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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-189902216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-18990221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-18990221
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-21
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.02.1899
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zusammen 2242 Escdr. zusammen 1325 Escdr. Ausdruck: Deutschland Oesterreich Italien 669 Escdr. 481 „ 175 „ Frankreich 738 Escdr. Rußland 1504 „ Hamburg, 19. Februar. Behufs Gründung eines gemeinsamen Waarenhauses haben gegen 70 hiesige Detaillisten eine Vereinigung geschlossen. Sechs Millionen Mark sind bereits gezeichnet. Oesterreich-Ungar«. Wien, 18. Februar. Die Erzherzogin Maria Immaculata ist heute Vormittag 9>/z Uhr gestorben. Wien, 19. Februar. Die hiesigen Blätter, aus genommen die antisemitischen, beglückwünschen Frank reich zu der Wahl Loubets, befürchten aber, daß Loubet einen schweren Stand gegenüber den ihm feindlich ge sinnten Gegner des republikanischen Gedankens haben werde. Pest, 18. Februar. Abgeordnetenhaus. Der Alterspräsident widmet dem Präsidenten Faure einen warmen Nachruf. Hierauf erhebt sich unter lautloser Stille der Ministerpräsident Baron Banffy und er klärt, die Regierung habe sich entschlossen, dem Könige chre Entlassung einzureichen und werde dies heute thun. Er ersuche das Haus, sich zu vertagen, vis der König seine Entschließungen bezüglich der Neubildung der De«1srhes Reich. Berlin, 18. Februar. Der Minister des Innern hat d en Polizeipräsidenten angewiesen, die vom Magi strat nachgesuchte Bauerlaubniß in Sachendes Fried hofs der Märzgefallenen zu versagen. Die 8. Commission des Reichstages für die Be- rathung der Bankgesctznovelle setzte heute die Be sprechung über Art. 1 fort und erörterte zunächst nur die Erhöhung des GrundcapitalS. Die Vorlage schlägt bekanntlich eine solche auf 150 Millionen vor, während sowohl der Antrag Dietrich v. Staudy wie der Antrag Gamp eine Erhöhung auf 200 Millionen wünschen. — Bei der Abstimmung über diesen Theil des Art. 1 — Erhöhung des GrundcapitalS — wurde der Antrag Gamp — Erhöhung um 80 Mill. Mark — mit 18 gegen 8 Stimmen abgelehnt, der Vorschlag der Re gierung dagegen angenommen. — Nächste Sitzung Dienstag Abend. Die Wahlprüfungscommission des Reichstages hat die Wahl des Abg. Grafen Carmer (cons.) beanstandet. Berlin, 20. Februar. Ein Bittgesuch wurde gestern Nachmittag 3 Uhr vor dem Hause Unter den Linden 4a von einer feingekleideten Dame in den kaiserlichen Wagen geworfen. Die Bittstellerin heißt Frau vou Chaumier und ist die Frau eines aus- ändischen Hauptmannes. Die Dame wohnt bereits eit 14 Tagen in einem der ersten Hotels in Gesell- chaft ihrer Tochter. eine Ahnung davon, daß so bald ein Präsidenten wechsel eintreten würde, der die Lage der Republik selbstverständlich in diesen stürmischen Zeiten noch mehr gefährden mußte. Aber jene Wachsamkeit und Entschlossenheit, die zu raschem Handeln die Voraus setzung bilden, haben wenigstens diese Gefahr der Zwischen regung gründlich beseitigt, und man darf auch annehmen, daß der richtige Mann gewählt wor den ist, der im Stande sein wird, das republikanische Staatsschiff an allen noch drohenden Klippen vorüber zu steuern. Loubet hatte als sein Programm verkündigt, daß er ein fester Republikaner sein und mit den Abge ordneten in nahen Beziehungen bleiben werde; er wird, heißt dies, alle Freunde der Republik gesammelt halten. Das ist ein hohes uno gures Ziel in diesen Tagen der Verwirrung und Zerrissenheit, die sich überall in Frankreich geltend macht und von Stunde zu Stunde immer weiter um sich griff und immer gefährlicher wurde. Diese Wogen, die so wild auf schäumen, werden sich ja nicht so bald besänftigen lassen; dazu gehört, daß vor Allem jener bösartige Prcceß zu Ende kommt, der das französische Volk in zwei sich leidenschaftlich bekämpfende Heerlager spaltet. „Wird ein Freund der Revision gewählt, dann werden die Lebelgewehre von selbst los gehen," so wurde am Freitag von den „Patrioten" gedroht. Da wird denn ein festes und entschlossenes Austreten für die Republikaner zur Nothwendigkeit; halten sie zusammen, dann, aber nur dann können sie aller Drohungen spotten. Wird diese Einmüthlgkeit Bestand haben? Nur der Mangel an einer geeigneten Persönlichkeit unter den Prätendenten monarchischer oder napolionischer Vergangenheit hat die Republik bisher davor bewahrt, daß sie vor die Nothwendigkeit gestellt worden ist, ihre Existenz mit Waffengewalt zu vertheidigen. Die Lage ist weit ernster als im Frühjahr 1873, wo Thiers dem Marschall Mc Mahon Platz machte. Die Zuversicht der republikanischen Parteien und deren Glaube an sich und idre Mission ist stark erschüttert. Ihre Hoffnung beruht nicht sowohl auf dem Vertrauen deutsch-französische Krieg brachte sofort hinlängliche Arbeit. Felix Faure nahm an der Bildung der Ra tionalgarden von Le Havre und dem Seine-Jnferieurc- Departement Theil und wurde am 18. November 1870, obgleich er eine hohe Nummer bei der Aus hebung gezogen hatte und nicht Soldat gewesen war, zum Lataillouschef in dem Freicorps ernannt. Im Mai 1871 reiste er zur Bekämpfung der von der Commune angestifteten Brände an der Spitze einer Abtheilung freiwilliger Feuerwehr nach Paris und er hielt wegen Auszeichnung im Kriege das Ritterkreuz der Ehrenlegion. Nach Le Havre zurückgekehrt, nahm er seinen Platz in der Mairie wieder ein und unter nahm eine republikanische Propaganda, die dem Herzog de Broglie, dem damaligen monarchistenfreundlichen Ministerpräsidenten mißfiel, und so kam es, daß er im Jahre 1874 seiner Stellung im Gemeinderathe Le Havre enthoben wurde. Aber gerade das war eS, was Faure bei seinen Mitbürgern populär machte. Er er klärte in seinem politischen Glaubensbekenntnisse, daß er eine tolerante Republik wolle, die allen offen stehe und die Jutereffen eines jeden schütze. Zwar wurde er nicht gleich ins Parlament gewählt. Er widmete sich seinem Geschäfte, reiste.von 1877 bis 1881 und lieferte der Handelskammer von Le Havre und der Marinecommission bemerkenswerthe Berichte. Darauf wurde er im Jahre 1881 vom dritten Wahlkreis in Le Havre zum Deputaten gewählt und bei den späte ren Deputirtenwahlen regelmäßig wieder ins Parlament geschickt. Hier glänzte er weniger durch hervorragende Reden, als durch seine Competenz und sein Interesse >ei allen industriellen und kommerziellen, sowie vament- ich bei densArbeiterfragen, so daß er es alsbald zum Unterstaatssecretär, zum Vicep-äsiSenten der Kammer und zum Minister brachte. Am 30. Mai 1894 erhielt Zaure im zweiten Cabinet Dupuy daS Marineporte- euille, und als Casimir Peuer am 15. Januar 1895 zurücktrat, wurde Felix Faure zwei Tage später Prä- Tages,«schichte. Die Wahl in Versailles. Sie haben diemal rasche Arbeit gemacht, die entschlossenen Republikaner, die gestern die Wahl des siebenten Präsidenten von Frankreich vornahmen; schon im ersten Gange wurde der Candidat gewählt, auf den sich nach kurzen Be sprechungen alle Die geeinigt hatten, denen es zumeist darauf ankam, die Republik in diesen gefährlichen Zeiten zu schirmen. Der bisherige Präsident des Senats, Loubet, hat 483 Stimmen erhalten, während der Candidat der Conservativen, Mäline, nur 270 bekam. Die Majorität war also noch viel größer, als man voraus berechnet hatte. Es war schon von günstiger Vorbedeutung, daß dem Präsidenten, als er Tags zuvor sich im Ober hause erhob, um den Tod Faures anzuzeigen, eine dreifache Beifallssalve entgegentönte mit dem Rufe: „Es lebe die Republik!" und das sich dann alle im Luxemburg anwesenden Senatoren, 177 an der Zahl, einmüthig entschlossen, für Loubet zu stimmen. Dieser hat außerdem noch die ganze demokratische Linke und die anderen fortschrittlichen Gruppen der Abgeordneten zimmer für sich gewonnen, und so war gestern sein Sieg im Voraus sicher. Die rasche Arbeit entsprach der Entschlossenheit, mit der alle treuen Anhänger der Republik den Widersachern ein Zeichen geben wollten, daß Männer genug zur Vertheidigung der jetzigen Regierungsform vorhanden seien. Das hatte der Ministerpräsident Dupuy schon vor einiger Zeit betont, indem er stolz und zuversichtlich erklärte: „Meine Herren, die Re gierung ist wachsam; zu Besorgnissen für die Republik liegt kein Anlaß vor." Damals hatte noch Niemand Aus der Freitagssitzung der Budgetcommission des Reichstags ist noch die vom Abg. Bassermann gegebene Aufstellung über die Verstärkung der Cavallerie u erwähnen, für welche Rußland und Frankreich ehr viel gethan haben, während bei uns verhältniß- näßig wenig geschehen ist. Das Mißverhältniß kommt in folgenden Zahlen zum Aas dem Gerichtssaale. Leipzig, 18. Februar. Der czechische Arbeiter Peschula stach seinen Landsmann Puschka am 14. Januar abends nach dem Besuche einer Versammlung mit einem dolchartigen Messer, weil dieser seinem Vater eine Ohrfeige gegeben hatte. Das Schwurgericht ver- urtheilte Peschula am Freitag wegen versuchten Todt- schlags zu zwei Jahren Zuchthaus. einznschreiten. Der freisinnige Abg. Munckel trat für eine maßvolle Behandlung der RordschleSwiger ein. Die conservativen Abgg. Fürst Bismarck und Graf Kliuckowström sprachen in «ärmsten Worten für nationale Politik. Ersterer stellte für alle Beziehungen zum Auslände den Satz obenan: eountry-rixdt or vrong". Der Antisemit Liebermann vou Sonnen berg schloß, wie üblich, mit einem semitischen Späß Yen. Damit wurde die Besprechung geschlossen. Montag: Wahlprüfuugen und Anträge aus dem Hause. Deutscher Reichstag. Berlin, 18. Februar. Der Reichstag überwies heute zunächst den schleunigen Antrag der socialdemokratischen Fraction auf Einstellung eines gegen den Abg. Stadthagen schwebenden Strafverfahrens auf die Dauer der Session an die Geschäftsordnungscommission und setzte dann die Besprechung der Interpellation Johannsens fort. Abg. Lenzmann von der freisinnigen Volkspartei wies darauf hin, daß die Reichsregierung neuerdings mehr fach die Neigung verrathe, die Competenz des Reichs tags einzuschränken, so in der Lippeschen Angelegenheit, in der Haltung des Staatssecretärs v. Podbielski und jetzt in dieser Sache wieder. Wenn man ihnen Mangel an nationaler Gesinnung vorwerfe, so sei das eine Verunglimpfung und Beschimpfung. — Präsident Graf Ballestrem unterbrach hier den Redner, er nehme an, daß dies nicht von Mitgliedern des Hauses gelten solle. — Abg. Lenzmann bestätigte dies und fuhr fort: Das nationale Bestreben seiner Freunde richte sich darauf, die Wohlfahrt und Ehre des deutschen Reiches auf dem Boden der Gerechtigkeit zu fördern. Wenn die Rechte unter Patriotismus selbstsüchtige Jntereffen- politik und dünkelhafte Ueberhebung gegenüber fremden Rationen verstehe, so seien sie allerdings nicht national. Erstrebten die Agitatoren in RordschleLwig nur die Erhaltung der Rationalität und Sprache, so blieben sie auf gesetzlichem Boden. Seien denn die Deutschen in den Ostseevrovinzen, die Sachsen in Siebenbürgen Verbrecher? Rein! Wir unterstützten sie vielmehr. Deutschland erlitt in Folge der Ausweisungen Schädigungen in Handel und Verkehr und der Abg. Tönnies habe gestern ganz zu Unrecht bestritten, daß sie auf die Leutenoth von Einfluß seien. Die Polizei- chicanen seien unerhört. Lasse man doch sogar Hoch zeiten wegen der Gesänge polizeilich überwachen. Das Schlimmste aber sei, daß man den Eltern ihr heiligstes Recht, daS Eigenthumsrecht an ihren Kindern, nehme und sie hindern wolle, diese zur Erlernung der däni schen Sprache auf dänffche Schulen zu schicken. Die Regierung hätte wohl nicht übel Lust, ein solches Ver fahren auch bei den Socialdemokrateu zu probiren; die seien ihnen aber zu stark, da fehle es ihr an Muth. Bei den paar Dänen versuche sie es. Abg. Lehr (nl.) zeigte das planmäßige Sustem in der dänischen Agitation, Abg. Stockmann (Rp.) hielt die Besprechung der Interpellation für überflüssig und schädlich; dadurch setzte sich Deutschland dem Ausland gegenüber herab. Der Pole Glebocki und der Welfe v. Hodenberg ver- theidigten die dänische Agitation. Der nationalliberale Abg. Sattler bezeichnete cs als Pflicht der Regierung, gegen die illoyale, häßliche und kleinliche Agitation halt des Korbes untersucht und dabei die gestohlenen Sachen zu Tage gefördert. Der Name der Frau wurde festgestellt. Cabinet» getroffen habe. Da Hans stimmt dem za Tie liberale Partei bereitet am Schlaffe der Sitzung Baro« Banffy pürmische Beifallskundgebungen. , K-l-tr«. Brüssel, 18. Februar. Mit dem Eisenbahnzuge, der um 5 Uhr 22 Minuten früh in Touruai abgcht und um 8 Uhr 22 Miauten in Forest bei Brüssel «akommt, wo er Aufenthalt hat, fuhr auf dem dortigen Bahnhöfe der um 6 Uhr 47 Minuten vou Mons ab gehende, in voller Geschwindigkeit einfahrende Schnell- zug zusammen. Letzterer hatte in Folge des dichten Nebels da» Haltesignal nicht bemerkt. DerZusammen stoß «ar furchtbar; die Locomotive des Schnellzuge» schob die letzten Wagen de» Zuge» von Tournai, der stark beschädigt wurde, ineinander. Mehrere Wagen wurden vollständig zertrümmert. 15 Personen wurden getödtet, 30 verwandet. Der ganze Dienst auf dem Südbahnhof in Brüssel ist unterbrochen. Brüssel, 19. Februar. Nach neueren Mittheiluugen wird die Zahl der Tobten bei dem Eiseubahuzusammen- stoß auf mindesten« 30, die der Schwerverletzten auf 50 geschätzt. Frankreich. Paris, 18. Februar. DaS Telegramm de» Kaisers Wilhelm an Frau Faure hatte folgenden Wortlaut: Tiefbewegt durch die Nachricht vom Tode Ihre» Gemahl», des Herrn Präsidenten der französischen Republik, beeile Ich Mich Ihnen auszusprechen, welch' aufrichtigen Antheil Ich an Ihrem schrecklichen Verluste nehme. Die Kaiserin vereint sich mit Mir in den heißesten Wünschen, daß der allmächtige Gott Ihnen die Kraft geben wolle, den Schmerz zu tragen, welcher Sie uiedergebeugt hat. Wilhelm l. k. Paris, 17. Februar. Als Präsident Faure gestern im Sterben lag, äußerte er, wie der Cabinetsdirector Le Gall mittheilte, wehmüthig lächelnd zu seinem Hammer diener: „Sehen Sie, wie wenig der Mensch ist, selbst wenn er Präsident der französischen Republik ist." Paris, 17. Februar. Der Lebenslauf Felix Faures ist Folgender: Francois Felix Faure war am 30. Januar 1841 in Paris geboren. Sein Vater ließ ihn das Gerberhandwerk erlernen; ein Umstand, der auch auf seine politische Laufbahn von Einfluß war, denn der junge Faure lernte in Amboise, wo er sich in. der Lehre befand, seine spätere Gemahlin ken nen und die Heirath mit ihr ermöglichte es ihm, eine Filiale des Ledergeschäfts in Le Havre zu gründen. Von seinem dortigen Aufenthalte ab datirt seine poli tische Carriere. Er beschäftigte sich zuerst mit dem öffentlichen Hülfswesen und wurde schließlichim Jahrs 1870 zum Beigeordneten dcS Maire ernannt. Der In Wattersdorf bei Altenburg hatten Kinder, die sich selbst überlasten waren, eine Wärmflasche in den Ofen gesetzt, ohne den Verschluß zu lösen. Dadurch entstand eine Explosion, die den Ofen zertrümmerte und ein am Ofen sitzende» Kind so arg verbrühte, daß beim Ausziehen der Kleider die Haut sich mit ablöste und dar Fleisch blo» lag. «US Bad Köse«, 18. Februar: Gestern früh gegen 4 Uhr ertönte Feuerlärm. ES brannte der Saal de» KurgartenS. DaS Feuer ist zuerst von dem Schornsteinfegermeister Poppe und dessen Lehrling ent- deckt worden. Der Brand ist auf der an den Saal angebautev Theaterbühne ausgebrochen und hat beide Gebäude in Asche gelegt. Dem thatkräftigeu Eingreifen der freiwilligen Feuerwehr ist e» zu verdanken, daß der Brand nicht die andere» anstoßenden Gebäude de» KurgartenS ergriffen hat. Die Gebäude und daS Mobiliar sind bei der Magdeburger Feuerversicherung»- gesellschaft versichert. Die EutstehungSursache de» Brande» hat bisher nicht festgestellt werden können. Der Saal ist vorgestern Abend zu einem Concert benutzt worden. und dem Bewußtsein der eigenen Kraft, als auf der Zersplitterung der gegnerischen Parteien. Wir sind auch unter Herrn Faure» Präsidium «u» dem Zustand vorsichtiger Zurückhaltung nicht heran»- gekommen. Auch die versöhnlichere Haltung, welck Vie französische Presse in den letzte» Wochen Deuffck land gegenüber emgenomme» hat, wird doch Nieman darüber habe» täusche» können, daß wir e» hier mit einer Erscheiaung zu thun habe», die a» sich ja er- freulich sein mag, aber für deren Dauer Niemand eine Bürgschaft übernehmen könnte, zumal sich nicht über- sehen läßt, daß die Annäherungsversuche an Deutsck land wesentlich mit bedingt sind durch die Verein samung, in die Frankreich auf dem Gebiet der aus wärtigen Politik gerathen ist. Wir haben also, auch wenn kein Grund zu Be- wrgniffen vorliegen mag, doch allen Anlaß, für die nächste Zeit den kommenden Ereignissen in Frankreich besondere Aufmerksamkeit zuzuweudcn. Da» aber darf mau immerhin annehmen, daß die vorgestrige Wahl ein Ereigniß ist, welches unter den obwaltenden Umständen für die französische Re publik Glück bedeutet, die Aussichten der auf der Lauer liegenden Kronprätendenten aber mindert. Und das können auch wir nur begrüßen, denn es ist gleich bedeutend mit einer guten Gewähr der Erhaltung des Friedens. Dann wurde das innere Fenster ae ffnet - knochige Hand laugte de» Nietzsche ye> ru». Nun war der Schattenweg zu Ende und die staubige Landstraße mit ihren knarrenden Lastwagen und heimkehrenden Arbeitertrupps verlockte wenig zum Weiterwandern. Aber wohin sollte er sich wenden? Die Gvieß- bürger in den WirthShäusern und Biergärteu widerten allen hier herum in frischer Erinnerung wäre, wie sie als barfüßiges Bettelkind auf den Hof gekommen ist." Regierungsrath Rothe erhob sich. Rothglühend versank die Julisonne im Westen und die beginnende Abendkühle lockte hinaus in Feld und Wald. Bald waren die freundlichen, gartenreichen Straßen, die schattigen Promenäoenwege am Fluß durchschritten, aber die Geschichten aus dem Wirths- hause gingen mit ihm und gaben ihm zu denken. Der verstorbene Stademann mochte wohl ein wunder licher Heiliger gewesen sein, ein sonderbarer alter Junggeselle, dessen einziger Sport die Menschenliebe gewesen war. Er hatte Schulen und Hospitäler ge baut, Wege, die ihn nichts angingen, gebessert, Waisen kinder als seine eigenen ins Haus genommen und schließlich demjenigen von ihnen, an dem ganz be sonders sein Herz hing, Namen und Vermögen hinter lassen. Und diese Adoptivtocher! Warum beschäftigte sich die öffentliche Meinung so eingehend und so wenig günstig mit ihr? Was warf man dem Mädchen eigentlich vor? Er erinnerte sich nicht, je etwas Be stimmtes vernommen zu haben. Gewiß spielten, wie in allen bäuerlichen Kreisen, Geiz und Mißgunst ihre Rollen. Budget. Und der Doctor, ob der wirklich nicht sieht, wie der Amtsrichter seiner jungen Frau die Cour macht! Es ist ein reiner Scandal!" Ja, eS war ein Scandal, allabendlich diese Ge schichten anhören zu müssen. Drum lieber noch ein Gang auf seine Canzlei, um dort nach den Briekein- gängen zu sehen. Aber der gravitätische Secretär war auch so langweilig. „Wie der Herr Regierungsrath befehlen, wenn der Herr Regierungsrath meinen," viel mehr war nicht aus ihm heraus zu bekommen. Also lieber nach Hause, um es sich dort bei offenen Fenstern mit eiuer Cigarre bequem zu machen. Dabei fiel ihm aber die gänzliche Bücherlosigkeit seines hiesige» ChambregarniS schwer aufs Herz. Vielleicht ließ sich in der einzigen Buch- und Musikallen-Handlung des Städtchen» doch etwas Lesbares für den Abeud finden. I» dem schmalen Schaufenster im Eckhaus am Ring war freilich die Auswahl klein und wenig ver lockend. Landwirthschaftliche Kalender, der Hausarzt für Dorf und Stadt, eine MonatSauSgabe der Garten laube, Jndianergcschichten für die Schuljugend und mitten darunter wie ein Adler unter den Krähen Nietzsche'- „Jenseits vou Gut und Böse." „Donnerwetter, wie hat sich dies c Kunde denn hierher verlaufen!" kam es ihm aus die Lippen, als eine Dame im Hellen Staubmautel unk langen, gelben Musketier-Handschuhen au ihm vorüber uud die Ladeu- stufeu hinauf ging. Er hörte, wie der Principal selbst yierbeikam, sie begrüßte und nach ihren Befehle» fragte. Dann wurde das iunere Fenster ae ffnet und eme „Ob die sich wohl zum Uebermer.schen ausbilden dachte Rothe unmuthig. Verstohlen lugte er hineiu, konnte aber nicht» entdecken als eine volle schlauke Gestalt und im Racke» de» üppige», roth- ihn an. „Haben sie schon gehört? Der Landrath wird , sich wieder als Candidat für das Abgeordnetenhaus will?' aufstellen lassen. Ja, der kann ohne diese Diäten nicht mehr auskommen, die fehlen ihm sonst im WirthschaftS- blonden Haarknoten, den das weiche graue Herren- hütcheu frei ließ. „Soll ich die illustrirteu Zeitschriften mit dazu packen?" hörte er den Buchhändler fragen. „Und mit der Lieferung der Schulhefte bleibt es doch wieder beim Alte», uicht wahr?" Sie antwortete darauf Bezügliches mit einer etwas bedeckten aber ungemein wohlklingenden Stimme uud ging, das Bücherpacket selbst tragend, wieder an ihm vorüber. „Hm", machte er, „rote Haare uud Sommer- sproffeu sind nicht gerade mein Geschmack, aber etwas Apartes hat sie doch uud wie zierlich sie die Füße setzt. Hoffentlich philosophirt sie uicht selbst uud überläßt den Uebermeuschen männlicher Anverwandtschast." Ziellos durchstreifte er die Straße», bis er plötz lich in der Hospitalgaffe, einer wellig elegautev, meistens von Handwebern und andern kleiuen Leuten bewohnten Gegend den Hellen Staubmautel wieder vor sich sah. Die Straße war leer, um aus einer elenden kleinen Schnapsschänke schallte wüster Lärm. Run öffnete sich die niedere Thür uud gefolgt von allerlei fragwürdigen Gestalte» taumelte ein großer, betrunkener Mensch heraus und stellte sich drohend gerade vor die Dame hin. „Heute will ich ihr aber einmal zeige», was die Glocke geschlagen hat," brüllte er. „Deutsch reden muß man mit ihr. Mich, den besten Vorarbeiter, mitten in der Ernte au» der Arbeit jagen, das soll ihr nicht so hiugehen." Unerschrocken war die Dame stehe» geblieben. „Gieb mir mal gleich den Weg frei Pietrek, aber sofort!" herrschte sie ihn au. „Uud wenn Du morgeu Deiueu Rausch ausgeschlafeu hast, schäme Dich. Deinem Weibe will ich aber nicht sage», wie und wo ich Dich gesunde» habe. Au» dem Wege, wird» bald?" (Forts, f.) in 1 Dem Een Miu wün Best stuul alte» hielt den Vor, in S vom Die Abg« zu d wün mich sei öffne vor, und Redl zu 8 und groß verri den vier Tub Zwi Wah braci Nati riefe nisch von glau im ! trati erhi« Telc ein „W. auch von nach wur Gesc heut russi msp> vom Mit Bez' Gru irgei von abge bald lieg. ziel lich N mm riss lan der Vö an Fr, wa mö e« son mii seh alb all« co» trit Gr Stademaa« «ns Tochter. Erzählung von H. Rens. (Nachdruck verboten.) I. Sie sagten es alle im Ort, daß die Christel Stademann draußen auf dem Freigut nicht viel tauge. Durch allerlei Ränke sei die große Erbschaft erschlichen und der selige Herr Franz Gideon möge sie auch wohl mit andern Au-cn, als mit denen eines ehr samen Adoptivvater- «geschaut haben. Der junge Regierungs-Commiffar Rothe, den seine Behörde zur Regulierung allerlei ländlicher Auseinandersetzungen in die Provinz gesandt, hatte in der Stammkneipe während seines Hierseins so oft diese Geschichten wiederholen gehört, daß er sich für die unbekannten Personen leise zu interessieren begann, um so mehr als morgen ein Lokaltermin in Gutwohne angesetzt war, wobei er mit der Besitzerin und deren Rechtsbeistand verhandeln sollte. „Ja, und die beiden jüngeren Pflegekinder sind aus dem Hause gethan," erzählte die Wirthin des schwarzen Adlers, dem Repierungsrath ein neues Glas Pilsener bringend. „Sie sollen etwas Tüchtiges lernen, um später auf eigenen Füßen zu stehen. Das mag ihr passen, so allein im warmen Neste sitzen." „Vielleicht war des alles im Testament vorge sehen. Weiß Gott, Ihr Frauensleute müßt auch immer der da draußen etwas am Zeuge flicken! Was wollt Ihr eigentlich? Sie hält die Wirthschast gut ini Stande, giebt mit vollen Händen und kommt nie mand in den Weg. „Aus purem Hochmuth," eiferte die Frau. „Die große Dame möchte sie spielen; wenn nur nicht noch
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