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4342 braucht, und deshalb die Unterhandlungen für neue Aufträge glatt zum Ziel führen. Es ist den Käufern hier ganz klar, daß die im November bestellten Papiere wahrscheinlich erst im Februar zur Stelle sein werden, irgendwelche Maßregeln, um sich gegen Lieferung Ende Dezember zu schützen, erscheinen daher vollständig überflüssig. Nach den bisherigen Erfahrungen läßt es sich vielmehr auch nicht mit dem geringsten Grad von Bestimmtheit sagen, ob und welche von den im September oder noch früher bestellten Posten vor Ablauf des Jahres eintreffen werden! Wohl mögen ungewöhnliche Zustände für die langen und ungewissen Lieferfristen verantwortlich sein, aber in einigen Fällen überschreiten die Verzüge jedes vernünftige Maß, und mit Hilfe der Streikklausel und anderer unvorhergesehener Er eignisse wird großer Unfug hinsichtlich der überfälligen Lieferungen getrieben. Ein Beispiel hierfür bietet der Verband der nordischen Fabriken für »Ochre glazeds, d. 1. satiniert Braun holz-Packpapier. Es ist allgemein bekannt, daß diese Ver einigung in den Frühjahrsmonaten rund 2000 Tonnen der ge nannten Sorte nach London verkauft hat, zu dem damaligen Preise von 7 Lstr. 10 sh die Tonne. Das Tagesgespräch im hiesigen Markt dreht sich jetzt darum, daß trotz allen Drängens und Drohens Lieferungen von dieser Seite immer noch nicht zu erlangen sind. Seitdem ist der Preis um voll 1 Lstr. die Tonne in die Höhe gegangen, sodaß die unvermeidliche Deckung des dringenden Bedarfs nur mit erheblichem Verlust für die Käufer hier möglich ist. Die gemeldete Knappheit von Holzschliff und die allgemeine Vermutung, daß in Verbindung hiermit weitere Preissteigerung zu erwarten ist, bildet den andern Grund, warum die Käufer es für ratsam erachten, Bestellungen im voraus zu erteilen. Das Spekulieren in Papier war wohl auf dem Londoner Markt nie so verbreitet, wie in der letzten Zeit, aber die Erfahrung lehrt, daß beim Eintreffen der richtig vorhergesehenen Preiserhöhung die Lieferer hinterher durch endloses Hinausschieben der Liefe rungen und womöglich Nichterfüllung ihrer Verpflichtung den rechtmäßig erzielten Nutzen des Großhändlers zunichte machen. △ Verein Deutscher Zellstoff-Fabrikanten Mitgliederversammlung am Dienstag, 19. November 190^, in Berlin Hotel Continental Vorsitzender: Dr. Leo Gottstein, Breslau Anwesende: Name Firma Ort Albrecht, A. Zellstoffabrik Tilsit Tilsit Baerwaldt, G. G. Baerwaldt Pulverkrug Banholzer, Aug. Freiberger Papierfabrik Weißenborn Weißenborn Bernheimer Vogel, Bernheimer & Schnurmann Ettlingen i. Bad. Brier, Hans Zellstoffabrik Tilsit Tilsit Cassirer, E. Tillgner & Co. Berlin! Clemm, Dr. Hans Zellstoffabrik Waldhof Waldhof Dessauer, Franz Aktiengesellschaft für Ma- Aschaffenburg schinenpapierfabrikation a. M. Dietrich, Fr. Oscar Dietrich Weißenfels a. S. Flath, Fritz Gebr. Hering Königstein a. E Goerendt, C. Tillgner & Co. Ziegenhals Goguel, B. Papierfabrik Sacrau Breslau Gottstein, Dr. Leo Cellulosefabrik Feldmühle Breslau Günzburger Vereinigte Strohstoff ¬ fabriken Coswig 1. Sa. Haas, Geh. Kom merzienrat Zellstoffabrik Waldhof Waldhof Hoesch, Otto Hoesch & Co. Pirna a. d. Elbe Kumpfmiller, A. Cellulosefabr. Höcklingsen Höcklingsen Lehmann, Dir. Norddeutsche Cellulose fabrik Königsberg i. Pr. Leinfelder, Gg. Papier- u. Cellulosefabrik Schrobenhausen Gg. Leinfelder i. B. Mahla, E., Kom merzienrat Mahla & Graeser Remse] Müller, Alf. Wintersche Papierfabriken AltklosterJ Müller, Dr. Max Altdamm-Stahlhammer Altdamm Offenheimer, Ph. Cellulosefabrik Okriftel Okriftel a. M. Pettermand, A. Simonius’sche Cellulose fabriken Wangen i. Allgäu Röck, Wilh. (Kostheimer Cellulose- u. Papierfabriken Kostheim a. M. Schacht, Gustav Altdamm-Stahlhammer Altdamm Schacht, Willi Oscar Dietrich Weißenfels a. Sa. Schiffner, R. Hannoversche Papier fabriken Alfeld a. d. Leine Schmidt, L. Cellulosefabrik Ludwig Trick Kehl i. Baden Name E Firma Ort Schoop Königsberger Zellstoffabr. A.-G. Königsberg i. Pr. Schulze, R. Gräfl. Henckel’sche Gene ral-Direktion Breslau Steinbock, Fritz Paul Steinbock Frankfurt a. 0. Stolle, Bruno Zellstoffabrik Schwarza Schwarza(Saalb.) Süreth, G. Königsberger Zellstoffab-. A.-G. Königsberg i. Pr. Tietze, Dr. W. 2 Geschäftsführer 4ls Gäste sind erschienen: Breslau Bueck, H. A. Centralverband Deutscher Industrieller Berlin Ditges, General sekretär Arbeitgeberverband Deut scher Papier- und Zell stoff-Fabrikanten Berlin Leidig, Professor Lobe, Bergrat Centralverband Deutscher Industrieller Berlin Tarnowitz Kolkwitz, Prof. Dr. Königl. Versuchs- und Prüfungs-Anstalt Berlin 1. Mitteilungen. J/orsitzender: Wie alljährlich, wenn die Blätter fallen, habe der Vorstand den Verein auch diesmal zu einer Sitzung nach Berlin einberufen, und die Mitglieder haben durch ihr zahlreiches Erscheinen aus allen Gauen des Reiches von neuem in glänzender Weise Zeugnis für den Gemeinsinn abgelegt, der den Verein von Anbeginn an ausgezeichnet und groß gemacht, und in scharfem Wettbewerb stehende Kon kurrenten in treue Kollegen und Freunde gewandelt habe. Be herzige man des Dichters Worte: »Man soll die Stimmen wägen, und nicht zählen!« dann würden wohl alle Anwesenden von Genugtuung erfüllt sein über die machtvolle Vertretung der Zellstoffindustrie, die die heutige Versammlung repräsentiere. Nach überstandener schwerer Krankheit haben wir die Freude, Herrn Otto Hoesch, Pirna, wieder in voller Frische unter uns zu sehen. Wir hoffen, daß die Folgen der schweren Ein griffe, denen er sich mutvoll unterzogen habe, bald vollständig überwunden sein möchten. Leider aber scheide ein anderes Mitglied aus unserem Kreise; Herr Direktor Bergerhoff habe sein Amt als Direktor der Cellulosefabrik Oberleschen krankheits halber niederlegen müssen, und würde nicht mehr unter uns erscheinen. Die Mitglieder würden gewiß mit tiefem Bedauern hiervon Kenntnis nehmen. Die neubegründete Norddeutsche Cellulosefabrik in Königs berg i. Pr. habe sich beim Vorstand zum Beitritt gemeldet und sei als Mitglied aufgenommen worden. Herr Direktor Lehmann, der die Fabrik in der heutigen Versammlung vertrete, ist uns kein Fremder. Der Vorsitzende macht sodann Mitteilung von einer Ein ladung des Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker zur Generalversammlung am 9. Dezember, und spricht die Hoffnung aus, daß einige der Vereinsmitglieder der Einladung folgen werden. Es sei ja nur freudig zu begrüßen, wenn auch von anderer Seite eine Lösung der noch schwebenden, die Zellstoff industrie angehenden wissenschaftlichen oder technischen Fragen angestrebt werde. Unter verschiedenen Eingängen und Mitteilungen von geringerer Bedeutung wurde auch angeführt, daß bei der Stempel steuer für Frachturkunden nunmehr auch Beträge von 10 Pfg. reklamiert werden können. 2. Marktlage. Herr Günzburger berichtet, daß die Nachfrage nach Strohstoff in jeder Hinsicht gut und an Absatz kein Mangel sei. Hierauf berichtet Herr Pettermand über Holzzellstoff in längeren Ausführungen u. a. folgendes: »Berichte über die Marktlage in Zeiten, wo jedermann unter Abschluß steht und alle Zellstoffabriken vollauf zu tun haben, um ihren Verpflichtungen, nachzukommen, seien insofern immer schwierig, als man sich kein richtiges Bild von den zu fordern den und den bewilligten Preisen machen könne. Wer ausver kauft ist, lehne Anfragen unter entsprechender Begründung ge wöhnlich einfach ab, und der Anfragende stelle keine Limite, sodaß kaum von einem Marktpreis die Rede sein könne. Die wertvolle Statistik unseres Vereins zeige, daß die Er zeugung an Holzzellstoff und Strohstoff in Deutschland in den letzten 5 Jahren erheblich gestiegen sei; während aber das Lager Ende September 1902 noch rund 60 v. H. einer Monats erzeugung betragen hätte, umfasse es Ende 1907 nur 14,3 v. H einer Monatserzeugung oder die Erzeugung von 4,28 Tagen, wo bei noch zu beachten sei, daß diesmal der 29. September au. einen Sonntag falle und wohl manche Fabrik am Montag, Al dem letzten Tag des Monats, bei dem herrschenden Wagen mangel, nicht alle versandtbereite Ware vollständig verladen hätte. So sei das diesmal ausgewiesene Lager höher als 48 1 oder 2 Tage später gewesen wäre. Ende August 1907 hätte