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Inserate nehmen anher der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oherlnngmitz, Gersdorf, Luga», Hermsdorf, Zernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydieu, Hütteugrund u. s. w. TlnrtsZlcrtt für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Orgcrn crller GeiTreinöe-Verwcrltuiigen öer irnilregeiröcir MrrscUcr7leir. Nr. 130. Donnerstag, den 8. Junt 1899. 19. Jahrgang. Hohensteiner Stadtanleihe. Bei der geniäß des Tilgungsplanes erfolgten Ausloosung von Schuldscheinen der lU/gprocentigen Anleihe vom Jahre 1886 sind auf das laufende Jahr Lit. 8 Nr. 88 mrd 89 z« je 1999 M. - Pf., „ 0 „ 1L9, 1S1 Md 397 z« je 399 Mk. - Pf. gezogen worden. Die Auszahlung der auf vorerwähnte Schuldscheine entfallenden Beträge erfolgt gegen Rückgabe dieser Scheine nebst den dazu gehörigen Zinsbogen vom 31. Dezember dieses Jahres ab bei der hiesigen Stadtkasse. Mit diesem Tage hört die Verzinsung der betreffenden Käpitalbeträge auf. Von den zur Rückzahlung für Ende des Jabres 1898 ausgeloosten Schuldscheinen der vor bemerkten Anleihe ist der Schuldschein Lit. L Nr. 318 über 300 Nik. «och nicht emgelöst worden, weshalb der Inhaber wiederholt zur Einlösung aufgefordert wird. Hohenstein-Ernstthal, den 6. Juni 1899. Der Stadtrat h. Or Polster, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die diesjährigen öffentlichen Impfungen hier finden vom 12. bis mit 16. d. Mts. im hiesigen Emma-Hos-ital von Nachmittags 3—4 Uhr statt und zwar am Montag, den 12. Juni a. c. für Kinder, deren Familiennamen mit dem Buchstaben » Lk Dienstag, den 13. Juni a. c für die, deren Familiennamen mit Hk—Zf, Mittwoch, den 14. Juni a. c. für die, deren Familiennamen mit H—Zf Donnerstag, den 15. Jnni a. c. für die, deren Familiennamen mit O—L und Freitag, den 16. Jnni a. c. für die, deren Familiennamen mit anfangen. Jmps-flichtig sind alle, im Jahre 1898 und früher geborenen, hier aufhältlichen Kinder, die noch nicht, oder nicht mit Erfolg geimpft worden sind. Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten, wie Scharlach, Masern, Diphtheritis, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenartige Entzünoungen, oder die natürlichen Pocken herrschen, dürsen die Impf linge zum allgemeinen Termin nicht gebracht werden. Jedes Kind, was an einem der eingangs bezeichneten Termine geimpft worden ist, muß wiederum acht Tage später im Jmpflocale zur Nachschau dem Jmpfarzte vorgestellt werden. Im Uebrigen ist den Verhaltungsvorschriften, welche den Eltern der Impflinge ausgehändigt werden, streng nachzukommen. Hinterziehung der Impfung wird gemäs; 8 l4 des Jmpsgesetzes mit Geldstrafe bis ;u 39 Mk. oder Haft geahndet werden. Oberlungwitz, am 6. Juni 1899. Der G e m e i n d e v v r st a n d. Gpperma««. Bekanntmachung. Der am 1. Juni 18W fällig gewesene 2. Termin Gemeindeanlagen 'st 'väi ü-ns bis zum 15. Jnni 1d an die hiesige Gcmeindtkasse zu entrichten. Gersdorf Bez. Zw , den 2. Juni 1899. Der G e m > , n d e v o r st a n d Göhler. Schneidelreisig-Auction auf Lberwalvenbnrg - Nnsdorfer Revier. Im Gasthof „zur Katze" in Obertnschheim 'ollen Mittwoch, den 14. Jnni 1KW Vorm. 8 Uhr ca. 300 Rin. fi. Schneidelreisig, awbereitet in den Schlägen Ablyeilnng 9, 10, 19, 64 und Ritters Ankauf in 57 versteigert werden. Ml WilmMt MmmlW MmiScnbW. Die Ereignisse in Frankreich. Die politische Lage ist überaus dunkel und ver worren. Die letzte Kammersitzung war eine wahre Konventsitzung, sowohl in ihrer wilden Le.venschastlich- keit, wie in dem vielen Unausgesprochenen, das man in den haßfunkelnden Augen der einander messenden Parteien lesen konnte. Die Regierung möchte stark scheinen, ist aber zögernv und umsichtig bis zur Zag haftigkeit, ein Schilfrohr mit Stahlanstrich. Sie stellt großartige Anträge, wie den au? Versetzung Merciers in Anklagestand, und verteidigt sie dann nicht, sie holi zu einem fürchterlichen Schlag aus und läßt dann die Faust in der Luft. Die Kammerlinke durchschaut das Spiel der Regierung, vertagt aber noch den Ent scheidungskampf, weil ihr Aufmarsch noch nicht voll endet ist. In Voraussicht des nahen Sturzes Dupuys suchen die Gemäßigten, sich seiner Erbschaft zu be mächtigen, um zu verhindern, daß sie Brisson zufalle. Möline hat sich vorgewagt, um zu versuchen, ob der Boden ihn träge. Die Aufnahme, die er fand, ließ ihn rasch den Rückzug antreren. Die Führung der ge heimen Verbündeten der Nationalisten und Monarchisten fällt also unbestritten Ribot zu. Sein heuchlerischer Vorwand, die Anklage gegen Mercier würde einer Beeinflussung des Renner Kriegsgerichts gleichkommen, war den 130 MSlinisten der willkommene Vorwand, im Bunde mit den 166 Rationalisten und Monarchist- n die Vertagung der Anklage zu beschließen. Ueber diesen Schachzug Ribots urtheilt Clemenceau folgendermaßen: „Man hat sich erfrecht zu sagen: „General Mercier ist ein Zeuge". Hat dieser "rund die Verhaftung des unschuldigen Picquart verhindert? Nein, aber er soll den Verbrecher Mercier retten. Die Wahrheit ist, man will eine zweite Vecurtheilung von Dreyfus durchsetzen, die noch niederträchtiger sein würde als die erste, in dem man die Richter von Rennes vor diese Erwägung stellt: „Dreyfus freisprechen, heißt Mercier verurtheilen Wählt zwischen dem Juden und euerm General". Las ist es, was man gethan hat, was man hat lhun wollen. Uns erschreckt daS nicht. Wir haben andere Kämpfe geführt. Wir sind bereit, weiter zu kämpfen, so lange es nothwendig sein wird, trotz der Kirche, der Fälscher des Generalstabs, der Regierung und der Kammern haben wir die Wiederaufnahme erzwungen. Wir werden unser Werk vollenden. Die unwidersteh liche Kraft von Wahrheil und Recht schlägt unsere Schlachten. Das Parlament hatte Gelegenheit, sich auf die Seite des Sieges zu schlagen, es hat sie abgelehnt Gut, das Parlanwut wird also die Niederlagc. den Zusammenbruch und die Schmach haben!" Auch im französischen Senat gab es am Diens tag eine heftige Debatte. Es wird darüber berichtet: Der Präsident erklärte in Bezug des Scandals in Auteuil, daß nichts das Vertrauen des Landes in die Republik erschüttern könne. Er versichert, daß der Präsident der Republik in der hohen Versammlung die wärmsten Sympathien genieße, welche ihm niemals fehlen würden. Senator Guyot stellt namens der vier republikanischen Gruppen folgenden Antrag: „Der Senat schließt sich den vom Präsidenten ausgesprochenen Gefühlen an, brandmarkt jedoch die durch Feinde der Republik in Auteuil begangenen, nicht zu rechtfertigen den Handlungen und geht zur Tagesordnung über." Le Cour-Grandmaison tadelt die Brutalität der Polizei und wird hierbei von der Linken lebhaft unterbrochen. (Zwischenrufe: „Nieder mit den Jesuiten!") Le Cour- Grandmaison erklärt, daß er die Bezeichnung „Jesuiten" nicht für beleidigend ansehe. Er spricht seine Ver wunderung darüber ans, daß man Patrioten verhaftet habe, welche ihre Sympathien für die Armee kundae- geben haben. (Widerspruch.) Die Wahl des Februar sei verhängnißvoll gewesen. (Allgemeiner Tumult.) Der Präsident fordert den Redner auf, seine Worte zurückzunehmen. Er muß inner allgemeinem Tumult die Rednertribüne verlassen, weigert sich aber auf wiederholte Aufforderung, seine Worte zurückzunehmen. Unter einmüthiger Zustimmung der Linken wird die Censur über ihn verhängt. Ministerpräsident Dupuy schließt sich Guyots Antrag an und führt aus, die Behauptung, daß die Rufe: „Es lebe die Armee!" als aufrührerisch angesehen worden seien, sei eine Lüge. Ebenso verhalte es sich mit der Behauptung bezüglich der Brutalität der Polizei. Allein in ihren Reihen habe es Verwundungen gegeben. Die Armee ist eng mit der Republik verknüpft und wird dieselbe ver- theidigen; davon bin ich fest überzeugt. Ucbrigens weigert sich die Armee, sich auf das Gebiet der Politik zu begeben. Sie kennt ihre Pflicht. (Beifall.) Le Provost de Launay sagt, er mißbillige die Vorgänge in Auteuil, stimme jedoch aus politischen Gründen gegen den Antrag. Der Antrag Guyot wird schließ lich mit 258 gegen 20 Stimmen angenommen. (Leb hafte Rufe: „Es lebe die Republik!") Die Vertagung des Beschlusses über die gegen Mercier zu erhebende Anklage wir) von der radikalen Presse als feig und widersinnig bezeichnet, die revisious- seindlichen Blätter aber schöp'en daraus den Muly, du Verurthcilung Dreyfus' durch das neue Kriegsgericht für nicht unwahrscheinlich zu hcklcn, da Mercier, der Hauptzeuge gegen Drcyius sei, unantastbar bleibe. Mercier selbst scheint sich nach wie vor zu dem An- ktägeramt gegen DreyfuS berufen zu halten. Einem Berichterstatter, welcher ihn von dem Kammervotum verständigte, sagte er: „Ich dank: meinen Freunden für die Sympathien, welche sie mir bewahrt haben Ich betrachte mich noch immer nicht als Angeklagter, sondern blewc Ankläger." Nicht ganz unbedenklich klingt folgendes Pariser Telegramm, aus dem hcrvorgeht, daß man in Re- gierungskreisen einigen Truppentheilen nicht völlig traut: „Die zehnte Brigade von Orleans kommt in wenigen Tagen nach Paris zur Ersetzung der Roget- schen Brigade." Der Beschluß der französischen Kammer, den Zusammentritt des Staatsgerichtshoses in die Ferne zu rücken, findet im Publikum Zustimmung. Was General Mercier gethan, kann erst vollgiltig be urtheilt werden, nachdem klar geworden ist, was in den Bureouxs des Generalstabs gesponnen worden ist, um dendamaligen Kricgsministcr, welcher m» widerwillig die Untersuchung zuließ, dafür zu gewinnen. Bon der Teufelsinsel liegen heute Telegramme vor, denen zufolge Dreyfus bereits als UntersuchungS gefangener behandelt wird. Inzwischen trifft die Gattin des Gefangenen bereits die ersten Vorbereitungen ^ür daS ihr gegen Ende dieses NonatS bcvorpehende freudige Wiedersehen. Frau Dreyfus wird sich, ob von ihren Kinder,: begleitet, ist noch unbestimmt, am 20 Juni nach Brest begeben. Sie hofft, die Erlaubnfß zu erhalten, im dortigen Arsenal ihren Gatten wieder zusehen. Der Gendarmericcapitän Pensüe wird Drey suS nach Rennes begleiten. Eine Zelle in dem Ge sängnisse nächst dem Bahnhöfe wird bereits in Stand gesetzt. An daS Gefängniß stößt ein in Rotundenform gebauter KriegSgerichtSsaal an, welcher 150 Personen faßt. Bis zur Ankunft des Kreuzers „Sfax" ist Drcy °uS in einem OfficierSzimmer der Ile Royale nächst der Teufelsinsel untergebracht. Die letzten Dcpeschei, bezeichnen seinen Gesundheitszustand als besrüdigend. — „Siecle" verlangt die Säließung deS „Cercle militaire", der seit langer Zeit geradezu den Sammel punkt einer nationalistischen Verschwörung bilde. Zachfisches. Hohenstein-Ernstthal, 7. Juni 1899. (Ntndeilunqen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eveutl. honor'rt.s *— EineFamilie in Flam m e n. Unter diesem Titel erschien in Verlag von E. A. Haager in Chemnitz eine 16seitige Broschüre über die letzte schreckliche Brandkatastrvphe. Der Inhalt derselben basirt in der Hauptsache auf den in unserem „Tagebla t t" über das entsetzliche Unglück veröffent lichten Berichten und enthält das Heftchen ferner ein wohlgelungenes Bild der Brandstätte, die von dem hiesigen Photographen Herrn Schwarzenberg photo graphisch ausgenommen morden ist. Das Heftchen kostet nur 15 Psg. und soll ein Theil des Reinertrags den Abgebrannten zu Gute kommen. Unser Schützenplatz erfreute sich zufolge des noch immer anhaltenden schönen Wetters auch gestern wieder eines lebhaften Besuches. In der Stadt ertönte gegen 11 Uhr der Generalmarsch, worauf sich die activen Schützen und die passiven Mitglieder der Compagnie im Rathskeller versammelten, um gegen 12 Uhr hinaus nach dem Schützenhause zu marschiren. Um 1 Uhr wurde sodann im Schützenhaus avermals Mittagstafel abgehalten und zwar waren gestern auch die Damen der Schützenbrüder hierbei zugegen. Es will nun gewiß schon viel sagen, den ausgedehnten und starkbeschästigten Betrieb, den Herr Schmidt, der Wirth des Altstädter Schiitzenhauses, in diesen Tagen zu bewältigen hatte, in so musterhafter Weise zu leiten, wie dies thatsächlich geschehen ist. Um so mehr verdient aber auch der Umstand Erwähnung und Anerkennung, daß Küche und Keller gestern und vorgestern das Beste geboten haben, um selbst die Ansprüche verwöhnter Gaumen in jeder Hinsicht zu frieden zu stellen. — Heute Nachmittag 2 Uhr wurde das Schießen nach der Preisscheibe fortgesetzt und das Schießen nach der Königsscheibe eröffnet. Bei letzterem gilt es nun besonders alle Kräfte zu sammeln, denn wenngleich der glückliche Schütze, der sich die Königs- würde erwirbt, einen tiefen Griff in seinen Beutel thun muß, um seine „Vasallen" in „standesgemäßer fürstlicher Weise" zu bewirthen, rc., so setzt doch wohl ein jeder sein ganzes Können dafür ein, auch einmal ein „König" zu sein. — Die Festwiese zeigt Henie