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Nr. 93 PAPIER-ZEITUNG 4127 amtliche Rechtschreibung einzuführen und erwähnte die Ein führung der neuen Orthographie im Jahre X901. Im weiteren hob Redner die Verbesserungen gegen früher hervor. In einer anschließenden Diskussion wurden einige strittige Punkte seitens des Vortragenden aufgeklärt. Ein Antrag des Vorstandes, Lese abende probeweise einzurichten, wurde nach lebhafter Aus sprache angenommen. Herr Winkler teilte mit, daß der Gesell schaft anläßlich der letzten Ausstellung eine Schenkung gemacht worden ist, und zwar eine Sammlung Drucksachen der Allgem. Elektrizitäts - Gesellschaft. Im weiteren gab der Vorsitzende bekannt, daß uns der Prachtkatalog der Pariser Buchausstellung zugegangen ist, er verdient diesen Namen aber nicht. Die nächste Sitzung findet des Bußtages wegen am Freitag, 22. November, statt. G—e. St. Johann-Saarbrücken. Hier wurde am 26. Oktober eine Typographische Gesellschaft gegründet, welche bereits zwei Sitzungen abgehalten hat und etwa 40 Mitglieder zählt. In der ersten Sitzung hielt der Vorsitzende Herr Eichhorn einen Vortrag über »Die Schrift und ihre Entstehung«. Schweizer Brief Die fortwährende Preissteigernng des Rohstoffs für die Papierfabrikation wird mit Beginn des kommenden Jahres in Form einer neuen Preisliste für die sämtlichen Erzeugnisse der schweizerischen Papierfabrikation den Verbrauchern zu Gemüte geführt werden. Wie verlautet, haben sich Fabrikanten und Händler vereinigt und erhebliche Erhöhung aller Preise be schlossen. Zeitungspapier soll eine Verteurung um 15 v. H. erfahren. Für die Buchdruckereien macht sich dies umso fühl barer, weil sie bereits seit Beginn des Jahres mit stark erhöhten Arbeitslöhnen bei verkürzter Arbeitszeit zu rechnen haben. In Zürich ist für Angestellte der Stadt der Neunstundentag ein geführt worden, Druckerei und Verlag des »Tagblattes der Stadt Zürich« (als städtisches Amtsblatt) mußten sich daher in einem neuen Vertrag über die Herausgabe des Blattes ebenfalls zur Innehaltung dieser Arbeitszeit verpflichten. Sie sind überdies gehalten, bei Anstellung von Arbeitern und Hilfskräften an sässigen Schweizerbürgern den Vorzug zu geben. Die An gehörigkeit zu irgend einem Verein darf keinen Ausschließungs grund bilden. Im Uebrigen muß der Verleger der Stadt 80000 Frank im Jahr bezahlen (gegen 64000 Frank nach dem bisherigen Vertrag) und im amtlichen Teil des Blattes für 45000 Frank amtliche Anzeigen umsonst aufnehmen. Dagegen wird ihm erlaubt, den Preis der privaten Anzeigen von 10 auf 12 Centimes für die Zeile zu erhöhen. Die Druckereien und Verleger anderer schweizerischer Zeitungen werden sich angesichts der drohenden Papierver teurung durch Erhöhung der Druckpreise zu helfen suchen. Mehrere haben schon die Erhöhung ihrer Anzeigen- und Bezugs preise angekündigt. Besonders wird nunmehr auf Herabsetzung des Zeitungsportos gedrungen, und man hofft auf endliche Be willigung dieses längst vor den eidgenössischen Behörden liegenden Begehrens. Im Steindruckgewerbe macht sich gegenwärtig etwas flauer Geschäftsgang bemerkbar. Es mangeln namentlich die gewohnten Aufträge auf Verpackungsmaterial für Schokolade. Diese boten sonst um .diese Zeit stets reichliche Beschäftigung; mit der Er höhung der Schokoladenpreise ist indes der Verbrauch von Schokolade und damit der Bedarf an Packungen sehr zurück gegangen, was für viele Steindruckereien einen großen Ausfall an Erwerb bedeutet, gab es doch solche, welche sich besonders für Schokoladenpackungen eingerichtet hatten und das ganze Jahr für Fabriken dieser Art arbeiteten. Die Zeit vor Weih nachten und Neujahr wird aber, wie gewohnt, dem Steindruck gewerbe reichlich Beschäftigung bieten, und für weiterhin läßt sich bei dem glücklicherweise guten Gang von Handel und In dustrie auf Ersatz seitens anderer Industrien hoffen. Immer notwendiger wird gemeinsames Vorgehen gegen Preisunterbietungen, welche jeden Verdienst unmöglich machen, sowie die Organisation der Arbeitgeber des Steindruckgewerbes zur Wahrung ihrer Interessen gegenüber den wachsenden An sprüchen der Arbeiterverbände, umsomehr, da diese allem An schein nach eine Lohnbewegung in Szene zu setzen gedenken. Daher haben sich auch sämtliche Lithographiebesitzer der Ost schweiz zu einem Verein mit Sitz in St. Gallen zusammen geschlossen, in erster Linie zu dem Zweck, die Verkaufs preise mit den Fabrikationskosten in Einklang zu bringen. Das bekannte große Geldinstitut »Schweizerische Kredit anstalt in Zürich« hat eine eigene Druckerei errichtet, die bereits in Betrieb ist. Zur Herstellung von Zirkularen, Kursblättern und allen erforderlichen Vordrucken ist reiches Schriften- material angeschafft, der Druck erfolgt auf zwei Tiegelpressen mit elektrischem Antrieb. L. K., Zürich. Widerstandsfähige Galvanos Wer sich von einem Druckstock ein Galvano anfertigen läßt, will ein recht widerstandsfähiges Druckklischee er halten, das nicht nur den Druck der Auflage aushält, son dern das auch noch zu etwa nötig werdendem Nachdruck verwendet werden kann. Leider entsprechen manche Gal vanos nicht immer diesen Anforderungen. Mehr noch wie die in warmen Bädern niedergeschlagenen Hartkupferhäute lassen solche Galvanos fast unbegrenzte Auflagen zu, deren Hintergußmetall den nötigen Härtegrad besitzt. In dieser Beziehung wird jedoch bei recht vielen Galvanos noch manches zu wünschen übrig bleiben, denn sowohl wegen der leichteren Bearbeitung wie auch wegen des niedrigeren Preises wird vielfach ein Metall zum Hinterguß verwendet, das wohl den Namen Blei, jedoch die Bezeichnung Legierung nicht verdient. Wird solch Galvano in die Form gebracht, so hat der Maschinenmeister seine liebe Not. Das ge ringste Knötchen im Papier, ein durch Zufall auf dem Klischee liegen gebliebenes Stück Putzwolle usw. erzeugt sofort eine Vertiefung im Galvano. Die zu weiche Metall unterlage hat nicht die nötige Widerstandsfähigkeit, um den vermehrten Druck einer solchen Unebenheit auszu halten, der Knoten drückt auf die Kupferhaut, und diese ver sinkt ins weiche Metall. Gutes Hintergußmetall soll stets außer einem wenn auch geringen Zusatz von Zinn einen nicht zu geringen Teil Antimon aufweisen. Lieber zahle man einige Pfennige mehr, dringe aber auf gutes Hinter gußmetall. Selbst verhältnismäßig starker Kupfernieder schlag macht den Fehler zu weichen Ausfüllmetalls nicht wett. Praktische Proben haben erwiesen, daß ein dünner Niederschlag, mit hartem Metall hintergossen, größere Auf lagen aushielt als ein starker Hartkupferniederschlag mit zu weichem Hintergußmetall. Dies wird seitens der Buch druckereien nicht immer genügend beachtet, und daher kommen äußerst viele Galvanos mit den gerügten Eigen schaften in den Handel. Wie wertvoll hartes Hinterguß metall ist, und welchen wesentlichen Einfluß es auf die Widerstandsfähigkeit des Galvanos hat, geht daraus her vor, daß viele Verlagsanstalten die Titel ihrer Buchdeckel für die Buchbinderei setzen und davon Präge-Galvanos her stellen lassen. Die teuren Messingprägeplatten könnten auf diese bedeutend billigere Weise ersetzt werden. Bei der Herstellung solcher Prägeplatten wird natürlich auf dicken Niederschlag und hauptsächlich auf hartes Hinter gußmetall, meistens Schriftzeug, gesehen. Den Schwierig keiten beim Ausrichten der hintergossenen Platten be gegnet man vorteilhaft durch Anwendung warmer Richt platten und durch Anwärmung der auszurichtenden Galvanos, die das sonst zu spröde Metall biegsamer macht. Georg Herdon Berliner Faktoren-Verein. In der Sitzung vom 9. November führte Herr Philipp Wilhelm neuere Erzeugnisse seines Li noleumschnittverfahrens, sowohl in Originalschnitten als auch in Abdrücken vor, welche allseitige Anerkennung fanden und Zeugnis ablegten für die vielseitige Verwendbarkeit des Ver fahrens. Einzelne Schnitte, z. B. eine Einfassung aus in Kon turen gehaltenen Lorbeerblättern, zeigten, daß man mit dem von Herrn Wilhelm zu beziehenden besonders angefertigten Linoleum auch fein ausgearbeitete Zeichnungen zu Druckplatten verwenden kann. Aus der Mitte der Versammlung wurde be richtet, daß man auch mit gewöhnlichem Linoleum schon recht befriedigende Ergebnisse erzielen könne. Die Befestigung des Linoleums auf der Holzunterlage erfolgt mit Leim, und wenn dieser vollständig getrocknet ist, kann das Linoleum auch nicht rutschen. Von verschiedenen Seiten wurde über Versuche berichtet, Zelluloid zur Herstellung geprägter Klischees und Autotypien zu verwenden, indessen haben die »Erfinder« solcher Verfahren, deren sich mehrere meldeten, die Versuche stets aufgegeben, weil sich das Verfahren als zu kostspielig erwies. Als ein angeblich »patentiertes Verfahren« wurde das Heraus schneiden mehrerer Paßformen aus einer Zelluloidplatte ge schildert, obwohl das gleiche Verfahren von anderen mit dem selben und ähnlichem Material mittels Laubsäge schon vor Jahren allgemein bekannt war. Nach einer ziemlich lebhaften Debatte sprach sich die Versammlung dahin aus, daß der aus der »Graphischen Welt am Mittag« erzielte Reingewinn von rund 500 M. zum Teil zu besonderen Unterstützungen der Witwen und Waisen verstorbener Mitglieder verwendet, zum Teil dem Fonds für das Faktorenheim überwiesen werden solle.