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DAPIER-VERARBEITUNG ■i BÜ CH GEWERBE - Zuschneiden von Tüten und Beuteln Bei dem heutigen Tiefstand der Tütenpreise hängt der Nutzen wesentlich von der richtigen Einteilung des Papiers, dem sogenannten Formatmachen, ab. Um ein günstiges Format zu machen, d. h. auf einen größeren Bogen Papier verschiedene Tüten und Beutel der art zu zeichnen, daß es fast keinen oder solchen Abfall gibt, der für andere Zwecke verwendbar ist, sind vor allen Dingen mehrere Aufträge aus einer Papiersorte not wendig. Je mehr Aufträge, desto vorteilhafter läßt sich ein Formatbogen zeichnen und die Druckmaschine ausnutzen. Man hat zwar heute für jede Tütengröße ein bestimmtes, schon von der Papierfabrik geliefertes Format, sodaß bei größeren Aufträgen oder solchen von ganz verschiedener Grammstärke, besondere Zusammenstellung unlohnend ist. Trotzdem kommt es oft vor, daß man eine andere Einteilung machen muß. Ich habe z. B. für A in B 100 Pfd. apfündige Spitztüten und für C in D 100 Pfd. ipfündige Flachbeutel aus einer Papiersorte mit Druck anzufertigen. Zu beiden Aufträgen kann man nur 75 bis 80 g/qm schweres Papier verwenden. Es wäre nun verkehrt, wollte man hierzu die lagernden zwei Formate nehmen, man hätte dann auch zwei verschiedene Druckauflagen. Man sucht mit Hilfe von Pappschablonen der 1/2 Pfd.-Tütengröße und der Pfund-Beutelgröße beide Größen auf einen Bogen zu bringen. Es muß schon merkwürdig zugehen, wenn dies nicht ge lingen sollte, da im angenommenen Fall mindestens sechs verschiedene vorrätige Papiergrößen zur Verwendung kommen können, nämlich die Papiergrößen von 1/1, 1/2 und '/ 4 pfündigen Spitztüten und von 1/2, 1/1 und 11/2pfündigen Flachbeuteln. Für diese Arbeit trifft so recht das Sprichwort zu: »Probieren geht über Studieren«. Wer gute große Formate zusammenstellen kann, bringt dem Geschäft großen Nutzen. Man muß aber auch ein gut Teil Ausdauer und Findigkeit haben, wenn es immer passen soll. Ich habe manchmal schon die Zusammenstellung mehrerer Größen und Mengen aufgegeben und schließlich ging es doch. Um nach dem Druck das Format richtig auseinander zu schneiden, bedarf es gleichfalls großer Aufmerksamkeit und vieler Erfahrung. Die Zuschneider in Tütenfabriken sind in der Regel gelernte Buchbinder, aber es gibt andere, die mit ebenso viel Geschick als Zuschneider beschäftigt sind. Stets müssen es aber zuverlässige Leute sein, die Papier, Maschinen und das Kleben der Beutel genau kennen. Wer beim Zuschnitt sparen will und hierzu billige, ungeeignete Leute einstellt, dem ist nicht zu helfen. Der Zuschneider kann mit einem unüberlegten Schnitt eine ganze Auflage vernichten und in unbewachten Augen blicken mit nur einem Schnitt mehr in den Papierkorb wandern lassen, als sein Tagesverdienst beträgt. Der Arbeitsplatz des Zuschneiders muß geräumig, hell und sauber sein. Seine Maschinen sollen wöchentlich ein mal gereinigt und täglich geölt werden. Ebenso müssen die Riemen gepflegt werden, damit beim Schneiden elastischer Papiere nicht Stockungen entstehen. Der Zu schneider muß sich beim Auseinanderschneiden der Formate streng an den vorgezeichneten Zuschnittbogen halten und diesen zur steten Kontrolle aufbewahren. Wenn sich den noch Unregelmäßigkeiten ergeben, z. B. der Druck nicht genau in der Mitte des Beutels steht, so kann ein ge schickter und geübter Zuschneider die Auflage immer noch richtig herausbekommen. Die Streitigkeiten zwischen dem Drucker und dem Zu schneider können zuweilen unerträglich werden, einer schiebt dann die Schuld auf den andern. Genaue Prüfung der Druckstellung ist daher noch vor der Zurichtung zu empfehlen. Die größte Uebung ist zum Schneiden von Kaffee beuteln aus stark geprägten Pergamynpapieren erforderlich. Nur wenn kleine Lagen von nur etwa 5 cm Höhe ge nommen werden, kann man sicher auseinanderschneiden, auch sollte man hierzu nur ganz scharfe Maschinenmesser benutzen. Das Gleiche gilt vom Auskröpfen der Flachbeutel. Man hat hierzu zwei Messerarten: solche für Seitenklebung und für Mittenklebung. Die ersteren Messer haben die Form \, und man kann hiermit jede Beutelgröße auskröpfen, ohne die Messerstellung zu verändern. Bei der anderen Kröpfart sind zwei Messer \ / notwendig, die jedoch zu jeder neuen Beutelgröße verstellt werden müssen, was bei vielen kleineren Aufträgen eine äußerst zeitraubende Arbeit ist. Allerdings hat man hier mit den Vorteil, daß man den Mitteneinschlag beliebig breit lassen kann und dadurch den Papierverlust etwas vermindert. Kleine Drogenbeutel und Zigarrenbeutel müssen, wenn sie mit der Maschine geklebt werden, stets mit Stanzen auf gewöhnlichen Stanzmaschinen ausgestanzt werden. Aber auch für Betriebe, in denen diese Beutel von Hand geklebt werden, ist die Anschaffung von Stanzen im Interesse gleichmäßiger Arbeit zu empfehlen. Werden Drogen- und Zigarrenbeutel auf der Schneide maschine zugeschnitten und dann ausgekröpft, so ist die Arbeit zeitraubender und kann nie so genau werden. Da gegen kann eine gewöhnliche Stanze von einem Mädchen bedient werden, und sind solche Beutel dann von Hand sauber geklebt, so sind sie von Maschinenarbeit nicht zu unterscheiden. Auch aus den Schneideabfällen ist noch mancher Vor teil herauszuholen. Schon beim Zuschnitt muß darauf ge achtet werden, daß farbige und weiße Abfälle in getrennte Körbe geworfen werden, da für die weißen Abfälle viel höherer Preis gezahlt wird. Wer die weißen Abfälle in holzhaltige und holzfreie trennt, ist noch besser dran. Die entstehende Arbeit ist für den Zuschneider ein Griff — zu letzt schon Gewohnheit. Schneege Betriebsleiter in Neumünster Die Berliner Buchdrucker-Fachschule veranstaltete am 27. Sep tember eine Entlassungsfeier für diejenigen Schüler, welche die Anstalt 3 Jahre besucht hatten. 88 Setzer- und 45 Drucker lehrlinge verließen diesmal die Schule. Zu der Feier waren als Gäste mehrere Buchdruckereibesitzer und sämtliche Lehrer erschienen. Der Inspektor der Schule, Herr Rektor Kalischer, verteilte nach einer die Bedeutung des Tages würdigenden Ansprache die wertvollen Prämien und »Lobenden An erkennungen«. Nachdem der Dirigent der Schule, Herr Buch druckereibesitzer Behrens, die Schüler ermahnt hatte, weiter zu streben, schloß die würdige Feier mit dem Gesang des Guten berg-Liedes »Es gibt einen Berg auf Erden, der Gutenberg ge nannt«. Unter den ausgelegten Zeichnungen erschienen die Dar stellungen der einzelnen Teile von Schnellpressen besonders beachtenswert. Die Berliner Buchdrucker-Fachschule ist Eigen tum des Vereins Berliner Buchdruckereibesitzer, sie gehört zu den wenigen Fachschulen, die als Ersatz der Pflichtfortbildungs schule anerkannt worden sind. (Vergl. den Aufsatz in Nr.66 S.2903 )