Volltext Seite (XML)
der Himmel nur Erdem Nur vermeide man dabei. auS dem Himmel aus die Erde zu fallen. Der Mann zu Rade kann momentan nur einen Gedanken haben: das Gleichgewicht zu halten. Und darum fühlen sich alle anderen Gehirnzellen wunderbar entlastet. So ist der Mann zu Rade von Sorgen frei oder, wenn er welche hat, fo fühlt er sie nicht. Die Erhaltung des Gleichgewichts; ist dies nicht ein trefflicher Wahlspruch, deren das Leben heute mehr denn je bedarf? So könnte man dem Radfahren darum auch einen höheren erzieherischen Werth zuschreiben. Der Radfahrer lernt rasch beobachten und eben fo schnell den zweckmäßigsten Entschluß fassen. Den Muth lernt er wieder sühlen, diese edle Eigenschaft, die so leicht abhanden kommt in diesen „seidenen Tagen", und sein Selbstgefühl wird gehoben. Selbst den Zaghaftesten erkennt man nach einiger Zeit nicht wieder. Die scheinbar so harmlose Landstraße erfordert eben einen ganzen Mann, und eine Tourenfahrt wird zum Ritt in's romantische Land. Beherzt greife der Anfänger zum Rade und Mage hypoä ondrische Bedenken in die Flucht. Bei der Unzahl von Nervösen wird es diese Leute gewiß sehr freuen, daß auch viele Nervenärzte in das Lob aufs Rad einstimmen. Pedaliren wir an jedem uns von den Göttern verliehenen Sonnentage und auch am Abend, „solange das Lämpchen glüht!" TaS Reichs-Postamt Hai genehmigt, daß fortan gcwöhrlicke Packctc 'ür Reisende in Gastböscn im Falle der Reisende noch nul t eilig».troff n ist, auch dann an den Jnhalcr d s Gasthofs oder dessn Bevollmächtigten bestellt werden können, wenn der Gasthof in der Auf schrift lediglim als Wohnung des Empfängers ange geben ist. Bisher war die Aushändigung solcher Packete an der betreffenden Gastboftbesitzcr nur dann zulässig, wenn die Auficyrnt lawete: „An R. R. per Adresse Gasthoi " Es entstehen bei den Inhabern einer Fernsprech stelle bei Ferngesprächen wegen der Gebührenzahlung dann Zweifel, wenn sie mit dem verlangten Theil nehmer am fernen Orte nicht in der gewünschten Weise haben sprechen können. Die zur Berathung dem Reichstage vorliegende neue Fernsprechgebühren ordnung bestimmt hierüber (tz 4): „Vergütet werden nur zu Stande gekommene Verbindungen; ob der An gerufene nach bewirkter Verbindung antwortet oder nicht, ist gleichgiltig, da die Telegraphenverwaltung yierauf keinen Einfluß besitzt und ihrerseits geleistet hat, was von ihr verlangt war." Die Gebühr ist demnach zu zahlen, wenn die Sprechstelle am fernen Orte von der Vermittelungsanstalt angerufen und mit dem Anrufer am ersten Orte (d. h. also Demjenigen, der diese Verbindung verlangt hatte) verbunden ge habt hat. Oberlungwitz. Die Examina unserer Schule nahmen einen glatten Verlauf und wurden zu großer Freude der Lehrerschaft auch von den Eltern der Schüler recht gut besucht. Die Ausstellungen der Zeichnungen und Handarbeiten wurden von ^ehr vielen Gästen betrachtet und haben wohl überall den wohl verdienten Beifall gefunden. Am Freitag, den 24. d. fand die Entlassung der Confirmanden und Confir- mandinnen statt, bei der Herr Director Dr. Groschopp in herzlichen Worten den Kindern den Abschiedsgruß der Schule zurief auf Grund des Schriftwortes: „Fürchte dich nicht, ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn, denn der Herr ist dein Schutz in Ver suchung und vor Sünde, er ist dein Trost, wenn alles auf Erden dich verläßt, er ist dein Heil bei der Auf erstehung und im Gericht." Mögen die Segenswünsche der Schule und der Lehrer in Erfüllung gehen an denen, die nun hinaustreten in des Lebens Kampf und Müh. 38. ländlicher Wahlkreis (Oberlungwitz, Gers dorf, Callenberg, Thurm). Durch das Vor gehen des Bundes der Landwirthe, der die bewährten Vertreter der Kreise fast überall, wo sie keine Land wirthe waren, beiseite schob, hat sich in unserm wie in vielen anderen ländlichen Wahlkreisen der Bevölkerung eine Mißstimmung gegenüber dem Candidaten desselben bemächtigte die vielfach in der Ausstellung von Gegen kandidaten ihren Ausdruck findet. Demnach stehen sich bei uns der conservative Candidat Herr Rentier R. Kunath in Oberlungwitz, als Vertreter der Industrie, des Handels und der Gewerbe und der Candidat des Bundes der Landwirthe, Herr Gutsbesitzer Thieme aus Franken gegenüber. Man dar? sich mithin auf einen lebhaften Wahlkampf gefaßt machen. Gersdorfer Stcinkotsten-Baavereüi. Nach Be schluß dir Generalversammlung vom 23. d M. kommt ittr das Jahr 1898 eine Dividende von 22^«^ nm die Stamm-PrioritätS-Actien Serie I, 20auf die Stamm-Prioritäts Actien Serie II, 10l/.,"/g aus die Liamm-Actien zur Vertheilung Es wirs deshalb der Coupon der PrioritätS-Acticn Serie I mit 67 Mk. 50 Pi, der Coupon Nr. 12 der Priorstäts Acften Serie II mit 61 Mk. 50 Pf., der Coupon Nr. 11 der Stamm-Actien mit 31 Mk. 50 Ps. vom 25. März dss. Js. ab bei Becker u. Co., Commandit-Gesellschast a. Aktien in Leipzig, Günther u. Rudolph in Dresden, Kunath u Rieritz in Chemnitz, sowie bei der Sächsischen Bank zu D.esdcn. Vereinsbank in Zwickau, GesellschaftS- casfe in Gersdorf eingelöst. Die vorstehend nicht er hobenen Dividende verjährt mit dem 25. März 1902 Glauchau. Eine seit 1. Octbr. 1893 erblindete Frau, welche früher durch Waschen und Scheuern und sonstige Handarbeiten ihren Lebensunterhalt verdiente, stellte erst jetzt den Antrag auf Gewährung der Inva lidenrente Trotzdem sie nicht zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung gemeldet war und demnach auch keine Beiträge entrichtet hatte, ist es durch die vom Stadtrathc angestellten eie gehenden Erörterungen ge- lunger, der Frau eine Invalidenrente von jährlich 118 Mk. 80 Pf. auszuwirken. Außerdem erhält die Frau eie ansehnliche Summe von 622 Mk. auf die Zeit vom 1. Oktober 1893 bis 31. März 1899 nach- »gezahlt. Der erblindeten Frau kommt diese beträcht liche Summe umsomchr zu statten, da deren Ehemann unglücklicherweise im Monat Feb uar bei seiner Bc ru'sthätigkeit verunglück, fit, das recht Bein gebrochen Hal und sich noch im Krankenhaus, befindet. Gewiß egiebl auch dieses Beispiel die segensr. 'chc W: kung des Gesetzes über die Jnvaliditä'.S und Alters Versicherung. Die vom Erzgebirgsverein Chemnitz herausge gebene Zeitschrift „Das Erzgebirge" (Verlag der Graser'fchen Buchhandlung in Annaberg) bringt im 1. Heft des 3. Bandes eine längere interessante Abhand lung aus der Feder Dr. Paul Uhle's über die Un ruhen im Erzgebirge während des Bauernkrieges. Durch die Gendarmerie und den Schutzmann wurde am 23. d. eine 5 Köpfe starke Falschmünzer bande in Lorna bei Chemnitz ermittelt und an die Königliche Staatsanwaltschaft in Chemnitz eingeliefert. Im Besitze dieser Münzverbrecher haben sich verschiedene Materialien zur Herstellung falschen Geldes, sowie eine größere Anzahl verschiedener falscher Geldstücke vorgefunden. — Ueber diefes Vorkommniß geht dem „CH. Tgbl." von anderer Seite noch folgender aus führlicher Bericht zu: Gestern, Mittwoch, wurden wegen Münzverbrechens der schon wiederholt und zu letzt mit 11 Jahren Zuchthaus wegen desselben Ver gehens vorbestrafte Schuhmacher Friedrich Ferdinand Felber, sowie dessen Ehefrau, der frühere Polizeidiener Traugott Linke und dessen Sohu Gustav nebst Ehe frau verhaftet und an die Slaatsanwaltfchast abge führt. Vom Obergeltdarm in Gablenz und mehreren Gendarmen wurden Haussuchungen vorgenommen, wobei über 100 Mark in 5-, 3-, 2- und 1-Markstücken, die theilweise sehr gut geprägt sind, aus den ver schiedensten Winkeln ans Tageslicht befördert und lammt Handwerkszeug nebst sonstigem Material sofort beschlagnahmt wurden. Fleischer u d O tonom Schildbach auS Eiben stock zog sich beim Schlachten einer milzbrandkranlen Kuh ein- Milzbravduiieclion za und ist an Weser >m üönigl. Krankens,,fl Zwickau nach drevagigem schwerem Luden vecstvrben. Der Bürgermeister Jacob in Mylau feiert in diesen Tagen sein 25jähriges Amtsjubiläuin. Er hat sich von unten emporgearbeitet, denn er war früher Webergeselle. Alle Einwohner, ohne Unterschied des Standes und der Partei, achten in dem Jubilar einen humanen und gerechten Mann. Der Hausbesitzer und Maurer Hentzschel aus Mahlis hatte sich, von Oschatz kommend, im Hubertus- burger Staalsforstreviere, um auszuruhen, eine Weile hingelegt. Dort ist der bedauernswertste Mann, der wahrscheinlich eingeschlafen ist, am Sonntag früh er froren aufgefunden worden. Eine Parteiversammlung der Lvuwvunve wen in Oschatz aus dem 23. sächsischen Reichstagswahlkreise faßte mit der geringen Mestrheit von nur 4 Stimmen den Beschluß auf der nächsten sächsischen Landesver sammlung die Nichtbetheiligung an den sächsischen Landtaaswahlen zu empfehlen. In Strehla erlitt am Mittwoch auf Kreinitzer Elbgebiet ein mit Steinen beladener, Herrn Schiffs eigner Gelbhaar in Hirschstein gehöriger Elbkahn voll ständige Havarie. Ein Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang ereig nete sich in Lausa bei Radeberg. Ein dortiger Ein wohner hatte Stöcke ans dem nahen Walde geholt und zwei k.eine Kinder halfen den beladenen Wagen schieben. Beim Bahnübergänge in der Nähe des Gasthofes kippte der Wagen an einem Gleise, ein schwerer Holzklotz stürzte herab und zerschmetterte den Kopf des neunjährigen Töchterchens des Maurers Kuntzsch in Gomlitz. Das Kind war sofort eine Leiche. Die Leipziger Volksschullehrer bereiten eine Petition an den dortigen Rath vor, in der um Er höhung der Lehrergehalte in allen Gehaltsklassen ge beten wird. In der Eingabe wird darum ersucht, künftig ein Grundgehalt festzusetzen und daneben ein Wohnungsgeld zu gewähren. Der Grundgehalt soll für provisorische Lehrer 1500 Mk., für ständige Lehrer 1500 Mk. bis 3900 Mk. betragen. Daneben soll für provisorfiche Lehrer ein Wohnungsgeldzuschuß von 300 Mk., für ständige Lehrer ein solcher von 600 Mk. gewährt werden. Das Höchstgehalt soll nach vollendetem 52. Lebensjahre und nach 27 Dienst jahren erreicht werden. Gcstc.v Vormittag gegen 10 Uhr ist das Anw »sc» dcr Gmsbcsitzens Güther' in Scholas bei Elsterberg vollständig niederoebrannt. Das Vieh ist gerettet worden, jedoch sind tammstiche orräthc verbrannt. Lie Gebäude wann m schlecht m Zustande und sollte, in i üchster Z it abgetragen werden, um einem Neubau Platz zu machen; das Baumaterial war schon zum Theil angewhren. Die EntstchnngLursache des Feuers ist noch »' bekannt Am Donnerstag Abend ist ous dun Güterbahn- gost- ui LcipziJ Linvrnau dccBahnaibciicr Fried rich Otto Pftcker auS Dittnchsroda dum Rangieren vom Wagen a r da' Gelus geiallen. Hierbei ist ihm in rollender W.gen übe- das linke Bein gegangen Er in ins Krankenhaus gebracht worden, wo er noä am seiden Abend Verletzungen erlegen ist. Wegen ganz erheblicher Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche ist sämmtlichen Molkereien des Kreises Delitzsch das Abgeben von ungekochter Milch verboten worden. Der nächste deutsche Turntag findet, wie jetzt festgestellt wurde, am 31. Juli und 1. August in Naumburg statt. Am Abend des 31. Juli soll eine Turnfahrt nach der Rudelsburg unternommen werden. Am 8. August erfolgt die Grundsteinlegung zum neuen Jahn-Museum in Freiberg a. U. Ein Ausflug nach dem Kyffhäuser wird die Turnfahrt beschließen. Mit großer Spannung haste man dem am Mitt woch erfolgten öffentlichen Vcikaufder einst weltberühmter Gever/ u schmiSl'icn Tuchfabrik in Lefchewitz be Görlitz er.tg.gcng.'ichev. Es waren nur wütige Bieter erschien?!. Das Höchstgebot gab Commerc-enrato Mende» ans Laschwitz bei Dresden mit 160,000 Mk. ab und wun> ihm das Fabrikgruadstäck mst den dazu gehörigen Wohnhäusern zureschlage». Lie Taxe be- t-ug über 400,000 Mk. Den seitherigen Arbeitern wer nach und nach gekündigt worden, sodaß nur noch Be amte und Werkmeister bis Ende bs. Ms. beschäftig« werde . In Alt Warnsdorf in Böhmen wurd n iwr- gestern 12 Grad unter mull tu »dachtet Die katholische Geistlichkeit in Bodenbach scheint jetzt die Unklugheit ihrer tschechischen Repressalien auf die dortige der Mehrzahl nach deutsche Gemeinde selbst einzusehen. Der tschechische Kaplan Kwasnicka in Rosawitz, derselbe, der auch die tschechischen Pre digten hielt, hatte sich in letzter Zeit auch in amt lichen, an seine deutschen Amtsbrüder gerichteten Schreiben der tschechischen Sprache bedient. Auf An ordnung des Bischofs in Leitmeritz ist nun dem Kaplan Kwasnicka durch feinen Vorgesetzten, Pfarrer Gröschel, bedeutet worden, in Zukunft amtliche Schreiben in veui;cher Sprache aüzufassen. Auch wurde derselbe veranlaßt, seine beleidigenden Aeußerungen gegen die deutsche Sprache zurückzunehmen. Aus dem Gerichtssaale Hamburg, 23. März. Die „Hamb. Nachr." schreit en: Ewige Zeitungen beschäftigen sich neuerdings wieder mit dem Proceß, dw der frühere FriedrichSruher Oberförster Lange gegen tun verewigten Fürsten Bis marck angestrengt hatte. Um ver,ck iedenen irrthümlichen Auffassungen zu begegnen, möchten wir wiederholt fest stellen, daß der genannte Oberförster mit einer festen jährlichen Pension von 4500 Mark baar aus seinem Dicnstverhältniy ausgeschieden ist; seine Mehransprüche, wegen deren er gegen seinen früheren Dienstherrn proceffirte, und die von den Gerichten als unbegründet abgewiesen worden sind, beziffern sich auf die Summe von jährlich rund 200 Mark. Hamburg, 23. März. Die Photographen Wilke und Priester und der Förster Spörke haben gegen das sie wegen Hausfriedensbruchs in Friedrick Sruh zu 6, 3 und 5 Monaten Gesängnißstrafe verurtheilende Er- kenntniß d-r Strafkammer des Altonaer Landgerichts Revision bftm Reichsgericht eingelegt. Comrolversammlintge«. Die diesjährigen Frühjahrs-Coutrolversammlungen des Beurlaubtenstandes iw Controlbezirk Hohenstein- Ernstthal finden im „Schützenhause" zu Hohenstein- Ernstthal: Altstadt, natt und zwar: Am 17. April Borm. 10 Ubr: Reservisten, die zur Disposition ihrer Truvpentheile und die zur Disposition der Ersatz behörden Entlassenen aus der Stadt Hohenstein-Ernst- iha'; am 17. April Nackm. 2 Udr: sämmtliche Land wehr I aus der Stadt Hohenstein-Ernstthal, sowie sämmtliche Landwehr I und Ersatz - Reservisten aus Tirschheim, Hermsdor:, Langenberg und Meinsdorf; am 18. April Vorm 10 Uhr sämmtliche Reservisten, zur Disposition ihrer Truppcntheilc und zur Dis- positivn der Ersatzbehörden Entlassenen aus Tirschheim, Ooeclungwitz, Hermsdorf, Laigcnberg und M-insdorf; ..m 18. April Nachm. 2 Uhr: 'ämmtliche Landwehr I aus Oberlungwitz und Gersdott; am 19. April Vorm. 10 Uhr: sämmtliche Reservisten, die zur Disposition ihrer Truppenthcile und ze.r Dispositon der Ersatz- behörden Entlassenen, sowie sämmtliche Ersatz-Reservisten aus Gersdorf; am 19. April Na.tm. 2 Uhr sämmtliche Ersatz Reservisten aus der Stadt Hohenstein-Ernstthal und aus Oberlungwitz. Handel und Gewerbe. Wolle. Antwerpen, 24. März. Terminnotirunqen. Eonrrac: b ^a-Plata-Kammzug. März 5,27^ F-cs., Avril 5,27»Frc»., Mat 5,,30 Fres., Juni 5,27° Fres., Juli 5,27° Fres., August 5,25 Fres. — Umsap: 370,000 Kg. «rimmung: Behauptet. KaumwoUe. Liverpool, 24. März. Umfaß: 8000 B., davon für Spekulation und Export 1000 B. verkauft. Amerikaner träge, oüindische ruhig. M'ddling amerikanische Lieferungen: März- April 3.17 64 Käufer, Mai-Juni 3.18/64 Verkäufer, Juli-Au gust 3.18/64 Werth, September-October 3.18/64 d Käufer. Bremen, 24. März. Ruhig. Upland middling loco 31'/- M. Ncw-Aort, 23. März. Erster Bericht, ^er wiarlt aus Lieferung eröffnete stetig. August 6,06, October 6,0l. — Zweiter Bericht. Amerikanische Baumwolle aus Lieferung August 6,04, October 5,99. Die heutigen Ankünfte von Baum- vo'l- in allen »äsen werden auf 14,000 Ballen geichäyt. — Dritter Bericht. Baumwolle ruhig, aber stetig. August 6,03, October 6,00 Kattrr. Hamburg 24. März, 3 Uhr. März 29,00, April 29,00, Mai 29,25, Juni 29,50, Juli 29,50, August 29,75, September 30,25, October 30,25, November 30,50 December 30,50, Ja nuar 30,75, Februar 31,00. Ruhig. Bremen, 24. März. Kaffee unverändert. Reis stetig. Zucker Magdeburg, 24. März. »Preise für greifbare Rohzucker. (Ausschließlich Berbrauchssleuei) Ab Stationen. Kornzucker, ohne Sack 88proc. Rendement 10,85—11,05 M., Nachproducte ohne sack 75proc. Rendement 8,70—8,85 M. Tendenz: Stetig. Wochenumsaß: 95,000 Centner. — Preise für greifbare Waare und Waare auf kurze Lieferung (Einschließlich Verbrauchs steuer.) Krhstallzucker I mit Sack 23,75—23,87'/, M., Brod- raffinndc k ohne Faß 24—24,12'/, M., do. II ohne Faß 23,75 M., Würfelzucker 1 mit Kiste 27,25 M. do. II mit Kiste 25,12'/, M., gemahlene Brodrasfinade li tt Sack 26,00 M., do. Raffinade mit Sack 23,87'/,—24,37'/, M., qmmhlenee Melis I mit Sack 23,37'/,—23,50 M, Farin mit Sack >9,50—22,50 M. — Tendenz: Ruhig. Martin schlüpfte ohne Besinnen in dieses Versteck, und konnte nun bequem die ganze Wohnstube über blicken. Und da schwand die krankhafte Erregung so plötzlich, daß es dem Manne war, als hätten ihn während all der Tage die scharfen Krallen eines Raub- thieres gepackt gehabt! Seine Brust dehnte sich, der innige Frieden, der hier schwebte, senkte sich auch auf fein wundes Herz wie ein unsichtbarer Himmelsbote! Weißer Sand lag auf den Dielen, und Lotte streute foeben frisches Tannengrün darüber, das mit Palmenzweiglein vermischt war — ein frischer, duftiger Teppich, vom holden Frühling gewebt! Nichts deutete darauf hin, daß hier eine Pfändung bevorstand. „So, Liebchen, nun ist Festtag!" sagte Lotte froh; sie hob ihr Kind auf den Arm und schritt, vorsichtig zutretend, nach dem Tisch hinüber, wo ein Topf mit dampfender Milch stand. Nun pflückte sie Brotstückchen in einer Schale, goß die Milch darüber und stellte das frugale Essen vor die Kleine hin. Gretchen aß und lachte und plauderte dazu wie ein lustig Vögelein. Lottes Hände ruhten minutenlang ineinander, während die Lippen leise ein Gebet flüsterten, dann grub sie ihre gesunden Zähne in das derbe, unbe strichene Schwarzbrot, und trank in langen Zügen die frische Milch. Von Zeit zu Zeit streckte die Kleine die Aermchen aus, um Mütterchen zu liebkosen, und Lotte strich zärtlich über das dunkle Gelock des Lieb lings. Dazu summten und raunten die Fichten ihr nr- ewiges, geheimnißvolles Lied, und aus dem Blüthen- grunde wehten ganze Duftwellen der Kunden Lenzes- bvten herüber. Ein kecker Windstoß hebt die Baumkronen, stärker wird das Rauschen rings herum, es beginnt, den hoch- müthigen, geldstolzen Mann zu Packen wie eine geheim nißvolle, zwingende Macht. Das ist die mahnende, eindringliche Sprache des Waldes, der kein Menschen herz zu widerstehen vermag! Ein Mann in städtischer Kleidung, ein stattlicher Vierziger, betrat die Stube. „Nun, Herr Kantor, womit kann ich' gefällig sein?" fragte Lotte. Langsam nahm der Lehrer die Hand des Mädchens in die seinige und sah sie aus guten, treuen Augen an. „Lotte, Lotte, heute werbe ich zum dritten Male um Dich, nun sag' endlich Ja! Längst könntest Du eine junge Frau sein, Dir jeden Sonntag Deinen Kuchen backen und einen Braten auf den Tisch stellen! Wie gut könntest Du es haben! .... Die Schul jungen tragen Dir Wasser zu und machen das Holz klein. Von mir will ich vorläufig gar nicht sprechen, obgleich ich ein wenig Liebe wohl brauchen kann! Jetzt kommen sie, Dich zu pfänden, Dir Dein Letztes zu nehmen, was soll dann werden?" Ein leises Weh lag um Lottes rothen Mund. Sie schüttelte den Kopf! „So schlecht ist Martin nicht, ich kenne ihn besser, er bringt's nicht fertig!" „Er bringt noch mehr fertig, Lotte! Er treibt Dich ins Armenhaus, hast Du daran gedacht? Und dort lassen sie Dir Dein Kind nicht, sie geben es einem Bauern in die Pflege, der es schlägt und in den Ecken herumstößt!" Jetzt erblaßte sie doch. „Mein Kind! Wer soll es mir nehmen? Das kann niemand, niemand!" „Sie werden es thun, verlaß Dich darauf! Bei mir aber erhält es ausreichende Nahrung und eine ordentliche Erziehung! Und dann denke ich an das Klavier und an die Geige! Du hörst die Musik so gern, ich will Dir Vorspielen, so oft Du's hören magst!" „Seien Sie mir nicht böse, Herr Kantor, aber ich kann es nicht, nein, gewiß nicht! Ich werde ja so viel verdienen, daß mir das Armenhaus erspart bleibt! Nimmt Martin mir die Hütte, so miethe ich ihm das Stübchen ab —" „Er giebt's Dir nichr, Lotte! Er wird Dich zertreten wie einen Wurm!" „Aber weshalb, weshalb?!" „Das solltest Du doch am besten wissen, Lotte! Martins Haß ist die Maske, unter der sich seine leidenschaftliche Liebe zu Dir verbirgt! Heirathen kann er Dich nicht, dazu bist Du zu arm — und dann ist auch der Fleck auf Deiner Ehre von wegen dem 5ftnde —" Wie glühende Lohe flammte es bis zu Lottes Stirn hinauf. Mit einer fast wilden Bewegung, als solle sie vergehen vor Scham, schlug sie beide Hände vor das Gesicht. „So ist der Martin besser, als Ihr alle!" rief sie erregr, „denn er zweifelt nicht an meiner Rein heit ! Und was er mir Böses zufügt, das thut er im Wahn —" „Ganz recht", bestätigte der Kantor ernst, „im Liebeswahn! Und was das andere betrifft, so suche doch mir erfahrenem Manne nichts weiß zu machen! Nur eine leibliche Mutter kann ihr Kind lieben wie Du das Deine —" Lotte ließ langsam die Hände sinken. „Wenn Sie so denken, Herr Kantor, kennen Sie das mensch liche Herz doch nur oberflächlich! Ich brauchte Liebe, fühlte den heißen Drang in mir, meine Liebe zu be- thätigen! Deshalb nahm ich mich des kleinen Würm chens an, des Kindes einer armen Hausirerin! Und seitdem ich mein Gretchen habe, ist Sonnenschein in meinem Leben! Ich erziehe es in meinem Sinne, und es ist mein Kind, trotzdem ich es nicht geboren habe! Und wer mir das nicht glaubt, der achtet mich nicht, und wer mich nicht achtet, soll mich nicht zum Weibe begehren!" Ein Jubellaut löste sich aus Martins Brust, so stürmisch, als bedeute er Befreiung von unaussprech licher Qual! Mit wenigen Schritten hatte er die Hütte erreich dann ging's in die Stube hinein, und dort stand er nun, mitten auf dem duftigen Teppich von Tannen grün und Palmenkätzchen und streckte die Arme nach dem Mädchen aus, das er behaßt hatte von Jugend auf! Wie ein Verschmachtender stand er dort, wie einer, der Furcht hat, das gefundene Glück könne ihm noch einmal entfliehen. „Ich glaube Dir, Lotte", sagte er erschüttert, „und — jetzt verstehe ich auch Dich — und mich —" Lotten, der Starken, Muthigen schien es, als weiche und wanke alles um sie her, bebend sank sie an die Brust des Mannes, den sie liebte, solange sie denken konnte! „Endlich," sagte sie aus tiefster Seele, „endlich Martin! Kommen mußtest Du ja einmal, aber Du hast micb lange warten lassen — sehr lange." „Ich wußte es nicht," stammelte er, „ich wußte cs ja nicht Lotte! Es riß und zerrte so gewaltig an mir, da nahm ichs für Haß, weil ich die Liebe nicht kannte aber wie Du am Sonntag mit dem Kinde sprachest — ach, Lotte, sprich immer in dem selben Ton mit mir." Der Cantor hatte still das Haus verlass:n. Urnen am Wege taucyte ein kleiner Handwagen auf mit einem Hunvcgespann davor, er war dazu be stimmt, Lottes wenige Habseligkeiten aufzunehmen Der Cantor eilte dem Gefährt entgegen. Lotte sollte m dem Glauben bleiben, daß Mar in es mit der Pfändung nicht ernst gemeint Habel Lie Glocken läuteten den Festtag ein, duftum flossen sank die F'ühlingSnacht herab, die alten Föhren aber schüttelten erstaunt ihre Häupter über die thörichten Menschenkinder, die sich selber soviel Weh bereiten und fv ost verständnißloS bleiben der machtvollen Sprache der Natur gegenüber, die da Liebe und Versöhnung predigt oyne Aufhören!