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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-189909228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-18990922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-18990922
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-22
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.09.1899
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Der unausrottbaren London, 19. September. Nach einem Tele< wird gezweifelt. Annaberg, 19. Sept. trug insgesammt 10095 Tonnen im Werthe von 589713 Mark, gegen 17309 Tonnen und 600275 Mark Werth im Jahre 1897. Auffällig zurück gegangen ist das Ausbringen von Eisenstein in den vogtländischen Gruben, die im Jahre 1897 noch 13733 Tonnen im Werthe von 55787 Mark lieferten; an dem Minderavsbringen sind namentlich betheiligt Pohlenz-Fundgrube bei Foschenroda, Ludwig-Fund» grübe, Vereinigt Feld bei Schönbrunn, Vereinsglück feld bei Schedewitz, Lambzig bei Lambzig u. a., während Anna-Fundgrube am Zotenberge bei Plauen i. V. höheres Erträgniß lieferte. Tages,eschichte. Deutsches Reich. Die Kreuzzeitung schreibt zu den innerpolitischcu — Hermsdorf. Hr.Gastwirth Zesch „zur grünen Linde" bewirkt gegenwärtig einige Umbauten in seinem Grundstück und hat bei dieser Gelegenheit auch einen HauSgiebel entfernen lassen. Es ist nun gewiß er- wähnenswerth, daß d-s zur Entfernung gekowm-^ Holz, d.S nach Ausweis der an Balken" an- gebrachten JKAAiH^e 1610 verbaut worden A „ach fast 3M Jahren, so kerngesund ',,r und weiß auSsteht, als wenn es frisch vom Zimmer hose gekommen wäre. Herr Zesch ist gern bereit, Be suchern solche Holztheile vorzulegen. — Glauchau. Mit Rücksicht auf die vielfach ist der Handarbeiter C. F. Schönherr von hier in seiner Behausung die steinerne Treppe hinunter ge» fallen, wobei er sich solche schwere innerliche Ber letzungen zuzog, daß der Tod sofort eintrat. — Am Sonnabend Abend bemerkten in Alein- nicht übersehen läßt. Der an der Uebergangsstelle diensthabende Bahnwärter erklärte, daß er kein ihm das Rahen der Maschine kündendes Glock-nsignal ge hört habe. — Treuen. Im benachbarten Wetzelsgrün hat Ende voriger Woche das Schreiter'sche Ehepaar sein diamantenes Ehejubiläum gefeiert. — Ein recht ungünstiges Jahr hat der Erzberg bau des westlichen Erzgebirges und Vogtlandes hinter sich; denn die unlängst erschienene Uebersicht des Aus bringens im Bergrevier Schwarzenberg, welches die Scheibenberger, Johanngeorgenstädter und Schnee berger und mit dieser die Vogtländische Revierab- theilung umfaßt, zeigt einen Rückgang sowohl in der Tonnenzahl als auch im Werthe des im Jahre 1898 verkauften Erzes gegenüber dem Vorjahre und diese Abnahme kehrt seit einer Reihe von Jahren regel mäßig wieder, sodaß mit Recht von dem sächsischen Erzbergbau als von einer sterbenden Industrie ge sprochen werden kann. Im genannten Revier befanden sich am Ende des vergangenen Jahres 77 Berggebäude, wovon nur 22 ein Ausbringen hatten, und dies be- zu Tage getretenen Uebelstände, denen der Verkehr auf öffentlichen Wegen und Plätzen durch das Rad fahren ausgesetzt ist, erläßt die Kgl. Amtshauptmann schäft GlauHau im Einvernehmen mit dem Bezirks ausschuß eine Bekanntmachung, den Verkehr mit Fahrrädern auf öffentlichen Wegen und Plätzen be treffend. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Hast bis zu 14 Tagen für jeden Fall bestraft werden. — Die Maul- und Klauenseuche ist laut amtlicher Feststellung im hiesigen Schlacht- und Viehhofe, sowie in Weidensdorf ausgebrochen, in Niederwiera und Heiersdorf sS.-A.j dagegen erloschen. — Brünusdorf, 20. September. Ein hiesiger Jäger erlegte am Sonntag einen Fuchs, welcher un zähliges Vieh umgebracht hat. Einem Besitzer hat er an einem Morgen 18 Stück Hühner todtgebissen. Der Fuchs hatte am Hals zwei Gurte und ist anzunehmen, daß er einmal als Hofzierde gedient hat. — Zwickau, 20 Sept. Heute Mittag ist der durchgehende Betrieb auf oer durch Muldenhochwasser bei Schönheider-Hammer beschädigten Chemnitz-Aue- Adorier Eisenbahnlinie wieder ausgenommen worden. — Zwickau. Der hiesige Rath hat beschlossen, bei dem König!. Finanzministerium erneut die Er weiterung und den Umbau des völlig unzureichend gewordenen hiesigen Personenbahnhofs zu beantragen. Auf hiesigem Bahnhofe verkehrten im vorigen Jahre 2344416 Reisende, doppelt so viel, als auf dem Plauen'schen Bahnhofe. Der Zwickauer Bahnhof bringt außerdem im Güterverkehr die höchste Ein nahme. — Zur Ausfüllung der Hochfluth-Einbruch- stelle an der Zwickau-Schwarzenberger Straße im Vorort Bockwa wird zunächst durch Einrammen von Pfählen ein Schutzdamm behufs Zurückdrängen der noch immer starken Mulde hergestellt. Zur Aus füllung der mächtigen Einbruchstelle sind mindestens 20000 cbm Erdmasse erforderlich. — In Marienthal bei Zwickau wurde der dort wohnhafte taubstumme Tischler Gebhard von einem Zwiaauer Geschirrführer überfahren, der sich schnell entfernen wollte, aber noch ermittelt werden konnte. An dem Aufkommen des schwer Verletzten Schloßhauptleuten und sonstigen Hofwürdeuträgern, die als Abgeordnete gegen den Canal gestimmt haben, vom Oberstkämmerer die Abschrift einer Königlichen CabinetS- orde zagegaugeu ist, durch welche dieselben, weil sie sich nicht nur zur Staatsregierung, sondern auch zur Person des Königs in Widerspruch gesetzt haben, bis auf weiteres vom Königlichen Hoflager verbannt werden. Bremen, 20. September. Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm der Große", der gestern von Rewyork in Bremerhaven eintraf, hat die Strecke Southampton-Bremerhaven mit der im Schnell dampferverkehr bisher unerreichten Geschwindigkeit von 23,98 Seemeilen in der Stunde zurückgelegt. Oesterretch-Ungarn. DaS definitive Ende der österreichischen Gulden zettel, die schon seit mehreren Jahren fast gänzlick durch die öffentlichen Kaffen eingezogen und damit aus dem Verkehre verschwunden sind, steht nunmehr nahe bevor. Dieselben haben nur noch bis Ende des laufenden Jahres Giltigkeit. Frankveich. aramm «uS Perth hat auf dem dortigen Bahnhofe heute früh ein Zusammenstoß von zwei Zügen statt- gefunden. Ein einlaufender Zug fuhr in einen dort haltenden schottischen Expreßzug hinein Der am Ende des ExprcßzugeS befindliche Gepäckwagen hoo den vor ihm haltenden Salonwagen in die Höhe. In dem Salonwagen befanden sich Prinz* sund Prinzessin von Hohenlohe - Langenburg, welche aus der Reise nach Balmoral waren zu einem Besuche der Königin. Die eine Hälfte des Salonwagens, welche zur Ausbewahrung des Gepäckes diente, wurde gänzlich zertrümmert. Unsitte, Petroleum in dc>S F-mer zu gieß-n ist in dem benachbarten Mildenau ein junges Menschenleben zum Opfer gefallen. Am Sonnabend Mittag wollte die 11jähr. Tochter des dortiges Einwohners Hermann Meyer das Feuer anfachen; sie goß zu dies-m Zwecke direkt aus der Petrolcumkanne Oe! in das Feuer!; die Kanne exp.odirte, und das Mädchen erlitt so schwere Brandwunden, daß es am Sonntag Abend an den erhaltenen Verletzungen verstorben ist. — Der Führer des Maurerstreiks in Dresden, der 27 Jahre alte Maurer Heinrich Fallenbeck aus Meerane, stand, der versuchten Nöthigung und Körper verletzung angeklagt, vor den Schranken des Gerichts. Der Angeklagte soll auf dem Rade die Streikposten revidirt haben. Am 6. Juli sprach Fallenbeck an einem Neubau in Niedersedlitz den Maurer Sassin an und veranlaßte ihn, seine Arbeit niederzulegen und in Dresden zu arbeiten. Nachdem ihm Sassin daraus erwidert: „Die Arbeit kannst Du selbst machen," sprang Fallenbeck wüthend vom Rade, stieß Sassin mit der Faust gegen die Brust und trat ihn heftig auf den rechten Fuß. Auch führte er noch Drohreden. Das Urtheil lautete aus fünf Monate Gefängniß. — Dresden, 19. September. In dem nahen Villenort Klotzsche-KönigSwald treiben seit einiger Zeit Einbrecher mit geradezu verblüffender Dreistigkeit ihr Wesen. Sie öffnen Thüren und Fenster, steigen ein und nehmen, was sie finden, Geld, Schmuck, Uhren, Kleider, Betten, Lebensmittel. Seit kurzer Zeit hat die Einwohnerschaft eine Wachmannschaft organisirt, aber die Einbrüche dauern trotzdem fort. Man glaubte zunächst, daß die unwillkommenen nächtlichen Besuche auf Gesindel zurückzuführen seien, das in der warmen Jahreszeit in der nahen „Haide" seinen Wohnsitz in irgend einem Tannendickicht aufzuschlagen pflegt. Das ist jedoch ein Jrrthum, es wird sich wahrscheinlich um geübte Dresdner Einbrecher handeln. — Erfenschlag, 20. Sept. Vorgestern Abend Hälfte des August noch 10 Milzbrandfälle, sowie 7 Tollwuthsälle zur Anzeige. Aus Veranlassung des Herrn Gutsbesitzer Oschatz- Mark Sahnau bei Crimmitschau, als Mitglied des LandeSculturraths, wird sich kommenden Freitag, den 22. September, Nachmittags 4 Uhr im Gasthof zu Leubnitz bei Werdau eine größere Anzahl Landwirthe vereinigen, um über „Maßnahmen gegen Weiter- Verbreitung der Maul- und Klauenseuche" Berathungen zu pflegen. — AuS Metz, 19. September, wird geschrieben: Die Typhusepidemie im sächsischen Fußartillerie-Regi- ment Nr. 12 ist noch im Zunehmen begriffen. Die Krankenliste von gestern enthält 18 schwerere und 11 leichte Fälle. Todesfälle sind bis jetzt nicht vorge kommen. ES ist jetzt festgestellt, daß die Krankheit von dem Schießübungsplatz eingeschleppt worden ist, und zwar durch eine Compagnie, die während der Uebungen in einer Baracke einquartirt war, in der vorher Mannschaften des 7. westfälischen Artillerie- Regiments lagen, unter denen dieselbe Krankheit gleich falls ausgebrochen ist. Die am stärksten in Mitleiden schaft gezogene Compagnie ist in ein Zeltlager aus- quartirt, die Kaserne sonst streng abgesperrt. Sogar die in der Stadt wohnenden verheiratheten Unter offiziere haben, um eine Verschleppung der Krankheit zu verhüten, in die Kaserne ziehen müssen. Der Dienst ist auf das allernothwendigste beschränkt. Die in derselben Kaserne liegenden bayerischen Truppen, die sich zur Zeit in der Pfalz im Manöver befinden und am 23. d. Mts. hierher zurückkehren, werden anderweitig untergebracht werden. Fragen: Bon liberaler Seite war behauptet worden, daß! der Wortlaut des Schreibens, das den canalgegnerischen Hofwürdeuträgern zugegangen ist, nicht eine „zeitweilige Verbannung", sondern eine endgiltige Enthebung von »er betreffenden Stellung zum Ausdruck bringe. Diese Mittheilung entspricht, wie dem gegenüber von gut unterrichteter Seite festgestcllt wird, nicht den That- jachen. Richtig ist nur, daß den Kammerhcrren, Kerbte«. Im AtteutatSproceß zu Belgrad kamen, wie ein Telegramm meldet, nach dem Staatsanwalt auch noch die Vertheidiger zu Worte, wobei sich ein bemer^enS- werther Zwischenfall ereignete. Der Vertheidiger des Angeklagten Dimic erregte nämlich ungeheueres Auf sehen und die größte Bewegung durch die Behauptung, der Mordplau sei in Cetiuje auSgeheckt und von Bu karest aus, wo Alexander Karageorgievic lebt, in Scene gesetzt worden. Als hierauf der Anwalt Markovic, der für Paste plaidirte, ebenfalls fremde Mächte, namentlich Rußland in die Sache zu ziehen versuchte, wu.de ihm dies aufs strengste vom Präsidenten untersagt. — Ucb- rigens bricht sich die Ansicht Bahn, daß die Attentats geschichte mittelbar für Milan auch noch unangenehme Folgen haben könnt:. Der Reuen Freien Presse wird aus Belgrad mitgetheilt, daß dort die Meinung herrsche, die Macht des jetzigen Regimes in Serbien werde nur von kurzer Dauer sein. Man empfinde es als ein Unglück, daß Rußland und Oesterreich-Ungarn sich über ihre Haltung zum Hochverraths-Proceß, wie eS scheine, geeinigt hätten. König Alexander getraue sich nicht, bei einen bisherigen Entschließungen zu beharren. ES werde ihm schwer, einen würdigen Nachfolger Georgie- oics zur Bildung des CabinetS zu finden, denn jeder ehrliche Mann fürchte die verschlechterten Beziehungen zu Oesterreich und Rußland. Man rathe ihm von maßgebender Seite, im eigenen und im Interesse de» Landes, den Vater wenigstens für einige Zeit aus Ser- nen zu entfernen. Nur so könne er die verlorenen Sympathieen seines Volkes zurückgewinmn. Die während des Standgerichtes zu Tage geför derten Conspirationen des Fürsten von Montenegro gegen die Dynastie Obrenovic haben zu einer weiteren Verschärfung der äußerst gespannten Beziehungen zwi schen Serbien und Montenegro gesührt, weshalb der serbische Gesandte, Oberst Muschin, Befehl erhalten hat, Cetinje zu verlaffen. zschachwttz am Holzausschiffungsplatze des Herrn E. Noack daselbst einige Knaben die Hände eines Menschen aus dem Wasser ragen. Beim Bergen desselben fand man, daß der Todte ein Mann von untersetzter Gestalt ist und schon lange Zeit im Wasser gelegen haben mußte. Demselben fehlte ein Bein, die Kleidungsstücke waren bis Ms einen guten lang- schäftigen Stiefel vollständig abgefault und die Hayt wie fast verstemert. An der einen noch vorhandenen Gesichtshälfte zeigt sich noch der starke Schnurrbart. Man glaubt in dem Todten den im Hochwasser 1897 verunglückten Stadtrath Müller aus Schandau ge funden zu haben,, auf dessen Auffindung 500 Mark Belohnung festgesetzt waren. — Leipzig, 18. September. Als gestern Vor mittag ein hier wohnhafter Kasseubote die Wohnung seine» z. Z. iu der Sommerfrische weilenden, in der Bahnhofstraße wohueudeu Herrn betrat, machte er zu seiuem Schrecken die Wahrnehmung, daß sich eine krembe Person daselbst häuslich eingerichtet hatte. Während der Kaffenbote Hilfe hinzuholte, hatte der Unbekannte sich iu ein Zimmer eingeschloffen und war schließlich, als man ihm ernstlich zu Leibe rückte, durch das Fenster entflohen. Er war zwei Stock hoch an einem Balkon hinuntergeklettert, hatte den Garten er reicht und war dann durch Uebersteigen einer Mauer nach der Schützeustraße gelangt und entkommen. Wie sich herausstellte, waren in der Wohnung sämmtliche verschlossenen Behältnisse erbrochen uud eine Anzahl werthvolle Sachen zum Mitnehmen bereif gestellt. Der , Unbekannte ist etwa 18-29 Zahre alt. — Vorgestern "würde in der Nähe des ParthenschlößchcnS ein Arbeiter von zwei Unbekannten ««gefallen, die Taschen uhr wurde ihm von der Kette abgerissen und gestohlen. — Leipzig, 19. September. Eiu schweres Eisenbahnunglück ereignete sich gestern am Uebergauge der Straße zwischen Möckera und Wiederitzsch, dem sogen. „Todienweg". Eine von Schkeuditz kommende Rangirmaschine fuhr auf ein von den neuen Kasernen kommendes Geschirr, welches soeben den Bahnübergang pasfirte, erfaßte den Wagen, der sofort zertrümmert wurde, tödtete eiu Pferd und warf das ganze Geschirr über den Bahnkörper. Der Führer des Geschirrs erlitt Verletzungen, deren Erheblichkeit sich zur Zeit noch Rach weiteren Meldungen aus Perth wurden bei dem Eisenbahnunfall Prinz und Prinzessin Hohenlohe- Langenburg in ihrem Salonwagen zu Boden geworfen und von den herabfallenden Gepäckstücken bedeckt. Die Prinzessin konnre nur mit Mühe aus ihrer Lage be freit werden, ist jedoch, obgleich sie Erschütterungen erlitten hatte, unverletzt. Der Prinz und die Prinzessin reisten nach Aberdeen weiter, dort begab sich die Prinzessin zu Fuß vom Bahnhof nach dem Hotel und ist später nach Ballaer gereist. London. A). September. Zu dem Eisenbahn- Zusammenstoß in Perth wird noch gemeldet: Die Rettung des Prinzen und der Prinzessin Hohenlohe- Laugenburg vollzog sich unter ziemlich schwierigen Um ständen. Ganz besonders schwierig war die Befreiung der Prinzessin aus dem Waaevabtheil, in dem ste sich befand. Als der Zusammenstoß erfolgte, lag die Prin zessin in tiefem Schlafe. DaS Lager befand sich im Mttteltheile des Waggons, dessen Seitenwand durch den Zusammenstoß umgeschlagen wurde. Dadurch konnte sich die Prinzessin nicht von der Stelle rühren, es mußte erst eine Oeffnung iu die Hauptwaud ge schlagen werden, durch die mau die Priuzessin aus iyrer schrecklichen Lage befreite. Der Salonwagen, iu dem sich das Prinzenpaar befand, war zur Hälfte zer trümmert. Paris, 19. September. Präsident Loubet be- iuchte heute den Platz für die Weltausstellung und forderte in einer Absprache die verschiedenen Leiter der Arbeiten auf, den größten Eifer an den Tag zu legen, damit Frankreich 1900 seinen Gästen zeigen könne, daß die Ration stark, arbeitsam und einig sei uud die vorübergehenden Schwierigkeiten sie nicht hindern, ihre Mission zu gunsten des Fortschritts und des Friedens zu erfüllen. Üeber die Verhaftung GueriuS wird noch berichtet: Genietruppen und Feuerwehr hielten seit Morgengrauen alle Zugänge zum Fort Chabrol besetzt. DerPolizei- präsect Lepiue gab allerdinS schon um 3 Uhr morgens den Bewohnern der benachbarten Häuser beruhigende Versicherungen. Unter anderem versicherte er, man werde keine Bomben werfen, und wenn gestürmt würde, so werde sich alles ohne Behelligung der Nachbarschaft vollziehen. Gegen 4 Uhr morgens klopfte der Sicher- heitSchef Cochefort an der Pforte des Grand Orient und rief: „Oeffnen Sie im Ramen des Gesetzes" Guerin ftand bereit und öffnete sofort. Run verließen, den Rockkragen emporgezogen, Guerins Genossen im Gänsemarsch das Haus und erreichten unbehelligt die bereitstehenden Wagen. Zuletzt verließ Guerin das Haus und wurde von zwei Gendarmen nach dem Polizeidepot gebracht. Am Fort, welches man nicht besichtigte, wurden die Amtssiegel angelegt. Vor der Abfahrt fand Guerin noch Zeit, einigen Journalisten zu erzählen, daß in der letzten Minute vor derUeber- gave alle Anwesenden einander die feierliche Ver sicherung abgaben, Guerin hätte das Fort noch acht Tage halten können, aber seinem Freunde Millevoye konnte er die kleine Gefälligkeit der Uebergabe nicht verweigern. Die Nationalisten versuchen die Uebergabe des Forts Chabrol als einen Sieg zu feiern, da der Vermittler Millevoye für Guerins Begleiter freien Abzug, ohne Feststellung ihrer Identität erreichte. Das Gerücht, eine markante Persönlichkeit (der Herzog von Orleans) sei miteingeschlossen gewesen, gewinnt hierdurch an Wahrscheinlichkeit. — In dem Hause Guerin wurde heute eine gerichtliche Haussuchung vorgenommen. Paris, 20. September. Das Bureau der Untersuchungscommission des Staatsgerichtshofes setzte Zur Transvaal-Frage. Zum Verständniß der Schwierigkeiten eines Feld zuges gegen Transvaal ist es nöthig, die Karte von Südafrika nach dem Maßstab von Europa zu be trachten, sonst macht man sich nicht klar, daß Trans vaal fast so groß ist wie Frankreich, und mit dem verbündeten Oranje-Freistaat einem beträchtlichen Theil des westlichen Europas gleichkommt. Diese Größen verhältnisse müssen dem Vertheidiger sowohl, wie dem Angreifer Schwierigkeiten bereiten, wenn es dem einen nicht gelingen sollte, die Pläne des anderen auszu kundschaften. Der britische Feldzugsplan ist nicht schwer zu ermessen. Der Angriff wird von mindestens drei Seiten zugleich erfolgen: von Rhodesia im Norden, von Mafekmg bezw. Kimberley im Westen und von Natal (Ladysmith) im Südosten des Transvaal. Die regulären Truppen, die England bereits am Platz hat oder noch hinaursenden wird, werden, sicherem Ve-- «ehmen nach, mit Ausnahme der Artillerie, vorläufig nicht am Einmarsch theilnehmcn, sondern sollen zum Schutz der Grenze, bez. der Verbindung dienen und zur Verhütung eines Eingeborenen-Aufstandes. DaS eigentliche ExpcditionScorpS wird zumeist aus irregulären Truppen bestehen, die mit dem Gelände und der Kampfesweise der Buren vertraut sind. Saumselig wie sich das Kricgsministerium mit Ausrüstung der regu lären Expedition bewiesen hat, in der Organisation der irregulären Truppen ist es mit großer Energie und Umsicht zu Werke gegangen. Vor Mo aten schon ist in aller Stille eine große Anzahl Ofüciere nach Süd afrika entsandt worden, die in der dortigen Krieg führung vollkommen bewandert sind und zum Theil schon gegen die Buren gekämpft haben. Sie erhielten ne Weisung, in Rhodesia, Natal und Betschuanaland Truppen anz. werben, auSzurüsteu und auszubilden. Dies soll über alle Erwartungen gut gelungen sein. Aus einer zuverlässigen Privatquelle verlautet, daß jetzt in Rhodesia all in 7000 berittene Truppen — erprobte Schützen und Reiter — schlagfertig bereit stehen. Eine gleiche Anzahl soll wie in dem Norden der Kap- Colonie gemustert werden. In englischen Offizierskreisen soll man mit de« Vorbereitungen des Krieges gegen Transvaal wenig ufrieden sein. Der zum Oberbefehlshaber bestimmte General White ist niemals in Afrika gewesen, so daß es ihm an der den Boeren gegenüber so vothwendigca Erfahrung im südafrikanischen Kriege gänzlich fehlt. Auch die Ausrüstung der englischen Truppen befriedigt )ie Sachverständigen nicht. Man hat, so sagt man m diesen Kreisen, den Leuten den weißen Helm wieder gegeben, obwohl die Erfahrung der letzten Boerenkrieges dessen Gefährlichkeit erwiesen hat. Da mals fand man die meisten englischen Todtev mit Schüssen in den Kopf, weil die weißen Helme den Boeren al» treffliche Zielscheibe diente», während ihre raubraune Kopfbedecku?g sich von den gleichfarbigen Felsen und Bodenerhöhungeu nicht unterschied. Aus Johannesburg wird zur Lage gemeldet: Die Würfel sind gefallen. Die letzten wohlhabenden Uit- landers haben gestern mit den Abeudzüzen die Stadt verlassen, welche vor den Mündungen der Borreukano nen einem eroberten Platze nicht unähnlich sieht, und in der, wenigsten» sinnbildlich gesprochen, schon heute — Kahla, 17. Sept. Die Bücher des Vor schußvereins sollen in einem bodenlosen Zustand sein, obgleich Herr Undeutsch, der als Vorsitzender des Aufsichtsrathes controlirt haben will, sie als „ordent lich geführt" bezeichnet haben soll. Seil Januar soll das Kaffabuch nicht einmal zusammenaddirt worden sein, so daß man das Resultat aus den Büchern nicht einmal erkennen und auch nicht behaupten kann, wie viel in der Kasse sein muß. Ueber die Höhe der Unterschlagungen und sonstigen Unregelmäßigkeiten verlautet immer noch nichts Definitives. Das Deficit muß ganz erheblich sein, denn am 31. December 1898 hatte der Verein mit 317 Mitgliedern eine Haftsumme von 196800 Mk., so daß sich unter Berücksichtigung der Geschäftsguthaben von 21000 Mk. und der Re serve von 4500 Mk. eine Gesammtgarantie von über 220000 Mk. ergiebt. Die Schulden beliefen sich aber damals nach der Bilanz auf rund 200000 Mk. ohne die schwebenden Giroverbindlichkeiten, die 1896 bereits 130000 Mk. betrugen und inzwischen sicher uoch ge stiegen sind. Die nächste Zukunft wird lehren, welchen faktischen Werth die Haftsummen von 600 Mk. pro Mitglieder in diesem Fall haben. Ebenso wird sich jetzt zeigen, woraus die in der von Senator Or. Glackemeyer in Hannover geprüften Bilanz p. ult. 1898 aufgeführten Aktiva: Kasienbestand 16084 Mk., Wechselconto 69601 Mk., Contokorrent-Conto 77521 Mk., Effektenconto 54722 Mk., GrundstückSconto 8087 Mk. in Wirklichkeit bestanden. Klostergrab. Die junge, etwa 50 Familien zählende evangelische Gemeinde Klostergrab-Kosten ist in diesen Tagen in ihrem Vorhaben, eine evangelische Kirche an Stelle der im Jahre 1617 gewaltsam zer störten hier zu erbauen, ein gutes Stück vorwärts ge kommen, indem ihr die hiesige Stadtvertretung in entgegenkommender Weise einen sehr geeigneten Bau platz auf einem meilenweit sichtbaren Hügel oberhalb der Stadt billig überlassen hat. heute Vormittag und Nachmittag die Prüfung der Akten fort. Es wird absolutes Stillschweigen be obachtet. Der Präsident der Commission begab sich heute in das Gefängniß, um Guerin zu vernehmen. Die Haussuchung in dem Hause Guerins in der Rue Chabrol wurde heute unterbrochen, da die Lust in dem Hause verpestet ist. Es wurden Feuerwehrleute herbeigerufen, um die Zimmer und Keller zu öffnen. — Der Polizeipräfect besichtigte heute Mittag das Innere des „Forts Chabrol". Es waren keinerlei Speisereste vorhanden. Die Eingeschlossenen scheinen in der letzten Nacht alles Vorhandene aufgezehrt zu haben. Die seltsamste Entdeckung wurde im Keller gemacht, nämlich zwei Zellen, welche bestimmt gewesen sind, etwa eindringende Polizisten darin einzusperren. Papiere wurden nicht vorgefunden. Au« Paris, 20. September wird berichtet: Die Nachricht von der Begnadigung und Fre.lassung DrcyfuS' erregt iu der Generalstabspreffe Entrüstung, die aber erkünstelt erscheint, in den reput licauischen Blättern unverhohlene Befriedigung. „Aurore" und andere er klären, sie würden aber deshalb den Revifionsfeldzug nicht aufgeben, DreyfuS selbst werde die gerichtliche Wiedererlangung deiner Ehre betreiben. Als Preis für die Leiden des unschuldig Verurtheilten wird nach drücklich die Abschaffung der Kriegsgerichte gefordert. Der „TempS" schreibt: Die Begnadigung Dreyfus' st eine Beruhigung. Sie schließt zwar nicht das Suchen nach Wahrycit ab, auf welche der Angeklagte, wie die Ankläger und die Geschichte ein Anrecht haben, aber aus diesem Suchen muß das Gift der Rachsucht uud der Geist der Wiedervergeltung entfernt werden, kie Begnadigung wird ermöglichen, alle diejenigen deut lich zu erkennen, die in der Affaire Anlaß suchten, Un ruhen zu stiften. Alle Phasen der Angelegenheit, die wir nun durchlaufen haben, zeigen uns, welcke Institu tionen zu verbessern und welche Mißbräuche abzustellen sind. Aber nichts von alledem kann ausgeführt werden, ohne vorherige Beruhigung. Rennes, 20. September. Frau Dreyfus Kat heute mit den anderen hier weilenden Gliedern der Familie Rennes verlassen. England.
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