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3654 PAPIER-ZEITUNG Nr. 83 Dampf- und Seeschiffahrts-Gesellschaften, drittens solche, die von Eisenbahn-Gesellschaften herausgegeben werden. Von ersterer Gruppe lagen zahlreiche, meistens gut ausgestattete Bücher und Prospekte vor, bei denen in technischer Hinsicht nicht viel aus zusetzen war. Besonders hervorragend ist das von den Verkehrs vereinen München und Nürnberg herausgegebene »Bayrische Verkehrsbuch«, an dem viele Künstler von Ruf mitgearbeitet haben, und das neben vorzüglichen Illustrationen einen fesselnden Text enthält und dadurch das Interesse der Leser wachhält. Auch das vom »Verkehrsbureau für Budapest« herausgegebene Werkchen »Winterleben in der Tatra« kann als ganz gute Leistung bezeichnet werden. Einige von französischen und schwedischen Vereinen herausgegebene Hefte sind gleichfalls geeignet, den in ihnen empfohlenen Gegenden Freunde zu ge winnen, wenn auch die Ausstattung nicht immer unserem Ge schmack entspricht. Unter den von Eisenbahnlinien gespendeten Werkchen sind hauptsächlich außerdeutsche Gesellschaften ver treten. Aus den vielen vorliegenden Broschüren sei die der österreichischen Staatsbahn Wien—Arlberg—London heraus gegriffen, die mit Ausnahme des Formats ein kleines Kabinett stückchen des Buchdrucks darstellt. Auch das Schriftchen »Nach Italien mit der Gotthardbahn« ist bis auf den in viel farbiger Lithographie hergestellten Titel einwandsfrei. In der Reihe der Dampfschiffahrts-Prospekte treten besonders zwei bei Du Mont-Schauberg in Köln ganz ausgezeichnet hergestellte Broschüren hervor. Bei den von Seeschiffahrtslinien heraus gegebenen Prospekten fallen die der Hamburg-Amerika Linie auf, die stets eigenartig und vornehm sind. Nach kurzer Pause wurde Verlegung des Vereinslokals be schlossen, und zwar befindet sich dasselbe von jetzt ab im »Kaufmannsheim«. Die Sitzungen finden wie bisher jeden Mittwoch nach dem i. und 15. im Monat statt. G—e. Leipzig. Typographische Gesellschajt. Am 2. Oktober wurde die zweite Auflage des neuen Buchdrucker-Duden durch Herrn Adolf Küttner einer kritischen Besprechung unterzogen. Sie hat beträchtliche Erweiterung erfahren. Während früher nur 58000 Wörter Aufnahme gefunden hatten, ist der Inhalt jetzt auf 90 000 vermehrt. Die Vorbemerkungen sind ausführlicher gehalten, denn auch hier hat sich Erweiterung von 28 auf 42 Seiten nötig gemacht. Lateinische Bezeichnungen, wie Nominativ, Akkusativ, sind durch rein deutsche Bezeichnungen ersetzt. Die Silbentrennung ist im Wörterverzeichnis durch senkrechte Striche angedeutet. Besondere Beachtung hat man auch dem Bindestrich gewidmet und allen Zweifeln, besonders bei Straßen bezeichnungen, vorgebeugt. Der Apostroph soll bei der Befehls form stehen bleiben, bei Gedichten und Mundarten aber nur wenig angewendet werden. Ein beigegebenes einheitliches Korrektur-Schema weicht etwas von den Leipziger Vorschlägen ab, doch ist es ratsam, sich danach zu richten, um Gleichmäßig keit zu erzielen. Anerkennend wurde ferner hervorgehoben, daß das in der ersten Auflage etwas kurios aussehende ß eine neue und bessere Form erhalten hat. Der Versalbuchstabe, der jetzt noch durch SZ wiedergegeben wird, soll in der neuen nächsten Auflage ebenfalls durch ein Zeichen wiedergegeben werden. Ausgestellt war ein großes Plakat in Drei- und Vierfarben druck, das auf einer Miehle-Presse in Wien gedruckt war. dt. Gehilfenprüfungen in Berlin In den Monaten September und Oktober 1907 wurden 13 Ge hilfenprüfungen von den Prüfungsausschüssen des Buchdruck gewerbes in Berlin abgehalten. Es wurden im ganzen geprüft 136 Lehrlinge, davon 42 Druckerlehrlinge. Die Prüfung be standen 3 recht gut, 38 gut, 49 ziemlich gut, 45 genügend, 1 kaum genügend. Unter den vom Prüfungsausschuß der Handwerkskammer geprüften 64 Lehrlingen befanden sich 15 auswärtige. Künftig sollen auch Prüfungen für Stereotypeurlehrlinge seitens der Handwerkskammer vorgenommen werden. Der Aus schuß für das Buchdruckgewerbe hat sich bereit erklärt, unter Hinzuziehung zweier Sachverständiger, nämlich eines Arbeitgebers und eines Arbeitnehmers, diese Prüfungen abzunehmen, sodaß schon in nächster Zeit nach der Wahl der Sachverständigen da mit begonnen werden kann. Um den Lehrlingen aus einigen kleineren Orten des hiesigen Handwerkskammerbezirks, welche von Berlin weiter entfernt liegen, die Möglichkeit zu geben, an einem Vor- oder Nach mittag die Prüfung nebst Hin- und Rückfahrt zu erledigen, be steht die Absicht, einen neuen Prüfungsausschuß mit dem Sitz in Angermünde zu bilden. Ein weiterer Grund für diese Maß nahme liegt wohl aber auch in dem Umstande, daß die Hand werkskammer mit größerem Nachdruck die Lehrlingsausbildung in den kleinen und kleinsten Orten beaufsichtigen kann, was heute nicht immer möglich war. Deutsche Papierwaren in Serbien Eigenbericht Die Einfuhr von Papierwaren und Bureaubedarf aus Deutsch land macht in Belgrad große Fortschritte, und es ist anzunehmen, daß in nicht allzulanger Zeit die österreichische Papierwaren industrie auf diesem Markt ihr Uebergewicht verlieren wird. Die Gründe sind tieferer Natur, den Anstoß zu einer Um gestaltung der Verhältnisse aber hat der jetzige Zollkrieg zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien gegeben. Früher waren die österreichischen Lieferanten die bevor zugten, österreichische Waren der Papierverarbeitungsindustrie herrschten im serbischen Geschäft. Die Nachbarschaft be günstigte ein engeres, oft freundschaftliches Verhältnis zwischen Lieferanten oder Reisenden und den Inhabern der Papier- und Papierwarengeschäfte. Dazu kam, daß der österreichische Lieferant auf billige Ware hielt. , Das wurde anders, als deutsche Firmen mit geschmackvollen Mustern und guter Ausführung in Belgrad Fuß gefaßt hatten Durch ihre Lieferungen erhielt man die Möglichkeit, Vergleiche anzustellen, und fand oft, daß die deutsche Ware zwar teurer, aber preiswerter war. Diese Erkenntnis ist langsam gekommen, aber jetzt reisen schon viele Einkäufer statt nach Wien nach Berlin. Auch ohne diese für Deutschland' günstige Wandlung hätte die vor etwa Jahresfrist eingetretene politische Spannung mit Oesterreich-Ungarn der deutschen Industrie hier die Wege geebnet. Noch günstiger wäre die Sachlage für die deutsche Papier warenindustrie gewesen, wenn erst noch ein Vertrag zwischen Oesterreich Ungarn und Serbien zustande gekommen wäre, denn Deutschland steht sowohl zu Oesterreich als auch zu Serbien im Meistbegünstigungsverhältnis, und bei den letzten Handels; Vertragsverhandlungen hat Serbien an Deutschland gerade bei den Einfuhrzöllen auf Papierwaren nur unwesentliche Er niedrigungen gewährt, um für die Verhandlungen mit Oesterreich Tauschmittel zu haben. Der Stimmungswechsel macht sich in Serbien auch dadurch bemerkbar, daß in den großen Belgrader Geschäften unseres Faches als Bezugsort der Waren nicht wie bisher Wien, sondern vorzugsweise Berlin angegeben wird. s. Die Ausstandsbewegung in der erzgebirgischen Präge-Industrie hat sich, wie dem »Vogtl. Anz.« aus Buchhols geschrieben wird, weiter ausgedehnt. Trotz behördlicherseits angestellter Ver mittlungsversuche, die auch Kreishauptmann v. Burgsdorff aus Chemnitz unterstützte, ist keine Einigung erzielt worden. Die Arbeitgeber stehen fest auf ihrem Standpunkt, organisierte Arbeiter nicht mehr zu beschäftigen, und die letzteren mögen ihren Austritt aus der Organisation nicht erklären. Viele Arbeiter haben bereits die Stadt verlassen, um anderweit ihr Brot zu suchen, die freien Arbeitsstellen werden durch fremde Arbeiter eingenommen. Bei der Firma Gutberlet, bei welcher 75 Arbeiter ausständig wurden, sind fast sämtliche Plätze von neuen Kräften besetzt worden, bei der Firma Kunze sind gegen 90 Arbeitsstellen frei geworden und zum Teil ebenfalls von auswärts neu besetzt worden. Eine neue Bewegung ist bei der Firma F. Oskar Brauer ausgebrochen, wo man sich geweigert hat, Streikarbeit anzufertigen. Eg. Bibliothekswesen. Nach dem Brande der Turiner National bibliothek im Jahre 1904 wurde eine Kommission gewählt, die sich mit der Frage beschäftigen sollte, wie man die Bibliothek, schätze gegen Feuersgefahr schützen könne. Ferner wurde dieser Kommission die Aufgabe gestellt, die nur teilweise be schädigten Bücher und Pergamenthandschriften möglichst zU erhalten bezw. wieder lesbar zu machen. Der Chemiker Prof. Dr. Guareschi in Turin, ein Mitglied der Kommission, löste diese Aufgabe in glänzender Weise und stellte allgemeine Regeln und Forderungen für die zweckmäßigste Art der Unter bringung von Büchern auf, machte Versuche über das Verhalten von Pergament gegen Feuer und Wasser und führte so die Chemie in die Bibliothekswissenschaft ein. Die Ergebnisse seiner auch für die Geschichte der Chemie wertvollen Unter suchungen hat Guareschi in einer Schrift »Ueber das Per gament« zusammengefaßt, von der eine deutsche Uebersetzung von Dr. Walther Roth demnächst im Verlage von Joh. Ambr. Barto, Leipzig, herausgegeben wird. (Zeitschr. f. angewandte Chemie) Büchertisch Der Verkehr des Publikums mit der Reichsbank und deren Nebenanstalten von Dr. E. Balling. Verlag von Weigel in Leipzig. Preis geheftet 1 M., gebunden 1 M. 30 P Das über 80 Seiten starke Oktavbuch beschreibt den Ge schäftsverkehr bei allen Geschäften mit der Reichsbank und ihren Nebenstellen. Das Buch kann für Angestellte von kaut- männischen Geschäften und für selbständige Gewerbetreibende, die mit der Reichsbank in Geschäftsverkehr treten wollen, gute Dienste leisten. Die Ausstattung ist dem Preise entsprechend, bescheiden.