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WHem-ElMM NgM Nr. 237. Mittwoch den 11. October 1899. 19. Jahrgang. für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohe«stem--Ernstthal s M- -L?!w" LL-41 u 2 2 isA 2 7'"f" ^«4 di. — ..I durZh di. Post M°c l.5° lr.i H°us. G V rD Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Bekanntmachung, die Ausfüllung der Hauslisten zur Eintommensteuer-Einschätzu.. oetreffeud. Zur Vorbereitung der Einschätzung für die Staatseinkommensteuer auf das Jahr 190« werden den hiesigen Hausbesitzern, Hausadministratoren u. s. w. Formulare zu Hauslisten zugestellt. Dieselben sind allenthalben nach Anleitung -er darauf befindlichen Vorbemerkungen und nach dem jeder Hansliste beiliegende« Auweisungsbogeu, welch' letzterer den Hausgenossen bei Aus füllung der Hauslisten mit vorzulegen ist, nach dem Stande Vom 12. Oktober d. I. auszufüllen. Es sind daher nur diejenigen steuerpflichtigen Personen und zwar von den Haushaltungs- Vorständen selbst in den Hauslisten auszuführen, welche am 12. Oktober d. I. im Hause wohnen. Dagegen sind solche Personen wegzulassen, welche vor diesem Tage ausgezogen oder erst nach demselben eingezogen sind. Nicht selbstständige Personen find nur in dem Hause aufzuführeu, wo sie schlafen. Diese Listen sind binnen 14 Tagen nach Empfang derselben, jedoch nicht vor dem 12. October d. I. und spätestens bis 21. Oktober d. I. bei der hiesigen Stadtsteuereinnahme, Rathhaus, Zimmer Nr. 5, wieder einzureichen und zwar durch den Hausbesitzer selbst oder durch solche Personen, welche über etwaige Fragen in Bezug aus die Angaben in der Liste genügende Auskunft z« ertheilen vermögen. An die gewissenhafte Einhaltung der vorerwähnten Einreichungsfrist wird hierdurch noch ganz besonders erinnert, da nach Anordnung des Königlichen Finanzministeriums jede Versäumnis der Ein reichungsfrist ohne Nachsicht mit Ordnungsstrafe geahndet wird. Im Uebrigen verweisen wir noch darauf, datz der Hausbesitzer für die Steuerbeträge haftet, welche infolge von ihm verschuldeter unrichtiger oder unvollständiger Angabe« dem Staate entgehe«. In gleicher Weise ist jedes Familienhaupt für die richtige Angabe aller zu seinem Hausstande gehörige«, ei« eignes Einkommen habenden Personen, einschlietzlich der Aftermiether «nd Schlafstellenmtether, verantwortlich. Hohenstein-Ernstthal, den 5. October 1899. Der Stadtrath. vr. Polster, Bürgermeister. Bekanntmachung. Da beabsicht wird, den alte« Hahensteinev Friedhof an der Dresdnerstratze in Park- anlagen umzuwandela, werden die Angehörigen der dortselbst Ruhenden aufgefordert, bis znm 15. November c. über die Keiche«stei«e, Z8««e rc. zu verfügen resp. zu diesem Zwecke ihre Ansprüche in unserem Stadtbauamte anzumelden. Nach Ablauf dieses Termins fallen die nicht abgeholten Steine vertragsmäßig der Kirche zu. Hoheustein-Ernstthal, den 9. October 1899. Der Stadtrath. Or. Polster, Bürgermeister. Besen und Brenneeisrg-Anetton auf Oberwaldenburger Revier Im Gasthof „x«r Katze" in Gdertirfchhekm sollen , - Freitag, deu 13. Oktober k. Borm, s Uhr 1,60 Wllh. L.- und 52,50 Wllh. N-Reisig, aufbereitet in den Abth. 12, 16, 23, 39, 41, 43, 45 und 56, sowie ca. 600 Gebund anstehendes birkenes Besenreisig versteigert werden. Ml. Wnb. FoOemallW AtlMl-eMg. in der nächsten Session des preußischen Landtages zu zeigen haben, ob und wie der schleichende Conflict beizulegen ist. Die Regierungsblätter haben bereits angedeutet, daß die Regierung bei allem prinzipiellen Festhalten an dem Werke des Rhein-Elbe-Canals durchaus geneigt sei, den Conservativen die Hand zu einer Verständigung zu bieten und eventuell noch weitere Compensationen an die Landwirthschaft des Ostens zu gewähren, als solche schon von den Re- gierungsvertretern bei den Commissionsverhandlungen über die Canalvorlage in Aussicht gestellt worden sind. Möglich, daß alsdann die conservative Canalopposition doch einlenkt und auch ihrerseits der Regierung end lich entgegenkommt, es ist aber auch ebensowohl mög lich, daß man conservativerseits in der That auf dem durchaus ablehnenden Standpunkte gegenüber der Canalvorlage verharrt, nachher müßte sich die Re gierung wohl oder übel zu entscheidenden Beschlüssen SichsischeS. Hohenstein-Ernstthal, 10. October 1899. Mtthettimgen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eveutl. honvr'rt.) — Evangelischer Arbeiterverein. Eine recht stattliche Anzahl von Männern, denen wohl zum größten Theile, die großen gemeinnützigen Bestrebungen der evangelischen Arbeitervereine mit ihren segensreichen Einrichtungen bekannt gewesen sein dürften, hatten sich Montag Abend im Saale der „Drei Schwanen" eiu- gesunden, um dem Vortrage eines bedeutenden Redners auf diesem Gebiete, des Vorsitzenden des LaudeSver- Opfer ist der Präsid-nt der königlich preußischen See handlung, Freiherr vsZcdlitz, der in der „Post" eifrig gegen den Canal agitirt hatte. Der journalistisch so eifrig thätige Freiherr v. Zedlitz hat, wie ein Bericht- erstatter meldet, „aus Gesundheitsrücksichten" sein Ent lassungsgesuch eiugereicht. Er dürfte zu Beginn des nächsten Jahres mit der gesetzlich :hm zustehenden Pension in den Ruhestand treten. Freiherr v. Zedlitz verwaltet sein jetzigen Aint erst seit dem 1. April d. I. als Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Herrn v. Burchard. Vor her gehörte er als Geheimer Ober-Regierungsrath und Vortragender Rath dem Ministerium der öffentlichen Bauten an. Im Landtage vertritt er seit 1876 den Wahlkreis Mühlhausen in Thüringen. Der Mittellandkanal oder die verwünschte „Wasser- rinue", wie Agrarier i Preußen den Canal io ihrem U-muthe geringschätzig nennen, hat ein weiteres Opfer gefordert, trotzdem er »och gar nicht gebaut ist, also noch kein einzige- Tröpfchen Wasser enthält. Das neue Reihe der bedeutendsten Namen, als James Watt, den Erfinder der Dampfkraftmaschine, die Erfinder der Nähmaschine, des Webstuhles, der Schnellpresse, einen Edison, welcher, selbst schwerhörig, uns das Telephon und die vielen Apparate zur Wiedergabe von Musik- Vorträgen rc. geschaffen, ferner die bedeutenden Or ganisatoren der Post, Roland Hill und Stephan, alles Männer, die aus den einfachsten Verhältnissen heraus ihren Weg gebahnt, allerdings aber auch mit eisernem Fleiß und Thatkraft ihr Ziel verfolgt. Die Social demokratie habe immer nur für die Arbeiter, die sie nicht zu den Ihrigen zählen könne, ein Schlagwort: die weißen Sclaven; aber selbst in ihren Reihen be- ginnts zu dämmern, haben sich doch erst vor Kurzem in ihr zwei Lager gebildet, in deren einem Bernstein und später noch sein Genosse Vollmar in Bayern mit der Verelendungstheorie aufgeräumt wissen wollten. Der Herr Redner betonte dann, daß die evangelischen Arbeitervereine einen besonderen Stolz darein legten wir sind keine Partei und wollen keine Partei sein- nur zur Organisation der Selbsthülfe verbinden wir- uns. Redner gedachte dann der großen Organisatoren auf dem Gebiete der Selbsthülfe Schulze-Delitzsch und liaiffeisen und verbreitete sich weiter eingehend über )ie Stärke der evangelischen Arbeitervereine, deren Landesverband Sachsen allein schon über 13000Männer umfasse, während der ganze deutsche Verband weit über 100000 Mitglieder zähle. Der Dresdner Verein mit cc. 7000 Mitgliedern habe in einem Jahre in seiner Weihnachtssparkasse gegen 150000 Mark aus gezahlt. Am Schluffe seiner mit größtem Beifall auf genommenen Ausführungen bat der Herr Vortragende die Anwesenden, recht fleißig beizutreten in den Orts verein Hohenstein-Ernstthal, der ja heute das erste Mal an die Oeffentlichkeit getreten sei, er bat aber auch ferner, daß der evangelische Arbeiterverein Hohen stein-Ernstthal nicht isolirt bleiben, sondern sich dem großen Gauzen anschließen möge, damit nicht allein die Socialdemokratie ihre Blätter hinausstreue, sondern auch das evangelische Arbeitervereinsblatt hier seinen Eingang finde. Zum Schluß mahnte Redner, daß alle evangelischen Arbeitervereinsmitglieder, ehe sie aus einander gingen, stets denken sollten: „Wir sind noch nicht am Ziele", nur dann würden sie auf ein erfolg, reiches ersprießliches Wirken zurückblicken können. Die große Mühe des Herrn Redners dankte die Versamm- ung durch Erheben von ihren Plätzen. Der Vor sitzende gab bekannt, daß sich etwa dreißig Herren im Laufe des Abends als Mitglieder angemeldet hätten und forderte zu weiterem Wirken für den Verein auf. Herr Bürgermeister vr. Polster, ein Mitbegründer det hiesigen Verein-, ergriff zum Schluß da- Wort zu einer kurzen Ansprache, in welcher er Arbeitnehmer aufraffen. Inzwischen gefallen sich verschiedene tonangebende Organe der Rechten abermals darin, dem Reichs kanzler mit kleinen Nadelstichen zuzusetzen, wobei es sich aber wohl mehr um eigene Redaktionsleistungen, als um einen ernstlich gemeinten Vorstoß der conser vativen Partei gegen den leitenden Staatsmann des Reiches handelt. Nichtsdestoweniger werden diese Preßangriffe aus den Kanzler in Centrumsorganen wie auch in liberalen Blättern zum Anlaß des schweren Vorwurfes gegen die conservative Partei leitung genommen, sie gehe auf den Sturz des jetzigen Reichskanzlers aus, in der Hoffnung, daß nachher eine den Erwartungen und Wünschen der agrarisch- conservativen Partei mehr entsprechende Persönlichkeit an die Spitze der Reichsregierung berufen werden würde. Nun ist es allerdings ein offenes Geheimniß, daß sich Fürst Hohenlohe in den Kreisen der Rechten keineswegs allzugroßer Beliebtheit erfreut, daß man aber dort auf den förmlichen Sturz des Kanzlers aus gehen sollte, das ist doch kaum aiizunehmen. Auch auf Seiten der Gruppen der Rechten muß man wissen, daß sie durch einen Kanzlerwechsel schwerlich etwas im Sinne einer ausgesprochenen conservativen Partei- regierung im Reiche gewinnen würden, auch der eventuelle Nachfolger des Fürsten Hohenlohe müßte )en realen Verhältnissen Rechnung tragen, wie sie sich in erster Linie in der Parteiconstellation im Reichs tage schon seit längeren Jahren ausdrücken. bänder Sachsen der evangelischen Arbeitervereine, Herrn Diaconus vr. Költzsch aus Dresden, beizuwohnen. In seinem mächtig packenden Vertrage erläuterte der Herr Redner die Ziele und Zwecke der evangelischen Arbeitervereine und führte aus, wie sie sich zur Auf gabe gemacht hätten, für die Zeit der Roth da zu sein. Er beleuchtete in seinem etwa einstündigen Vortrage eioge': id die socialen Verhältnisse der heutigen Arbeiter welt, »ubei von dem alten wahren Worte: „Hilf Dir selbst, so Hilst Dir Gott" ausgehend; weiter schilderte er, wie die Socialdemokratie in ihren einseitigen An schauungen von den beiden allumfassenden Tyrannen „Maschine und Kapital" unter ihresgleichen predige und keine Zufriedenheit aufkommen lasse. Und doch, wie einstmals die Soldaten der Napoleonschen Heer- schaaren den Marschallstab im Tornister hatten, so stehe auch heute noch jedem Arbeiter der Weg vor wärts zu Glanz und Ruhm offen. Allerdings ohne Schweiß kein Preis — ohne Arbeit kein Lohn und Sieg. Redner berührte dann das Gebiet der Erfin dungen und Entdeckungen und zeigte, wie durch Selbsthülfe, durch eisernen Fleiß und durch Er- ahrungen sich so mancher Erfinder seinen Weg gr- >ahnt, per »spera »6 «trs, durch rauhe Erdentage zum Sternenhimmel gewandelt sei. Redner nannte eine Ak WWt M in Pichen. Das unerfreuliche Bild bedenklicher Zerfahrenheit und Verworrenheit der politischen Lage im führenden deutschen Bundesstaate, wie dasselbe durch den Verlauf der Canalfrage hervorgetreten ist, will noch immer nicht schwinden. Verschiedene Vorgänge auch der letzten Zeit lassen erneut das Weiterbestehen dieser schleichenden Krisis erkennen, die ihre Wurzel in der schwankenden Stellungnahme der preußischen Regierung gegenüber der Conservativen und weiter in den hiermit zusammenhängenden latenten Gegensätzen an den ver schiedenen maßgebenden Berliner Regierungsstellen besitzt. Die officiöse neuerdings auch von der frei- conservativen „Post" wiederholte Versicherung, inner halb des preußischen Staatsministeriums klappe Alles und könne demnach von Meinungsverschiedenheiten zwischen den leitenden politischen Persönlichkeiten ernstlich nicht die Rede sein, wird kaum irgendwo für baare Münze genommen, die Thatsachen und Ereignisse wider sprechen an sich schon einer solchen Behauptung. Wohl aber mag zugegeben werden, daß die Gegensätze wie sie anscheinend namentlich zwischen dem Reichskanzler und dem Finanzminister v. Miquel als Vicepräsident des Staatsministeriums bestehen, zunächst wieder über brückt worden sind, so daß also auch für den Kaiser vorläufig kein Anlaß vorläge, eine Entscheidung zwischen den beiden Staatsmännern zu treffen, zumal sich dieselben bei dem Monarchen zweifellos nach wie vor gleicher Werthschätzung erfreuen. Wenn aber jetzt viel von einem Friedensschluß der conservativen Partei in Preußen mit der Regierung die Rede ist, welche Action nach einer Darstellung der „Germania" in Gestalt einer förmlichen Versöhnungs- conferenz zwischen Herrn v. Miquel, als der Seele der jetzigen preußischen Regierung, und Vertretern der conservativen Partei vor sich gegangen sein soll, so ist diese Nachricht doch nur mit der gebührenden Zurück haltung aufzunehmen. Einerseits hat die Regierung in ihren Blättern ja wiederholt erklären lassen, sie halte ungeachtet des einstweiligen Scheiterns der Canal vorlage an derselben fest, während anderseits in den führenden Preßorganen der Conservativen ebenso oft versichert worden ist, man solle von dieser Partei kein Einschwenken in der Canalfrage erwarten, die Confer- vativen würden die Canalvorlage auch nach ihrem eventuellen Wiedererscheinen bekämpfen, da die conser vativerseits herrschende Ueberzeugung von den Nach theilen des geplanten Canalunternehmens für weite 'Bevölkerungskreise noch nicht durch sachliche Gegen- gründe erschüttert worden sei. So steht nun vorerst die Angelegenheit, uüb es wird. demnach die zu ge wärtigende Wiedereinbringunz der Tanalvorlage