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4073 PAPIER-ZEITUNG Nr. 92 Trittbrett verbunden, und auf dem Kopfe des Klotzes ist eine ebensolche Feder aufgeschraubt. Diese und der Klotz sind an den Bremsstellen mit Sohlenleder gefüttert, auch ist letzterer da, wo er am Tisch reibt, mit Eisenblech be schlagen und zwecks besseren Haltes unterhalb des Tisches durch eine Spannfeder mit der vorderen Schraube im linken Träger der Maschine verbunden. Treten wir nun auf besagtes Trittbrett, so wird der Bremsklotz, Welcher links geradlinig, rechts aber schräg zugeschnitten, d. h. oben dicker ist, zwischen Tisch und Schwungrad ein eingeklemmt und letzteres schon dadurch gebremst. Außer dem drückt aber auch die obere Feder auf das Rad und verstärkt die Bremsung. Geben wir das Trittbrett wieder frei, so hebt die untere und obere Feder den Bremsklotz aus der Klemme, und die Bremsung ist aufgehoben. Jetzt brauchen wir die Schwungradkurbel nicht mehr zu fangen und das Rad nicht mehr durch Armkraft aufzuhalten, denn ein fester Tritt bewirkt dies leichter. Auch brauchen wir nicht mehr achtzugeben, daß das Messer nicht wieder her unterkommt und arbeiten viel schneller. Denn schon während des Hochgangs des Messers passen wir auf, treten, sobald das Messer die Arbeit passiert hat, ziehen letztere vor und geben dann erst das Trittbrett frei. Jetzt stehen Messer und Schwungrad sicher fest. Uebrigens wirkt die Bremse auch auf das niedergehende Messer bei energischem Tritt fast augenblicklich Dem Tisch oder Schwungrad geschieht dabei kein Schaden, wir benutzen die Einrichtung seit einem halben Jahre täglich. Da diese Bremse ganz sicher funktioniert und ihre Betätigung, welche nach kurzer Gewöhnung nie versäumt wird, jede vom Messer oder Schwungrad drohende Gefahr aus schließt, wird sie mich gegebenenfalls auch von Unfallhaft- pflicht befreien. Bei Hebelschneidemaschinen treten solche Umstände und Gefahren nicht ein, auch arbeitet man an solchen schneller; schwerere Schnitte aber lassen sich mit ihnen entweder garnicht oder nur unter Gefahr eines Hebelbruchs ausführen. Fortsetzung folgt Preiserhöhung für Buchbinderarbeit und Kartonnagen. Die Mitglieder der Buchbinder-Innung in Annaberg, Sachsen, sowie die ihr angeschlossenen Kartonfabrikanten geben bekannt, daß sie infolge Erhöhung der Arbeitslöhne sowie Steigens des Preises für'Rohmaterialien gezwungen sind, ihre Preise zu er höhen. Eg. (Vogtl. Anz.) Ueber Schönheitssünden der Buchdruckerkunst sprach am 25. Oktober im Magdeburger Kunstgewerbeverein Herr Museums bibliothekar Dr. Hagelstange. Von den Inkunabeldrucken als vorbildlich ausgehend, wies er auf Mängel und Fehler heutiger Satz- und Druckmanier hin, sowohl in der Katalogausstattung, im Gedichtsatz wie auch in Werken. Er wandte sich dann den Zeitschriften und Tageszeitungen zu. Bei den Zeitschriften »Jugend« und »Simplizissimus« rügte er die mangelhafte Gruppierung des Textes in Löchern und Lücken unmöglicher Bilder, eingerenkt in Anzeigenseiten usw. Ferner verurteilte der Vortragende die Verwendung des glänzenden Papiers zu Illustrationszwecken, Schrift und Autotypien seien getrennt zu halten. Zur Schrift geselle sich am besten die Strichätzung, wie z. B. im »Kunstwart« u. a. m. Eine Rentabilitätsberechnung von Hardens »Zukunft« ließ erkennen, daß ihr Herausgeber un beschadet seines eigenen Vorteils etwas mehr für bessere Drucklegung derselben anwenden könne. In der ihm eigenen drastischen und treffenden Weise las der Vortragende dann noch den Tageszeitungen ihr Sündenregister. Ihre äußere Ausstattung, fadenscheiniges Papier, immer mehr verkleinerte dürre Typen, Wirrwarr im Anzeigenteil, verblaßter oder verfetteter Druck hätten es auf dem Gewissen, wenn heutzutage ein beträchtlicher Teil kultivierter Menschen mit Brillen bewaffnet umherlaufe. Dr. Hagelstange stellte zum Schluß folgende Forderungen auf: Verwendung von gutem, etwas rauhem Papier, größere Typen mit kräftigem Duktus, kräftigere Betonung der Trennungslinien, »ein klein wenig mehr Geld« seitens der Herausgeber und etwas mehr gereiften Geschmack im Publikum. H. Lohnbewegung der Buchdruckerei-Hilfsarbeiter in Breslau. Entsprechend einem früheren Versammlungsbeschluß hatten die Buchdruckerei - Hilfsarbeiter in fast allen Betrieben Lohn erhöhungen gefordert, und verschiedene größere und kleinere Firmen hatten sie auch bewilligt. Nur in der hiesigen Stadt- und Universitäts-Buchdruckerei von Graß, Barth & Comp. kam es infolge Weigerung des Geschäfts, mit der Lohnkommission zu verhandeln, zur Arbeitsniederlegung. Am 5. November ver ließen 22 Einleger und Einlegerinnen die Arbeitsstätte ohne Kündigung. Die Firma klagte nun vor dem Gewerbegericht auf Schadenersatz in Höhe des ortsüblichen Tagelohns von 2 M. 40 Pf. für den Tag von den Einlegern und 1 M. 45 Pf. für den Tag von den Einlegerinnen für die Dauer einer Arbeitswoche, wie es die Gewerbeordnung zuläßt. Die Beklagten bestritten, Vertragsbruch begangen zu haben, sie gaben an, nur passiven Widerstand zu leisten, da die Firma sich weigere, wegen der gestellten Lohnforderungen mit der Organisation zu verhandeln. Demgegenüber erklärten die Vertreter des Geschäfts, garnicht abgeneigt zu sein, Zulagen zu gewähren, doch hindere sie ein Beschluß des Prinzipalvereins, mit der Lohnkommission zu ver handeln. Sie wollen nur mit ihren Arbeitern selbst verhandeln. Das Gewerbegericht erachtete Vertragsbruch als vorliegend, vertagte aber die Sache bis zum Austrag des Lohnstreits. Die Beklagten erklärten, das Gewerbegericht als Einigungsamt an zurufen. G— e. Eingänge Ziffernwerke von F. H. Zimmermann^ Maschinenfabrik in Berlin-ReinickendorJ (Ost). Die Firma fertigt selbst tätige Ziffern- und Numerierwerke zum Einsetzen in Schnellpressen, für Paginier- und Kopfdruckpressen, Kuvertdruckmaschinen, Visitenkartendruckpressen, Per foriermaschinen und alle möglichen Arten von Hand- Datumstempeln und Numeroteuren. Ein weiteres Gebiet derselben Firma ist der Bau von Maschinen und Apparaten zum Herstellen und Entwerten von Fahrkarten, Fahr scheinen und Zettelbilletten in Rollen und Blöcken. An läßlich des 50jährigen Bestehens der Firma wurde der neue Katalog Nr. 7 herausgegeben, der alle Erzeugnisse der Firma in vorzüglichen Holzschnitten abbildet. Corinth. Z~ Heinrich Freese. Verlag Friedrich 161/2 Oktav-Bogen. Preis geheftet einer vor fünf Jahren von ihr zuerst erhobenen Forderung: künstlerische Innenausstattung der großen Dampfer, hinweisen, nämlich auf die Von Bruno Paul, Joseph M. Olbrich, Richard Riemerschmid usw. geschaffenen Räume der »Kronprinzessin Cecilie« des Norddeutschen Lloyd. Und damit auch die heitere bringt das Heft neben diesem reichen der prächtigen »Erinnerungen an den Muse zu Wort komme, Inhalt die Fortsetzung Allotriakreis« von Louis Bodenreform von Emil Perthes, Gotha. 4 Mark. Inhalt. Die Wohnungsfrage. Die Bergwerke. Koloniale 5 - Römische Briefe. Bauordnungen. Im Lande des Wassereigen tums. Landwirtschaftliches. Das Baugewerbe. Die Parteien. Gemeinnützige Bautätigkeit. Verschiedenes. — Die Bodenreform Bewegung hat in dem letzten Jahrzehnt ihren Siegeslauf durre Deutschland und Oesterreich angetreten. Es herrscht lebhdon Nachfrage nach bodenreformerischer Literatur. Da wird v allen, die in der Bewegung stehen oder sich über deren -ih unterrichten wollen, ein Buch des Fabrikbesitzers Heinnier Freese, des Ehrenvorsitzenden des Bundes der Bodenreformen! mit Freuden begrüßt werden. Freese ist seit 20 Jahren boden reformer. Er hat in den Jahren 1890—1898 als Vorsitzender Bund geleitet. Es ist hauptsächlich sein Verdienst gewesenheilt Bewegung von ihren ersten Ueberschwenglichkeiten geJiten und auf den Weg zielbewußtcr gesetzgeberischer VorarPelen- gewiesen zu haben. Die Aufsätze Freese’s geben in anziemer. der Form einen Ueberblick über die Ziele der Bodenrefon Sie enthalten eine Fülle von politischen Anregungen und Sie währen einen Blick in die Geschichte einer Bewegung, heute in allen Schichten des Volkes und in allen Parteien hänger zählt. Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer-Str. 2, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von io bis i und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Jahrgang IX, Heft I (November-Heft). München, Verlags anstalt F. Bruckmann. Preis vierteljährlich 6 M. Wilhelm von Diez, der große Künstler und Lehrer, dem kürzlich die Münchener Künstler einen Denkstein setzten, er fährt im November-Heft eine liebevolle, feine Würdigung von Fritz von Ostini, die so recht geeignet ist, uns das Wirken dieses Künstlers anschaulich zu machen; eine Reihe prächtiger, zum Teil farbig gedruckter Abbildungen ergänzt die textlichen Ausführungen aufs glücklichste. Noch einen Münchener Künstler lernen wir in diesem Hefte kennen, Josef Wackerle, den Schöpfer höchst eigenartiger Porzellanfiguren und Holz schnitzereien. Dann berichtet ein ausführlicher Aufsatz vom amerikanischen Landhausbau, der sich überraschend schnell zu einem eigenen Stil entwickelt hat und zum Teil, so in den Landhäusern von Wilson Eyre, Vorbildliches gibt. Die Zeit schrift kann dann in einem weiteren Aufsatz auf die Erfüllung