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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 25.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-189908255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-18990825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-18990825
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-25
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 25.08.1899
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Von Sonnabend, den 26. August an steht wieder ein frischer Transport Dr. mscl. LLokkvkL von -er Reise zurück. aus Rad gesucht. LlemeuS Müller I -7 Tm neulich in Greiz vor gefundenes trichinöses Schwein ist ganz außergewöhnlich stark mit Trichinen durchsetzt gewesen. SS haben sich deshalb die Herren LaudeSthierarzt Schumann und ouock. weck. vst. Lud wig daselbst der Mühe unterzogen, ein Gramm solchen Fleisches, das ist ein etwa bahnen^roßeS Stückchen, genau auf die Zahl der darin enthaltenen Trichinen zu unte.suchen. Dieses Gramm Fleisch enthielt nicht mehr und nicht weniger als 3960 Stück. DaS Schwein st demnach mit Milliarden der erwähnten Würmer durchsetzt gewesen. — Gera, 23. August. Gestern Nachmittag brach in Triebes in der Scheune des Fürstlichen Rittergutes Feuer aus. Dasselbe ist durch spielende Kinder ver ursacht worden. ES sind 18 Gebäude vernichtet, sowie b beschädigt — Erfurt, 19. August. Vor einigen Wochen stand, wie mitgetheilt, im hiesigen Eisenbahn-Vettvalt- ungSgebäude ein Termin an zur Verpachtung der Be- wirthschaftung deS Bahnhof°restaurantS zu Käsen. Der gegenwärtige Wirth zahlte 1600 Mk. Pacht pro Jahr DaS Meistgebot bezifferte sich diesmal auf 8000 Mk. Heute ertheilte die Direktion den Zuschlag dem Ober kellner des BahnhosSrestauranlS 1. und 2. Klasfe in Erfurt, Emil Emmerich, welcher nur 3000 Mk. ge boten hatte. Die Direktion wirv sich klar gewesen sein, daß bei einem Pacht von 8000 Mk. auf genanntem Bahnhof etwas Ersprießliches nicht e>zielt werden kann. die Ruhe nicht gestört werden würde, wurde die Be willigung ertheilt, daß sich der Leichenzug vom Markt- ilatz aus zum Kirchhof bewegen dürfe. Der socialistische schriftsteller Karl Wiesenthal aus Leipzig, der in einer Ortschaft bei Karlsbad einen Bortrag halten sollte, wurde aus Oesterreich ausgewiesen, da — wie eS in dem betreffenden Bescheide heißt — Wiesenthals Aufenthalt in Oesterreich aus Rücksichten der öffent lichen Ordnung sich als unzulässig darstellt. Wiesen thal hatte schon vorher in Nordböhmen einige wissen schaftliche Vorträge gehalten. Frankreich. Paris, 22. August. Der TempS erfährt, daß Capitän Coulet nicht unvermittelt, sondern erst nach einem Kriegsrath mit seinen Genossen den Obersten Klobb und den Leutnant Meunier niederschießen ließ. Capitän Coulet, bemerk der Temps, besitzt ungewöhn liche Eigenschaften und kann vielleicht für Frankreichs Sudanpolitik ein gefährlicher Gegner, ein „weißer Samory" werden. Paris, 22. August. Die Regierung ist ent schlossen, gegenüber Guärin das System vollständiger Absperrung fortzusetzen. Ein neuer VermittelungSver- such der Deputirten Milleroye und Gervaise bei GuSrin blieb erfolglos. Von Guärins Genossen ist heute neuerdings einer erkrankt. Guärins Freund, Dr. Lorenzi, besuchte den Kranken, doch mußte Lorenzi vorher alle Z-itungen und Medicamente, die er bei sich trug, auf dem Polizeibureau ausliefern. Von heute ab halten Poli zeiagenten Wache auf dem Dach von Guärins Nach barhaus. Bei seiner Rückkehr erzählte Dr. Lorenzi daß Guerin und seine Genossen an Wassermange und infolge ihrer ungenügenden Kleidung Nachts an Kälte leiden. Trotzdem wolle Guärin von Uebergabe nichts wissen. Heute Abend rief Guerin vom Dach fenster dem Polizeichef Puybaraud zu: „Erstürmen Sie doch mein Haus, wenn Sie es wagen!" Puy baraud schwieg. China. Daily Mail meldet aus Schanghai, einem chine sischen Blatte zufolge sei der chinesische Kaiser voll ständig irrsinnig. hochtragend, auch welche mit Kälbern, zu soliden Preisen zum Verkauf. Achtungsvoll Pa«l Mather. fick die Katze auf den Sara und war nur schwer da-! voa zu entfernen. Rach dem Begräbaiß verweigerte das treue Thier die Annahme jeder Nahrung und irrte fortwährend suchend im Hmsr umh r, bis sie nach sieben Tagen vor Harm und Entkräftung starb. — Satzung bei Marienberg. Der Gänsehandel, der vor 20 Jahren etwa 30 Bewohner unsere« OrteS beschäftigte, hat sich so sehr erweitert, daß sich gegen- u Srtig wohl an 300 Personen im August und September damit ihrBroi verdienen. Die hiesigen Großhändlerreiftn so schreibt man von hier dem „Annabergcr Wochenblatt", Ende Juli an die russische Grenze und kaufen den russischen Aufkäufern die Gänse ab, um sie dann mit der Eisenbahn nach Sachsen zu schicken. Hier nehmen sie an vielen Orten u asere Kleinhändler in Empfang und treiben sie truppweise in bestimmte Ortschaften, um sie an Bauern, Gastwirthe, Gewerbetreibende und Arbeiter zu verkaufen. In einem Eisenbahnwagen werden in vier übereinanderliegendcn Abtheilungen 1200 Gänse untergebracht. Wahrend der etwa vicr- undzwanzigstündigen Eiscubahnfahrt von der russischen Grenze bis nach Sachsen erhalten die Lhiere weder Wasser noch Futter und darum müssen sie sofort nach dem Ausladen inL Wasser getrieben werden und dann Futter erhalten. Jeder Kleinhändler übernimmt etwa 200 Gänse und verkauft sie in 4—5 Tage». Auf diese Weise werden jetzt jährlich über 300000 Gänse auS Rußland nach Sachsen gebracht. Die russischen Gänse wiegen nur 7—9 Pfund, während die pommcr schen Gäase, die in den Niederungen Sachsens ge halten werden, das doppelte Gewicht haben und selbst roch schwerer werden. An der russischen Grenze wird die Gans mit 2 Mk. 40 Pf. bis 3 Mk. gekauft und in Sachsen mt 3 Mk. bis 3 Mk. 50 Pi. abg'setzt Hierbei verdienen Großhändler wie Kleinhändler am Stück je 20—25 Pf. — Klingenthal. Die Erhöhung des Zucker preises in Oesterreich scheint nicht ohne Einfluß auf die Pascherei zu sein. Infolge der Zuckersteuer wird, so erzählt man sich, vielfach Zucker nach Böhmen, ein gepascht, da er dort jetzt theurer ist, wie z. B. in London. — Laus« bei Königsbrück, 21. August. Als am Sonnabend die Leute eines Gutsbesitzers die letzt Garbe der Ernte in die Scheune gebracht hatten und beim Ess n saßen, zündete der fünfjährige Sohn einer der Anwesenden die Scheune an. Sie brannte voll ständig nieder. Herbeigeeilte Wehren schützten die stark bedrohten Nachbarhäuser. — Die Dresdner Fäkalienfrage zieht immer weitere Kreiise. Die meisten Gemeindeverwaltungen unterhalb Dresdens an der Elbe bis hinab gen Magde burg haben sich schon mit ihr beschäftigt. Auch die Einwohner von Mickten und Uedigau haben auf nächsten Mittwoch eine große öffentliche Protest-Ver sammlung einberufen. Mit behördlicher Genehmigung wuiden nun thatsächlich in den letztvcrflossenen 6 Tagen dicht vor dem Orte Cotta 1800 Wagenladungen Dres dener Abtrittgrubeniuhalt (Fäkalien) in den Elbstrom geleitet. Da jeder Wagen obm gleich 2000 Liter Inhalt faßt, so ergiebt dies insgesammt 3600 odm gleich 3600000 Liter Unrath, mit welchem die Elbe in den letzten 6 Lagen verunreinigt wurde. Die Fä kalienzufuhr nach dem bezeichneten Orte geschieht fort gesetzt täglich und währt die ganze Nacht hindurch. DaS Riesaer Leitungswasser ist Elbwasier. Sollte zwar nach dem Sachverständigen-Gutachten Pettenkofer'S Vie Elbe bei Riesa sich vollständig gereinigt haben, so bleibt es entschieden immerhin etwas Ekelerregendes für die Einwohnerschaft von Riesa, ihr Trinkwasser einem Flusse entnehmen zu müssen, in welchen dir Stadt Dresden wöchentlich 2 bis 4 Millionen Liter Tages,eschichte. Deutsche» Ketch. Berlin, 23. August. In unterrichteten Kreisen gilt es, wie ein Berichterstatter schreibt, als zutreffend, daß der Minister des Innern, Freiherr v. d. Recke, von seinem Amt zurücktreten wird. Es verlautet, daß als Nachfolger in erster Linie der Geheime Ober- regierungsrath im Reichsamt des Innern, Landtags abgeordneter Or. Kelch, in Betracht komme. — Die Entlassung des Gesammtministeriums, die von meh reren Seiten als Ergebniß des heutigen Kronrathes angekündigt wurde, ist offenbar nicht erfolgt; wenigstens hat sich der Justizminister Schönstedt heute Nachmittag in der Sitzung des Herrenhauses eingefunden. — Die „Deutsche Tagesztg." macht darauf aufmerksam, daß ein officielles Dementi der Angabe, der Minister v. d. Recke habe den beamteten Mitgliedern des preußi schen Abgeordnetenhauses kurz vor Beginn der dritten Lesung der Canalvorlage eröffnet, sie müßten mit ihrer Entlassung rechnen, falls sie bei ihrer ablehnenden Haltung verblieben, noch immer nicht erfolgt sei. Die „Kölnische Ztg." wendet sich gegen den in der „Berl. Corresp." den Conservativen gegenüber an geschlagenen milden und nachsichtigen Ton und sagt, es sei bedauerlich, daß man im Ministerium noch immer nicht zu der richtigen Anschauung gekommen sei, daß man allem Anscheine nach dieselbe Taklik fort- etzen will, mit der man den Karren so schön verfahren hat. Was die Zukunst bringe, darüber könne auch in den Kreisen der Regierung nicht mehr Licht kommen, wenn der Kaiser heute Abend zurückgekehrt sei. Keiner der Minister sei heute klar, was geschehe; außer Zwei fel stehe, daß Veränderungen im Ministerium statt finden, desgleichen, daß jede Maßnahme zuerst gege solche Beamte sich richte, denen die Schuld an der unter den Conservativen und unter den Beamten ein gerissenen Disciplinlosigkeit beigemessen werde. Der Daily Mail wird von ihrem Spezialcorre- spondenten aus Berlin telegraphirt: „Wie ich ver nehme, soll Prinz Heinrich von Preußen auf seiner Rückkehr von China an Bord seines Flaggen schiffes „Deutschland" den Hafen von San Francisco und möglicherweise auch andere amerikanische Hafen plätze besuchen. Es ist auch möglich, daß er nach Washington geht, um den Präsidenten zu besuchen, der ihn dringend eingeladen hat. geborgen worden. Kopenhagen, 23. August. Hier sind Nachrichten von der schwedischen Nathorst-Expedition aus Ostgrön land eingetroffen. Die Expedition hat keine Spur von Andree gefunden. Lou-ou, 23. August. Esterhazy wurde hier bei einem Spaziergang in Oxford Street erkannt und von zahlreichem „Mob" umringt, welcher ihn zu lynchen drohte. Der Polizei gelang es nur mühsam, die Menge zu zerstreuen und Esterhazy mittels einer Droschke in Sicherheit zu bringen. Rennes, 24. August. Labori hat mehrere Pariser Blätter wegen Verleumdung verklagt, weil sie behauptet hatten, er habe sich verstellt und sei gar nicht ernstlich verwundet worden. Paris, 24. August. Dem „Figaro" wird ein Brief des verstorbenen italienischen Botschafters Reß- mann an Marquise Arconetti-Visconti, der Tochter des früheren Senators des Seinedepartements, Alfons Bayrat, mitgetheilt, welchen Reßmann kurz vor seinem Tode geschrieben hat. Es heißt darin: Ich fühle den Tod kommen, aber ich fürchte ihn nicht, denn ich leide sehr. Ich bedauere nur, sterben zu müssen, bevor ich nicht die Unschuld des unglücklichen Dreyfus fest gestellt sehe. Op orto, 22. August. Gestern ist hier eine Person an der Pest erkrankt und eine an dieser Krank heit gestorben. Oporto, 24. August. Die Pest breitet sich in der Siadt aus, ohne jedoch heftig aufzutreten. In der vergangenen Nacht kamen 1 Todesfall und 2 Er- krankungSfälle vor. Gestern 2 ErkraukungSfälle. Dem nächst kommt ein russischer Arzt nach Oporto, um bei > »er Bekämpfung der Pest mitzuwirken. Die hiesige kaufmännische Vereinigung richtete an Professor vr. Koch das Ersuchen, zum Studium der Seuche hierher zu kommen. ' Telegramme vom Molff'schen Durra« Potsdam, 24. August. Zur gestrigen Abend- 1 täfel bei den Majestäten waren der General v. Moltke 1 und Leutnant v. Müller geladen. Heute früh 7 Uhr Nachtrag. Breslau, 24. August. In Miottek im Kreise Lublinitz gerieth der betrunkene Arbeiter Kubitza mit feinem 70jährigen l ater in Streit. Der Sohn schlug ieinen Vater mit der Axt auf den Kopf, sodaß der Tod sofort eintrat. Der Mörder wurde sofort fest genommen. Wie«, 24. August. Die „Wiener Zeitung" ver öffentlicht eine kaiserliche Verordnung auf Grund des Paragraphen 14, durch welchen der zur Dotirung des Meliorationsfonds bestimmte Betrag aus Staatsmitteln auf eine Million Gulden erhöht und dem Fonds außerdem eine außerordentliche Doration in Höhe von 900,000 Gulden zugewiesen wird. Budapest, 24. August. In der Ortschaft Bereg- RukoS ermordete der Bauer LadiSl uS Mika, der mit ieinem Bruder wegen einer Erbschaft in Feindschaft lebte, seinen Bruder, seine 2 Schwägerinnen und deren 2 Kinder. Der Mörder wurde verhaftet. Lausanne, 24. August. Die Leiche des er trunkenen Hauptmanns Bergmann ist heute bei Evian Gesterretch-Mngari». Die blutigenVorgängeinGraslitz haben sich aus einer Kleinigkeit entwickelt, indem die Behörde bei der sonnabendlichen Kundgebung gegen sie Znck-rsteuer das Tragen der Zuckerhüte nicht ge stattete. Man schrie „Raub" und nun begann die Sache ein höchst bedrohliches Gesicht zu zeigen. Bei Seu Zusammenstößen der Menge mit der Polizei unk den Feldjägern wurde ein förmliches Blutbad an gerichtet. Am Sonntag wiederholten sich die Kund gedungen, au denen nebst den deutschvolklichen Be wohnern nun auch die Arbeiter sich betheiligten. Alt die Landjäger daS erste Mal Feuer gaben, blieben zwei Todte and sechs Schwerverwundete am Platze. Bon letzteren ist einer bald gestorben. Die Zahl der Leichtverletzten läßt sich überhaupt nicht feststellen. Wie groß sie aber sein muß, erhellt aus der Thatsache, saß auS Karlsbad mehr-re Aerzte nach GraSlitz ab gingen. Unter den Schwerverwuvdet-n befinden sich eine Frau, an deren Aufkommen gezweifelt wird, und ein Hjähriger Knabe, unter den Getödteten, die durchwegs Arbeiter sind, ein Vater von sechs Kindern. Die Reichsrathsabgeordneten Höker (Schoenerianer) und Or. Verkauf (Socialist) sind in GraSlitz eingetroffen, um beschwichtigend zu wirken. Ihren Bemühungen gelang es, zehn Verhafteten die Freilassung zu erwirken. Ebenso forderten sie die Menge auf, den Platz zu räumen, was auch willig geschah. Gegenwärtig herrscht ziemliche Ruhe. Aus Prag sind höhere Regierungsbeamte in GraSlitz ein getroffen. — Die dortigen Vorgänge fanden auch Widerhall in Eger, wo am Montag Abend große Straßenkundgebungen Tausender gegen die Nothver ordnungen stattfanden. Die Wache schritt ein und stellte die Ruhe her. In Karlsbad kam es am Mon tag in einer Versammlung zu Zusammenstößen zwi- chen Deutschvolklichen und Socialisten, so daß die Polizei und Feldjäger einschreiten mußten. Die Ver sammlung wurde aufgelöst. Der „Voss Ztg." wird auS Wien gemeldet: Jo Graslitz ist die Ruhe noch nilyt ganz eingekehrt. Als Vie Feldjäger abrückten, wurden sie mit Steinen be worfen und förmlich gegen den Bahnhof gedrängt. In einer außerordentlichen Sitzung der Gemeindevertretung von Graslitz wurde ein Regierungsbeamter ausdrücklich als Urheber des Blutvergießens genannt. Die vier Ooser wurden gestern Nachmittag beerdigt. Da die Abgeordneten Hofer und Or. Verkauf der Behörde gegenüber die Verantwortung übernommen hatten, daß UnratHS einlaufen läßt. Wie verlautet, beabsichtigen sämmtliche Ortsbehörden v n Cotta bis Riesa eine Pension in dieser Angelegenheit an den Landtag ab gehen zu lassen. — Dresden, 22. August. Heute Vormittag wurde die elektrische Straßenbahnlinie Waldschlößchen- Weißer Hirsch-Bühlau dem Verkehr übergeben. Durch diese Linie ist einer der schönsten landschaftlichen Punkte in der Umgegend Dresdens dem Publikum näher gerückt. — Dresden. Der noch in Untersuchungshaft befindliche frühere Schatzmeister deS Albertvereins, Commercienroth Hopffe, der bekanntlich ca. 200000 Mk. veruntreute, wird erst dann abgeurtheilt werden, wenn daS über seir Geschäft verhängte Concursver- fahren Klarheit über das Vermögen deS Angeklagten geschaffen haben wird. Hopffe betrachtet sich nicht für schuldig, da er angiebt, daß die veruntreute Summe von ihm nur in seinen Grundstücken angelegt worden sei Letztere sind aber mit Hypotheken! stark belastet. Die beklagenswerthe Familie deS 65jährigen Schatz meister- a. D., welche Jahrzehnte lang in den ersten Gesellschaftskreisen der sächsischen Residenz eine Rollt spielte und an ein luxuriöses Leben sich gewöhnte, hat jetzt die bisherige in der 1. Etage eines Hauses des LtndenauplatzeS gelegene Wohnung mit einem be scheidenen Dachlogis m der Prager Straße vertauschen müssen. — Löbau. Ueber die Massenvergiftung in Plötzen ist noch zu berichten: Der dortige Gutsbesitzer Brade rückte am Donnerstag Morgen mit 9 Personen auf daS Feld, «m Weizen zu mühen. Rach Genuß deS zweiten Frühstücks, welches auf das Feld gebrach' worden war, fielen die Leute plötz ich um und klagten über Schmerzen. Es wurde sofort ärztliche Hilfe ge. holt. Roch jetzt sind mehrere Personen schwer erkrankt. DaS übrig gebliebene Frühstück wurde nach der Ver suchrstation Pommritz gebracht, und dort bei der Unter suchung festgestellt, daß sich in dem Kaffee eine größere Menge Arsenik befand. Als dringend verdächtig, das Verbrechen verübt zu haben, wurde am Sonnabend die Schwiegermutter des Brade, Frau Marijchink, ver haftet und in das LandgerichtSgefängniß zu Bautzen eingeliefert. , — Pirna, 22. August. Die Tage deS Pirnaer Bankkrachs werden wieder ins Gedächtniß zurückge rufen, wenn man von der nunmehr erfolgenden Schlußvertheilung in dem Konkursverfahren des seiner' Zeit durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen Fabrikbesitzers Emilian Mayer in Hütten bei König stein erfährt. Einer noch verfügbaren Summe von 2995 Mk. 94 Pf. stehen laut dem Berichte der Kon- kurSverwaltung 58 Mk. bevorrechtigte und nicht weniger als 1438 335 Mk. 60 Pf. nichtbevorrechtigte Fordemngen gegenüber. Zur Vertheilung gelangen also ca. >/z Proc. Die Affaire deS genannten Fabrik- besitzers stand bekanntlich mit dem Zusammenbruch der Pirnaer Vereinsbank in enger Verbindung. Helene Zimmermann eilt in die Küche und bringt schnell das Verlangte. Karl und der Vater richten die noch immer Bewußtlose mit Kopf und Rücken ein wenig in die Höhe und versuchen, ihr Wasser einzuflößen und sprengen ihr ein paar Tropfen in's Gesicht. Endlich schlägt sie die Augen auf. Wirr, fragend blickt die Erwachende um sich. „Wo — waS ist denn?" haucht sie schwach. Karl und der Vater schlagen unwillkürlich die Augen nieder und nun kommt ihr die Erinnerung und mit einem leisen Klageruf sinkt sie wieder nieder. Die Thränen rollen ihr über die Wangen und in ihren zuckenden Mienen prägt sich ein so schneidendes Weh aus, daß dem weichherzigen Karl die Augen feucht werden. „Vater!" sagt Karl bittend, vorwurfsvoll. „Vater!" Und auch Helene Zimmermann sieht ihn mit flehenden Blicken an. Die Mutter richtet sich wieder mühsam in die Höhe und tastet nach ihres Manne- Hand und drückt sie wieder und wieder und zwingt die zitternden Worte über die bleichen Lippen: „Nur das eine Mal noch, Vater, das eine Mal noch!" Der alte Mann steht im stillen Seelenkampf; daS finster gerunzelte Gesicht kehrt er zu Boden. „Ich — ich kann doch nicht mein ganzes Geld für den Taugenichts opfern!" stößt er, noch immer widerstrebend, hervor. „Soll'» wir denn Beide betteln gehen, wenn wir alt sind?" Ein wehmüthigeS, trauriges Lächeln spielt um die Lippen der Erschöpften. „Ich werde Dir nicht mehr lange zur Last fallen, Vater!" Mit einem schwachen Seufzer, unfähig sich länger aufrecht zu halten, sink sie wieder wie ohnmächtig zurück. „Mutter!" ruft Karl entschlossen. „Gräme Dich nicht, Mutter! Ich bezahl' es, noch heute bezahl' ich es. Ich geh' auf die Sparkasse und hebe mein Geld ab. Hier, meine Hand daraus!" Er erfaßt ihre Hand und drückt sie innig. machtePer Kaiser einen Spazierritt und Hötte um S Uhr die Vorträge de- Kriegsministers mw de-Ehef- )eS MilitärcabinetS. Zur FrühstiKkstafel warm der Gesandte Rostenhan und der Generalkonsul Stübel geladen. Reimes, 24. August. (Dreyfus-Proceß.) Die luSführungen DenotS, eine- Freunde- de- Obersten SandherrS, werden verlesen, wonach Letzterer erklärt, die Brüder deS Dreyfus hätten ihm 15 000 Francs geboten, damit die Affaire arrangitt werde. Der Ver- heidiger verlangt darauf, die Aufzeichnungen Sand herrS zu verlesen, wonach die Brüder des Dreyfu» erklärt hätten, daS ganze Vermögen opfern zu wollens um die Wahrheit an den Tag zu bringen. Zeuge Liuolle erklärt Dreyfus für unfähig, ein Berräther zu sein. Oberst Maurel, der Präsident des Kriegsgerichtes vom Jahre 1894, sagt aus, die Zeugen» aussage du Paty de ClamS stimmte mit seinem Be richte überein, die Henrys war ein wenig übertrieben. Dreyfus benahm sich correct. DaS einzige Geheim attenstück, welches Maurel zugestellt wurde, sei ihm nicht von Picquart, sondern von du Paty de Elam zugegangen. Auf eine Frage Labori'S erwidert der Zeuge, er sah nur ein Stück der geheimen Dossiers, die anderen sah er nicht, da seine Ueberzeugung von der Schuld DrrysuS bereits feststand. Labori drückt seine Ver wunderung auS, daß seine Ueberzeugung nach der Lesung nur eines Stücke- der geheimen Dossier- be gründet wurde. (Sensation.) Muttersoh« Roman von Arthur Zapp (13. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Taugenichts! Lump!" brüllt der Alte und will sich mit geballten Fäusten auf den Eintretenden stürzen. Aber wie ein Blitz fährt die alte Frau in die Höhe. Wieder besiegt das Muttergefühl, der zähe Wille die Schwäche ihre- Körpers. Mit beiden Händen klammert sie sich an den Zornigen und drängt ihn mit der ganzen Gewalt ihres Körpers zurück. Er stemmt sich dagegen und schiebt sie mit sich vorwärts. Doch mit eisernen Griffen umklammert sie seine Handgelenke und der große starke Mann ist wehrlos, er müßte denn die arme, schwache Frau mit roher Gewalt von sich stoßen. Zu gleicher Zeit springt Karl auf seinen Bruder zu, der bleich, mit schlotternden Gliedern dasteht und den der Schrecken und die Angst gelähmt zu haben scheinen. „Fort doch, sott!" raunt Karl ihm zu und drängt ihn über die Schwelle. Otto gehorcht instinktiv, eilt an Helene Zimmer mann vorüber und stürzt in rasender Eile die Treppe hinab. Mit Frau Kösters Kraft ist eS vorbei. Ihre Hände lösen sich, sie sink erbleichend zurück uUd sie würde zu Boden fallen, wenn sie nicht Karl in seinen Armen ausfinae und zum Sopha trüge. Sie liegt bewußtlos auf dem Polster, mit marmorblassem Ant litz, mit geschlossenen Augen. „Mutter!" schreit Karl erschreckend. „Mutter! Was ist Dir! Mein Gott, Mutter, so hör doch!" Auch Köster beugt sich erschüttert über die Ohn mächtige. „Wasser!" schreit er, sich zur Thür herum- drehend. Zur Errichtung eines Decken- fabricationsgeschäfts wird ein Wizw Mw gesucht. Offerten an Panl Eberl, DreS-eu - Pieschen, Reh:felder- straße 171. Einige junge Burschen können sofort Beschäftigung finden. ,/.
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