Volltext Seite (XML)
Nordwestdeutscher Papier-Verein Sitz in Hannover (Zweig des Deutschen Papier-Vereins) Bericht über die Mitglieder-Versammlung vom ij. Oktober igoj im Hotel Hannover (Vereinsheim) Tages-Ordnung: i. Berichterstattung über die Generalversammlung in Hamburg durch den II. Vorsitzenden Herrn Herbes. 2. Beratung einer Eingabe betr. Beschränkung des Straßen handels in Postkarten u. a. 3. Beschlußfassung über regelmäßige Zusammenkünfte und ev. stattfindende Vorträge. 4. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. Um 1/210 Uhr eröffnet der neu gewählte 1. Vorsitzende Herr Garve die erste Mitglieder-Versammlung seit der Generalversammlung und dankt nach Begrüßung der Er schienenen nochmals für das ihm durch die Wahl zum Vereinsvorsitzenden entgegengebrachte Vertrauen. Der Vorsitzende hofft, bei entsprechender Unterstützung durch die Mitglieder das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigen zu können. Nach einer Aufforderung an die Mitglieder zur all gemeinen Mitarbeit zum Wohle unseres Vereins bringt der 1. Vorsitzende dem Deutschen Papier-Verein ein Hoch. Punkt 1. An Stelle des durch eine Geschäfts-Reise verhinderten Berichterstatters Herrn Herbes berichtet der Schriftführer über die geschäftlichen Vereins - Fragen, -Sorgen und -Erfolge der Generalversammlung in Hamburg und schließlich, soweit möglich, auch über den vergnüg lichen Teil. Besonders hervorgehoben sei die außerordent liche Tätigkeit des neugegründeten Hamburger Zweig- Vereins und die liebenswürdige Aufnahme, die der D. P.-V. in Hamburg gefunden hat. 2. Herr Fettback schildert dann noch eingehend das Ver halten der rheinischen Gruppe und ihres Führers auf der Generalversammlung in Hamburg, bedauert die Art ihres Auftretens und ihrer eigenartigen Werbearbeit, wobei er auch auf die Ortsgruppe Hannover des »Verbandes« D. P. S. H. und deren Gründung zu sprechen kommt. Wenn dem D. P.-V. auch ein größerer Verlust im Westen bevorstehe, so soll man nur mutig fortfahren, wie in Hamburg begonnen: Der erste viele Jahre zurückliegende Veisuch ohne Erfolg, der zweite Versuch: ein kräftiger Zweigverein, dem Fachgenossen von Namen und Ruf an gehören. 3. Der Vorsitzende dankt Herrn Fettback für seine längeren, lichtvollen Ausführungen und wünscht die beab sichtigten regelmäßigen Zusammenkünfte in der eben ge hörten Weise ausgerüstet. Es werden regelmäßige Ver sammlungen (zwei monatlich vom Januar 1908 ab, für 1907 eine Ende November) beschlossen. Punkt 2 wird bis dahin zurückgestellt. 4. Einem unserer Vorstandsmitglieder war jüngst die eben erschienene Mitgliederliste des Verbandes Deutscher Papier- und Schreibwaren-Händler zu Händen gekommen und auch einige Beschwerden von verschiedenen unserer älteren Mitglieder, die sich unberechtigter Weise in diesem Mitgliederverzeichnis aufgeführt fanden. Eine vorstands seitige Anfrage an 14 Mitglieder unseres Vereins (nicht Fabrikanten) ergab, daß 13 ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen als Mitglieder der Rheinischen Schöpfung auf geführt sind. Ueber dieses an unlauteren Wettbewerb stark grenzende Gebaren soll in Düsseldorf Aufklärung verlangt werden. Herr Garve stellt fest, daß 3 Verbands Mitglieder — die Herren Jürgens, Richter und Dettmer ■— angeben, noch keine Mitgliederliste des Verbandes zu be sitzen Allgemein wird das bei dieser Mitgliederliste an- gewendete Verfahren verurteilt. Herr Dettmer bringt zum Schluß die kurze Aufbrauchs zeit der hier gebräuchlichen polizeilichen Meldezettel zur Sprache, die zum 1. Oktober etwas geändert wurden. Das Polizei-Präsidium soll um entsprechende Uebergangsfrist ersucht werden. ! Nach Festsetzung der Tagesordnung für die November- Versammlung schließt der 1. Vorsitzende gegen Mitternacht die anregend verlaufene Sitzung. Hans Müller, Schriftführer Mangel an tüchtigen Verkäuferinnen Nachduck verboten Der Zudrang des weiblichen Elements zu dem kaufmänni schen Berufe hat in der letzten Zeit in ungeahnter Weise zu genommen. Trotzdem hat sich ein gewisser Mangel an Ver käuferinnen wahrnehmbar gemacht, namentlich bei Besetzung mehr selbständiger Stellen in Detailgeschäften, An Konto ristinnen, Kassiererinnen, Packerinnen ist das Angebot weit stärker als die Nachfrage, eine tüchtige fachkundige Verkäuferin ist dagegen stets gesucht, wofür auch die steigende Entlohnung dieser Angestellten zeugt. Der Grund des Mangels liegt darin, daß die meisten jungen Mädchen, die in den kaufmännischen Beruf treten, theoretisch nur dürftig für ihre neue Tätigkeit vorgebildet sind. Im eigenen Interesse jedes einsichtigen Geschäftsinhabers liegt es, tüchtige Verkäuferinnen anstellen zu können. Beim Fortbestand der heutigen Verhältnisse ist jedoch die Gefahr vorhanden, daß dies entweder nicht immer durchführbar sein wird, oder daß die Gehaltsansprüche der wenigen tüchtigen weiblichen Kräfte stark anschwellen werden. Abhilfe kann nur erfolgen, wenn ein größerer Kreis tüchtiger Verkäuferinnen her angebildet wird Dies kann aber ohne, Einführung der obligato rischen Fortbildungsschule für weibliche Angestellte nicht er reicht werden. Nun ist bei einer großen Zahl von Geschäftsinhabern eine Stimmung gegen diesen Fortbildungsschulunterricht, insbesondere gegen den obligatorischen, vorhanden. Die Gründe hierfür sind in der Hauptsache dieselben, welche seinerzeit gegen den obligatorischen Fortbildungsschulunterricht für männliche An gestellte ins Feld geführt wurden. Wohl wird in vielen Fällen der Geschäftsmann zu Opfern gezwungen werden, auch können hier und da durch die Einführung des Fortbildungsschulzwanges in der ersten Zeit Unzuträglichkeiten entstehen. Die Allge meinheit der Geschäftstreibenden, und in Sonderheit die Spezial geschäfte, werden aber von dem obligatorischen Fachunter richt Nutzen ziehen, der jene kleinen persönlichen Nachteile stark überwiegt. Welche guten Früchte er trägt, zeigen die Schulen dieser Art in Bielefeld, Dessau, Frankfurt a. M., Königsberg, Mannheim und in den übrigen 24 Städten, die den Fortbildungs- schulzwang für weibliche Handlungsgehilfen ausgesprochen haben. Fast ausnahmslos erkennen die Prinzipale an, daß sich die Bildungsstufe ihrer weiblichen Angestellten seitdem ge hoben hat, und sie beginnen an der Abwicklung des Geschäfts die Vorteile wahrzunehmen, die aus der gehobenen Vorbildung des weiblichen Gehilfenstandes hervorgehen, nrk. Kartenbrief. Seit Erhöhung des Ortsportos ist in Bremen ein Kartenbrief zu 3 Pf. eingeführt. Im offenen Zustand hat der Brief vier Seiten. Auf der ersten und zweiten Seite fanden durch eine geschickte Anordnung spaltenweise Reklamen von 207 Firmen Platz. Die dritte Seite dient für Mitteilungen und ist durch eine Totalansicht von Bremen als Kopfleiste Sinn reich geschmückt. Die vierte Seite enthält außer dem Raum für die Adresse mehrere Anzeigen. Das Zusammenlegen des Kartenbriefes geschieht durch dreimaligen Falz, während der Verschluß durch Ueberkleben einer Klappe an der Längs seite bewirkt wird. Dem Empfänger ist durch eine Perforier linie das Oeffnen des Briefes erleichtert. Zum Druck wurden zwei Farben verwandt. Die Kartenbrief-Kompagnie Leopold & Vaupel macht nun bekannt, daß wegen des großen Bedarfs in Zukunft monatliche Auflagen von 100000 Exemplaren heraus- kommen. Der Kartenbrief hat den Namen »Germania-Brief« er halten und ist als Wortzeichen patentamtlich angemeldet, während die sonstige Anordnung durch Geschmacksmuster ge schützt ist. Der Kartenbrief hat im Laufe der Zeit hauptsächlich wegen der Verbilligung des Portos viel Anklang gefunden, nn