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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-189904074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-18990407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-18990407
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-07
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.04.1899
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i. Vogtl. der 50 Jahre alte Klempnermeister Enders. Man brachte den Unglücklichen nach dem städtischen Krankenhause; dort ist E. von einem Gehirnschlage getroffen worden und gestorben. — Der Glasermeister Grunert trank am Sonnabend irrthümlich aus einer Aetzlauge enthaltenden Flasche. Er verbrannte sich furchtbar im Innern und liegt schwerkrank darnieder. Dienstag Vormittag wurde der verheirathete, 43 Jahre alte Fleischer Glaßmann im Redholz des Rittergutes Niederrabeufteiu bei Grüna erhängt auf gefunden und polizeilich aufgehoben. Einem Ansuchen der betheiligten Kreise entspre chend, wird die Staatsbahnverwaltung den früh 4 Uhr 46 Mn. von Oelsnitz i. Erzgeb. nach St. Egidieu verkehrenden Güterzug mit Personenbeförderung vom Beginn des Sommerfahrplanes — ab 1. Mai d. Js. — an Sonn und Festtagen auch in Röblitz zum Auf nehmen und Absetzen von Reisenden anhalten lassen. Eine furchtbare Feuersbrunst äscherte in der Nacht zum ersten Osterfeiertage in Neudörfel bei Kamenz sieben Wirtschaften ein. Herausgekommen ist das Feuer in der Wirthschaft von Waurig, welcher gegen 11 Uhr angetrunken nach Hause kam, hierüber von seiner Frau Vorwürfe erhielt und iu seiner Gereizt heit nach der Petroleumlampe griff, die er jener nach warf. Die Lampe explodirte und in kurzer Zeit stand die ganze Wirthschaft in Flammen. Durch Flugfeuer gingen sehr bald noch sechs Gehöfte in Feuer auf, die bis auf die Grundmauern eingeäschert wurden. Versichert war kein Besitzer. Waurig wurde verhaftet. Am Charficitaz Nachmittag überrasche in Rus- dorf der Bahnhvfsrestaurateur Malthes au der Glos bach am Bahndamm zwei ezechische Männer nnd zwei Frauen beim Stehlen von Forellen. Während die Männer schleunigst Reißaus nahmen, konnte eine Fran sestgehalten werden. Von der sogenannten Colonie war jedoch der Vorgang beobachtet worden und bald stürmten 50 bis 60 Czechen heran. Während es einem Begleiter des Restaurateurs Matthes gelang, sich in ein nahe liegendes Bahnwärterhaus zu flüchten, fiel Matthes selbst in die Hände der Czechen, welche ihn dis zur Bewußtlosigkeit mit Stöcken und dergleichen schlugen, tast sämmtliche Kleider vorn Leibe rissen und ihm auch sonst noch Verletzungen beibrachten, auch soll Matthes einen Arm gebrochen haben. Durch den Gendarmen wurden bereits zwei Verhaftungen vorgr- nommen. (Wann werden wir üblich einmal von diesem Czechengesindel befreit werden.! — Der R.) Ueber den Mord in Sebnitz wird von anderer Seite geschrieben: Als in der Lacht -um Dienstag vom Tanze kommende Paare fro Minuth vom Saale „Zur grünen Wiese" in Hainersdon bei Sebnitz auf dem Heimwege begriffen waren rrat unweit der Riehme- schen Seifenfabrik m der Schaudauer Straße plötzlich ein junger Mann hinter einem Baume hervor und bot sich der etwa 20jährigen Tochter des Blumenverfertigcrs König iu Sebnitz als Begleiter an. Da die König schon an der Seite eines Her»n ging, schlug sie den Antrag aus, worauf dec Unbekannte sofort sein Messer zog und es tief in die Brust der König stieß. Die tödtlich Verletzte brach zusammen und verstarb nach einer halben Stunde im Krankenhause. Einem anderen Mädchen, Ramens Budäus, das von dem Thäter wahrscheinlich verkannt worden ist, wurde durch 2 Stiche eine schwere Verletzung beigebracht. Der Mörder ent kam im Dunkel der Nacht. In den Nachmittags stunden waltete die Gerichtscommission ihres Amtes. Der Verdacht des Thaters lenkt sich auf eineu früheren Liebhaber aus Lichtenhain, welcher übereinstimmende Kleidung gehabt hoben soll und seit Mo:.tag Nach mittag verschwunden ist. Am Dienstag Mittag ftz12 Uhr bruch in dem Wohn- und Mühlengebäude der sogenannten Stein mühle in Lichtenberg Feuer aus. Dieselbe wurde bis auf die Umfassungsmauern eingeäsmert. Das Maschinen- sowie das Seitengebäude mst angebauter Scheune blieben erhalten. Am Brau platze war nur eine Spritze der freiwilligen Fem vehr erschienen. Infolge des starken Nebels ist d >ui- nicht weit bemerkt worden. Die Entstehung .^e 't unbekannt. Schon am 19. v. Mts. war im Seitengebäude desselben Grundstückes ein Brandheerd gelegt worden, er wurde jedoch von Nachbarn rechtzeitig bemerkt und von denselben mit Hilfe der freiwilligen i Feuerwehr wieder gelöscht. Der Besitzer des betreffenden Grund stückes, in dem zur Zeit photographische Apparate verfertigt werden, wohnt bei Dresden. Am Dienstag sah der auf der Verbandstraße Lichtenberg-Mulda angestellte Wegewärter ein den Herren Gebrüder Scheinpflug in Mulda gehöriges einspänniges Geschirr in der Nähe des Bahnhofes Lichtenberg an sich herankommen, dessen Führer, ein gewisser Stenzel aus Zethau, mit dein linken Hosen bein am linken Kettenhaken hängend am Erdboden nachgeschleift wurde. Beim Aufheben des Verunglückten, von dessen linker Backe das Fleisch bis auf die Knochen abgeichliffen war und der auch eine tiefe Wunde am Hals aufmies, war der Tod bereits ein getreten. Jedenfalls ist der Verunglückte fest einge schlafen gewesen und in diesem Zustande vom Wagen gefallen. In Dresden starb im Alter von 90 Jahren der Kammer-Rath Kriegszahlmeister a. D. Karl Zwicker. Im Kriege 1866 war ihm ein erheblicher Theil der sächsischen Kriegskasse anvertraut. Der König ehrte seine Treue durch die Verleihung des Civilver- dienstordens I. Klasse. Die Landwirthschaftliche Feuerversicherungs-Ge nossenschaft im Königreich Sachsen zu Dresden er zielte im ersten Quartal 1899 einen Versicherungs zugang von 23,748,83 l Mark und erfreut sich fort gesetzt gedeihlicher Entwickelung. In der Generalver sammlung vom 24. März c. wurde wiederum die Vertheilnng einer Dividende von 150/^ an die Ver sicherten beschlossen, so daß denselben auf die ohnehin schon mäßigen Prämien seit 1888 nun Mark 604,700 zurückqcwäyn wurden. Außerdem gingen den Ver sicherten für Prämienfreijahre fest l881 Mk. 658,708 zu Gute. Die bis Ende 1898 gezahlten Brand- schadenvergümngen belaufen sieb auf Mark 5,961,816. Aus den angeführten Zahlen geht hervor, daß die Anstalt als vaterländisches, gemeinnütziges Institut auf ihrem engbegrenzten Gebiet sehr ersprießliche Re sultate zu erzielen vermochte. Strwzetöer in Höhe von 40000 b?z. 140,0 Mk. Haven jetzt zwei Kaufleute in Dresden nachzuzahlen, die ihr Einkommen aus erworoeaen Hypotheken nacht mit bei der Steuer deelarirt hatten. In Dachsen stehen die Hypothekenbuchbehörden m steter Verbindung w.'.t den Steuerbehörden. Ein derbe Lection wurde am zwctt-n Feiertag einigen Geldmänncln zu iheil, welche versuchten, in Lottengrün „Dumme" zu finden. Die Getdmünnel wurden von einigen Steinbrechern derart verbläut, daß sie eS vorzogen, eiligst in die nahen Wälder zu ent fliehen. Die Geldmännel tollen dieselben Leute ge wesen sein, durch die vor JahrcSstsit ein gewisser L 4000 Mk. verloren haben soll. In bedeutenden Umfange herrscht jetzt die Maul- und Klauenseuche un Bezirk Sayda. Betroffen sind bisher die Orte Neuhausen, Bad Einsiedel, Schönfeld, Dörnthal, Zerhau, Dorfchemnitz, Heidersdorf und Sayda. In den meisten Fällen ist die Seuche durch neu- gekauites Vieh von Außen her eingeschlcppr worden. Mit Rücksicht auf die Seuche sind die in Neuhausen stattstndendcn Ferkelmärkte bis am Weiteres verboten worden. Am 6. und 7. Juni .findet in Hainichen der diesjährige Verbandstag des Bäckerewerbuudcs Saxonia statt. Am Donnerstag Nachmittag gegen 4 Uhr ist der Gemeindevorstand Johann Heinig aus Gcislitz be> Guttau beim Rachhauseiahren mit seinem Zwei, ad am der Muskauerstraße, in der Nähe des nach Nicderia na führenden Weges, gestürzt und dabei so unglücklich aui den Kopf gefallen, daß er bewußlos lügen blicb und mittels des städtischen Krankenwagens in das Stadt krankenhaus nach Bautzen gebracht werden mußte. Dort ist er, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ge- storben. H. hinterläßt eine Wittwe und 6 noch uner zogene Kinder. Der Streik der Leipziger Schneidergehilfen soll, wie in einer Gehilfenversammlung bekannt gegeben wurde, einen weiteren für die Gehilfen günstigen Ver lauf nehmen. Die Forderungen der Gehilfen sollen von 40 Arbeitgebern, darunter einer dem sogenannten Ring der Arbeitgeber angchörenden großen Firma, an erkannt worden sein. Der letztere Umstand bestärkt die Streikleitung in dem Glauben, daß der Streik bis Ende der nächsten Woche zu Gunsten der Ausständigen beendet sein werde. Am Osterheiligabend fuhr ein Droschkenkutscher in Leipzig zwei Fahrgäste durch den Wald nach Gautzsch. Unterwegs stürzten sich die Fahrgäste auf den Kutscher, schlugen mit Säbeln auf ihn ein und suchten ihn zu berauben. Glücklicherweise gelang es .dem Kutscher, sich und fein Eigenthum zu retten. Dem Studenten der Chemie Anton Ferdinand Heinrich Reichenbach in Leipzig ist für die von ihm am 4. Januar dieses Jahres unter eigener Lebens gefahr bewirkte Errettung eines 19jührigen Mädchens vom Tode des Ertrinkens in der Pleiße die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen worden. Der Verband deutscher Musterzeichner hielt in Leipzig einen Delczirtentag ab. Dem Geschäftsbericht für 1898/99 ist zu eutnehmen, daß der Verband sich in recht günstiger Weife weiter entwickelt hat. Unter den Verbandsmitgliedcru sollen von Halbjahr zu Halb jahr Wettbewerbe zur Erlangung künstlerischer Ent würfe veranstaltet und für die besten Mitwürfe vom Verbände Preise und Diplome ausgesetzt werden. Der Verbandstag findet im nächsten Jahre zu Pfingsten in Barmen statt; mit ihm soll eine Ausstellung mo derner Entwürfe für die Textilindustrie verbunden^ werben. Em Glasermeister in Oelsnitz i. V. hat am Osterheiligabcnd in der Voraussetzung, er habe Brannt wein vor sich, einen kräftigen Schluck aus einer in der Werkstatt stehenden Flasche zu sich genommen. Leider enthielt die Flasche eine ätzende Lauge und der Meister verbrannte sich Mund und Schlund so arg, daß die Nahrungsaufnahme längere Zeit fast unmög lich und der furchtbare Schmerzen leidende Mann der Erstickungsgefahr ausgesetzt gewesen ist. Heute ist sein Befinden etwas besser. Der Weber Ludwig Landrock in Plauen i. V., welcher am 28. März das Attentat auf den Schutz mann Ostermann ausgeführt hat, wird vou denjenigen, die ihn näher kennen, als ein verworrener Kopf ge schildert. An dem Tage, an welchem er die That gegen den Schutzmann ausführte, war er schon früh zeitig in den Wald gegangen und gegen 1 Uhr Nach mittags nach Hanse gekommen, gleichwohl befand er sich noR im Schnapsdusel. Landrock war früher ein sehr geschickter Weber und wurde vielfach zum Her stellen neuer Muster verwandt, hatte aber schon seit Jahren die Lust zum Arbeiten verloren und ließ seine Frau für sich arbeiten. Schutzmann Ostermann geht seiner Genesung entgegen. In der Kirche eingesperrt waren am ersten Feier tag gegen Abend zwei größere Knaben in Zittau. Dieselben waren in die offenstehende Kreuzkirche ge gangen, um sich darin umzusehen, und unterdessen hatte ein anderer Knabe einen Stein, welcher das Zu fällen der Thür verhinderte, bei Seite geschoben, so daß die Thür zusiel und ohne Schlüssel nicht zu öffnen war. Auf die Hilferufe der Knaben eilten Leute her bei, welche veranlaßten, daß die am ganzen Körper zitternden Knaben befreit wurden. Das 1 ^jährige Söhnchen eines Hausbesitzers in Nemtengrün bei Adorf hatte am vorvergangenen Mittwoch den mit heißem Kaffee gefüllten Topf von der Ofenbank herabgerissen. Der Kleine wurde am ganzen Körper schwer verbrannt und starb am Char- freitag nach großen Schmerzen. In der StaatSbaumschule zu Lauterbach bei GraSlitz wurden von unbekannten Thatern 300M dreijährige Fichtenstä.nmchen wahrscheinlich mit einer Sense abgeschnitten Dieser Vandalismus schädig' aus schließlich die armen Landwirthe dcS Graslitzer Bezirks, welche auS dies-r Schule den Bedarf von Waldpflanzen unentgeltlich geliefcrt bekamen. Voriges Jahr wurden in dieser Pflanzschule eine größere Anzahl von ver edelten Vogelbeerbäumen vernichtet. Ein weit über sein Alter hinaus in der körper lichen Entwickelung vorgeschrittener Knabe lebt in dem Dorfe Hof bei Stauchitz. Derselbe wurde kürzlich confirmlrt und befindet sich also im vierzehnten Lebensjahre. Sein körperliches Gewicht beträgt aber zur Zeit 277 Pfund. Der Knabe ist schon von seiner frühesten Jugend an seinen Altersgenossen an Größe und Schwere „über" gewesen und diese abnorme Ent wickelung hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert. Trotz dem die Eltern nicht vermögend sind, haben sie doch bis jetzt alle Angebote, welche von Unternehmern uswr gemacht wurden, entschieden auSgeschlagen, da sie ihr Kind nicht zur Schau stelle» lassen wollen. Da aber der Knabe in Folge seiner starken Beleibtheit zu keiner Arbeit zu gebrauchen ist und sich selbst ohne Hilfe anderer Personen kaum ankleiden kann, so würde ein derartiger Erwerb gar nicht zu verachten sein. An Zuspruch würde es dein Rieseukuaben nicht fehlen. Die EtuiLarbeiter Langenhahn in Eisenberg bewnd sich kürzlich in einer „Braunbierstange", wo selbst er mehrere GlaS Bier trank, bann einen Pök ling, ohn. denselben auszunehmen und von der Schale zn be'reien, sowie ein Stuck frischen Kuchen aß. Langen hahn, der sich nachdem unaufhörlich übergeben mußte, ist unter Vcrgcktungserscheivungcn gestorben. Die Leiche wurde Donnerstag Vormittag :czm. Ilnim WÜW M «MM» Mni. Englische und amerikanische Blätter wollen wissen, daß die amerikanische Rezierug im Interesse der Erven der beim Bombardement von Apia getödteten ameri kanischen ?Marinesoldaten von Deutschland sie Zahlung einer Entschädigungssumme verlangen wolle. Selbst verständlich haneelt es sich bei dieser Meldung, die die völlige Umkehrung aller völkerrechtlichen Grundsätze bedeuten würde, nur um eine Erfindung. Au derartige Entschädigungsansprüche hätte vielleicht auf deutscher Seite gedacht werden können, als die Samoaner unter Führung des Amerikaners Klein die Deutschen 1888 bei Vailcle überfielen und eine ganze Anzahl von unseren braven Blaujacken im Hinterhalt nicdermackten. Jetzt, wo die Deutschen sich neutral verhalten haben, eine Entschädigung von ihnen Saiür zu verlangen, daß bei einer im Widerspruch mit der Samoaacte erfolgten Einmischung der Engländer und Amerikaner auch ein amerikanischer Marinesoldat sein Leben eingebüßt hat, das beweist nur, bis zu welchem Grade sich in einem Theil der englischen und amerikanischen Presse die llrtheilsfäyigkeit verwirrt hat. Nicht besser ist es mit der anderen Meldung be stellt, die Regierung der Union habe der deutschen Regierung ihr Bedauern darüber ausgedrückt, daß durch das Verhalten des deutschen Generalconsuls Rose ein Zustand eingetreten sei, oer amerikanische Schiffe zur Beschießung der Anhänger Mataafas genöthigl habe. Herr Roses ganze Schuld oe- steht darin, daß er bis zu weiterer Entscheidung durch die Vertragsmächte selbst an einem Provi sorium hat festhalten wollen, das vor wenigen Wochen erst die Billigung der Vertreter jämmc- licher Vertragsmächie gesunden hatte. Dagegen vermissen wir auch m den Berichten von amerikanischer und englischer Seite noch immer den Beweis iür die Nothwendigkeit einer bewaffneten Einmischung. In Apia hatte man sich mit dem provisorischen Regiment Mataafas abgefunden. Es herrschte Ruhe und Ord nung bis zu dem Augenblick, wo die Geschütze der englischen und amerikanischen Schiffe zu spielen be gannen und die Tamuleute mit Waffen und Munition versehen wurden und gegen die Anhänger Mataafas Ter Herßvtthündler Eine Hochlandsgeschichie von Friedrich Tolch. ^Nachdruck verboten.) l. Fortsetzung. Da schau her," fuhr er fort, eine kleine Schub lade aus dem Tragkasten hervorziehend, „schau Dir amal die Silbersach'n a bisl an! Das is 'was für die Dirnderln — Halsketten, Mlederg'schnürr, Finger- ringerln und Liebfrauenthaler zum Anhängen. Auch kleine Krmzerln und Medaillen sind d'runter! Die sind hochgeweiht, und wenn sie a Jager anhängen hat, braucht er sich net z' fürchten, daß ihn a Wild schützenkugel trifft oder daß ihm sonst a Unglück zu stoßt." „Das is 'was für mich nachher," sagte der Jäger. „Da werd' ich zwei Kreuzerln nehmen — eins für mich und eins für Dich, Vroni —" „Du willst a Geld ausgeb'n für mich?" wehrte aber das Mädchen ab. „Das kann ich net angeh'n lassen — um kein' Preis net —" „Sei nur net so gespaßig — warum denn nachher net? Schau, ich bin g'rad' gut bei Kassa, hab' erst die vorig' Woch' wieder ein schönes Trink geld 'kriegt von dem fremden Jagdherrn aus der Münchnerstadt, weil ich ihm auf der Gamsjagd zu einem glücklichen Schuß verhalfen hab'! Also nimm's und spreitz' (sperre) Dich net länger! Wenn Du so bockbeinig bist, geh ich auf der Stell' fort und laß mich vier Woch'n lang nimmer sehn' bei Dir." „Das wirst net riskier'» woll'n, Sennerin," sagte lachend der Herrgotthändler. „'s gescheidteste wird's sein, wenn Du nachgiebst und 's Kreuze! nimmst! Siehst, da hast auch noch die Schnur dazu, damit Du's gleich um den Hals hängen kannst." „No mein'twegen, nachher sag' ich Dir halt ver gelt's Gott dafür," erwiderte das Mädchen. „Aber Du, Castl, mußt Dein Kreuzl auch gleich anhängen, das beding ich mir aus! Du hast wieder 'was vor heul' Nacht, 'was G'fährliches, mein' ich alleweil, und da wirst das Kreuzl brauch'n können." „Hast's errathen," nickte der Jäger, das Kreuz chen hastig an der Schnur befestigend und um den Hals hängend, „'s ist gut, daß D' mich mahnst an meine Pflicht, hätt' bald vergessen d'rauf vor lauter Schau'n. Der Wildschütz, der Rothfuchs — so heißen ihn wir Jäger, weil er ein' feuerrothen Bart hat hat — rührt sich wieder amal stark und da müssen wir jetzt Tag und Nacht drob'n lieg'n und auf ihn passen. Ich muß fort auf der Stell' — sag mir, Hagenbacher, was ich schuldig bin!" Der Herrgotthändler wollte eben den Mund zu einer Erwiderung öffnen, als plötzlich draußen vor der Hütte Schritte laut wurden und eine kleine Figur, die eine vollbepackte Kraxe-auf dem Rücken trug, in der Thüre erschien. Es war ein ungefähr vierzehn Jahre alter, rothwangiger Knabe, der erstaunt auf der Schwelle stehen blieb und die Blicke von den Anwesenden zu den auf dem Tische liegenden Herrlich - ketten Hinüberschweifen ließ. „Der Ander!," rief die Sennerin, sich zu dem Eintretenden wendend. „No, bist endlich amal da? Eine Schneck'n wär in der Zeit auch herauf! Hast's Salz und 's Brod und die andern Sach'n all' —" „Alles hab' ich," sagte der Knabe, die Kraxe abnehmend und auf die Herdbank stellend. „Die Bäuerin hat mich )o lang auf'ghalten. Im ganzen Dorf hab' ich ihr 'rumrennen müssen und nachher hat's mir net amal a kleinleizige (winztge) Nudel g!schenkt. Nix hab ich 'kriegt wie a Stück! Brod und jetzt thut mir der Mag'n schon so weh, als wenn er mir 'rausfall'n wollt'." „Armer Narr, lachte das Mädchen. „No wart', da is noch a ordentlicher Rest Schmarren in der Pfann'! Den kannst nachher gleich hab'» und Dir den Bauch vollstopfen damit." Inzwischen hatte der Jäger seine Schuld be richtigt, dem Händler die Hand geschüttelt und dann nach der Büchse und Bergstock gegriffen. Vroni gab dem Scheidenden bis vor die Thüre das Geleite und kehrte dann sogleich wieder in die Hütte zurück. Der Händler schickte sich eben an, seine Waaren wieder zusammenzupacken, wobei ihm der Knabe, der an den Tisch getreten war, behilflich war. „Gelt, Ander!, da schaust," sagte die Sennerin- „So 'was Schönes hast noch nie g'seh'n, gelt ? Schau, weil Du von der Bäuerin heut' nix 'kriegt hast und weil Du so a braver, fleißiger Bub' bist, drum darfst Dir so a tlein's silbern's Kreuzer! nehmen! Ich kauf' Dir's — da häng's nur gleich um den Hals Das ist hochgeweiht und wenn Du's bei Dir trägst, nachher kann Dir der bös' Feind' net an und auch sonst kann Dich kein Unglück treffen." „Is 's wahr? Das Kreuzl scbenkst mir?" rief der Knabe entzückt. „Ah, wie mich das freut! Ich sag' Dir halt tausendmal vergelt's Gott und werd' schon recht fleißig beten —" „Das is schön von Dir," sagte der Herrgott händler freundlich und tätschelte den Knaben auf den Kopf. „Vergiß nur das Gebet und unsern Herrgott nie, das is die Hauptfach'. Ja, und weil Du so brav und so frumm bist, so soll das Kreuzl gar nix kosten! Du sollst's umsonst haben und die Vroni braucht kein' Pfennig dafür zu zahlen." In diesem Augenblicke ließ sich ein heiseres Kichern von der Thüre her vernehmen. Ueberrascht wandten die Anwesenden die Köpfe — ein nicht sehr großer, aber derb gebauter Bursche stand auf der Schwelle und zwinkerte der Sennerin mit den kleinen Schielaugen spöttisch zu. Auf dem kurzgehaltenen fahlblonden Haar saß ein verschossener, löcheriger Hut von der Gestalt eines Kegels, der Körper aber steckte in einer Art von Joppe mit Aermeln, aus dem aller gröbsten Loden gefertigt und nur von Heften zu sammengehalten. Er trug eine Lederhose, von deren Schwärze längst die letzte Spur abgetragen war, graue Wadenstrümpfe und plumpe, grobgeuagelte Bergschuhe. Die mächtige langstielige Axt aber, die der Bursche über der Schulter trug, ließ vollständig den Holzknecht erkennen. „Hoho, da komm ich ja g'rad' recht zu der Preisvertheilung," grinste der Ankömmling. „Aber mei' lieber Herrgotthändler, wenn Du Dein' Herrgott verschenkst, statt ihn zu verkaufen, wie der Judas Jkariot, nachher wirst ein schlechten Profit 'raus- schlag'n aus Dein'm Geschäft!" „Was willst da?" fuhr ihn das Mädchen, das ihm einen unfreundlichen Blick zugeworfen, barsch an. „Was hast Du wieder 'rum z'spionieren um mei' Hütten?" „Red Dich fein net gar so leicht," brummte der Holzknecht, indem er seine Holzaxt in den Thürwinkel lehnte, mit einem drohenden Blick. „Dein Züngl is spitzig und sticht, aber gieb nur Acht, daß 's Dich net amal in Ungelegenheiten bringt. Darf man viel leicht nimmer zu Dir herein und Dich um ein' Weid ling Milch ersuchen'n? Es scheint, Du hast ganz vergessen, was Brauch is auf der Alm!" Er hatte es sich inzwischen auf der Herdbank bequem gemacht und eine kurze gestopfte Pfeife her- rorgezogen. Nachdem er sie mit einem Kienspan in Brand gesetzt, schlug er ein Bein über das andere mW blies die blauen Rauchwölkchen behaglich vor sich hin in die Lust. „Da schau her, Sepp," mischte sich jetzt der Hüt bub in das Gespräch, „was ich für ein schönes Kreuzl g'schenkt 'kriegt hab'! — Was? Du willst's gar net anschau'n? Und die schön' Schnitzereien auch net da auf 'm Tisch und in der Krax'n?" „Laß mir meine Ruh', Hundsbub', damischer," rief aber der Holzknecht und stieß den Knaben roh von sich. „Was scher' ich mich um die Spielereien! Ich kann überhaupt net begreifen, wie's Leut' geben kann, die nix Besseres wissen, als ihre Zeit mit solchen Sach'n zu verderben. Ein Maß Bier is nur lieber als der ganz' Kram da! Schad', das ich net Wun der wirken und die Milch da in Bier verwandeln kann. No, in der Noth frißt der Teufel Flieg'n und besser is d' Milch doch alleweil noch als das pure Wasser!" Er faßte das Geschirr, das das Mädchen in zwischen vor ihn hergestellt, und leerte es auf einen Zug. Dann wischte er sich mit dem Aermel den Mund, stellte das Gefäß neben sich auf den Herd und schritt auf den Herrgotthändler zu. „Weil mir die Vroni gar so aufgewartet hat," sagte er, „muß ich ihr doch auch ein Präsent mach'». Was is 's, Tiroler, hast net auch Sach'n, die mehr werth sind als Deine Schnitzereien? Ringl, Hals ketten, Miederg'schnürr — „Wokl, wohl," sagte ruhig der Hergotthändler, indem er den vor ihm Stehenden geringschätzend mit den Blicken maß. „Solch Sach'n hab' ich schon, aber Du siehst mir net danach aus, als ob mit Dir ein Handel z' machen wär' —" (Fortsetzung folgt.)
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