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Zwischenhandel mit Briefumschlägen (kürzer und sprachlich schöner »Briefhüllen«) Nicht nur die Händler von Berlin und der Provinz Branden burg, sondern alle Papierhändler verfolgen mit begreiflichem Interesse obige Frage, die in der Sitzung des Papier-Vereins Berlin am 29 Oktober und in einem trefflichen Aufsatz in der Papier-Zeitung »Was hat der Zwischenhandel vom Verein D. B. F. zu erwarten?« behandelt worden ist. Die älteren Fabrikanten werden sich entsinnen, daß in früheren Jahrzehnten die Erzeugnisse dieser Industrie fast aus schließlich durch Zwischenhandel, vornehmlich Großhandel, an die kleinen Wiederverkäufer und Verbraucher gelangten. Beide, Fabrikanten und Händler, befanden sich wohl dabei. Während die alten Fabriken große Opfer, Mühe und Ausdauer anwandten, um sich in solider Weise einzuführen und einen anhänglichen Kundenkreis zu erwerben, haben die meisten der kleineren Neugründungen andere Wege eingeschlagen, sich rasch Absatz zu verschaffen. Wollten die größeren Händler nicht gleich an beißen, so gingen sie verdrossen an die kleinen Händler, die Kunden der ersteren und an die Selbstverbraucher, verkauften grundsatzlos an jedermann. In einer Großstadt mag auch dieser Weg des Absatzes eine Zeitlang gangbar sein, zumal wenn Händler so gutmütig (oder kurzsichtig?) sind, diesen Auch-Fabrikanten durch Aufträge auf die Beine zu helfen. Anders in der Provinz, hier haben manche Gründungen letzterer Art unter großen Verlusten für Unter nehmer und Lieferanten die Besitzer gewechselt; ich nenne nur: Heidenau, Ellwangen, St. Amarin, Arnstadt. Kein Wunder, denn die Spesen der Fabrikation und des Verkaufs sind verhältnis mäßig zu groß, und wie wird dann durch Verschleudern der Läger überdies das solide Geschäft untergraben! Inwieweit aber einzelne Händler, die sich des Artikels »Briefhüllen« als Lockspeise bedienen, ebenfalls durch Schleudern schädigend wirken, bleibe der Beurteilung der Papierhändler-Vereine über lassen. Die alten Fabriken halten fest an bewährtem Grundsatz und hoffen ihre jüngeren Kollegen ebenfalls von der Notwendig keit zu überzeugen: Alles durch den Zwischenhandel und besondere Bevorzugung der Großhändler, welche Brief hüllen in größeren Mengen auf Lager nehmen und in Verbindung mit anderen Artikeln des Papierfaches bis in die kleinsten Winkel des Deutschen Reiches und Auslandes durch ihre Reisenden absetzen. Die Briefhüllenfabrikanten, welche den Zwischenhandel um gehen, zersplittern ihre eigene Kraft und schädigen das Ansehen dieses Industriezweiges. Und die Papierhändler, welche ein gut Teil ihres Umsatzes schon durch die Entwicklung der Druckindustrie an diese verloren haben, tun gut daran, sich auf Selbsthilfe zu besinnen und nur noch von solchen Fabriken zu kaufen, welche die Verpflichtung eingehen, an allen Orten, auch in Berlin, auf direkten Verkauf an Verbraucher zu verzichten. »Schütze mich, so stütz ich Dich.« In der Versammlung des Papier-Vereins in Berlin am 29. Oktober 1907 wurden die Mißstände, welche durch wilden Wettbewerb und Umgehung des Zwischenhandels entstanden sind, grell beleuchtet. Herr Kuhn wünscht, daß Aufträge über geringe Mengen von Briefhüllen (etwa 5000 Stück) nicht direkt ausgeführt, sondern an die Zwischenhändler verwiesen werden. Ach wie bescheiden! Nein, alle Aufträge aus dem Kreise der Verbraucher sollen grundsätzlich an die Händler verwiesen werden. Nur keine Halbheiten! Trotz Herrn Bergmanns Klagen hat sich Herr Schneidewind zustimmend geäußert im Sinne der von den Herren Kuhn und Schaal vorgebrachten sehr bescheidenen Wünsche. Die Herren Schneider und Labus aber gaben er freulicherweise zu erkennen, sie seien unter der Voraussetzung, daß die Wiederverkäufer die Konventions-Bestrebungen unter stützen, bereit, auf die Lieferung an Verbraucher zu verzichten. Das ist der richtige Weg, der sicher zur Gesundung und Ordnung in diesem bisher so verpfuschten Briefhüllengeschäft führt. Der Vorstand des Deutschen Buchdrucker-Vereins hat schon in letzter Generalversammlung in Mannheim unter großem Bei lall Erklärungen abgegeben, die ebenfalls eine kräftige Unter stützung solcher vernünftigen Bestrebungen erwarten lassen. Einer, der vor jo Jahren klein angefangen, aber von Anbeginn su seinem und der Händler Vorteil nur an letztere verkaujte Die Heilsarmee gegen die Ansichtspostkarten Wir erhielten aus der Schweiz eine Nummer der dortigen Ausgabe des »Kriegsrufs« vom 2. November 1907, worin folgender Aufsatz enthalten ist. Selbstverleugnungswoche 1908 Einen Vorschlag zugunsten der Selbstverleugnungswoche von 1908 möchten wir machen. Wie wäre es, wenn alle Kameraden und Freunde unseres Werkes das ganze Jahr hin durch keine Ansichtspostkarten, sondern nur die gewöhnlichen Korrespondenzkarten brauchen würden, um ihren Freunden Grüße und Nachrichten zu senden, und jedesmal dafür 10 Cts. auf die Seite täten für die S. V. W.? Ich garantiere, es brächte einen Gewinn von einigen tausend Frank. Die Ansichtspostkarten verschlingen nämlich ein Geld, von dem niemand sich einen Gedanken macht. Man frage nur die Postverwaltung. Eine Freundin sandte einst 10 Frank in ihrem Selbst verleugnungskuvert mit der Bemerkung: »Das ganze Jahr das Tram verleugnet.« Etwas ähnliches ist unser Vorschlag mit dem Unterschied, daß niemand müde Beine daran haben wird. Welch ein Gewinn wird es übrigens nebst der Selbst verleugnungskollekte auch für die Empfänger der Karten sein! Wie oft habe ich schon eine Karte z. B. von einem ausgetretenen Rettungshausmädchen bekommen und hätte so gerne gewußt, wie es in seiner Seele und seinem Dienste gehe; aber dann starrte mich so eine große, rote Rose von der Karte an und sie war so dumm und konnte mir nichts sagen! Also keine An sichtskarten mehr! A. v. IV. Auf die hier vorgeschlagene Art, Wohltätigkeit zu üben, passen dieselben Betrachtungen, welche an dieser Stelle über die Ablösung des Versandes von Neujahrskarten zu Wohltätigkeitszwecken wiederholt angestellt wurden. Die Herstellung von Ansichtspostkarten beschäftigt eine ganze Armee von Arbeitern der verschiedensten Art, und das Aulhören der Versendung von Ansichtskarten seitens breiter Bevölkerungsschichten würde alle diese Leute erheblich schädigen, sodaß die Wohltätigkeit auf Kosten des Ver dienstes arbeitsamer Leute erwiesen wäre, was gewiß nicht am Platze ist. Uebrigens ist das Versenden von Ansichts postkarten zu einem Bedürfnis geworden, welches durch Vorschläge obiger Art nicht aus der Welt geschafft wird. Musterlager-Messe in Wien? Der Vizepräsident des Ver bandes österreichischer Exporteure hat, wie das Reichsamt des Innern in Berlin soeben bekannt gibt, der Wiener Handels kammer den Vorschlag gemacht, alljährlich in Wien eine Muster lager-Messe, nach dem Beispiel der Leipziger Messe, zu veran stalten. Für die geplante Messe wird die Unterstützung der Stadt, des Staates, des Landes und der Handelskammer ver langt. —t. Nach den 10jährigen bösen Erfahrungen, welche man mit der nunmehr eingegangenen Berliner Messe gemacht hat, erscheinen Bemühungen, anderwärts als in Leipzig Muster messen für Kurz- und Schreibwaren einzurichten, ziemlich aussichtslos. Sperre des Bezuges von Marken-Artikeln Zu Nr. 90 S. 3980 Bitte, teilen Sie uns Titel und Sitz des Verbandes der Fa brikanten von Marken-Artikeln mit. Die Entscheidung des Kammergerichts gegen die Warenhäuser gibt den Markeninhabern eine ungeahnte Bewegungsfreiheit. Fabrikant. Vertrauensmann des Verbandes ist Herr Rechtsanwalt Gabriel in Berlin, Königstr. 55. Briefmarkenkunde. Die Postverwaltung in Luxemburg hat zwei neue Briefmarkenserien in Umlauf gesetzt: die eine mit dem großherzoglichen Wappen (Marken von 1, 2, 4, 5, 6 Centimes), die andere mit dem Bild des Großherzogs Wilhelm (Marken von 10, 121/a, 15, 20, 25, 30, 371/2 50, 100 Centimes).