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Nr. 91 PAPIER-ZEITUNG 4021 Wie steigere ich meinen Nutzen? Zu Nr. 87, S. 3832 Man müßte zwar als selbstverständlich annehmen, daß jeder Fabrikant nur diejenigen Sorten herstellt, welche für ihn wirk lich gewinnbringend sind, aber bei den heutigen Uebelständen kommt man bald zu einer anderen Ueberzeugung. Durch den etwas höheren Preis der einen oder anderen Sorte läßt sich so mancher Fabrikant verblenden und nimmt die Fabrikation von Papieren auf, welche für ihn bei seinen maschinellen Ein richtungen nicht gewinnbringend sein können. Die Folgen lassen nicht lange auf sich warten: Das auf den Markt gebrachte Papier ist minderwertig, und die Fabrik muß es zu jedem ihr gebotenen Preis losschlagen. Die Ansicht des Herrn Einsenders, daß man Papier von 30 Pf. das Kilo nicht mit dem nötigen Gewinn nach Orten liefern könnte, welche an der Grenze des Absatzgebietes für Papier im Werte von 40 Pf. das Kilo liegen, dürfte nicht ganz zutreffend sein, ein im Verkaufspreise höherstehendes Fabrikat wirft nicht immer höheren Gewinn ab als eine billigere Sorte. Dies liegt oft am schwankenden Preis der Rohstoffe, welche zur Verwendung kommen müssen. Meine Bedenken gegen Einteilung in Interessensphären siad durch die Ausführungen des Herrn Einsenders nicht widerlegt. Die vom Mittelpunkt Deutschlands entfernter liegenden Fabriken wären stets die Benachteiligten. Die Ausfuhr nach den Grenz ländern ist ja in den meisten Fällen auch sehr beschränkt, so kommt z. B. Rußland fast garnicht in Frage, Frankreich ist in folge der hohen Zölle (auf Zellstoffpapiere ruht z. B. ein Zoll von 10 Frank die 100 kg) nur für einzelne Sorten Absatzgebiet. Andere Grenzländer sind dank der eigenen Papiererzeugung auf die deutsche Einfuhr nicht angewiesen. Der einzige europäische Staat, welcher infolge seines großen Papierverbrauchs für einen Teil der deutschen Papierfabriken Wichtigkeit hat, ist England, die englische Marktlage ist aber auch nicht so hervorragend, daß man den größten Teil der Erzeugung dort unterbringt. Außerdem können dorthin nur Fabriken liefern, welche an den großen Wasserstraßen oder in nächster Nähe eines Seehafens liegen. Auch haben wir auf dem englischen Markt den nicht zu unterschätzenden nordischen Wettbewerb zu bestehen, wel- eher gerade nach diesem Lande sehr geringe Fracht hat. Wohl ist die Größe des Absatzgebiets für die Ertragsfähigkeit der Fabrik nicht allein ausschlaggebend, aber je größer der Bezirk ist, in welchem die Ware untergebracht werden kann, umso mehr bleibt dem Lieferanten die Auswahl der Kunden frei. Es ist auch eine starke Zumutung, den Käufern gewissermaßen die Bezugsquelle vorzuschreiben. Würden sich etwa die Papier fabrikanten seitens ihrer Lieferer derartige Bedingungen gern gefallen lassen? Ich glaube kaum. Außerdem müßte dann auch der Fabrikant mit manchem Kunden arbeiten, mit dem ihm eine Verbindung aus verschiedenen Gründen nicht erwünscht ist, und Reibereien hätten in derartigen Fällen kein Ende. Daß man sich schon vor Jahrzehnten mit der gleichen An gelegenheit beschäftigt hat, geht aus geschichtlichen Veröffent lichungen des Geschäftsführers des Vereins Deutscher Papier fabrikanten, Herrn Ditges, hervor. Man war wohl schon früher der Ansicht, daß sich in der fraglichen Sache nicht viel tun läßt; denn es heißt hier u. a.: »Es möchten die Preise des Ein- wie des Verkaufs den einzelnen Fabrikanten überlassen bleiben« (vergl. Wochenblatt Nr. 38 S. 3108). Dieser Beschluß wurde vor 35 Jahren gefaßt, also zu einer Zeit, wo die Papier fabrikation noch lange nicht so vielseitig war wie heute, und demzufolge Einigung viel eher als heute erzielbar war. Wr. Sch. Buchführung in Papiergroßhandlungen Die Frage 8724 in Nr. 86 lautet: Welche Art von Buchführung eignet sich für eine Papiergroßhandlung mit 800 000 M. Umsatz? Die Frage läßt erkennen, daß die Papiergroßhandlung diesem Gegenstand ihres Geschäftsbetriebes bisher nicht die Aufmerk samkeit geschenkt hat, die ihm zukommt. Ein Jahresumsatz von 800 oco M. läßt auf ein Unternehmen schließen, von dem man erwarten sollte, daß es an Hand einer gut eingerichteten Buchführung sich ständig über seinen Fortgang unterrichtet, und sich nicht darauf beschränkt, aus dem Unterschied zwischen Ein- und Verkaufspreisen Schlüsse auf den Verdienst zu ziehen, oder sich über Gewinn und Verlust erst durch eine Inventur zu vergewissern. Das Schema, welches sie sucht, spielt übrigens die allergeringste Rolle, ein geschickter Buchhalter wird ihr selbstverständlich nur die doppelte Buchführung Vorschlägen und die Bücher nach den gestellten Anforderungen und nach seinen Erfahrungen einrichten. Die Papiergroßhandlung sollte deshalb lieber, ehe sie sich über den Wert der vielen Buch- haltungsarten ungewisse Vorstellungen bildet, einen tüchtigen Buchhalter anstellen, sich aber vorher durch Anfragen über ihn ganz genau vergewissern, daß er der Aufgabe auch gewachsen ist. Versteht er sein Fach, so wird er ihr jedesmal nach Monatsschluß einen schön geordneten Ausweis über den Stand des Geschäfts vorlegen; er wird zeigen, wie hoch sich die For derungen und Schulden am Monatsschluß stellen, er wird eine geordnete Lagerbuchführung einrichten und auf dieser Grundlage eine monatliche Gewinn- und Verlustrechnung aufbauen, deren Ergebnis einwandsfrei ist. Er wird ferner nachweisen können, ob eine Ware, die anscheinend Verdienst abwirft, infolge unbe achtet gebliebener Unkosten doch nicht das einbringt, was man erwartet hatte. Wenn die Firma außerdem Papierverarbeitung oder noch weitere Nebenbetriebe hat, wird er diese und die be sonderen Verhältnisse eines jeden Betriebes gesondert behandeln und für jeden Zweig monatliche Unkostenberechnungen auf stellen, die dem Geschäftsinhaber alles das mit Zahlen beweisen, woran er zwar oftmals gedacht hat, die er im Drange der Ge schäfte aber niemals hat ergründen können. Selbst wenn die Firma für eine tüchtige Kraft einige tausend Mark im Jahre aufwendet, wird sie am Schlüsse doch sehen, daß diese Ausgabe sich gut bezahlt macht und nicht weniger Nutzen einbringt als jede andere auf Ordnung gerichtete Maßnahme. C. K. Papier-Industrie in Russisch-Polen 1906 Die Papierfabrikation hatte im Berichtsjahre verhältnismäßig weniger zu leiden als alle übrigen Industriezweige. Insbesondere gilt dies für die Schreib- und Zeitungspapierfabrikation. Die Ausstände hatten hier nur insofern Einfluß, als die eine oder die andere Papierfabrik geringere Einnahmen erzielte. Die ver änderten Schulverhältnisse haben den Bedarf an Schreibpapier derart gesteigert, daß die Fabriken nicht alle Bestellungen aus führen können. Dasselbe gilt für Zeitungspapier seit Einführung des neuen Preßgesetzes. Bis vor kurzem war man in dieser Beziehung gänzlich auf Finland angewiesen, gegenwärtig wird Zeitungspapier von drei polnischen Fabriken hergestellt, deren Erzeugnisse das finländische Fabrikat stark bedrängen. Auch in bezug auf die Einfuhr von Zigarettenpapier hat eine Papier fabrik in Warschau in letzter Zeit stark mit dem Auslande zu konkurrieren begonnen. Zigaretten-Hülsen. Die Herstellung dieser Ware bildet einen besonderen Industriezweig, der sich zum größten Teil in Brest, Litewski und Warschau konzentriert. Im Berichtsjahre waren in Brest sechs große und einige kleinere Fabriken in Gang, welche mit den neuesten Maschinen zur Herstellung der Hülsen versehen sind, und 12 Werkstätten mit Handbetrieb. Die Gesamt jahres-Erzeugung in Brest beläuft sich auf 150000 Kisten zu 10000 Hülsen im Wert von 600000 Rubel. (Aus einem Konsularbericht) Fachliteratur Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhause % Dessaucr-Str. 2 eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von 10 bis 1 und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht, Chapters on Papermaking von Clayton Beadle. Bände 3 und 4. Verlag von Crosby Lockwood and Son, London 7, Stationers’ Hall Court, Ludgate Hill. Preis jeden Bandes 5 Schilling. Wir beschrieben in Nrn. 54 von 1904 und 15 von 1906 die beiden ersten Bände dieses Werkes. Der Verfasser, einer der fleißigsten unserer Papierchemiker, beschäftigt sich mit dem Studium papiertechnischer Fragen in seinem Laboratorium und leitet außerdem das Fachblatt Paper and Pulp, welches vor einiger Zeit mit der Zeitschrift Paper Making verschmolzen wurde. Als Paper and Pulp noch selbständig war, stellte Herr Beadle an seinen Leserkreis eine Anzahl Fragen aus dem Gebiete der Papierfabrikation, wie solche bei der Prüfung in der Papier macherschule des City and Guilds of London Institute auf geworfen werden. Er wollte hierdurch junge Leute, welche sich dieser oder einer ähnlichen Prüfung unterziehen wollen, veranlassen, die Fragen zu bearbeiten und sich dadurch gleich sam auf die Prüfung vorzubereiten. Band 3 und 4 enthalten je 16 solcher Fragen. Die darauf seinerzeit eingegangenen Antworten werden ihrem wesentlichen Inhalt nach vom Verfasser kurz zusammengefaßt und dabei gleichzeitig die in der Antwort enthaltenen Irrtümer vom Ver fasser berichtigt. Nötigenfalls werden auch Zeichnungen ein geschaltet und Beispiele rechnerisch ausgeführt, sowie Er fahrungen des Verfassers aus der Fabrikpraxis mitgeteilt, sodaß die Antworten nicht nur jedem Papiermacher Anregung geben, sondern sich darin auch eine Fülle wertvoller Beobachtungen vorfindet. Allen jüngeren Papiermachern, welche der englischen Sprache mächtig sind, können daher die hübsch ausgestatteten Bände empfohlen werden.