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Nr. 83 PAPIER-ZEITUNG 3653 Skizze 2 Die Facette oder bronzierte Papierleiste, welche von der Vorderseite der Pappe schräg nach innen zum »Vorstoß« geht, wird wie folgt hergestellt: Aus rauhem dünnem Karton werden 3 cm breite Streifen geschnitten und in der Facettenbreite von ungefähr 8 mm schwach geritzt, siehe Skizze 2. Dann werden diese Streifen, von denen zu jedem reiner Bleichgoldbronze gut überfährt. Nach dem Trocknen werden die Streifen von der überflüssigen Bronze gereinigt, an der geritzten Linie gebrochen und sauber eingeklebt. Nach Skizze 2 wird f' an die Oberseite der Pappe angeklebt, während f2 die Facette bildet. Um längs des unteren Randes der Facette eine wenn auch nur ganz schmale Klebefläche zu er zielen, zieht man mittels eines Stellzirkels, der ganz eng gestellt wird, auf der Facette eine Linie parallel zum Rand. Die Facette sieht dann aus, wie aus Skizze 3 ersichtlich ist. Passepartout vier ge hören, auf Gehrung zugeschnitten, wobei zu beachten [ist, daß man von der geritzten Linie ab, also an dem eigentlichen Teil der Facette, etwas mehr stehen läßt, siehe a a bei Skizze 2. Nachdem man die vier Streifen genau eingepaßt hat, daß an den Gehrungsecken keine Lücken entstanden sind, werden die Facetten bronziert, indem man sie mit flüssigem Gummi arabicum bestreicht und mittels eines Wattebausches oder eines weichen Haarpinsels mit den Papierbogen von der Walze abzieht und dadurch Luft zwischen Bogen und Walze bringt, wodurch Faltenschlagen der Bogen verursacht wird. Sind die Abstreicherzungen länglich spitz gearbeitet, so ist die Reibung so gering, daß die Bogen nicht angezogen werden können. Die Abstreicherstange oder Welle muß immer an der jenigen Walze angeordnet sein, an der die Abstreicher arbeiten, denn dann machen die Abstreicher die gleiche Bewegung wie die Walze beim Durchgang der Bogen; sind die Abstreicher auf der nächsten Walze oder Bügelstange angeordnet, so kommt es leicht vor, daß sie in der Walze hängenbleiben oder einreißen und die Walzen beschädigen, denn durch Hängenbleiben oder Schleifen eines Ab streichers entsteht eine Vertiefung in der Papierwalze, welche auf Elfenbein-, Chromo- und Kunstdruckkarton einen matten, nicht glatten Streifen hinterläßt, und die Druckfarbe schlägt auf diesem matten Streifen viel schneller ein als auf der übrigen Fläche, sodaß der trockene Druck mangelhaft und unschön aussieht, wodurch für beide Teile Schaden und Verluste entstehen. Wird an einem Bogenkalander mit zwei Bahnen gleich zeitig gearbeitet, so ist die Gefahr des Einreißens doppelt so groß, denn es ist nicht möglich, daß zwei Einlegerinnen ganz gleichmäßig einlegen; durch das abwechselnde Ein legen entsteht eine Auf- und Niederbewegung der Kalander walzen. Sind die Abstreicher auf der nächsten Mit Glaspapier wird jetzt die Oberfläche des Passepartouts glatt gerieben, damit die Pappe und die aufgeklebten Facetten streifen eine gleichmäßig ebene Fläche bilden, und das Deck blatt, das aus einem getönten, grauen, graugrünen, rauhen oder gekörnten Papier besteht, schon vorher genau nach dem Aus schnitt der Holzpappe zugeschnitten hat, mittels Leimes auf geklebt Nachdem das Passepartout einige Zeit zwischen Pappen beschwert gelegen hat, wird das Vorstoßblatt unter Stehen bleiben einer 11/2—2 mm breiten Kante ausgeschnitten. Zum Ausschneiden des Deckblattes und des Vorstoßes ist als Unterlage eine dicke Glasscheibe zu empfehlen, um eine äußerst scharfe Schnittfläche zu erzielen. Durch Anbringung von Goldlinien mittels der Ziehfeder oder einer blinden Linie mittels des Streicheisens, verschönert man das nun fertige Passepartout, wie es Skizze 4 zeigt. Abstreicher am Bogenkalander Die Abstreicher am Bogenkalander bedürfen der größten Sorgfalt bei der Behandlung, sind aus bestem, nicht zu hartem Stahl anzufertigen, die Abstreicherzungen für die Papierwalzen müssen von dem Kalandermeister fingernagel rund geschliffen oder gefeilt werden, aber so fein und sauber, daß die Zunge zwar nicht schneidet, aber doch so scharf ist, daß dem einführenden Bogen kein Hindernis im Wege steht. Ist die Zunge zu spitz und zu scharf ge arbeitet, so schneidet sie sehr leicht in die Papier-, Baum woll- oder Asbestwalze ein und macht diese unbrauchbar. Jeder Geschäftsherr sollte seine Bogenkalander nur einem zuverlässigen und nüchternen Arbeiter anvertrauen. Die Abstreicher für die Stahlwalzen müssen etwas anders ge arbeitet sein, diese Zungen sollen mehr spitz als finger- nagelrund sein, weil die Abstreicherspitze auf der Stahl walze einen blank geschliffenen ringförmigen Streifen her- vorruft, der sich bei Chromo- und Kunstdruckpapier sehr leicht abzeichnet und den Karton unansehnlich macht. Außerdem entsteht durch die breite Reibung der Zunge auf der Stahlwalze mehr oder weniger Elektrizität, welche Walze oder Bügelstange angeordnet, so kommen sie bei abwechselndem Einlegen in eine schiefe Stellung, wodurch sich der Bogen sehr leicht fängt und hängen bleibt; sind die Abstreicher aber an der Walze angeordnet, mit der sie ar beiten, so ist Hängenbleiben der Bogen aus geschlossen, weil sie genau die Bewegung der Walze mitmachen. Diese Abstreicher müssen alle 3—4 Wochen neu nachgearbeitet werden, um ruhiges und sicheres Arbeiten zu sichern, und bei jeder Reinigung müssen die Abstreicher mit feinem Schmirgelleinen abgerieben werden. Die Bogenführungsbügel sollen so nahe an den Walzen stehen, daß der Bogen knapp aber ungehindert zwischen die Kalanderwalzen gleiten kann; ist die Entfernung zwischen Bügel und Walze zu klein, so werden die Bogen stecken bleiben oder schief durchgehen, und dadurch wird der Bogen verzogen, und beim Druck mehrerer Farben wird die Stellung nicht genau passen. Stehen die Führungs walzen zu weit oder ungleichmäßig von den Walzen ent fernt, so werden die Bogen am Ende wellig, und es ent stehen fast unsichtbare Falten, die beim Drucken durch die Feuchtigkeit zutage treten; außerdem ist welliges Papier beim Druck nur mit Schwierigkeit zu verarbeiten und muß mitunter sogar vorher durchschossen werden. Um diesem Welligwerden zu begegnen, muß der Kalandermeister genau darauf achten, daß die Bügelstellung dem Papier oder Karton nach richtig ist. Die Führungsbügel sollen auf den Bügelstangen so angeordnet sein, daß nicht mehr als 80 bis 90 mm Entfernung von Bügel zu Bügel sein darf, zwischen diesen Führungsbügeln sollen einige Leitrollen angebracht sein, welche das Fallen oder Schießen bei kleinen Formaten verhindern und die Beförderung der Bogen unterstützen, außerdem verringern sie die Elektrizität, welche durch die Reibung der Walzen entsteht, wodurch ruhigeres Arbeiten ermöglicht wird. Der Bogenausführung an der unteren Walze muß die größte Aufmerksamkeit zugewendet werden, um das fertige Papier nicht zum Schluß noch zu verderben. Die Ausführ abstreicher müssen 40—50 mm von einander entfernt sein; sollte trotzdem der Bogen stocken, so müssen beide Ab streicher mit scharfem Schmirgelpapier abgerieben werden, dann wird die Arbeit glatt vonstatten gehen. Paul Seidel. Aus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. Am 2 Oktober sprach Herr Linke über y>Die Ausstattung der Bäder- und Reiseprospekte«.. Redner behandelte an diesem Abend nur die Reiseprospekte; er hatte sie in drei Gruppen eingeteilt: solche, die von Ver kehrsvereinen und Gemeindeverbänden, zweitens solche, die von