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^U.,ckniii N<1 L Ukr des lUlaut1><iu,r Ttwria-I Rau VouaeniLn,«dark mlt r.»1k„, I Di»> iknrckt ^>ak Sonn- und Nkaiidstns1»>niiss^ MW M Kchenßeiii-Kilßtülilel ZWklaü. Nr. 133. Sonntag, den 11. Juni 1899. Beilage. Zum Sächsische«. * — Die gestrige Wohlthätigkeits- vorstellung der Büttner'schen Varietegesellschaft im Schützenhaussaale war leider nicht so besucht, als es im Interesse des edlen Zweckes wünschenswerth ge wesen wäre. Es dürften kaum 30 Mk. einqekommen sem. Auch auf der FeMieje war eS sehr still. Im Circus Winter konnte nicht gespielt werden, die Ver kaufsbuden waren meistens geschlossen. Umsomehr hosst man, heute Abend wieder ein leidliches Geschätt zu machen. Die V rietsgesellschaft ist heute Vormittag nach Döbeln adgereist. C>rcuS Winter giebi heute und morgen noch Vorstellungen. — Aus Anlaß eines besonderen Falles hat das Ministerium des Innern entschieden, daß die Mitglieder der ärztlichen Bezirksvereinc in ihrer Entschließung, unter welchen Bedingungen sie mit Krankenkassen einen Vertrag über die ärztliche Behandlung von Mit gliedern derselben abschließen wollen, völlig frei sind und darin vom ärztlichen Bezirksverein nicht beschränkt werden dürfen. — Ehrung eines sächsischen Schul- mannes. Auf eine Eingabe des Vorstandes des Sächs. Pest.ilozzioereins an den Rath der Stadt Dresden ist „in Erinnerung an den Dresdener Päda gogen Oberschulrach :"ug. Berthelt" eine der ncuan- gelegten Straßen der Johanustadt mit dem Namen Berthelt-Straße benannt worden. — Luga«, 9. Jan,. Ein betrübender Unfall ereignete sich heute Vormittag in der Nähe der Schlammhulde des Stcinkohlenwerkes Gottes Segen. Ein Paar P'erde gingen mit einem l-.crcn Lastwagen durch und verletzte ein des WegeS kommendes 8jährigS Mädchen schwer. Das unglückliche Kind wurde i»L Krankenhaus gebracht, wo ihm zw i Aerzte die erste Hille zu theil werden ließen. Den Geschirrsührer soll eine Schuld nicht treffen — Hohndorf, 9. Juni. Gestern wurde unter halb des alten Schulgebäudes das Pflegekind des hiesigen Bergarbeiters B. von einem Lichten- steiner Lastgeschirr überfahren. Das arme Kind wurde anscheinend leblos von der Unglücksstätte ge tragen. Der herbeigerufene Arzt soll eine starke Quetschung edlerer Theile constatirt, jedoch den Zu stand als nicht ganz hoffnungslos erklärt haben. — Chemnitz. Ein recht bedauerlicher U. fall mit tödtlichcm Ausgange ereignete sich Freitag Nach mittag auf dem Eiienbahnlörper der Leipziger Lmi?, unweit des Baynwärterhäuschens am Fifchwege. Ter da elbst am Bahnbau beschättigie 31 Jahre alte Hand arbeiter Jacob Flach, welcher verheirathet und in Furth wohnhaft nar, wollte einen kleinen Waldbrand, der durch die dort befindliche Baulvcomotive entstanden war, löschen. Hierbei wollte er die Geleise überschreiten, aus welchen in demselben Augenblick der Leipziger Person.cn- zug, dessen Nahen er in seinem Eifer! icht b.merkt hatte, geiahten kam. Der Unglückliche wurde von der Mafchine des Zuges ersaßt und es wurde ihm hierbei die Schädeldccke vollständig zertrümmert, sodaß der Tod sofort eintrat. — Chemnitz, 8. Juni. Lödtlich verunglückt ist gestern Abend in der 10. Stunde am Neustädtermarkt der 53 Jahre alte Briefträger H. von hier. Der- felbe sprang daselbst von einem noch im Gange be findlichen Straßenbahnwagen ab und fiel so unglück lich auf den Hinterkopf, daß er einen Schädelbruch erlitt und heute früh 5 Uhr im Krankenhause verstarb. — Die Kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau hat neuerdings wieder 13 Zwangsinnungen genehmigt, darunter die für das Stellmacher-Handwerk zu Glau chau, Meerane, Lichtenstein, Callnberg usw., mit Sitz der Innung in Meerane und für das Bäckerhundwerk in Waldenburg. — Meerane, 9. Juni. Während der Dauer des Maurerstreikes foll jeder verheirathete Maurer wöchent- lich 12 Mark und die unverheiratheten 10 Mark aus der Streikkasse erhalten. Die in Arbeit verbleibenden Gesellen sollen wöchentlich 2 Mark von ihrem Lohne in die Streikkasse abführen. - - Waldenburg, 8. Juni. Die hiesige Bahn- hofswirthfchaft soll vom 1. October d. I. bis 30. September 1905 anderweit verpachtet werden. Pacht gebote sind bis zum 30. d. M. an die Eisenbahn-Be- triebs-Direktion II. in Leipzig einzusenden. Wer bis Mitte August dss. Jahres keine Bescheidung erhält, hat seine Bewerbung als abgelehnt zu betrachten. — Stollberg, 9. Juni. Auch in hiesiger Gegend tritt unter den Pferden jetzt die Borna fche Krankheit erneut auf und fordert viele Opfer, doch können die Pferdebcsitzer hier ruhiger der Krankheit entgegensetzen, da bereits im Sommer 1898 von einigen Perdebesitzern, ebenfalls wegen damaligen Auf tretens derselben Krankheit zur Gründung eines Pfccdc- versicherungS-VereinS eingcladen und der Pferdevrr- sichcrungs-Vercin 'ür das Erzgebirge bereits am 1. September 1896 mit 88 Mitgliedern gegründet wurde. Heute zählt derselbe bereits 442 Mitglieder mit 1196 Pferden und einer Versicherungssumme von 696,350 Mk. Die Entschädigungen für verendete Pferde haben in den 3 Jahren ca. 32,000 Mk. betragen, doch war eine Nachzahlung trotz der vühältnißmaßiz niedrigen Prämie und d-r jetzt gehabten großen Verluste ninst erforderlich — Flöha. Rasch tritt der Tod den Menschen an! Am Sonntag Abend verschied in der Freihaus schänke zu Niederwiesa Plötzlich, wahrscheinlich am Herzschlag, der Hausbesitzer und Delikatessenhändler Friedrich Otto Viertel aus Chemnitz, Lessingstraße 6. Derselbe halte mit Geschirr und bei völligem Wohlsein einen Ausflug nach Schellenberg unternommen, bei der Rückfahrt auf der Landbrücke klagte er über Un wohlsein und ist daraus in der unmittelbar daneben gelegenen Freihausfchänke, wohin man ihn gebracht hatte, verschieden. — Die Maul- und Klauenseuche ist neuerdings in Oberwiera zum Ausbruch gekommen. — Ji der 2 Hälft.' vorigen Monats wurden in Sachfen 175 Fälle Maul- uni Klaumseuche, darunter 7 im amls- hauptman-ichastllchen Bezirk Glauch m, 6 BläSchena:s- schlag, 10 Milzbrand, 1 Rotz, 1 Tollwuth sistgestzllt. — Crimmitschau. Wir erwähnten bereits gestern, daß für eine elcktr. Bahn hier Vorerörterungen angestellt werden. Ueber den Lauf der Bahn sind natürlich endgültige Bestimmungen noch nicht getroffen und es läßt sich deshalb auch heute noch nichts Bestimmtes darüber sagen. Die Balm soll nicht allein zur Be förderung von Personen dienen, sondern namentlich auch zur Beförderung von Gütern von und nach der Eisenbahn, und zwar sollen ganze Eisenbahnwagen mit ihren Ladungen, z. B. mit Kohlen beladene Wagen, vom Bahnhofe nach den Gehöften ihrer Empfänger durch die elektrische Bahn auf fahrbaren Untergestellen gebracht werden. Eine Schwierigkeit besteht hierbei darin, daß unsere Eisenbahnunter führungen recht wenig Höhe haben. Es werden jetzt verschiedene Linien vermessen werden. Das Unter nehmen wird hier mit großer Freude begrüßt. Es wird unserer Industrie durch die bequeme und billige Beförderung der Güter von und nach dem Bahnhofe wefentlich nützen. Noch größere Vortheile würoen aber der Industrie in unserer Stadt und Umgegend erwachsen, wenn der Staat genehmigen wollte, daß d>e Bahn bis i» das Zwickauer Kohlengebiet, wie geplant, geführt würde, damit die Kohlen von da ohne jede Umladung direkt in die Fabriken gebracht werden könnten. Die Erbauung des geplanten neuen Güterbahnhofe?, die recht kostspielig werden wird, ohne wahrscheinlich der Stadt große Vortheile zu bringen, wird sich alsdann kaum noch nöthig machen. Mit der elektrischen Bahn würden nicht allein die Kohlen, sondern sämmtliche Güter viel billiger be fördert werden, da sie ohne Umladung direkt ins Haus gebracht und vom Haufe der Staatsbahn zu geführt werden könnten. Aber auch dem Publikum, das zu Fuß die lange Ausdehnung unserer Stavt, namentlich wenn man auch die Vororte Lcitelshain und Neukirchen berücksichtigt, zu durchgehen hat, wird diese elektrische Bahn recht gute Dienste erweisen. Der Personenverkehr auf ihr wird ganz ohne Zweifel groß weroen und die Bahn lohnend machen, wenn sie durch die Hauptstraßen der inneren Stadt geführt wird und billige Fahrstrecken, vielleicht 5—10 Pfennig- Strecken eingeführt werden. Hoffentlich dürfen wir nun auch erwarten, daß recht bald mit dem Bau der elektrischen Bahn von hier nach Glauchau und Meerane begonnen wird, damit wir die sehnlich gewünschte bessere Verbindung von hier nach der Mitte von Sachsen erhalten und nicht mehr mit vielem Zeit verluste und Unkosten über Gößnitz nnd Zwickau zu reisen brauchen. — Dresden. Wie wir schon in der vorigen Nummer kurz melseten, ist der Mörder Ludwig ver hüttet worden; es gelang Donnerstag Nachmittag nach 5 Uhr, so berichten des näheren die hiesigen Blätter, den Bauarbeiter Paul Theodor Ludwig, der am 1. Juni in seiner n Vorstadt Striefen, Altenbergerstraße 25, befindlichen Wohnung feine Frau und sein Kmd in grausamster Weise ermordet und zu verbrennen gesucht hatte, sestzunehmen. Um die genannte Z-it bemerkte ein Forstbeamter in dem Großröhrsdorfer Forste einen Menschen, der mit der Person Ludwigs idei.lisch sein konnte. Bei der genauerer Besichtigung d.s Mensche», der sich in einem Dickicht aufhielt, entdeckte der Beamte, daß er wirklich ocn Mörder Ludw g vor sich habe, habe. Er hatte denselben vor ca. 14 Tagen rn Klein- röhrSdorf gesehen, als Ludwig zur Beerdigung eines Bruders nach dort gekommen war. Der Förster ging sofort nach der Gendarmeriestation und benachrichtigte ferner einige L ute, aus eincm benachbarten Gasthau-e Unterstütz» >g zu holen. L.dwig ließ sich, ohne Wis.r- stand zu leisten, verhaften, trotzdem er ein Terzerol bei sich trug, und wurde alsbald gefesselt nach dem Amtsgericht Pulsnitz eingeliefert. Er gestand sein Ver brechen ein und weinte wiederholt; er habe die That wegen Nahrungssorgen begangen. Vor seiner Ver- hettung hatte Ludwig in Großröhrsdorf um Brot ge bettelt und war schon hierbei von einigen Personen als vcr Gejuchte cermulhet woroen. — Zur Umgestaltung des Sächsischen Psitalozzi- vereines »n eine Rcchtskaffe gelegentlich dec zu Michaelis in Leipzig tagenden Allgemeinen Sächsischen Lehrer- versammlung werden die Mitglieder des Pestalozzi- vereines in Leipzig folgende Anträge einbringen: Der Zweck des Sächsischen PestalozzioereincS soll sein: pensionsberechtigten Wittwen und Waisen verstorbener Mitglieder einen Zuschuß zu leisten und außerdem be sonders bedürftige Hmterlassene zu unterstützen. Zu diesem doppelten Zwecke gliedert sich die Kasse deS Pesta'ozzivereines ia eine RechtSkasse und in eine Wohl- lhätigkeitskasse. Die Mittel zur WohlthätigkeitSkasse liefern die testamentarischen Stiftungen im Pesialozzi- vereine. In die RechtSkasie fließen alle anderen Ein nahmen deS Vereines. Die Summe der jährlichen Einnahmen der RechtSkasse, dioidirt durch die Anzahl der in den Jahresberichten der Bijirksvorsieher ge nannten Empfangsberechtigte», ergiebt die Zuichußquote für eine Wtttwe oder Waise au'S Jahr. Dieser Zu schuß soll aus der WohlthätigkeitSkasse mr besonders Bedürftige der Bedürttigkeil entsprechend erhöht werden. — Freiberg. Auf der König!. Grube „Himmels- iürst" verunglückte der Bergmaurer Katt Friedrich Hengst aus Niederlangen»» tödtl'ch. Den Unglück lichen wurde der Hmterkop» durch eine mUende Wand vollständig j-ttrü innert ?engst hinterläßt Frau und 6 Kinder. — Zeitz. Ueber den gestern erwähnten Vorfall, nach welchem ein 13jähriger Junge aus dem Kamin gemeißelt werden mußte, wird heute noch Folgendes geschrieben: Im Hause R tterstraßc 14 wohnt im oberen Siockweike oer Handelsmann Mauß. Sein 13 Jahre alter Soh» schläft mit einem etwas jüngeren Bruder in der Dachkammer und ist vermuthlich in einem Anfälle von Somnambulismus — oder, wie andere Berichte laute >, infolge eines erlittenen leichten Falles von Sonnenstich — auf das Lach hinausgeklettert, hat den Essenkopf erstiegen und ist in dem cnzen Raume der Esse hinunter bis in das Parterre gerutscht. Als in der Nacht die Bewohnerin deS betreffenden Logis, eine Frau, nach Hause kam, hörte sie von der Kaminthür der Küche her Wimmern und Ruie. Die Frau öffnete das Thürchen und sah — zwei zappelnde Füße. Aus Befragen erfuhr sie, wer der sonderbare Gast sei. Sofort setzte sie die Eltern des Jungen in Kenntniß, welche die nöthigen Maßnahmen zur Be freiung ihres Sohnes aus seiner gefährlichen Lage er griffen. Dies war jedoch nicht so leicht; eS mußten erst Werkzeuge herbeigcschafft werden, mit denen vor sichtig Steine rc. herausgebrochen und hrrauSgemeißelt wurden. Der Knabe bot einen nicht ertteullchen An blick, denn die Haut hing ihm in Fetzen vom Leibe. Jetzt liegt er schwerkrank darnieder. - Die alte Bierstadt Pilse«, vor 30 Jahren überwiege: d deutsch, bekommt, so schreibt die „Pilsener Zeitung", immer mehr ein tschechisches Gepräge. Dem nächst werden ausschließlich tschechisch bezeichnete Wag gons, die in Deutschland gebaut und in den tschechischen Rationalfarben angestrichen wurden, auf der elektrischen Stadtbahn verkehren, und schon ist der Bau deS neuen tschechischen Theaters über die Grundmauern hinaus gediehen. Dieses wird von der Gemeinde mit einem Kostenaufwande von 350,000 fl. auf eincm der schön sten Plätze der Stadt mit mehr als der Hältte aus den Taschen der deutschen Steuerträger erbaut, eS Miißie ihm ein ansehnlicher Theil unserer ohnedies sehr winzigen öffentlichen Anlagen weichen. Neuester Zeit hat die Gemeindevertretung, weil sie über so heiden mäßig viel Geld verfügt, der tschechischen Bescda zum Umbau: eines derselben vor einigen Jahren um ein Spottgeld verkauften HauseS 260,000 fl. unverzinslich auf Nimmerwiedersehen geliehen oder richtiger gesagt, geschenkt Daneben stehen auf allen Ecken und Enden der Stadt wahre Paläste zur Unterbringung der tschechischen Volks- und Bürgerschulen, während die deutschen Volksschulen lebhaftest vekämpft und verfolgt werden und die deutschen Mittelschulen in einer jeder gesetzlichen Vorschrift geradezu Hohnsprecheoden Weise untergebracht find. Daß eS soweit gekommen, daran »st zu einem großen Theile die Leitung deS ultratschechi- schen Bürgl. Brauhauses schuld, die ganz im Dienste der Tschechen steht. Und der brave deutsche Michel trägt seine Groschen dazu bei, das die Deutschenhetze in Pilsen im flottesten Schwünge ist — er kann cS nicht über sich bringen, das „B. B."-Bier zu meiden, obwohl ihm deutsches Pilsener Bier in gleicher Güte zur Verfügung steht.