaue Quadrate, z. B. 10 X 10 cm groß, und wiegt diese im trocknen Zustande genau ab. Will man hierbei ganz besonders gewissenhaft verfahren, so trocknet man die Probeblättchen zuvor bis zur Gewichtskonstanz und wiegt sie dann erst einzeln ab, denn manche der Papiere sind mehr oder weniger hygroskopisch, und dies würde bei genauesten Prüfungen zu Täuschungen Anlaß geben. Die Gewichte der Proben verzeichnet man einzeln. Hier auf legt man die Prüfungsblättchen gleichzeitig in eine mit Wasser gefüllte Schale und läßt sie darin flach aufliegend genau 3 Minuten liegen. Sind mehrere Schalen erforder lich, so nehme man in jede Wasser gleicher Temperatur. Nach den 3 Minuten hebt man alle Blätter heraus, legt sie auf ein sauberes trocknes Fließpapier und drückt sie alle gleichmäßig aus, am besten mittels sanften Kopierpressen drucks, um überschüssiges Wasser fortzunehmen. Hierauf wiegt man die Blättchen wieder einzeln ab und rechnet für jedes den Prozentsatz an aufgenommenem Wasser aus. 2. Nun gilt es festzustellen, mit welcher Schnelligkeit Wasser gleicher Temperatur aufgenommen wird. Hierzu bedient man sich des Saughöhenprüfers, an welchen gleich breite Streifen der einzelnen Sorten an eine Querleiste an gehängt werden, gleichzeitig unter Herunterlassen der Leiste in Wasser tauchen usw. Der Vorgang ist der selbe wie bei der Saughöhenprüfung der Löschpapiere. Man läßt etwa 5 Minuten saugen und mißt die Saughöhe in Millimetern ab. Hiernach läßt sich in sehr übersichtlicher Weise die Schnelligkeit der Wasseraufnahme prüfen. 3. Die Kopierfähigkeit. Um diese zu prüfen, benutzt man einen oder (wenn viele Arten Kopierpapier zugleich geprüft werden sollen) mehrere Bogen weißen Schreib papiers. Bei Benutzung mehrerer Bogen achte man darauf, daß einer genau dasselbe Schreibpapier ist wie der andere. Das Blatt, in der Größe eines Kopierbuches, beschreibt man mit z. B drei Sorten der gangbarsten Kopiertinten Die 4 Sorten Kopierpapier können einmal ziemlich trocken, dann mit normaler Feuchtigkeit und als dritte Probe ziemlich naß kopiert und geprüft werden. Diese Art