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3924 Vorbereitung von Pergamentpapieren für die mikroskopische Untersuchung Von Dr. C. Bartsch, Assistent der Abteilung Da sich Pergamentpapiere in der üblichen Weise durch Kochen mit Natronlauge und Schütteln mit Granaten nicht zerfasern lassen, bietet deren mikroskopische Untersuchung Schwierigkeiten. In der Regel wird in der Weise verfahren, daß man von der Oberfläche des mit Natronlauge gekochten und noch feuchten Pergamentpapiers Fasern abkratzt und diese nach nochmaliger oder wiederholter Behandlung mit Lauge mit den gewöhnlichen Jodlösungen präpariert. Der artige, nur von der Oberfläche des Pergamentpapiers ge wonnene Fasern sind aber infolge des Pergamentierungs- Prozesses besonders stark angegriffen; sie sind teilweise aufgelöst, in Bruchstücke zerfallen oder zeigen sonstwie Zerstörungserscheinungen, zudem hängen sie häutig noch in dichten Klumpen miteinander zusammen. Hierzu kommt noch, daß die Fasern mit den von der Einwirkung der Säure entstandenen Umwandlungsprodukten der Zellulose (Amyloid- usw.) bedeckt sind, die sich mit den gewöhnlichen Jod lösungen dunkel und undurchsichtig färben. Aus allen diesen Gründen Jassen die in oben geschilderter Weise ge wonnenen mikroskopischen Bilder viel zu wünschen übrig, da nur ein geringer Teil der Fasern mit Sicherheit auf seinen Ursprung zurückgeführt werden kann. Neuerdings ist es gelungen, bessere mikroskopische Bilder dadurch zu erhalten, daß man die zu mikroskopieren den Fasern möglichst der inneren, durch das Pergamen- tieren weniger angegriffenen Schiebt des Papiers entnimmt und diese anstatt mit gewöhnlichen mit mehr oder weniger verdünnten Jodlösungen behandelt. Man verfährt demnach beim Vorb reiten und Präparieren von Pergamentpapieren in folgender Weise: das Papier wird mit iprozentiger Natronlauge etwa 20—25 Minuten ge kocht, hierauf mit Wasser abgespült und auf eine Glasplatte gelegt. Von dem noch feuchten Papier entfernt man durch Schaben mit einem Radiermesser die an der Oberiläche befindlichen — für das mikroskopische Bild ungeeigneten — Fasern und sammelt erst die durch weiteres Schaben er haltenen Fasern. Diese werden in einem Reagensglase abermals mit iprozentiger Natronlauge kurze Zeit gekocht, tüchtig durchgeschüitelt und auf einem besonders fein maschigen Sieb ausgewaschen. Von dem so behandelten Brei werden dann mikroskopische Präparate mit verdünnter Chlorzinkjod- oder Jodjodkallumlösung hergestellt. Die Lösungen müssen umso verdünnter sein, je kräftiger das Papier pergamentiert ist. Die mikroskopischen Bilder, welche auf diese Weise gewonnen werden, bestehen zum größten Teil aus gut er haltenen oder nur wenig angegriffenen, fast durchweg isolierten Fasern. Ihre Färbung ist klar und durchsichtig, und wenn die Bilder auch nicht den aus unpergamentierten Papieren hergestellten gleichkommen, so sind sie doch immer hin so deutlich, daß die mikroskopische Untersuchung ohne Schwierigkeit ausgeführt werden kann. Bei richtiger Ver dünnung der Chlorzinkjodlösung gelingt es auch, die ge wöhnlichen Gruppenfärbungen (Lumpen == rot, Zellstoff = blau) zu erhalten. Der Umstand, daß die zum Mikroskopieren verwendeten Fasern nur aus der mittleren Schicht des Pergamentpapiers entnommen sind, dürfte ohne Einfluß auf das Ergebnis der Stoffzusammensetzung sein, da eine Verschiedenheit in der Zusammensetzung der äußeren und inneren Schicht nicht anzunehmen ist. (Aus Heft 4 Jahrg. 1907 d. »Mitteilungen« a. d. Kgl. Materialprüfungsamt in Gr. Lichterfelde-W.) Kurze Baumwollfasern schmierig mahlen Aus der Fragestellung in Nr. 85 S. 3739 gebt hervor, daß es sich um sogen, »cotton seed-fibre« handelt. Der seit einigen Jahren im Markt befindliche Rohstoff ist ein Nebenerzeugnis der Baumwollsaatöl Erzeugung. Bekannt lich ist die Baumwollfaser ein einzelliges Pflanzenhaar, das auf den Baumwollsamen festsitzt und von denselben mit Hilfe von Entkörnungsmaschinen losgerissen wird (von Hoehnel). Die zum Verspinnen verwendete Baumwolle Nr. 89 muß eben frei von Samenkapseln sein und erscheint infolge jenes Vorganges stets an einem Ende abgerissen und mit nur einer natürlichen Spitze versehen. Die an den Baum wollsamen verbleibenden Faserreste werden, nachdem das Baumwollsaatöl gewonnen ist, von den Trümmern der Samenkapseln mehr oder weniger geschieden und kommen dann in den Handel, wo sie stellenweise zur Pergament papierfabrikation verwendet werden. Hauptsächlich wird die Ware aus New-Orleans eingeführt, jedoch stellten vor einigen Jahren auch die Bremen-Besigheimer Oelfabriken in Bremen ein brauchbares Material her, und neuerdings werden recht schöne Muster von den Bremer Baumwoll werken, G. m. b. H. in Bremen Hemelingen, vorgelegt, welche aber erheblich teurer als die amerikanische Ware sind. Ueber die Verarbeitung der Ware zu gebleichtem Stoff, die wegen ihres Gehalts an dunkeln, braunschwarzen Trümmern von Samenkapseln nicht so ganz einfach ist, deute ich hier nur an, daß diese, richtig geführt, ein sehr schönes Erzeugnis ergibt, welches sich dem Stoff aus weißer Baumwolle an Weiße und Reinheit recht wohl zur Seite stellen kann. Richtig verarbeitet ist der Stoff einem solchen aus neuen weißen Abschnitten an Zähigkeit überlegen. Aus der Einleitung erhellt, daß die Fasern der »cotton- seed-fibre« erstens recht kurz, zu kurz zum Verspinnen sind, zweitens beiderseits keine Spitze besitzen; der Faser schlauch ist verhältnismäßig breit und beiderseits offen. Der Rohstoff ist sehr wollig, die einzelnen Fasern sind stark gekräuselt. In der Verarbeitung verliert sich diese Eigentümlichkeit nicht, falls nicht die Fasern durch Mahlung glatt gestreckt werden. Als Halbzeug geht der Stotf nicht über die Gautschpresse hinaus, wenn er nicht oder nur wenig gemahlen ist. Richtig bemerkt der Fragesteller den Unterschied zwischen dem Mahlen von Lumpen, d. h. der Auflösung derseloen zu Faserbrei, und dem Mahlen der kurzen Baumwollfasern. Denkt man sich die letzteren als gut aufgeschlossenes Halbzeug von geringer Faserlänge, so hat man eben, um den Stoff zu brauchbarem Ganzzeug auszumahlen, dieselben Regeln zu befolgen, als wenn mau einen anderen fadenrein aufgeschlossenen Halbstoff ver arbeitet. Die durch Gebrauch in Geweben garnicht und in der Verarbeitung zu Papierstoff nur einmal durch Kochen und Bleichen angegriffene Faser verträgt schon eine ge hörige Mahlung. Nach meinem Dafürhalten dürfte hierzu eine gewöhnliche Holländerwalze mit hoher Umlaufszahl (bis 750 m Umfangsgeschwindigkeit in der Minute), die mit geringem Druck aut dem Grundwerk aufliegt, geeigneter sein, als eine Steinwalze, die für viele Zwecke die Fasern zu sehr zu Schleim mahlt. Ich füge hier zur Ansicht bei: Muster von cotton-seed-fibre amerikanischen Ursprungs, „ „ Baumwollfaser der Hemelinger Firma in 2 Qualitäten, „ „ Halbstoff aus cotton-seed-fibre a) wenig gemahlen — das Stoffblatt ist weich und lappig, b) stärker gemahlen — das Stoffblatt ist härter und klangvoller. Beide Muster entstammen der nämlichen Kochung. c) und d) stufenweise stärker gemahlen und härter. Mit Versuchsmaschinen zu Ganzzeug vermahlener Stolt gab als geschöpftes ungeleimtes Papierblatt 4750 m mittlerer Reißlänge. Ich füge auch zwei von der eingegangenen »Flax Pulp Ltd.« hergestellte Muster gebleichten Stoffes aus gleiche« 1 Rohstoff bei, welche in flockiger Form im Jahre 1905 an geboten wurden: C. D.-Fibre, Standard production — knotig und graupelig! „ , opened by special machine — etwas lockerer, vielleicht mittels Reinwolfs gerissen. Die Hemelinger Ware wird in leichter und scharfe Mahlung angeboten. Letztere soll sich leichter zu Papier PAPIER-ZEITUNG