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Montag 21. September 1942 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 22 t S^ite 4 Merkwürdiger Zweikampf im Damenhemd Eine merkwür dige Sitte in der Minnesängerzeit bestand darin, daß der Ritter sich das Hemd seiner Dame ausließ, ehe er in den Kampf zog. WährenddesZwei- kampfes trug er es über seiner Rü stung. Kehrte er dann siegreich zu ¬ rück. so trug die Dame das Hemd, — als Zeichen seiner Treue — ungewaschen weiter,! An einem solchen Hemd hätte man sicherlich die Wirk samkeit eines bewährten Einweichmittels erproben können. Man hätte daran erkennen können, wieviel Schmutz allein schon durch gutes Einweichen aus der Wäsche herausgchU Viele Frauen wollen das heute noch nicht einsehen. Sie halten immer noch das Waschen für die Hauptsache. 2n Wirklichkeit ist das Einweichen viel wichtiger, weil es den Schmutz nicht nur weich n acht, sondern selbsttätig aus dem Gewebe löst. . Machen Sie sich auch klar, daß ihre Wäsche rascher ent zweigeht, je mehr sie gekocht und gerieben wird? Sollte man heute nicht alles tun, um die Wäsche länger zu erhalten, da-- ' durch, daß man sie länger und gründlicher einweicht? Zwei bis drei Stunden genügen nicht — mindestens eine ganze Nacht soll die Wäsche in den Einweichlösung liegen. Besonders gut löst sich der Schmutz, wenn sie die Wäschestücke von Zeit zu Zeit im Einweichwasser hin und her bewegen. Bei sehr schmutziger Wäsche nehmen sie am besten einen Wäschestampfer zu Hilse. Das Waschpulver hat dann beim Waschen nachher weniger Arbeit und Sie kommen auch mit einer geringeren Menge Ein weichmittel zurecht. Dabei geht ohne Waschen schon der größte Teil des Schmutzes heraus. Nach dem Einweichen darf man auch das Spülen nicht ver gessen. Ls wäre ein grober Fehler, den schon gelösten, aber noch im Gewebe hängenden Schmutz mit der Wäsche in den Kochkessel zu tun, wo er die Waschlauge unnötig verbraucht und sich viel leicht gar wieder in der Wäsche festsetzt. Werden Sie bei Ihrer nächsten Wäsche daran denken? Lumen Spiel und Sport Kegelsport Das vom hiesigen Keglerverein gestern veranstaltete öffent liche Kriegs-Winterhilfs-Kegeln hatte sich einer regen Beteili gung zu erfreuen, sodaß dem Winterhilfswxrk ein Reinertrag von RM. 30.— überwiesen werden konnte. Auch wurden bet demselben sehr gute Resultate erzielt, und lassen wir nachfolgend die ersten Ergebnisse folgen: 10 Kugeln in die Vollen erzielten Walter Rüdrich (Dämmerstunde) 64, Kurt Menzel (Genau vorbei) 39. Richard Bauerdorf (Genau vorbei) 57, Paul Wähner (Sportwart) 57, Fritz Hahn (Elipse) 56, Otto Rammer (Llipse) 53 und Max Körner (Elipse) 51 Holz; 5 Kugeln in die Wollen: Johannes Trepte (Scharfe Spitze) 36, Alwin Heink (Genau vorbei) 34 und Sportwart Paul Wähner 33 Holz. Nach erfolgter Preisverteilung wurde das gut verlaufene Kegeln mit einem Sieg Heil auf unseren Führer und Reichskanzler Adolf Hitler geschlossen. - Ein Sieg des deutschen Spotts Der deutsche Sport — die Männer, Frauen, Jungen und Mädel, die sich ihm verschrieben haben, kämpften und spielten am Wochenende wie an anderen Tagen auch. Und doch galt es diesmal mehr als nur sportlichen Ruhm und sportliche Ehren zu erringen. Es ging um den Sieg Leim Appell an die Herzen der Volksgenossen. Wieder war dem deutschen Sport — wie in anderen Jahren — der Auftrag geworden, Träger der er sten Reichsstraßensammlung des Kriegs-WinterhilfWerkes-zu sein. Nach den Vorbereitungen, nach den vielen neuen Ein fällen, mit denen Sportler und Sportlerinnen des NSRL, der Wehrmacht, Polizei und der Gliederungen der Partei auch diesmal aufwarteten, konnte der Erfolg nicht ausbleiben. In Stadt und Land, auf Sporplätzen und Straßen herrschte am Sonnabend und Sonntag auch im Gau Sachsen ein vielfältiges Leben und Treiben. Erstklassige Spiele und Vorführungen so wie Wettkämpfe und Schaudarstellungen sorgten überall für eine Bombenstimmung, sorgten darfür, daß sich die Sammelbüchsen, die die Aktiven und Amtsträger unermüdlich schwangen, rasch füllten. Die bunten Glasabzeichen mit oen deutschen Baudenk mälern waren ein begehrter Artikel, und an vielen Orten über stieg die Nachfrage das Angebot bei weitem. So wurden die beiden Tage ein Fest des deutschen Sports und der deutschen Volksgemeinschaft. Den Gewinn konnten beide buchen, der Sport, weil er neue Anhänger warb, die Volksgemeinschaft, weil sie sich beim Spenden und Geben für das Kriegs-WHW aufs neue bewährte. —— Ueberraschcnde deutsche FusMNniederlagc Schweden gewann 3:2 (2:2) Die deutsche ^ukballelf. mit zuviel Vorschußlorbeeren aus gestattet, erlitt'im Länderkämpf gegen Schweden am Sonntag im Berliner Olympiastadion vor 85 000 Zuschauern eine über raschende Niederlage. Mit einer eindrucksvollen Leistung gewann die schwedische Nationalmannschaft mit 3:2 (2:2). Dabei zeigte sich die deutsche Elf spielerisch von sehr guter Seite, scheiterte jedoch an dem genauen Sichcrheitsjpiel der Gäste, die durch energievolle Vorstöße und große Schnelligkeit nicht ost, aber immer gefährlich den deutschen Strafraum bedrohten. Henry Carlsson hatte Schweden in der 7. Minute die Führung ver schafft, Decker glich nach 15 Minuten aus, und zwei Minuten vor der Pause erhöhte Klingler auf 2:1. aber mit dem Gegen stoß schaffte der gefährliche Carlsson noch den 2:2-Ausgleich zur Pause. Nach dem Wechsel war es Martensson, der mit einem dritten Tor den Sieg der Schweden erzwang. Fußball für das Kriegs-Winterhilfswerk Auch die Fußballspieler stellten sich am Sonjag in den Dienst des Kriegs-Winterhiifswerkes und trugen in Stadt und Land zahlreiche Spiele aus, die sich einen sehr guten Besuches erfreuen konnten. Im Dresdner Ostragehege gewann vor 7000 Zuschauern der Dresdner SC gegen die Dresdner Städteelf mit 7:3 durch eine ausgezeichnete Leistung in der zweiten Spiel- Hälfte. In Chemnitz mußten sich die gemeinsam gegen die Chemnitzer Auswahl antretenden Gauklasscnvereine Chemnit- zer BC und Orpo mit einem Unentschieden von 2:2 zufrie- den geben. In einem Auswahlspiel ün Leipzig siegte B gegen A Gebet aus der Tiefe: Gib mir Stärke! — Stimme von oben: Gib dir Mühe! Homberger. Amtlicher Teil Die Mütterberatung in Ohorn findet am Mittwoch, den 23. September 1942 nachm. 3,30 Uhr in der Schule statt. Ohorn, am 19. September 1942. Der Bür lermeister. LItsrnsbsntt LUI- LekufsauUiläkunZssktion 3M 22. September» 1942, 20 Otzr in ^leaLel« ksstkot. 2u äteesw, kür ckis richtige ösrotsv-sbl unserer jungen unck Mäckel wichtigen ^ukklsrungssbenä lacken wir alle Litern, llrrieksr unck IZstrisbslükrsr verglichst ein. 8tsa«koi-t pulsaltr. Vann wird verdunkelt; Von heute abend 20,09 Uhr bis morgen früh 6,20 Uhr weiten vermieden ciorcli bs!- mug cier Tsstglstä mit dslssan tür s!!s Osti-si^eskten! I.O5srt)e«iiki6uLt5ie ^l<tieogsLe'i5^5.att l.L VL k KO 5 L Junger, schwarzer Spitz entlaufen Abzügen bei Emil Schöne, Lichtenberg Nr. 85. MMM Merino, frische Transporte, 25—35 Kg je Stück, versendet nur ab zwei Stück zum Tages preis frachtfrei. (GenaueBahn station augeben!) Usas Mlmsaa, Viehversand kackebeul.btauackork. Anzeigenschluß S Uhr LinkellerunZs- Kartoffel l nimmt noch an Klartia 8w8k«r, Niedersteina Nr. 65. ässtxerste t4ocß?uckt liekert ab Täger- lldrndsorplitzmtr s. Q. m. b. n. l49. Fortsetzung.) Wenige Tage später. Der granverhangene Himmel scheint fast aus der Steppe zu liegen, so tief und schwer ist er. „Wir werden Sturm bekommen!" sagt'Dietrich Devitz. „Schließt die Stalltüren nnd die Läden, nnd daß nie mand hinansgelit! Er ist verloren, wenn es losbricht." Nm die Mittagsstunde muß man beim Essen eine Kerze anzündcn, so, dunkel ist eS. Herta Devitz bringt einen Haustrnnk nebst Brot, But ter und Honig nnd stellt alles auf den Tisch. „Wo ist denn Elisabeth?" fragt sie ihren Sobn Stephan. „Das weiß ick) nicht", antwortet der gleichgültig. Ein Windstoß wirst sich gerade gegen das Hans und rüttelt wild daran. Herta fragt znm zweiten Male: „Wo nur Elisabeth sein maa?" Da steht Stephan auf und geht hinaus. Er kommt lange Nicht znrück. Als er wieder ins (Zimmer trift, hält er die Lippen ZU- sammenoevreßf, als wolle er nicht reden. Aber binter ihm Drein stürzt Gudrnn in die Holle. ..Elisabeth ist nicht bei Uns!" Sie schreit es fast, Ihr Blick irrt verzweifelt durch Den Raum und bleibt in den dunklen Winkeln hasten, als Müßte die Schwester dort heranstreten. Dietrich Devitz springt ans. „Sie wird doch nicht —" Schon ist er drantzen. Stephan eckt ihm nach. Der Sturm schmettert die Tür zu, daß es dröhnt. Im Hof stehen bereits Thomas, Konrad und Hermann Und Leon. Das Schneetreiben ist so heftig, daß man keinen Schritt weit sehen kann. Scheunen und Ställe werden hastig durchsucht. In das Windeshenlen hinein hallt manchmal eine gedehnte Stimme: „Eli—sa—beth!!" Doch nur der Sturm antwortet. i Herta Devitz kommt gelaufen. Sie hält sich an Gndrun fest nnd weint laut. Jetzt finden sich anch Walpnrga, Franziska nnd Regina Kraftrecht ein. „Geht ins HairS!". befiehlt Thomas. „Ihr werdet nur krank. Das ist nichts mehr für euch!" Plötzlich fliegt das Tvr äuf. Stephan Devitz hat es auf- gerissen. Die Weite drantzen ist wie eine weiße Hölle. Sie fegt in den Hof herein nnd macht alles sofort unkenntlich. „Ins Hans! Ins Hans!" schreit Thomas Kraftrecht noch einmal und faßt Walvnrga um die Schultern. „Da kann niemand mehr helfen!" In dieser wirbelnden milchigen Weiße ist plötzlich die verschwommene dunkle Gestalt eines Reiters sichtbar, der ans steigendem Gani durchs Tor drängt. „Stephan!" brüllt Dietrich ans. „Was tust du? Bleib hier!" Doch es kommt keine Antwort. Wenige Minuten später setzt ihm Leon Kraftrecht nach. Auch ihn schluckt sogleich der weiße Wirbel ein. „Leon! Stephan!" brüllt Dietrich Devitz noch immer. Aber der Stnrm reißt ihm die Worte von den Lippen und zerfetzt sie. Da blicken sich Pani Kraftrechtz nnd Dietrich Devitz, ganz nahe voreinander stehend, in die Angen. Ihre weiß überkrusteten Gesichter sind schreckfahl. „Wenn sie nicht bald zurückko>"men, reiten wir nach!" schreit Dietrich an des anderen Ohr. Panl nickt nnr. In der Halle ist es kalt. Gudrnn facht mit zitternden Händen das Fen er wieder an. Es flackert über die feuchten, frierenden, erschrockenen Gesichter hin. Hildegard Kraftrecht weint still in sich hinein. Herta Devitz aber sagt ärgerlich: „Stephan nnd Leon sind Nar ren. Elisabeth wird doch noch irgendwo im Hanse sein! Was sollte sie denn drantzen suchen wollen?" Da kommt es leise von Gndruns Lippen -- sie hat es eigentlich nnr gedacht nnd weis; selber nicht, wie es lant geworden: „Den Tod!" Herta Devitz weitz nnn, dah sie sich all die Zeit her ge waltsam nnd wissentlich selber belogen hat. Laut aufwei nend wirft sie sich an Dietrichs Brust. — Stephan Devitz ist voraus. Leou Kraftrecht sieht nur zuweilen eiu graues Etwas huschend vor ihm her —dann verwischt wieder das rasende Schneetreiben alles vor seinen Angen. Weitz stäubend lagt es vorvei, und will wirbelnd alles mit sich reitzen in einer unsinnigenRaserc Das ist kein Schneestnrm mehr! Das ist eine gepeitscht wütend dahersegende dämonische Urgewalt, die gransa. niederwirft, verweht, zndeckt. „Stephan!" brüllt Leon aus. Jetzt tönt eip Nnf zurück. Er klingt so fern, als käme er von jenseits der Steppe. Und doch sind die beiden Reiter kaum fünfzig,Schritte anseinander. Dann ist Leon Kraftrecht an Stephans Seite. Sie wen den sich fast unkenntlichen Gesichtern zu. „Weitzt du, wo man sie suchen soll?" schreit Leon mit aller Kraft. „Nein!" gibt Stephan ebenso zurück. „Sie kann ja nicht weit gekommen sein!" Mit tiefgescnkten Köpfen arbeiten sich die Pferde schritt weise vorwärts. „Eli—sa—beth—!" brüllt Stephan von Zeit zu Zeit auf, und die zerrissenen Silben sind schauer lich gedehnt nnd sturmverweht. Keine Antwort. Es geht nicht mehr. Sie wissen nicht, sind sie schon Kilometer vom Kraftrechthof entfernt oder nnr hundert Schritte. Sie lassen die Pferde aneinander drängen nnd sich ver- schnanfen. Dabei berühren sich ihre Schenkel. „Komm!" stützt Stephan heiser hervor. „Weiter!" Und wieder ertönt dieser hoffnungslose Schrei „Eli—sa—beth!" Nur der pfeifende, fauchende, orgelnde Sturm ant wortet. „EU—ja—beth—!" Die Fänste sind steif. Die Zügel werden nnfühlbar, nur kantige, harte Striemen, keine Kraft steckt mehr in den Fingern. Die Mähnen der Pferde starren gläsern. Vor dem Mnnde gefriert der Hauch, die Lippen platzen und bluten. „Eli—sa—beth—!" Sie kehren um. " „Rechts halten!" schreit Stephan und fühlt die Schulter von Leons Pferd an seinem Knie. Die Pferde pressen sich eng aneinander. Das Knie schmerzt. Er gibt, mit steifer Faust, hem Gau! einen Stotz in die Seite. Sie schreien sich nichts mehr zu. Sie denken auch nicht mehr an Elisabeth. Jetzt geht es bei jedem Schritt um Leben oder Tod. (Fortsetzung solgt.t Die heutige Nummer umfaßt 4 Seiten