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Nr. ico PAPIER-ZEITUNG 4431 Zylindern stärker erhitzt und dadurch mehr verkürzt werden, als wenn das feuchte Papierblatt zwischen Zylinder und Filz letztere gewissermaßen feuchtet und kühlt. Dauert dieser Zustand lange, ohne daß die Spannung nachgelassen wird, so schrinken die langen Filze zusammen oder reißen sogar auf, weshalb sie zur Vermeidung von Brüchen der Filzleitwalzen mit selbsttätigem Spannungs-Ausgleicher ver sehen werden müssen. In jedem Papierzuge ist zu diesem Zweck eine in Federn gelagerte Papierleitwalze anzubringen, um bei etwaigen kleinen Zuckungen, welche, wie eingangs erwähnt, bei hastiger Trocknung durch plötzliches Ein schrumpfen der Papierbabn oder durch ungenaues In einandergreifen der Antriebszahnräder verursacht werden, nachzugeben. (Die Amerikaner beweisen mit Tausenden von Papiermaschinen, daß bei Verwendung von Baumwoll- Tüchern Filztrockner entbehrlich sind. Ihre Maschinen sind infolge des Wegfalls von Filztrocknern und durch Lagerung der Zylinder in langen Reihen einfach, über sichtlich und bequem für die Arbeiter. Schriftleiturg.') Um an Dampf, also auch an Kohle zu sparen, sollte ■die Papiermaschine vom Dampfkessel nicht zu weit ent fernt sein, damit die Dampfleitung zu den Trockenzylindern möglichst kurz werden kann. Der Dampfverbrauch ge staltet sich durch größere Anzahl von Trockenzylindern günstiger, weil sie Anwendung niedriger Temperatur er möglichen und dem Dampf Zeit zu völliger Verdichtung lassen, sodaß nur noch heißes Wasser aus den Zylindern strömt. Gleichzeitig wird auch durchweg besseres Papier erzielt als bei kleinen Trocknern. Der Dampfdruck in Trocknern, die im Verhältnis zur Erzeugung groß gehalten sind, ist etwa 0,2—0,5 Atm., während er in überangestrengten Trocknern bis 2 Atm. Ueberdruck beträgt. Wird mit Ueber- hitzung gearbeitet, so darf diese nicht so gesteigert werden, daß die Zylinder ohne Kondenswasser laufen, weil zu hohe Temperatur dem Papier schadet und das zwischen 100 und 110 0 heiße Wasser einen erheblichen Wärmespeicher bildet. Bei schnellaufenden Maschinen ist schon durch die üblichen Konstruktionen völliges Ausschöpfen und übermäßige Wärmezufuhr verhindert. Um den Grad der Trocknung lür jeden Zylinder beliebig regeln zu können, ist bei ver schiedenen Dampfspannungen jeder einzelne Zylinder mit besonderem, sicher wirkendem Kondenstopf versehen, damit der Abfluß des Kondenswassers aus den mit schwächer ge spanntem Dampf gelallten Zylindern nicht gehindert ist. (Vergl. Nr 47 von 1907 S. 2174.) Die Leistungsfähigkeit des Trockners ist aber auch abhängig von der Art des Stoffes, ob dieser kurz oder lang, schmierig oder rösch gemahlen ist, da kurz ge mahlener, röscher Stoff das Wasser leichter abgibt als langtasriger, schmieriger. Durch starkes Mahlen bei dick flüssiger Eintragung wird der Stoff schmierig, nimmt mehr Wasser auf, hält es fest und erschwert dadurch das Ent wässern und Trocknen der Papierbahn. Namentlich der zu Pergamyn gemahlene Stoff läßt sich sehr schwer entwässern und nur mit großer Vorsicht trocknen, da die den Stoff fasern anhaftende schleimige Masse das Wasser mit großer Beharrlichkeit festhält. Ebenso läßt sich feingeschliffenes Holz schlecht entwässern, und die daraus hergestellte Papierbahn gelangt meist mit hohem Wassergehalt auf den Trockner. Papiere aus schwach geleimten und wenig ge mahlenen Papierabfällen lassen sich leichter entwässern und tiocknen als solche aus stark geleimtem Altpapier, da der in letzterem enthaltene verhärtete Leim aufgelöst und dadurch der Stoff schmierig wird. In Zerfaserungsmaschinen wird Altpapier unter Zu leitung von Warmwasser verarbeitet und erfährt geringere Reibung als im Kollergang. Durch das Warmwasser lösen sich Leim und alle schleimartigen Stoffe und fließen zum Teil mit dem Wasser weg. Dies ist der Hauptgrund, wes halb der im Zerfaserer aufgelöste Stoff aus Altpapier sich leichter verarbeiten läßt. Leim-, Füll- und Farbstoffe beeinflussen die Entwässerung und das Trocknen je nach ihrer Art in verschiedener Weise. Besonders nachteilig wirken Leim- und Füllstoffe dadurch, daß sie oft die Metalltücher und Filze stellenweise undurchlässig machen. Je vorsichtiger daher die Zu bereitung der Rohstoffe und deren Mahlung einer bestimmten Papiersorte angepaßt wird, desto leichter geht die Ent wässerung der Papierbahn auf dem Naßteil und deren Trocknung vor sich. J. Sch. Trichterförmiger Klärbehälter für Abwässer der Papier-, Holzstoff- und Zellulosefabriken Der Erfinder Reinhard Schelzig in Dresden P.auen teilt uns u. a. folgendes zur Ergänzung der in Nr. 99, S. 4390 wiedergegebenen Patentschrift mit: Stoffwiedergewinnung, die auf selbsttätigem Ausscheiden der Stoffe beruht, hat sich als gut und billig auch zur Zufrieden heit der Behörden bewährt. Derlei Anlagen müssen aber so gebaut sein, daß darin das Wasser zur erforderlichen Ruhe gebracht wird, damit sich die Stoffe unbehindert nach oben oder unten ausscheiden können. Der Ausscheideraum darf durch ausgeschiedene Stoffe nicht verengt und die Anlage nicht überlastet werden. Durch Nicht- erfüllen dieser Bedingungen sind solche Anlagen in schlechten Ruf gekommen. In ruhig fließendem Wasser sinken die Papier fasern langsam nach unten, erdige Stoffe schneller, Unreinheiten der Abwässer steigen hingegen an die Oberfläche. Dies ist in vorliegender Erfindung berücksichtigt. Die Un reinheiten scheiden sich in einem Vorraume aus, bevor das Ab wasser in den Ausscheideraum für reine Stoffe gelangt, und der aufgefangene Papierstoff ist so rein, daß er zum gleichen Papier verwendet werden kann. Gegenüber dem bewährten Stoffang von Rutherford hat der neue den Vorteil fast doppelter Leistung bei gleicher Größe. Am Stoffänger von Rutherford hat der Erfinder folgendes be obachtet und sich zunutze’ gemacht: In einen Rutherford- Apparat wurden minütlich bis zu 600 1 Abwasser geleitet und 1 m vom Eintritt in den Ausscheideraum entfernt. Da war die obere Wasserschicht auf 30—50 cm vollständig klar. Dann wurden zur Vermehrung der Wassermenge noch 100 1 frischen Wassers minütlich zugeleitet, worauf die obere Wasserschicht erst 2—21/4 m vom Eintritt in den Ausscheideraum klar wurde. Als noch 50 1 frischen Wassers zugegeben wurden, sodaß rund 750 1 minütlich zuliefen, ging das Wasser getrübt über den 4 m vom Eintritt entfernten Ueberlauf. Der Apparat war also bei 750 1 Wasserzufluß überlastet. Bei solchen Apparaten nimmt die Fortbewegung des Wassers von der Mitte des Apparates bis zum Ueberlauf zu, und damit hört das Ausscheiden der nur langsam sinkenden Papierstoffe auf. Nach System Schelzig jedoch wird der Aus scheideraum so weit ausgenutzt, als er sich erweitert. Deshalb die fast doppelte Leistung. Auch gelangen bei diesem neuen Systeme die nach unten sinkenden Stoffe nur auf Flächen, die in der Richtung der Wasserfortbewegung abwärts gehen, daher bleibt kein Stoff liegen. Die im Betriebe befindlichen Anlagen dieses neuen Systems bewähren sich gut. Schwefel gegen Schwefelkies Die sonst sehr zutreffende Wiedergabe in Nr. 98 meiner neulichen sehr eiligen Unterredung mit dem Schriftleiter d. Bl. über obigen Gegenstand bedarf an zwei Stellen einer etwas feineren Nüanzierung. Die norwegische Regierung wird selbstredend die ein heimischen Schwefelkiesgruben nach Möglichkeit schützen, aber nicht auf große Kosten der noch wichtigeren Zellstoffindustrie. Die Zuschrift des Finanz- und Zoll-Ministeriums an den nor wegischen Zellstoff-Verein erwähnt deshalb auch keine bevor stehende Absicht, einen Einfuhrzoll auf Schwefel zu legen, sondern berichtet nur streng sachlich über einige diesbezügliche Eingaben meinerseits. In diesen Eingaben habe ich die nor wegische Regierung auf die Schwefelkrise und auf die wahr scheinlichen Folgen eines »dumpingse des Schwefels in Skan dinavien aufmerksam gemacht, und meine Angaben sollen nun durch Einholung von Aussprachen der meistbeteiligten Kreise, darunter des Zellstoffvereins, näher geprüft werden. Der norwegische Handelsminister hat mir nicht den Auftrag gegeben, nach — wie Sie schreiben — Amerika zu reisen, wohl aber den Auftrag, auf einer Reise nach Amerika mich über die dortigen Absatzmöglichkeiten für norwegischen Kies zu unter richten. Dies ist ein kleiner Unterschied, der zwar an der Aufgabe sachlich nichts ändert, der aber bedeutet, daß ich als Privat mann, der aus Gefälligkeit einen ministeriellen Auftrag an genommen hat, und nicht als staatlich besoldeter Ausgesandter reise. L. J. Dorenfeldl Aus den Papiermacher-Schulen. Der Assistent für Papier technik am städtischen Friedrichs-Polytechnikum in Köthen, Herr Dipl.-Ing. Dr. Hans Vl'rede, ist durch Verfügung der herzoglichen Regierung vom 21. November 1907 mit dem Abhalten von Vorlesungen und Uebungen auf dem Gebiete der Papiertechnik betraut worden. Herr Dr. C. G. Schwalbe, Forscher und Lehrer auf dem Gebiet der Zellstoff-Chemie, wurde zum außerordentlichen Professor an der großh. technischen Hochschule zu Darm stadt ernannt.