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Nr. 90 PAPIER-ZEITUNG 3983 preisen zu verkaufen gezwungen ist, sondern an seiner Ware etwas verdient, denn nur dann ist dem Fabrikanten die Kund schaft etwas wert, und nur dann bemüht er sich, seine Kund schaft nicht zu verlieren und sie durch pünktliche und entgegen kommende Bedienung zu halten und zu pflegen. Erkennt der Zwischenhandel diese Grundsätze als richtig an, dann lieet es aber in seinem eigensten Interesse, die Preis-Bestrebungen des Vereins Deutscher Briejumschlagjabrikanten zu unterstützen. Auf Grund einer gemeinsamen Berechnungsweise sind jetzt die Preise aller Lagersorten festgesetzt und der Kundschaft be kannt. Beim Vergleich mit den früheren Preisen wird man zu geben müssen, daß sich der Preisaufschlag in außerordentlich mäßigen Grenzen hält. Wenn wirklich bei einigen wenigen Sorten ein höherer Preisaufschlag in Erscheinung tritt, dann be weist das nur, wie sehr der Preis dieser Sorten früher gedrückt war, denn der Aufschlag auf die tatsächlichen Selbstkosten ist heute bei allen Stapelsorten einerseits und bei allen Bruttopreis sorten anderseits der gleiche. Bei mancherlei Sorten, welche dem scharfen Wettbewerb weniger ausgesetzt waren, und bei denen sich die Fabrikanten früher naturgemäß etwas zu erholen suchten, sind die Preise heute nicht höher, sondern zum Teil sogar noch niedriger als früher. Jedenfalls kann heute jeder Zwischenhändler die beruhigende Ueberzeugung haben, daß ihm jede Vereinsfabrik von vornherein den billigsten reellen Preis stellen wird, den die Konvention bei ihrem durchaus beschei denen Gewinnaufschlag zu stellen zuläßt. Etwaige Unterschiede zwischen einzelnen Vereinsfabriken sind stets lediglich auf Qualitätsunterschiede zurückzuführen. Neben diesem Bestreben, in die ganze Preisgestaltung wieder Vernunft und Ordnung zu bringen, ist nun aber auch der Verein bemüht gewesen, einen anderen großenKrebsschaden zubeseitigen: Bisher hatte der Zwischenhandel so gut wie gar keinen Schutz, und doch ist für kaum einen Artikel ein geregelter, ge schäftsfreudiger Zwischenhandel wichtiger als für Briefum schläge! Die Herstellung ist nur bei großen Mengen zweck mäßig, der Verbrauch aber, d. h. der Einkauf des eigentlichen Verbrauchers, geschieht in den meisten Fällen nur in kleinen Mengen. Was ist also natürlicher, als daß sich eine Zwischen stelle bildet, die dem Fabrikanten große, zweckmäßig herstell bare Mengen abnimmt, und die dann von ihrem Lager aus die jenigen Posten an den Verbraucher abgibt, die für die Ware üblich und natürlich sind! Der Versuch einzelner Fabriken, diese schwierige Ueberführung kleiner Mengen an den Ver braucher dem Zwischenhandel zu überlassen, die großen, glatten Mengenaber den Verbrauchern direkt von der Fabrik zuzuiühren, bat sich noch stets gerächt. Deshalb läßt sich auch heute die er freuliche Tatsache feststellen, daß selbst diejenigen großen Firmen, welche in früheren Jahren noch mehrfach mit Verbrauchern direkt arbeiteten, die Notwendigkeit und die Daseinsberechtigung des Zwischenhandels voll anerkennen und getreu den Vereins bestrebungen dem Zwischenhandel den nötigen Schutz an- gedeihen lassen. Die in dieser Richtung augenblicklich noch unerquicklichen Zustände, wie sie besonders in Berlin, hoffent lich aber auch nur vorübergehend, herrschen, sind für das übrige Deutsche Reich nicht maßgebend. Der Verein hat neben einer bescheidenen Preisaufbesserung als wichtigste seiner Bestrebungen ^Schutz dem Zwischenhandels auf seine Fahne geschrieben. Soll er diesen Grundsatz aber überall erfolgreich durchsetzen, dann ist es auch unbedingt not- Wendig, daß der Zwischenhandel den Verein unterstützt und nicht kurzsichtig überall da, wo er von den wenigen dem Verein nicht angehörigen Fabriken um ein paar Pfennige billiger vaufen kann, dem Verein in den Rücken fällt Daß sich der ‘«rein Deutscher Briefumschlagfabrikanten dagegen zu schützen Scht, daß ihm die außenstehenden Firmen, wenn sie auch an -ahl und Bedeutung noch so gering sind, die Kundschaft weg- schnappen und sich unter dem schützenden Dach der Konvention schnell vergrößern, ist für jeden Vernünftigen wohl ohne Weiteres selbstverständlich. Die Frage war nur die, wie dieser Selbstschutz am einfachsten und wirksamsten auszuführen ist. bin besseres Mittel als der jetzt allgemein bekannte »Treurabatt« ist bis zum heutigen Tage noch nicht genannt worden. Weiß ' Jemand ein besseres Mittel, so wird der Verein für Bekanntgabe desselben nur dankbar sein. Ob und wie dieser Treurabatt seinen Zweck erfüllt, wird sich in Kürze zeigen, da nunmehr 8egen diejenigen Firmen, die dem Verein zwar ihre treue Kund- c baft durch Annahme des Treurabatts zugesichert, aber nicht In halten haben, vorgegangen werden soll. Der gesamte bisher in Abzug gebrachte Treurabatt muß von denjenigen Firmen, die “zwischen von außenstehenden Firmen gekauft haben, wieder Kiückerstattet werden. Die Beitreibung und nötigenfalls die la geführung wird von dem Vertrauensmann des Vereins be- rgt damit richtige Durchführung von vornherein gesichert ist. vatsächlich hat es ja auch kein Zwischenhändler notwendig, ,on außenstehenden Firmen zu kaufen, da die dem Verein an- ^hörigen Firmen annähernd 95 v. H. der gesamten deutschen Ueugung herstellen und sämtliche gangbare Sorten lieiern. 24 aber auch den Bezug einzelner Luxus- und Spezialmarken Rierleichtern, hat der Verein in der Zwischenzeit mit einer eihe von Feinpapierfabriken und anderen Firmen Sonder verträge geschlossen, sodaß es jetzt ohne Gefährdung des Treu" rabatts gestattet ist, Briefumschläge, Briefpapiere und dergl- außer von den Mitgliedern des Vereins auch von einer ganzen Reihe von Feinpapier- und Luxuspapierfabriken zu beziehen. Auf Anfrage beim Vereinsvorstand in Elberfeld wird über diese Firmen gern bereitwilligst Auskunft gegeben. Vergegenwärtigt man sich noch einmal, was der Verein bei seinem bescheidenen Preisaufschlag für Mühe und Arbeit auf gewendet hat, um den Handel mit Briefumschlägen wieder in gesunde Bahnen zu leiten und dem Zwischenhandel wieder Freude und Gewinn an dieser Ware zu schaffen, dann wird man auch erwarten dürfen, daß nicht nur jeder einzelne Zwischen händler, sondern der gesamte Zwischenhandel in seinen Ver einigungen und Organisationen klugerweise selbst dafür sorgt, daß die Bestrebungen des Vereins Deutscher Briefumschlag fabrikanten Erfolg haben. Dieser Erfolg kann aber nur ein treten, wenn man das große Ziel im Auge behält. Man darf nicht um des Vorteils von wenigen Pfennigen bei 1000 Briefumschlägen diejenigen unterstützen, die die Bestrebungen des Vereins nicht anerkennen und unter dem schützenden Dach des Vereins Deutscher Briefumschlagfabrikanten die Aufträge und die Kund schaft an sich zu reißen suchen. Hoffentlich beweist der Zwischenhandel durch die Tat, daß er einsichtig und reif ist, kleinliche Sonderinteressen einem großen Ziele zu opfern. Dann kann baldige Gesundung nicht ausbleiben. Ein Briejumschlagfabrikant Verband der Postkarten-Grossisten Sitz: Hamburg, I. Paulstr. 1211. Sitzung am Montag, 21. Oktober 1907, abends 8 Uhr, im Jungfernstieg-Restaurant. Bei Eröffnung der Versammlung gedenkt der erste Vor sitzende, Herr Theodor Röpke, des verstorbenen Mitgliedes Herrn A. Krützfeldt, Altona, in ehrenden Worten; die Versamm lung erhebt sich von den Sitzen. 1. Wie verhalten wir uns zu dem Angebot einer Hamburger Firma in Autochromkarten, 100 Stück i,zy M Bei Besprechung dieser Frage wurde die Handlung-weise des darin erwähnten Mitgliedes scharf gegeißelt und angeregt, Herren, die derartig gegen die Bestrebungen des Verbandes verstoßen, auszu- schließen. Es soll dem Herrn in der nächsten Versammlung Gelegenheit gegeben werden, seine Handlungsweise zu recht fertigen, andernfalls sein Ausschluß beschlossen werden soll. 2. Welche Schlußfolgerungen ziehen wir aus dem Zusammenbruch der Konventtons Bestimmungen über Verkaufspreise an Detailhsten ? Bei diesem Punkt wurde der vollständige Zusammenbruch der Konvention der Bromsilberfabrikanten festgestellt. Von den vielen Versprechungen des Verbandes, den Postkartenhandel zu heben und die Interessen des ganzen Handels, besonders der Großhändler, zu wahren, sei nur die Preiserhöhung des Fabri kates für die Grossisten übrig geblieben. Völlige Auflösung der Konvention wäre dem Handel nur von Vorteil. Gerügt wurde besonders, daß die Konvention es nicht für nötig gehalten hatte, die Großhändler oder auch nur den Verband davon in Kennt nis zu setzen, daß die Bestimmungen betreffend die Unter zeichnung des Reverses aufgehoben seien, sodaß wiederum einige wenige, welche davon wußten und mit den Fabrikanten in besonders enger Verbindung stehen, hieraus einen besonderen Vorteil schlagen konnten. Es soll versucht werden, den Fabri kanten-Verband für den entstandenen Schaden verantwortlich zu machen, und die Grossisten, welche sich geschädigt fühlen, werden aufgefordert, ihre An-prüche zwecks gemeinsamen Vor gehens beim Verband anzumelden. Wegen vorgerückter Zeit mußten die übrigen Punkte der Tagesordnung wieder abgesetzt werden. Aus der Versammlung wurde angeregt, Versammlungen häufiger als vorgesehen, und zwai mindestens alle 14 Tage statt finden zu lassen. Der Vorstand versprach, den Vorschlag in Er wägung zu ziehen, da sich die Versammlungen stets zahlreichen Besuches und reger Aussprache erfreuen. Schluß der Versammlung 121/2 Uhr. A. Büttner. Lohntarif der Markthelfer. In Leipzig ist am 4. November nach langen Verhandlungen vor dem Gewerbeamt zu Leipzig der Lohntarif der im Buchhandel beschäftigten Markthelfer und Lagerarbeiter zustande gekommen. Der Tarif hat Giltig keit vom 1. November 1907 bis 31. Oktober 1912 Vom 1. No vember erhalten alle im Buchhandel beschäftigten Markthelfer und Lagerarbeiter einen Lohnzuschlag von 5 v. H Achtuhr-Ladenschluß. In Schwäbisch Hall hat auf eine an das Oberamt gerichtete Eingabe des Kaufmännischen Vereins betr. Einführung des Achtuhr-Ladenschlusses, die Tage vor Sonn- und Festtagen und im Dezember sowie die Läden des Lebens mittelfachs ausgenommen, das Königl. Oberamt den Gemeinde rat zur einer Aeußerung aufgelordert, und dieser trat der Ein gabe, trotz starker Minderheit, bei. -s-