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PAPIER-ZEITUNG 3923 Nr. 89 den beiden Tinten wurde dann auch noch durch die weiter vor genommene chemische Behandlung der Schrift bestätigt. Ob der Vermerk kurze Zeit nach Niederschrift der Quittung oder er heblich später zugefügt worden war, konnte nicht ermittelt werden. Eine Behörde ließ 6 Papiere der Klassen 3a, 3b und 4a einer Papierliejerung prüfen. Alle 6 Proben mußten beanstandet werden, eine wegen mangelhafter Leimfestigkeit, eine zweite wegen ungenügenden Falzwiderstandes und die 4 übrigen wegen schwacher Leimung und nicht ausreichenden Wider standes gegen Falzen Ein Fall wie der vorliegende ist bisher bei Kontrolle der Papierlieferungen für Behörden noch nicht beobachtet worden und es ist wohl anzunehmen, daß hier ganz besondere Umstände zur Lieferung eines durchweg ungenügen den Papiermaterials geführt haben. Von einer Behörde wurde angeregt, amtliche Beglaubigungs- vermerke mit Tintenstift anstatt mit Tinte zuzulassen. Das Amt wurde um Abgabe eines Gutachtens ersucht, ob Tintenstifte als ausreichender Ersatz für Tinte angesehen werden können und ob die mit Tintenstift hergestellten Zahlen, Schriftzüge usw. Fälscbungsversuchen gegenüber ebenso widerstandsfähig sein würden wie die mit Urkundentinte hergestellte Schrift. Er fahrungen hierüber lagen nicht vor. Zur Entscheidung der Frage wurden 24 verschiedene handelsübliche Marken von Tinten stiften, deren Preise sich zwischen 10 und 35 Pf. bewegten, in verschiedenen Schreibwarengeschäften Berlins aufgekauft. Die Versuche ergaben, daß schon durch vorsichtiges Radieren mit Gummi in allen Fällen die Schriftzüge so leicht und vollständig vom Papier entfernt werden konnten, daß keine auffallenden ■Spuren der Behandlung zurückblieben. Mit chemischen Mitteln ließen sich die Schriftzüge ebenfalls leicht beseitigen. Die Ver suche zeigten weiter, daß an einem Schriftstück, in dem man einzelne Worte, also z. B. Unterschriften, entfernte und durch andere ersetzte, nichts Auffälliges zu beobachten war. Tinten stifte können daher zur Anfertigung von Schriften, die Urkunden wert besitzen, zurzeit nicht verwendet werden. Vielleicht genügt diese Bemerkung, um die deutsche Industrie zur Ueberwindung dieses Mangels anzuregen. Auf Grund einer Ausschreibung auf Lieferung von Bureau- Materialien verschiedener Art für die deutschen Schutzgebiete waren dem auswärtigen Amt von 5 Firmen Proben eingereicht worden; das Amt begutachtete die Proben und schlug daraufhin die Firma vor, der am zweckmäßigsten die Lieferung zu über tragen sei. Eine Kataster-Inspektion wünschte Auskunft darüber, wie man stark verblaßte Tintenschrijt einer Karte wieder auffrischen and lesbar machen könne. Es handelte sich um Originale von V ermessungshandrissen verschiedener Gemarkungen, die, ob gleich erst im Jahre 1880 angefertigt, fast vollständig verblaßt waren. Die verblaßten Zahlen sollten, wenn auch nur vorüber gehend, zur Anfertigung einer Kopie wieder leserlich gemacht Werden. Die im Amt angestellten Versuche ergaben, daß die schriftzüge sich durch Dämpfe von Schwefelammonium wieder sichtbar machen ließen. Die Schriftzüge wurden nach 1- bis 2- stündiger Behandlung erheblich dunkler. Die dunkle Färbung erschwand zwar ziemlich schnell wieder, aber das Verfahren ne6 sich, ohne daß die Deutlichkeit der Schrift merkbar ab- nahm, und ohne Beschädigung des Papiers wiederholen. v Die deutsche Zementindustrie verbraucht jährlich sehr große Mengen von Zementsäcken. Da diese ausschließlich aus Jute indischer Faserstoff) hergestellt werden, so gehen hierfür be hütende Kapitalien ins Ausland. Das Amt hat die deutsche apierindustrie aufgefordert, Zementsäcke aus Papier herzu- Atellen, wie es in Amerika bereits seit Jahren geschieht. Die Anregung ist auf fruchtbaren Boden gefallen; die ersten Säcke au$ Papier liegen schon vor, weitere werden folgen. Es ist zu er warten, daß die Papiersäcke die gewebten Säcke allmählich yerdrängen werden, nicht nur in der Zementindustrie, sondern kh in anderen, und daß somit ein nach Millionen zählendes Kapital dem Lande erhalten bleibt, denn die Papiersäcke können dus Material, das im Lande selbst erzeugt wird, hergestellt werden. Die meisten farbbänder für Schreibmaschinen werden zurzeit Von Amerika und England eingeführt; diese Bänder gelten in erbraucherkreisen als die besten. Das Amt hat vor 2 Jahren eingehende vergleichende Versuche mit in- und ausländischen andern ausgeführt und festgestellt, daß in der Tat die letzteren h1 K Durchschnitt besser sind als die ersteren. Die Prüfungen äben aber unserer deutschen Industrie wertvolle Anregungen n<j Fingerzeige gegeben und sie angespornt, Ware herzustellen, der ausländischen gleichkommt. Dies ist jetzt zum Teil denon gelungen. Einzelne deutsche Bänder stehen heute hinter Ann ausländischen nicht mehr zurück Von Fachkreisen ist die diesicht ausgesprochen worden, daß die hohen Anforderungen, kes.das Amt bei der Prüfung der Bänder an deren Brauchbar- Lei stellt, dazu führen werden, die Farbbandindustrie in ihrer inastungsfähigkeit ebenso zu heben, wie dies in der Papier- prrstrie durch die Papiernormalien und die amtliche Papier- dr ung anerkanntermaßen geschehen ist. Nachdem auf Grund zun-ntersuchungen des Amtes eine größere Anzahl Farbbänder stell Gebrauch bei den Justizbehörden und Notaren zur Her- lung wichtiger Schriftstücke zugelassen worden sind, hat der Herr Justizminister Bestimmungen für die dauernde Kontrolle der Bänder erlassen. Aus den gelieferten Beständen werden von Zeit zu Zeit Stichproben entnommen und im Amt geprüft; durch die Prüfung soll festgestellt werden, ob die Bänder dauernd in derjenigen Güte hergestellt werden, in der sie dem Amt bei der ersten Prüfung, auf Grund deren die Zulassung er folgte, vorlagen. Bereits vor 20 Jahren hat das Amt auf den bedenklichen Zustand hingewiesen, in den unsere Druckwerke infolge der Verwendung ungeeigneten Papiers seitens der Verleger kommen werden. Die Warnungen sind damals verhallt; jetzt, wo unsere öffentlichen Bibliotheken unter den herrschenden Zuständen empfindlich zu leiden beginnen, erinnert man sich ihrer und ist nun ernstlich entschlossen, an die Bekämpfung der Uebelstände heranzugehen. Das Materialprüfungsamt ist von der Königlichen Universitäts-Bibliothek zu Berlin zur Mitarbeit aufgefordert worden und hat sich bereit erklärt, seine Erfahrungen und Kenntnisse zur Verfügung zu stellen Zunächst sollen noch eine Anzahl alter und neuer Werke auf das zu ihrer Herstellung verwendete Papiermaterial geprüft werden. Auf Grund der so zu gewinnenden Unterlagen werden dann die weiter zu treffenden Maßnahmen erörtert werden. Es 'handelt sich hier um eine Kulturaufgabe allerersten Ranges. Wenn die Verhält nisse so weiter bestehen bleiben wie jetzt, dann geht unseren Nachkommen ein großer Teil von dem, was wir geleistet haben, verloren, weil die über unsere Arbeiten niedergelegten Werke frühem Verfall entgegengehen. Die Auswahl der Papiere für unsere wertvollen Druckwerke erfolgt heute meist nach Preis und Aussehen, nicht aber, wie es sein sollte, unter Zugrunde legung ihrer gesamten Eigenschaften, namentlich ihrer Festig keit und Stoffzusammensetzung. Hier ist die Stelle, wo ein gesetzt werden muß, und wenn es jetzt nicht geschieht, dann wird die Zukunft die beteiligten Kreise noch zu ganz anderen und kostspieligeren Maßnahmen zwingen. In den Staatshaushaltsetat sind nunmehr Mittel zur Aus führung von Prüfungen eingestellt worden, um zu ermitteln, wie man den unaufhaltsamen Verfall wertvoller alter Handschriften (durch Vermoderung und Tintenfraß) nach Möglichkeit aufhalten kann. Die Arbeiten werden vom Amt in Gemeinschaft mit Ver tretern der Archive und Bibliotheken ausgeführt. Mit der Ausführung von Versuchen zur Feststellung der Ausdauerfähigkeit der verschiedenen Papiersorten und des Einflusses verschiedener Arbeitsweise, Zusätze, Leimung usw. auf die Eigenschaften des Papiers wurde weiter fortgefahren. Leider geht das für die Prüfung nötige Versuchsmaterial, dessen Lieferung unsere Papierindustrie übernommen hat, nur sehr spärlich ein, und es ergeht auch an dieser Stelle nochmals an alle beteiligten Kreise die dringende Aufforderung, durch Ein sendung von Papier die Arbeiten zu fördern. Auf Grund des § 7 der »Bestimmungen über das von den Staatsbehörden zu verwendende Papier« "erhielten 38 Papier fabriken Mitteilungen über die mit ihren Papieren im Auftrage von Behörden ermittelten Versuchsergebnisse. Insgesamt sind im Betriebsjahr 1906 769 Mitteilungen an die erwähnten 38 Fa briken versendet worden, gegen 700 im Vorjahr. Im Etatsjahr 1906 wurde ein neues Wasserzeichen angemeldet, nämlich dasjenige von Wiedes Papierfabrik Rosenthal in Rosenthal. Im Kalenderjahr 1906 wurden im Auftrage von Behörden 1005 Papiere vollständig untersucht, hiervon genügten 911 Pa piere = 90,6 v. H. den vorgeschriebenen Lieferungsbedingungen, während 94 Papiere = 9,4 v. H. ihnen nicht entsprachen. Die Anzahl der nichtgenügenden Papiere ist gegen das Vorjahr um 7,3 v. H. zurückgegangen; die Verstöße waren im allgemeinen nicht schwer. Im Laufe des Jahres 1906 haben auch Württemberg und Hessen Papiernormalien aufgestellt und sich hierbei ganz eng an die preußischen Bestimmungen angeschlossen. In der Papier industrie ist dieses Vorgehen mit Freude begrüßt worden. Die Erkenntnis von dem großen wirtschaftlichen Wert derartiger Bestimmungen bricht sich von Jahr zu Jahr sowohl bei Be hörden als auch in der Industrie mehr Bahn, desgl. die Ueber- zeugung, daß die für die Prüfungen aufgewendeten geringen Kosten in gar keinem Verhältnis stehen zu dem hohen Nutzen, den sie unseren Archiven und unserer Industrie bringen. Im abgelaufenen Rechnungsjahr wurden 8 Papiertechniker ausgebildet; von diesen waren 3 aus Preußen, i aus Bayern, 1 aus Baden, 1 aus Oesterreich, 1 aus Italien, 1 aus Norwegen. Stellung und Verbleib Name und Geburtsort I. Inländer Frediani, Chiaravalle Lorenz, Pitten (Oesterr.) Beck, Skien (Norw.) Hoffmann,Kandel,Bayr.Rheinpf Renker, Düren Dr. Rakenius, Charlottenburg Schlack, Villingen Dr. Diefenbach, Frankfurt a. M. II. Ausländer | Unbekannt , Werkführer, Pitten Unbekannt Werkführer, Erlau Einj.-Freiw., Straßburg Kaufmann, Berlin i Unbekannt | Papierfabrikant, Heilbronn