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DAPIER-UERARBEITUNG ■ Bu CH G E WERBE Verband Deutscher Steindruckerei-Besitzer Telegtamm aus Stuttgart, 16. November Verein und Schutzverband Deutscher Steindruckerei- Besitzer haben auf ihren heutigen Generalversammlungen einstimmig beschlossen, sich aufzulösen und den Verband obigen Namens zu gründen. Dieser hat Sitz in Leipzig und wird in zwei selbständige Abteilungen eingeteilt: Fachverband Deutscher Steindruckerei-Besitzer, Sitz Leipzig, (für die Fach-Interessen) und Schutzverband Deutscher Steindruckerei-Besitzer, Sitz Berlin, (für die Arbeitgeber-Interessen). Mitglieder des Schutzverbandes sind ohne weiteres Mitglieder des Fachverbandes. Dr. Gerschei leitete die Versammlung des neuen Verbandes und seiner beiden Zweige. Er wurde zum Vor sitzenden des Schutzverbandes gewählt, Vorsitzender des Verbandes und des Fachverbandes wurde Loewenheim- Leipzig. Geheimrat Meißner-Leipzig wurde Ehrenmitglied des neuen Verbandes und Vorsitzender des Schiedsgerichts. Nächste Generalversammlung in Berlin. Berechnung von Druckarbeiten Im Bestreben, sich Aufträge zu sichern, läßt sich mancher Geschäftsmann oft verleiten, nur die Arbeiten und Auslagen, die für eine Druckarbeit unmittelbar erforderlich sind, dem Kunden in Rechnung zu stellen, alle scheinbar nebensächlichen Dinge dagegen unberechnet zu lassen. Das ist ein Fehler, denn wenn der Geschäftsmann nur einen Monat lang die für solche Nebensachen aufgewandte Zeit aufscbriebe und nach den bezahlten Löhnen berech nete, käme ein großer Betrag heraus. Darauf hat schon der deutsche Druckpreisetarif hingewiesen. Hier sollen diese Nebenausgaben eingehender aufgeführt werden. Da ist in erster Linie die von vielen Auftraggebern, besonders von Verlagsbuchhändlern, beliebte Aufforderung der Umfangs- und Preisberechnung von Werken sowie An fertigung von Probeseiten zu nennen. Diese Arbeiten ver ursachen oft erhebliche Kosten, denn es liegt dem Auftrag geber nicht nur an einer oberflächlichen Abschätzung, sondern an einer ausführlichen Preisaufstellung, möglichst unter Berücksichtigung aller Nebenumstände, auf Grund deren er wieder seine Verkaufspreise und den für ihn herausspringenden Nutzen berechnen will. Solche Berech nung ist auch gefährlich, weil sie bei der Schluß abrechnung nach Fertigstellung der Arbeit zu Ver gleichen herangezogen wird und zu Streitigkeiten Anlaß gibt. Oft begnügt sich ferner der Auftraggeber nicht mit einer Probeseite, sondern wünscht deren mehrere, um da nach die typographische Ausstattung zu bestimmen. Führen diese zeitraubenden Arbeiten zu dem Erfolg, daß daraufhin der Druckauftrag erteilt wird, so kann man die aufgewandte Mühe verschmerzen; anders aber, wenn der Kunde damit nur einen Druck auf den Konkurrenten ausüben will. Darum müßte jeder Buchdrucker darauf be stehen, daß ihm bei Nichterteilung des Auftrags Zeit und Un kostenbezahltwerden. Hierüber sollte Einigkeit erzielt werden. Dasselbe gilt für die Anfertigung von Entwürfen für Akzidenzarbeiten, wie Umschlägen, Titelseiten, Textseiten von Preislisten oder von Anzeigen. Ist glücklich eine Druckarbeit vom Kunden nach den voraufgegangenen Verhandlungen in Auftrag gegeben, so wird am Schlüsse mancherlei übersehen. Sind z. B. für irgendeine Arbeit besondere Anschaffungen an Schriften, Schriftzeichen, Klischees nötig, die ausschließlich für den Auftrag gebraucht werden und dann unbenutzt im Kasten liegen, so ist dafür volle oder — wenn die Stücke einige Aussicht auf Verwendung haben — teilweise Be rechnung am Platze. Für die Besorgung von Klischees, Autos, Holzschnitten ist ebenso wie bei Lieferung des Papiers eine Provision von 15 v. H. sowie die Portoauslagen zu berechnen. Auch ein Preisaufschlag für Schnellschüsse ist zulässig. Die Zeiten, wo jeder Setzer sein Werk im Kasten liegen hatte, sind längst vorüber. Kommt heute der Druckauftrag, so will der Verleger morgen schon Bogen sehen. Wenn die Werkdruckereien hierauf auch schon meistens ein gerichtet sind, so kann es doch in jeder Druckerei vor kommen, daß Schnellschüsse besondere Umstände erfordern; der an den Setzer zu bezahlende Kastenwechsel soll dabei noch garnicht in Betracht gezogen werden. Aber vielleicht sind Schrift und sonstiges Material, Kästen und dergl. nicht in ausreichendem Maße frei oder vorhanden. Es muß also entweder unter Anwendung von Ueberstunden aufgeräumt oder es müssen gar Anschaffungen gemacht werden, die nicht nötig gewesen wären. Auch der Druck muß meist unter Zuhilfenahme von Ueberstunden erledigt werden, also genug Unkosten, die vom Geschäftsgewinn abgehen. Es ist daher nur recht und billig, wenn für solche eiligen Arbeiten Aufschlag berechnet wird Hat der Kunde ein Interesse an der raschen Fertigstellung, so wird er sich auch nicht weigern-, diesen Aufschlag zu zahlen. Das Aufräumen' muß dem Kunden berechnet werden, ein Aufschlag von 25 v. H. auf den Satzlohn erscheint da für gerechtfertigt. Wünscht aber der Besteller, daß der Satz stehen bleiben soll, so müssen dafür unbedingt 10 bis 15 v. H. berechnet werden, denn das Material ist festgelegt und kann anderen Zwecken nicht dienstbar gemacht werden. Während es üblich ist, bei Werken die Hauskorrektur mit 10—15 v. H zu berechnen, wird sie den Kunden bei größeren Akzidenzarbeiten meist geschenkt. Aber dazu liegt kein Anlaß vor, denn gerade solche Drucksachen, die oft in der Druckerei druckfertig gelesen werden müssen, erheischen große Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Der Korrektor ist doch nicht das »notwendige Uebel« in einer Druckerei, vielmehr ist seine Arbeitskraft mindestens ebenso wertvoll wie die jedes andern Angestellten. Auch beim Druck gibt es Dinge, die sehr häufig nicht berechnet werden, so das Form'nschdeßen und die Zu richtung, die oft erschwerend und stets zeitraubend sind. Man denke nur an den Druck von Formeln, Tabellen, Gedichten, Maiginalien, Umrandungen und dergl. mehr. Auch die ver schiedenen Papiersorten, die zur Verarbeitung kommen, wie schwache, rauhe, wellige Papiere, machen Schwierigkeiten, wodurch beim Druck Zeitverlust eintreten kann. Die Anfertigung von Probedrucken in mehreren Farben und auf verschiedenen Papieren muß berechnet werden, die Unkosten hierfür sind meist nicht gering. Auf den Farbenverbrauch muß bei der Druckberechnung Rücksicht genommen werden. Es ist festgestellt, daß der Farben verbrauch für 1000 qcm und 1000 Drucke zwischen r M. bis 1 M. 80 Pf., ja bis 2 M 20 Pf. schwankt. Ein 2oprozentiger Aufschlag auf den Einkaufspreis der Farbe ist bererhtigt. Feinere Arbeiten müssen vor Ablieferung sorgfältig durchgesehen, nicht registerhaltende Drucke ausgeschieden und kleine durch Farbenpünktchen oder Papierfasern ent standene Mängel durch Retuschieren beseitigt werden. Hierauf ist bei der Druckberechnung Bedacht zu nehmen. Es sei ferner an das Durchschießen der Drucksachen bei leicht abziehbaren Farben, an das Glätten, Schneiden, Verpacken erinnert. Genaues Rechnen ist die Seele des Geschäfts und eine Quelle des Erfolges. Darum ist es Zeit, den alten Schlen drian zu verlassen und richtige, auf Erfahrung beruhende Preise zu machen, dann werden auch allmählich die Klagen über das Darniederlegen des Druckgewerbes verstummen. Der Deutsche Buchdrucker Verein, hat mit der Schäftung des Druckpreisetarifs ge zeigt, wie gerechnet werden muß. Möge ein jeder sich die dort festgelegten Grundsätze zu eigen machen, M. P.