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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-189910079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-18991007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-18991007
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-07
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.10.1899
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Oberwinker Flur aufaefunden; dasselbe besteht in einer Kartoffel, welche m einen vom Rost zerfressenen eisernen Kettenring gewachsen ist. Der Ring, welcher offenbar schon eine Reihe von Jahre» im Erdboden lag, hängt zur Häfte in der Kartoffel. — «Melbach, 4. Oktober. In der Rach! von gestern zu heute ist ein Diebstahl beim Restau rateur Bernhard Jung hier verübt worden. Die Diebe haben eine Thüre zersprengt und find dann ins Innere de» Hauses eingedrungeu. ES sind ihnen ca. 20 Flaschen Wein, Wiegebraten, Butter rc. in die Hände gefallen. — Die Gebrüder Bitterlich, welche Geschäfte derart getrieben hatten, daß sie den Leuten Geld ab- schwindelten und ihnen dafür größere Beträge nach- aemachtev Geldes verspräche», wurden vom König!. Landgericht Chemnitz verurtheilt, und zwar der schon vorbestrafte ältere Bernhard B. zu 3 Jahren Zuchthaus, der von diesem verleitete Bruder Oskar B zu 7 Monaten Gefängniß. Die Aburtheilung erstreckt fich nur auf einen in Avvaberg spielenden Fall, doch sollen noch mehrere vorliegen. — R-hr-dorf bei Chemnitz. Am Dienstag Mittag starb im 94. Lebensjahre die älteste Person unseres OrteS, die unter dem Ramen „die alte Glasern" bekannte frühere Hebamme Frau vcrw. Karoline Künzel. Bis zu ihrem Ende erfreute sich dieselbe größter Rüstigkeit, sodaß sie nach nur zweitägigem Krankenlager aus diesem Leben schied. W — Glauchau, 5. Oct. Bei lebendigem Leibe gebrüht wurde gestern Nachmittag auf dem hiesigen Schlachthofe ein edles Borstenthier, daL Plötzlich Reiß, aus nahm, während eS nach dem Schlachthause trans- portirt werden sollte, und dabei in den neben dem Kesselhause angebrachten Bottich stürzte, in dem das Wasser des abgestoßenen Dampfes aufgefangen wird. Das Schwein, dessen Fleisch dadurch keineswegs un genießbar geworden ist, wurde sofort abgestochen. — Meeraue, 4. Oct. Von einem bedauerlichen Unglücksfalle wurde gestern ein hiesiger Geschäftsmann Namens G. Seidel im benachbarten Höckendorf be troffen. Derselbe fuhr per Rad den etwas steil ab fallenden Weg zum Dorfe herein, bemerkte aber nicht, daß aus der am Wege liegenden Dampf-Ziegelei ein Geschirr herauskam und prallte daher mit demselben zusammen. S. stürzte vom Rade und zog sich dabei einen Unterschenkelbruch zu, so daß seine Ueberführung nach Meerane mittels Wagen erfolgen mußte. Das Rad zeigte fast gar keine Beschädigung. — Meeraue, 5. Ott. Von einem bedauerlichen Unfall, der den Betreffenden längere Zeit ans Kranken bett fesseln wird, wurde gestern Abend im „Wettiner Hof" anläßlich eines Vergnügens ein Bäckergeselle aus Glauchau betroffen. Wie es bei Vergnügungen mit unter vorkommt, wird da mancher Scherz inszenirt, was auch bei diesem Vergnügen der Fall war, für den in Frage Kommenden aber schwere Folgen haben sollte. Der Bäckergeselle wurde nämlich auf einem Stuhl getragen, von welchem er herabfiel und dabei sich einen schweren Beinbruch oberhalb des Fußknöchels zuzog, der schnelle ärztliche Hilfe nothwendig machte. Der Verunglückte mußte die Nacht über hier bleiben und konnte erst heute Vormittag mittelst Geschirr nach Glauchau transportirt werden. — Crimmitschau. Wenn man im gewöhnlichen Sprachgebrauch oft die Worte hört, „sie leben wie Hund und Katze miteinander", so will man damit andeuten, daß Zwei sich nicht vertragen können, gleichwie eben jene Thiere, die beim gegenseitigen Anblick stets bellen und heulen. Wie aber keine Regel ohne Ausnahme, so auch in diesem Falle, und für Thierfreunde ist es ein erfreuender Anblick, wie in Schön's Restaurant (Karlsruhe), Schulstraße, die Hauskatze sich um einen 6wöchigen kleinen Hund sorgt Schützend legt die Katze die Pfoten um das Thier, wenn dasselbe bei der Mutter Nahrung sucht und bereitet dem Hund stets ein warmes Lager, wacht überhaupt eifersüchtig über seinen Schützling. D'e Hundemutter theilt sich mit der Katze in die Pflege, sieht den Liebkosungen der Katze ruhig zu und hält sic für selbstverständlich. — Oelsnitz i. V., 3. October. Ueber das Vermögen der Besitzer der hiesigen Sächsischen Britanniawaarenfabrik, Schnauder u. Gräsenhan, ist ganz plötzlich und von Niemandem erwartet das Concursversahren eröffnet worden. Die Firma be schäftigte bis zuletzt eine ansehnliche Arbeiterzahl und hat erst in diesem Jahre große Fabrikräume erbaut und bezogen. Zahlreiche hiesige Geschäftsleute und Handwerker werden durch diesen Bankerott in Mitleidenschaft gezogen. Es sollen beträchtliche Außenstände vorhanden sein, sodaß die vorhandene Konkursmasse hoffentlich noch eine Erhöhung er- sahren und die Verluste der zahlreichen Gläubiger nicht all u beträchtlich werden dürften. — Kgl. Landgericht HwtSau. Am 8. Februar d. I. Abends wurde der Fuhrwerksbesitzer Forbrig auS Kirchberg, der auf einem zweispännigen Lastwagen Kohlen von Reinsdorf nach Kirchberg fuhr, auf der von der Haltestelle Culitzsch nach CunerSdorf führenden Straße von einem ihm im Galopp entgegenkommenden, unbe leuchteten einspännigen Geschirr angefahren, von der Deichsel an die Brust gestoßen und dadurch zu Boden gerissen. Als er am Boden lag, trat ihm das Pferd des fremden Geschirrs auf die linke Hand und der Wagen fuhr über seinen ganzen Körper hinweg. DaS fremde Geschirr fuhr im Galopp weiter und Forbrig blieb am Boden liegen. Er hatte eine schwere Quetschung der rechten Brustseite und der linken Hand, einen Rippenbruch, einen Bruch des Fingers und verschiedene andere Ver letzungen davongetragen und war längere Zeit arbeits unfähig. Das fremde Geschirr gehörte dem Bäcker und Getreidehändler Moritz Ludwig Queck aus Niedercrinitz, wurde von ihm selbst geleitet und war noch mit einem weiteren Insassen besetzt. Queck befand sich wegen dieses Vorkommnisses heute auf der Anklagebank. Die Ergeb nisse der Beweisaufnahme führten auch zu seiner Ueber führung und er wurde gemäß tz 230 des Strafgesetzbuchs wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 6 Monaten Ge- fängniß verurtheilt. — Wilkau, 3. Oktober. I» der heutigen Rächt erstickte ein junger Mensch in seinem Bette. Er hatte sich in einem Ansalle von epileptischen Krämpfe- förmlich mit dem Kopfe in sein Kopfkissen verwickelt — Reichenbach i. Vogtl, 5. Oktober. Eine Gehirnerschütterung hat sich hier gestern Abend ein Schlofferlehrling beim Turnen zugezogen. Bor Beginn der Turnstunde versuchte der junge Mensch leichtfertige, Weife ohne jede Unterstützung anderer Turngenossen den sog. Riesenschwung, stürzte dabei vom Reck und siel direkt auf den Kopf. Der Verunglückte wurde sofort nach dem Krankenhaus überführt. — In Groftdehsa bei Löbau machte man in der neugebauten Schule die unangenehme Entdeckung, daß eine Stubendecke herabzustürzen drohte, weshalb die Stube gesperrt werden mußte. — Zur Warnung für ttbermüthige Leute sei mit- getheilt, daß dieser Tage in Altenburg ein Maurer geselle aus Nörditz zu fünf Tagen Gefängniß verur theilt wurde, weil er einen Pfahl umgerissen hatte, der eine Tafel mit der Aufschrift „Maul- und Klauen seuche" trug. Das Schöffengericht hatte den Mann wegen böswilliger Beschädigung einer öffentlich an geschlagenen behördlichen Bekanntmachung nur zu Geldstrafe verurtheilt, die Strafkammer aber fand, daß es sich um wissentliche Verletzung von Absperrungs maßregeln handle, worauf nur auf Gefängniß erkannt werden konnte. TSHesHeschichte Deutsches Keich. Mit der Reise des Kaisers nach England rechne: die „Militärpoi. Korr." j tz* als mit einer test be schlossenen Sache. Wahrscheinlich werde Ltäatssccretär v. Bülow mit dem Kaiser nach England gehen. Während seines Aufenthalts an Bord des v eichs- pvstdampsers „König Albert" nahm der König von Sachsen, wie uns aus Bremen telegraphirt wird, unter Führung des Generaldirectors des Norddeutschen Lloyd Dr. Wiegand eine Besichtigung des Schiffes vor und sprach sich höchst lobend über dessen Ein richtung aus. Bei dem Diner an Bord des Dampfers brachte der Vorsitzende des Aufsichtsraths des Lloyd Geo Plate den Toast auf den König Albert aus. „Möge unserem Volke noch lange vergönnt sein," schloß der Redner, „Ew. Majestät und Ihrer Ma jestät der Königin die innigste Dankbarkeit und Liebe iethätigen zu können. Seine Majestät der König und Ihre Majestät die Königin Hurrah!" Der König er hob sich sofort und antwortete wie folgt: „Meine Herren und Damen! Ich bitte, Ihr Glas zu leeren auf das Wohl unseres Pathenkindes, an dessen Bord wir uns hier befinden und auf dessen Eltern; der Norddeutsche Lloyd und der Vulcan, sie leben hoch!" Sofort nachdem der König in Bremen wieder einge troffen war, begab er sich nach Hillmanns Hotel und reiste heute Vormittag 10 Uhr 25 Minuten nach Dresden zurück. Der König verlieh neben anderen folgende Auszeichnungen: das Comthurkreuz zweiter Klasse des Albrechtsordens dem Consul Achelis, das Ritterkreuz den Direktoren Bremermann und Leist, dem Capitän des „König Albert" Cueppers, dem Ar chitekten Poppe, dem Maler Bollhagen und dem Di rector Lorenz-Berlin. Der „König Albert" ging noch in der Nacht nach Ostasien in See. (Zur Lage in Preußen.) Die „Deutsche TaaeSztg." kündigt parlamentarische Kämpfe voq seltener Schärfe und großer Bedeutung für dm kommenden Winter an. Schärfer noch wie im Reichstage sei der Konflikt, der dem Abgeordnetenhause drohe. Es sei wohl unzweifelhaft, daß einerseits die Beamten- Maßregelung zur Sprache gebracht werden würde und daß andererseits die Kanaworlage wieder eingebracht werde. Bezüglich der letzteren sagt das Blatt: Je mehr man sich aber beeilt, sie wieder einzubringen, um so mehr verschärft man den Konflikt und um so sicherer macht man die neue Niederlage. Damit sollte man doch als mit einer feststehenden Thatsache rechnen, daß die Gegner des Kanals nicht im Handumdrehen in Freunde verwandelt werden können. Ist es der Regierung darum zu thun, die Politik der Sammlung nicht in eine des Konfliktes zu verwandeln, so wird sie die Kanalvorlage zusammen mit den Kompromiß forderungen einmal einer gründlichen Nachprüfung unterziehen müssen, die nach Lage der Sache nicht Monate, sondern Jahre erfordert. — Der Oberpräsident v. Wilamowitz, der in diesen Tagen aus dem Amt scheidet, hat, wie das „Pos. Tagebl." mittheilt, „einen Tag nach dem Beginn der hochsommerlichen parla mentarischen Kanalkampagne seine Verabschiedung be- gehrt. Er hat dem Vicepräsidenten des Staats ministeriums erklärt, daß er unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen Anspruch auf das Vertrauen habe, das der oberste Verwaltungschef einer Provinz bei der Centralinstanz genießen müsse, wenn anders der Verwaltungs-Organismus normal funktioniren solle", d. h. Herr v. Wilamowitz sei mit dem Vorgehen der Regierung in der Kanalangelegenheit nicht einver standen und habe deshalb seinen Abschied nachgesucht. Gesterveich-Uttgar«. (Geldnoth in Oesterreich-Ungarn). Aus Wien wird berichtet: Die Wiener Börse verlebt jetzt trübe Tage. Haben die fortgesetzten innerpolitischen Wirren und die Transvaalkrise es nicht vermocht, den an geborenen Optimismus der Wiener Börse zu dämpfen, so ist dies umso rascher der mit jedem Tage zu nehmenden Geldtheuerung gelungen. Die Oesterreichisch- Ungarische Bank hat kürzlich den Zinsfuß auf 5 Proc. erhöht; aber es wird auch bei diesem Satze kaum mehr lange sein Bewenden haben. Die steuerfreie Reserve hat der Monatswechsel mit sich genommen, die Geldbedürfnisse wachsen ins Ungemessene, und alles drängt an die Schalter der Notenbank. Jns- besonders ist über Ungarn eine traurige Zeit herein- gebrochen. Das Land, an sich arm und durch zwei aufeinander folgende, unbefriedigende Ernten erschöpft, muß seit vielen Monaten des in den letzten Jahren o reichlich gewährten Credits Deutschlands völlig ent- iehren. Italien. Palermo, 4.October. Anläßlich des 80jährigen Geburtstages Crispis ist die Stadt reich geflaggt. Köniz Humdert sandte ein Glückwunschtelegramm, in welchem er an die Verdiente, welche Crispi der Sach ter Freiheit und der Unabhängigkeit Italiens geleistet hat, erinnert und seine ausdauernde Hingabe an die n tionale Sache und seine warme Anhänglichkeit an ihn, den König, hervvrhob Auch die Königin tcle- graphirte an Crispi und sprach ihmcherzlichen, warmen und aufrichtigen Glückwunsch aus — Kaiser Wilhelm sandte anläßlich des 80. Geburtstages Crispis an diesen folgendes Glückwunschtelegramm: „Mit aul- richtiger Freude ergreife Ich die Gelegenheit, welche Mir der Geburtstag, den Ew. Excellenz heute feiern, Varbictet, um Ihnen Meinen besten Glückwunsch zu senden. Ich negme lebhaften Antheil an dieser Feier, welche Ihrer langen, glänzenden Laufbahn besonderen Glanz verleiht. Seien Sie überzeugt, daß Ich nie mals die werthvolle Mitarbeit vergessen werde, welche Ew. Excellenz dem Friedenswerke gewidmet haben, vas die Interessen Italiens und Deutschlands eng verknüpft." Auf die Gratulationsdepesche des Deutschen Kaisers erwiderte Crispi nach einem uns aus Palermo zugehenden Telegramm Folgendes: „Tief bewegt danke ch Euerer Majestät für die mir erwiesene Ehre und litte Gott, daß die Stimme des Deutschen Kaisers laut und weithin durch Europa widerklingen möge als Lehrerin der Civilisation und als Botin des Fliedens in brüderlicher Freundschaft mit Italien." KttßlSttd» Der russische Munster des Aeußeren Graf Mura- wicff befinde* sich gcge wärtig in Spanien. Einig, ipiavche Blätter sprechen schon von einer russisch spanischen Allianz. Grm Murawieff geht dann nach FrankrciH Der „Figaro" meldet Graf Murawieff komme nach Parrs, um mit Delcasse verschiedene Fragen der auswärtigen Politik zu besprechen, welche für Frankreich und Rußland von besonderer Bedeutung feien. Die Buren im Anmarsch; Das Erwartete ist einaetroffen, die Buren haben, wie schon gestern unter den Telegrammen gemeldet, die beherrschenden Positionen an der Grenze der Colonie Natal besetzt und schicken sich zum Einbruch an. Der Befehlshaber des schwachen britischen Grenz- corps hat sich alsbald entschlossen, seine von allen Seiten bedrohte Stellung zu räumen und den nörd lichen Winkel von Natal, die Grafschaft Newcastle, vorerst ohne Kampf aufzugeben. Die Vorbereitungen der Buren zum Angriff auf Natal haben sich sonach mit großer Exaetheit entwickelt; denn schon vor einer Woche war der Vormarsch für Mittwoch an gekündigt, an dem er nun wirklich erfolgt ist. Gehen jetzt die Truppen des Oranje-Freistaats auch ihrer seits über den Banreenenspaß vor, so werden die Engländer, im Rücken bedroht, baldigst noch weitere Theile von Natal dem Feinde überlassen müssen. Mit felsenfestem Vertrauen auf den Sieg gehen die Burenführer in den Krieg gegen England. Mancher von ihnen, wie Ohm Krüger selbst, hat noch in jungen Jahren die Kämpfe gegen eine wilde Natur und eine ebenso wilde Eingeborenenbevölkerung mitgemacht, in denen die „trekkenden" Buren, nur auf ihre eigene Kraft angewiesen, sich ihre Wohnsitze am Oranje- und am Vaalflusse eroberten; die meisten haben im Unabhängigkeitskriege von 1880 1881 gefochten. So durchweht auch ihre Kundgebungen in der jetzigen ent scheidenden Krisis ein Geist, der an die ihnen damals liebgewordenen alten Kirchen- und Kampfgesänge ge mahnt, ähnlich denen, unter deren Klängen Cromwells Puritaner einst gegen das englische Königthum zu Felde zogen. Nach einer Meldung aus Volksrust (Transvaal) lief die England bewilligte Frist zur Zurückziehung der Truppen von den Transvaalgrenzen Dienstag Abend 5 Uhr ab. Da der Forderung Transvaals nicht Rechnung getragen wurde, ;o haben die Feindselig keiten begonnen. — Amtlich wird aber das Gerücht, das britische Truppen vorher die Grenze des Oranje freistaats überschritten hätten, von Kapstadt aus für unrichtig erklärt. — Officiell weiß die englische Re gierung noch nichts von dem Beginn der Feindselig keiten, es wird nämlich gemeldet: London, 5. October. Das „Reutersche Bureau" erklärt die im Auslande verbreiteten Gerüchte, daß die Kriegserklärung zwischen England und Transvaal erfolgt sei, für unbegründet. Der Regierung sind noch keine Nachrickten zugegangen, welche die Meldung bestätigten, daß die Buren die Grenze überschritten haben. Einem überholten Stadium gehört nun wohl eine Meldung aus Prätoria vom 4. an, wonach dort gestern Abend Schreiner und Hofmeyr in halbamt licher Mission im Interesse des Friedens erwartet wurden. Sehr kühl wird hierzu aus Prätoria amtlich verlautbart: „In hiesigen Regierungskreisen ist nichts über die angebliche Mission der holländersreundlichen Kaplandminister Hofmeyr und Schreiner nach Prätoria bekannt. Wie aus Prätoria vom 3. gemeldet wird, theilte Staatssecretär Reitz mit, daß die Verkündung des Kriegsrechts im Transvaal noch einige Tage ver schoben werde. Weitere Nachrichten über englische Bewegungen besagen: In Durbau (Hafenstadt von Natal) trafen weitere 4 Truppentransportschiffe aus Indien an; die Truppen wurden sofort nach der Landung mit der Bahn weiterbefördert. — In Ladysmith (Grenzort von Natal kam das 5. Lanciersregiment an. London, 5. October. Wie dem „Reuterschen Bureau" aus Newcastle (Natal- von gestern gemeldet wird, ist dort ein Telegramm des Premierministers von Natal eingegangen, in welchem es heißt, Truppen könnten Newcastle nicht mehr zu Hilfe kommen. Die Buren hätten die Absicht, anzugreifen. Widerstand ei unnütz. Der Premierminister räth für sofortige Entfernung der Frauen und zur Uebergabe des Platzes. Newcastle, 5. October. Frauen und Kinder verlassen Newcastle. Die Regierung versprach Ent- chädigung für den Verlust an Eigenthum. Aus Brüssel, 5. Oct. wird gemeldet: Gestern mssirten hier 20 deutsche Officiere, welche nach Trans vaal beurlaubt sind. Bei I)r. Leyds meldeten sich gestern 6 belgische Offiziere zur Theilnahme am Kriege, wurden jedoch abgewiesen, da der genannte Geschäfts- räger keine Befugnisse zur Annahme von Freiwilligen besitzt. Praktisch ist die gesummte Bevölkerung Trans- Muttersohn. R»man von Arthur Jupp. (37. Fortsetzung.! (Nachdruck verboten.! Seine materielle Hülse aber wies Karl nach wie vor entschieden zurück und auch sonst legte er seinen und Konstanzes Besuchen gegenüber eine Gleichgültig keit, ja Unfreundlichkeit an den Tag, daß es aufdring lich gewesen wäre, wenn man ihn öfter, als es unum- gänglich erschien, hätte aussuchen wollen. So gewöhnte man sich gegenseitig daran, einander nur an den Fest tagen der Familie formelle Glückwunschvisiten abzu statten. Einen desto lebhafteren Verkehr unterhielt das junge Ehepaar mit dem Kammergerichtsrath und dessen Umga" gskreife. Sie machten in allen dem Kammer gerichtsrath besreundetcn Familien ihre Besuche und gaben selbst während der Saison die üblichen großen Gesellschaften. UMM- ^.7- Die Herren von Markwald und Mattenseld hatten ich rasch den veränderten Verhältnissen angepaßt (wenn >er Herr Kammergerichtsrath dem Köster trotz alledem eine einzige Tochter zur Frau gab, so brauchte man ich auch nicht so diffizil zu zeigen) und hatten bei )em jungen Ehepaar ihre Antrittsvisite gemacht. Aber Otto hatte die Freunde seiner leichtsinnigen Jugend zeit so kühl ausgenommen, daß sie ihre Besuche bald wieder einstellten. Der Kammergerichtsrath war trotz der bescheidenen Herkunft Ottos doch stolz auf seinen Schwiegersohn, der einst ein so glänzendes Assessor- Examen gemacht und der sich auch in seinem neuen Berufe als eine hervorragende Kraft bewies. Trotz der materiellen Vortheile, die Otto's Stellung bot, wollte sich Herr Göring mit dem Berufswechsel seines Schwiegersohnes nicht recht befreunden. Er ließ nicht ab, Otto zu drängen, seine Stellung aufzugeben und wieder in den Staatsdienst zu treten. Auch die Freunde des Hauses, zum größten Theil selbst Juristen, waren derselben Ansicht, daß es für Otto geradezu Pflicht fei, feine juristischen Kenntnisse im öffentlichen Inte resse zu verwerthen. Einem jungen Juristen, der be reits bei seinem Staatsexamen das Interesse des Mi nisters aus sich gelenkt habe, dem könne es gewiß nicht fehlen. Eine Anstellung als Hülssarbeiter im Mini sterium war ihm ja als sogenannter „Gnaden-Assessor" von vornherein sicher. Auf Otto verfehlten diese wiederholten Reden und Erörterungen ihre Wirkung nicht. Der Ehrgeiz regte sich in ihm, und seit ihm ein Kind geboren war, kam noch ein ernsteres, drängenderes Motiv hinzu: sein Vatergefühl. Schuldete er dem jungen Wesen, für dessen Zukunst er verantwortlich war, nicht eine volle Entfaltung aller ihm innewohnenden Kräfte? War es nicht seine Pflicht, mit Ausbietung der ihm verliehenen Gaben und Kenntnisse das Höchstmögliche zu erreichen, um dereinst seinem Sohne um so wirk samer den Weg ebnen zu können? Und so reichte er denn eines Tages seine Kündig- ung ein, um nach Ablauf der kontraktlich festgesetzten Frist sich wieder zum Eintritt in den Staatsdienst zu melden. Niemand war glücklicher über diesen Entschluß als Ottos Mutter. Nun sah sie sich am Ziele aller ihrer Wünsche. Keine Mutter auf dem ganzen Erden rund konnte sich glücklicher schätzen als sie. „Nun, Vater, habe ich Recht gehabt?" sagte sie freudestrahlend mit stolzer Genugthuung zu ihrem Mann. „Bereust Du nun, daß Du für ihn bezahlt hast damals — Du weißt? Hättest Du Dein Geld besser anlegen können? Ist er nicht ein beneidens- werther Mann, unser Otto? Eine vornehme Frau, ein reizendes Kind, und nun noch in's Ministerium! Thut es Dir nun leid, daß Du ihn hast studiren lassen und daß Du ihn als Referendar erhalten hast vier Fange Jahre?" Und Köster widersprach nicht — nicht mit einer Silbe. Ec reichte seiner treuen, klugen Lebensge fährtin die Hand. „Du hast recht gehabt, Mutter," pflichtete er bei. „Du hast weiter gesehen als ich. Wenn's nach mir gegangen wär', dann säße er nun, wenn's hoch ge kommen wär', als Bureauvorsteher bei einem Rechts anwalt. Ja, ja, Dir hat er viel zu danken, Mutter, viel." Und Otto war sich dieser Dankespflicht wohl be wußt. Oft suchte er in Begleitung Konstanze's die Eltern in der Rügenerstraße auf und machte der Mutter liebevolle Borwürfe, daß sie sich so selten sehen ließ. Die Mutter pflegte sich dann mit dem weiten Weg und ihrem zunehmenden Alter zu entschuldigen. Der wahre Grund freilich war ein anderer. Wohl zog sie ihr Herz nach ihrem kleinen Enkel, wohl verlangte es sie, sich an dem Glück ihres Lieblings sohnes zu weiden, der schon jetzt fast so vornehm wohnte wie ein Minister. Aber sie fürchtete, lästig zu fallen und ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter unbequem zu werden. So zog sie es denn vor, sich still in Gedanken von fern an dem Glück ihres Sohnes zu freuen. Wenn sie aber wirklich einmal die Sehnsucht nach dem Westen trieb, so weilte sie während der ganzen Dauer ihres Besuches, ihrer selbstlosen, be scheidenen Art gemäß, in dem Kinderzimmer und kein Reden und Bitten konnte sie bewegen, sich in dem prunkvollen Besuchszimmer niederzulassen. Ihr größter Genuß war es, den kleinen Eberhard — so hieß er nach dem Vater mütterlicherseits — auf dem Schooß zu halten und in den weichen, kindlichen Zügen des Enkels nach Aehnlichkeiten mit dem Sohne zu forschen. Und wenn Frau Köster ihr Enkelkind betrachtete, wie es seinem Vater „wie aus dem Gesicht geschnitten" schien, regten sich jedes Mal wehmuthsvoll süße Er innerungen an Ottos Kindheit in ihr. Nun war ein so stattlicher, tüchtiger Mann aus dem einst so zarten, schwächlichen Kinde geworden. Möchte doch auch der kleine Eberhard es seinem Vater dereinst gleichthun! (Fortsetzung folgt.)
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