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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-189901221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-18990122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-18990122
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-22
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.01.1899
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(Mitch Mau vermag Leickso» und < MllN! rechtz über leistu Daue festge Seba! die lk Landi Leben Ansch die L dazu Früh milde ihrer dies« ihre wie vier ichn imu vor Fe ¬ in den unt daß Bli zur; in d< Amevika. Newyork, 20. Januar. Nach einem aus Lima eingetroffenen Telegramm haben die Aufständischen in Bolivia zwei Bataillone der Truppen des Präsidenten Alonso geschlagen und viele Gefangene gemacht, die nach La Paz gebracht wurden. Dort herrscht große Begeisterung und wird ein baldiger vollständiger Sieg der Aufständischen erwartet. Washington, 20. Januar. ES ist Befehl ertheilt worden, daß em amerikansicheL Schiff sich nach Sa-oa begebe um dort nach "en Instructionen des amerika nischen Consuls zu handeln, so weit sie mit den Be stimmungen des Berliner Vertrages übereinstimmen, welker nach Ansicht der amerikanischen Regierung ge nau eingehalten werden muß, so lange er nicht abge ändert ist. schwebe. Wie groß und leidenschaftlich mußte Haus' Liebe sein, um ein solches Opfer von dem Vaterherzen zu fordern! Wie edel und hochsinnig der Vater selbst, um es seinem Sohn zu bringen! Schüchtern trat Lina vor dem Geliebten hin und sprach mit ver schämtem Erröthen: „Was soll ich an dem Platz, Du Einziger, auf den mich Deine Liebe stellen will? Bei Dir liegt es im Blut, wortlos spricht es aus Deinen Augen, daß Du vom edlem Geschlecht bist, aber ich?" Es geht nicht, Hans, die Tochter der Arbeiterwitwe würde Dein Schloß verunzieren, laß mich!" Sich der eigenen Anmuth unbewußt, stand Lina berückend schön vor dem berauschten Jüngling. Trunken von Glück wollte er sie an sein Herz drücken, sie aber erwehrte sich seiner mit der Majestät einer Königin, das einfache Ding. Fürwahr, Hans von Knorr hatte einen anderen Erfolg von seiner Mission erwartet! „Du darfst den lieben Gott nicht versuchen, Lina, nicht das Glück und die Freude eines ganzen Lebens von Dir weisen, wie gern wir Hans und Dich bei uns behalten hätten, wenn Euch aber solch ein Glück in den Schoß gelegt wird, sündhaft wär's, es abzulehneu. Ach, Euch soll ich von mir lassen, Dich, Hans, und Dich, Lina!" Frau Bull senk:e das Haupt, und Thräne um Thräne rann ihr in den Schoß, der Pflegesohn ergriff ihre Hand, legte sie in die seine und sprach zärtlich: „Mein Herz bleibt bei Euch, Mutter, und oft komme ich ins liebe Schulzenhaus, denn ich weiß zu fchätzen, was Ihr an mir gethan, und Ihr, Vater, werdet mir immer ein treuer Rathgeber verbleiben." Feurig umarmte er Lina und flüsterte ihr Worte der Liebe und Hoffnung zu, bis sie wie berauscht von den Bildern, die er ihr malte, ihr Lockenköpfchen an seine Brust schmiegte und gleich Dornröschen dem fernen Glück entgegenträumte. — — — „Mache aus mir, was Du willst, Hans," hauchte sie in süßem Erschauern, „werde ich Deiner werth sein?" Heiße Lippen trank der Junker von ihren kirsch- rothen Lippen, mit stillem Entzücken sahen die Alten zu. „Komm, o komm zu meinem Mütterchen, Schätz, ach, ich hin der Theuern ja die Offenbarung memeS «achtrag. Berlin, 21. Januar. Das Kaiferpaar wohnte gestern einem Diner beim Fürsten Radziwill bei, an welchem auch der wegen eines angeblichen Duells vielgenannte Schwiegersohn des Fürsten, Graf Roman Potocki, theilnahm. Wien, 21. Januar. Ju Abgeordneteulreisen verlautet, -aft die von polnischer Seite gemachten Anstrengungen, die deutsche Opposition zumFalleu- lassen der Obstruktion zu bewegen, damit das Parlament wieder actionsfähtg werde, Aussicht auf Erfolg habe«. Budapest, 21. Januar. Baron Banffy dürste sich heute Abend nach Wien begeben, um dem Kaiser über die bisherigen Resultate Bericht zu erstatten. Es verlautet, -asz trotz der ablehnen den Haltung der Opposition die Negierung die Compromitzverhandlungen fortsetzen wolle. Paris, 21. Januar. Die „Liga der vaterländischen hat an allen Mauern der Stadt Plakate auschlagen lassen, auf denen Auszüge der letzten Reden Cavaignaes in der Kammer und des Berichts des Gen darm riehauptmanns Herque über die an geblichen Geständnisse Dreyfus' gegeben werden. Esterhazy hat seit gestern das Hotel, in welchem er abgestiegen war, verlassen und ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Man nimmt an, datz er eine andere Woh nung gesucht habe, um den N chsteüungen der Journalisten zu entgehen. Paris, 21. Januar Das englisch egyp- tische Abkommen betreffs des Sudans wird VE der Presse fortdauernd höchst abfällig besprochen. Biele Blätter, oaruuter auch chauvinistische, plaidiren für Annäherung an Deutschland, um der Ländergier Eng lands ei^ Ziel zu setzen. Rom, 21. Januar. Entgegen -en in -er Sta-t verbreiteten, ungünstigen Gerüchten über Vas Befinden -es Papstes theilt Professor Lap pom mit, Satz es sich nur um eine leichte rheu matische Erkältung handle. Der Papst wird Sonntag die Prinzessin von Schweden empfangen. London, 21. Januar. Der bekannte Jour nalist Steal, der eine Rundreise unternommen Vermischtes. Gesangvereittswcttstreit. Die Swdwerord netenverfawmiung in Muffel bewilligte 10,000 Mk. sm die Vorarbeiten des bevorstehenden Gesangvercinswett- streits um den Kaiser-Wanderpreis. Die Gcsammt- kosten dürften sich auf 100,000 Mk. belaufen. (Altde die „! zustell drang jedoch was j fallen vcrmi Civil Inne Stra friedi postd Anzo -usch bez. Amt- 2 V kreis mon Dier Bekl Deutscher Reichstag. Berlin, 20. Januar. In der heutigen Reichstagssitzung erbat und er hielt der Präsident Graf Ballestrem die Ermächtigung, Sr. Majestät dem Kaiser zum Geburtstage die Glück wünsche des Hauses darzubringen Eingegangen ist eine Novelle zum Unfall- und JnvaliditätSgesetz. Die zweite Lefung des Etats wurde beim Etat für das Reichsamt des Innern fortgesetzt. Abg. Frhr. v. Stumm (Rp.) erklärte sich als einen scharfen Gegner des vor zwei Jahren in der Commission beschlossenen sogenann ten Compromisses betreffend die Schiedsgerichte der Berufsgenossenschasten, das auch den Rücktritt BödikerS veranlaßt habe. Die Versprechungen des hochherzigen kaiserlichen Erlasses seien alle erfüllt. Von einem Terrorismus der Arbeitgeber zu Aden, sei völlig ver fehlt. ES handle sich nur um den Schutz der Arbeits willigen. Durch einen Gesetzentwurf, der diesen Schutz sichere, werde sich die Regierung den Dank aller Gur- gesinnten im Lande sichern. Der Abg. Zubeil (Soc.) erörtert die Verhältnisse der Ziezeleiarbeiter, die er als ganz erbärmliche bezeichnete, und besprach dann die an gekündigte Vorlaae zum Schutze Arbeitewilliger. Sie sei schon über 6 Monate angekündigt, komme aber im ner noch nicht, man solle doch endlich mit diesem S' reckgespenst von Oeynhausen herausrücken. Vicc- präsident v. Frege erklärte hierauf unter großer, lang andauernder Heiterkeit des Hauses, daß das Wort „Schreckgespenst" nicht parlamentarisch sei. Der Staats- secretär Graf Posadowsky widersprach der Behauptung, daß das Trucksystem und die Kinderarbeit in oen Zie geleien stark verbreitet sei. Der nationaüiberele Abg Frhr. v. q^eyl erließ eine scharfe Absage der Partei an den Geschäftsführer des Centralverbands deutscher In dustrieller, Bück, dessen Auseinandersetzungen in der „Deutschen In:ustriczeitung" die schärfste Mißbilligung der Partei hervorgerufen hätte. Auch mit Möllers gestrigen Ausführungen sei nicht die ganze Partei ein verstanden. Die Socialdemokratie habe keinen Antyeil an der Socialreform; sie habe gegen alle diese Gesetze gestimmt. Die Socialpolitit ' müsse zwar langsam, aber stetig fortgeführt werden. Die Berufsveieinc brächten auch mancherlei Schaden. Der Centrumsab geordnete Hitze erklärte, seine Partei könnte auf die m Ocynhans n angekündigte Vorlage nur eingehen, wenn die Couservativen darauf verzichteten, die Coali- tionsfreiheit einzuschränken. Der socialdemokratischc Äbg. Singer berief sich für den Antheil der Social- demokratic an der Socialreform auf den Fürsten Bis marck. Lwr deutsch-freisinnige Abg. Zwick erörrer.c Schällen der Kinderarbeit. Staatssekretär Gras Posa dowsky bemerkte, daß bei einem Verbot der Kinder arbeit das erziehliche Moment, das in ihr liegr, ver loren ginge. Die weitere Berathung wurde auf Sonn abend vertagt. Vereinsnachrichten. Unsere verehrten Leser machen wir auch an dieser Stelle aus das nächsten Donnerstag den 26. d. M. im Schützenhaus (Altstadt) stattfindende Winterfest unserer privil. Schützen-Compagnie aufmerksam. Die Schützen-Compagnie war stets bestrebt ihren Mitgliedern an ihren Festabenden nur gediegenes zu bieten, mochte dies Concert mit Ball oder auch Maskenball sein. Das uns vorliegende Progamm für das dies jährige Winterfest zeigt uns aber, daß dieser Abend alles bisher Gebotene übertreffen wird. Es sind hierzu die Sopranistin Fräulein A. von Broke und der Baritonist Herr Krauße. beide aus Leipzig, denen betreffs ihrer Leistungen ein guter Ruf vorausgeht, gewonnen worden. Auch Herr Musikdirector Naumann hat die Ab sicht, an diesen Abend etwas außerordentliches zu leisten und wird zu diesem Zweck sein Chor durch einige hiesige sowie auswärtige bewährte Kräfte verstärken. Es wird den Mitgliedern der Schützen-Compagnie damit jedenfalls ein Kunstgenuß geboten wie er in unseren kleinstädtischen Verhältnissen festen geboten werden kann. Wünschen wir der wackeren Schützen-Compagnie zum Lohne für ihre Mühe und bedeutende Kosten ein recht volles Haus. Auch dem rührigen Besitzer des Schützenhauses, der gewiß Alles daran setzen wird, daß Seinige zum Gelingen des Ganzen beizutragen, wäre dies zu gönnen. Glückes schuldig, was wird sie lagen, Hans? Sie wird es kaum fassen können, die alte Frau!" Mit diesen Worten legte Lina ihren Ar.n i.i den des G-liebicn, und beide gingen durch die Dorfstraße hin, die sich mit den aus der Kirche Heimkehrenden '/füllt batt. 'M-r Blick" wkgt-n dem schönen Paar, ohne nur zu ahnen, welche wundersame Mär sich heute rm Schloß Knorrcndor? zuzetragen. Unterdessen er zählte Bull seiner Rüke die ganze Geschichte, schilderte ihr des Junkers heroischen Kampf für seine Mutter und seine Braut, fernen Sieg, nachdem der Baron lange mit seinem Stolz gerungen. „Wir sind Beide los, Jochim, das thut weh!" rief Fran Bull bewegt aus, als der Alte geendet hatte. „Ja, Rike, wir sind sie los, und Gott weiß, daß es sich schwer von so lieben Menschen trennt," ent gegnete er kleinlaut, „ist's aber nicht besser, wie es gekommen, Mutter? Laß uns den Schöpfer preisen, daß Hans endlich den edlen Mann gefunden hat, den er Vater nennen darf von Rechts wegen!" „Wenn er nur nicht übermüthig wird, Du weißt, Hans hat einen stolzen Sinn", wandte die Alte bedenk lich ein. „Jm Leben nicht, Mutter, denn er ist bieder und gradsinnig, wie sein Vater, und hat Mich im Schloß umarmt und mir versichert, wie lieb er uns zeitlebens behalten werde," beruhigte Bull seine Rike und zog sie hinaus vor die Thür unter den alten Lindenbaum, der mit seinem dicken Geäst über dem Schulzenhause schattete, um behaglich die Rückkehr der Kinder abzu- wartcn. Hans aber war mit seiner Lina in die Hütte der armen Mutter geeilt, die so überrascht von dem Glückwechsel der Kinder gewesen, daß sie ihn kaum zu fassen vermocht.' Lange hatte die Wittwe wie traumverloren dagesessen, um sich in das ihr so Un glaubliche einzuleben, dann mit weicher Stimme aus gerufen : „Bleibt immer dankbar und demüthig und Gott ergeben, Ihr Lieben, und denket an die Zeit zurück, wo Ihr im engen Kreise lebet!" Drauf hatte sie unter Thränen die Glücklichen gesegnet, die dann ver gnügt in das Schulzenhaus zurückgekehrt waren. (Forttztzung folgt.) lang des Sudan unter englischer Flagge. „Stan dard" meint, das Abkommen werde die egyptische Frage auf kurze Zeit wieder in erwaS ccuter Form aufleben lassen. Türkri. Konstantinopel, 20. Januar. Ein Jcade um An kauf von 4000 ungarischen Pferden für die Artillerie ist erlassen worden. Egypten. Kairo, 19. Januar. Das „Amtsblatt" veröffent licht ein Abkommen betreffend den Sudan, das unter zeichnet ist von dem egyptischen Minister der Aus wärtigen Angelegenheiten Butros-Pascha und von Lord Cromer. Das Abkommen bestimmt, daß unter Sudan alle diejenigen Gebiete südlich vom 22. Grad nördlicher Breite zu verstehen sind, die seit 1882 nie mals von egyptischen Truppen geräumt gewesen sind, oder vor dem letzten Aufstand von der egyptischen Regierung verwaltet wurden und dann zeitweise für Egypten verloren gingen, aber durch das gemeinsame Vorgehen der britischen und egyptischen Regierung zurückerobert wurden, oder endlich Diejenigen, die da selbst später noch durch gemeinsames Vorgehen der beiden genannten Regierungen zurückerobert werden. Die britische und die egyptische Flagge soll sowohl zu Wasser als zu Lande gemeinsam geführt werden, mit Ausnahme von der Stadt Sualin, wo nur die egyp tische Flagge geführt werden soll. Die oberstmilitärische und Civilgewalt soll in die Hände eines Beamten ge legt werden, der den Titel „General-Gouverneur des Sudans" führen und ernannt werden soll durch eine in Uebereinstimmung mit der englischen Regierung erlassene Verfügung des Khediven und auch nur durch Verfügung des Khediven mit Uebereinstimmung der englischen Regierung wiederabgesetztwerdenkann. Gesetze, Anordnungen und Vorschriften für ein gutes Regiment im Sudan und Bestimmungen über dort befindliches Eigenthum können geändert oder außer Kraft gesetzt werden durch eine Proclamation des Generalgouverneurs. Alle derartigen Proclamationen müssen dem britischen Agenten in Kairo sofort mitgetheilt werden und ebenso dem egyptischen Ministerpräsidenten. Kein egyptisches Gesetz, kein Minisierialerlaß und keine sonstige Ver fügung foll für den Süden Gültigkeit haben, ohne eine bezügliche Proclamation des Generalgouverneurs. Bei Festsetzung der Bedingungen, unter denen den Europäern erlaubt sein soll, Handel zu treiben, sich im Sudan niederzulassen und daselbst Eigenthum zu haben, sollen keinerlei besondere Vorrechte an die Angehörigen irgend einer Macht verliehen werden. Eivgangszölle für solche Waaren die im Süden ein- gesührt werden und von Egypten kommen, sind nicht zu entrichten. Derartige Abgaben sollen jedoch ent richtet werden von Gütern, die sonstwoher kommen, i aber in dem Falle, daß Waaren in Suakin oder in einem anderen Hafen des Rothen Meeres für den Sudan eingefübrt werden, sollen die Zölle die ent sprechenden Eingangszölle nicht überschreiten, die für fremde Waaren in Egypten zu gegenwärtiger Zeit er hoben werden. Ausfuhrzölle können auf Waaren nach einem Tarif erhoben werden, der durch öffent liche Bekanntmachung eingeführt werden wird. Die Zuständigkeit der gemischten Gerichte soll sich in keiner Beziehung auf irgend einen Theck des Sudan er- ! strecken mit alleiniger Ausnahme der Stadt Suakin. Für den übrigen Theil des Sudan soll, bis dies durch Verordnung anderweitig geregelt ist, das Kriegs recht in Geltung bleiben. Consuln, Viceconsuln oder Consularagenten sollen weder beglaubigt werden, noch ihren Wohnsitz im Sudan nehmen dürfen, ohne vor hergehende Zustimmung der englischen Regierung. Einfuhr und Ausfuhr von Sclaven wird unbedingt verboten. Beide Regierungen sind dahin überein- gekommcn, daß die besondere Aufmerksamkeit der Handhabung der Brüsseler Acte vom 2. Juli 1890 angewendet werden soll, die sich auf Einfuhr, Ver kauf und Herstellung von Feuerwaffen, Munition und Branntwein oder sonstigen geistigen Gelränken bezieht. Der Lehuserbe Roman von Karl Venzmer. (Nachdruck verboten.) 11. Fortsetzung. Leise erhob sie sich, um sich sortzustehlen, warum sollte die Erzählung seines Glücks ihr das Herz noch mehr zerfleischen? Rasch aber vertrat ihr Hans den Weg, mit respektvoller Zurückhaltung blieb sie vor dem jungen Baron steyen und sah ihm fragend ins Auge wobei verschämtes Erröthen ihr bleiches Ange sicht überflog, was sie unwiderstehlich machte. „Wie bist Du plötzlich gegen mich so ganz anders als sonst, Lina!" sprach er fast unwirsch. „Und auch Mutter steht da wie festgenagelt und glotzt mich an, als wär' ich ein Wunderthier, was hat es zu be deuten ?" „Wir meinten, daß der junge Herr Baron nicht mehr —" Die Alte konnte nicht weiter kommen, denn ihr quollen die Thränen aus der Brüst in die Kehle und erstickten ihr die Stimme. „O, o, oha, Ihr meintet, der Junker habe den Knecht von sich geworfen wie einen alten Rock, das Gute und Liebe, das Ihr ihm angethan, vergessen allzumal?" unterbrach Hans die verzagte Schulzin, indem er sie zärtlich umarmte. „Mutter, Mutter, wie klein denket Ihr von Eurem Jungen! Und auch Du, Lina? Du konntest an Deinem Hans zweifeln? Wie schmerzlich! Komm an mein Herz, geliebte Braut!" Stürmisch will er das Mädchen an seine Brust ziehen, sie weicht ihm aus und tritt in den Hinter grund der Stube. „Unsere Wege gehen fortan auseinander, Herl- Baron," hauchte Lina leise, und zu Ihrem Spielwerk halte ich mich zu gut, mein Herz — gehörte — Hans — Hans — Kuhlmann!" Sie wankt, sinkt auf einen Stuhl und schluchzt bitterlich. „Jst's zu glauben, Schulze? -sie verkennen mich und haben gemeint, der Mann, der mir ein milder, gütiger Vater geworden, habe mir zugleich des Herzens freien Schlag unterbunden," sprach Hans schmerzzerrissen zu dem Alten, der schmunzelnd darein schaute. „Wie wenig hast Du mein Herz gekannt, hätten die Fälschungen Henrys gekannt. Der frühere ' Minister Berthou protestirte gegen die Worte des Redners vnd behauptet, er habe von den Fälschungen Henrys l nichts gewußt. Breton bewies durch Schriftstücke, daß ! Ribot, der damals UuterrilbtSmimster war, öffentlich erklärte, er habe von Fälschungen Henrys gewußt. Man sei jedoch im Ministerroth der Ansicht gewefeu, daß eS im Interesse Frankreichs läge, nichts davon in die Oeffentlichkett dringen zu lassen Breton fährt in seiner Rede fort und lobt Brision, weil dieser oie Revision des DreyfuS-Processes eingeleitet, diese Affaire der Politik entzogen und auf den Boden der Gerechtig keit gebracht habe. Paris, 20. Januar. Kammer. Dejeante (SociaM) bringt einen Antrag ein, wonach die Sühnecapell- für Ludwig XVI. abgerissen werden soll, und verlangt Dringlichkeit sür seinen «ntrag. Der Ministerpräsident Dupuy bekämpft die Dringlichkeit des Antrages, durch den verfchiedene Fragen moralischer und materieller Natur aufgeworfen würden. Die Dringlichkeit wird mit 332 gegen 150 Stimmen abgelehnt. Itattr«. Rom, 20. Januar Der Papst litt in den letzten Tagen an einer leichten Erkältung, die ihn auf Anrathen feines Leibarztes Dr. Lapponi zwang, keine Audienzen zu geben und das Zimmer zu hüten. DaS Gleiche ist auch heute der Fall. Die „Agenzia Stefani" meldet aus Massauah: Ras Makonnen hat dem Gouverneur Martini den Friedensabschluß in einem folgendermaßen abgefaßten Briefe angezeigt: „Nunmehr ist der Friede geschlossen. Tigre ist in meinem Besitz. In Folge dessen sind wir Nachbarn. Ich theile Ihnen dies mit, damit sie un serer Freundschaft gedenken, die fest bleiben soll". RoMand. Petersburg, 20. Januar. Die Meldung französi scher Blätter über die bevorstehende Ankunft des Zaren paareS in Cap Martin, wo bereits Wohnung bestellt sei, ist erfunden. Petersburg, 19. Januar. Las Marineministerium hat beschlossen, den Bau eines Kreuzers ersten Ranges von 6250 Tons Wasserverdrängung der Schiffswerft des „Vulcan" in Stettin und den Bau zweier Tor pedoboote von je 350 Tons Wasserverdrängung der Schichau'schen Werft in Elbing zu übertragen. Die Kosten für de« Kreuzer sind auf mehr als 4 Million Rubel festgesetzt. Die Schiffe müssen im nächsten Jahre fertig sein. Alle in Petersburg im Bau befind lichen Panzerschiffe sollen in diesem Jahre und 22 Torpedoboote im nächsten Jahre fertiggestellt werden. Ferner wurde beschlossen, in diesem Jahre auf den Werften der neuen Admiralität zwei Geschwader panzer von ungefähr 12,700 Tons Wasserverdrängung zu bauen, sowie auf der Werft der russischen Loco- motivenfabrik ein Panz.rschiff von 12,700 Tons, eine- Kreuzer von 6000 Tons und einen solchen von 3000 TonS. England. London, 20. Januac. „Daily Mail" meldet aus Rom: Die britische Regierung forscht die europäischen Mächte vertraulich darüber aus, welche Aufnahme die Erklärung Englands, daß es die Capitulationen in Egypten abzuschaffen beabsichtige, finden würde. „Daily Mail" berichtet aus Schanghai, die chi nesische Regierung beabsichtige demnächst eine Handels- mission nach Europa und Amerika im Interesse des chinesischen Handels zu entsenden; wenn deren Berichte günstig ausfallen, sollen in den wichtigen Städten des Auslandes im Jahre 1900 Handelsagenturen errichtet werden. Zwei Direktoren der chinesischen Reichsbauk werden die Mission begleiten, um Zweigbanken im Auslande zu gründen. London, 20. Januar. Die Blätter sprechen sich allgemein billigend über das engliich-egyptiiche Ab kommen aus. Die „Times" hält cs für praktisch und klug; das Blatt bespricht besonders die Bestimmung, wodurch die Zuständigkeit der gemischten Gerichtshöfe für den Sudan ausgeschlossen wird und nennt diese Bestimmung weise, weil die Zuständigkeit der genannten Gerichtshöfe unvereinbar sein würde mit der Entwick Lina! Und ob mir mein Vater eine Welt zu Füßen legre, von meinem Lieb trennte er mich im Leben nicht!" fügte er feurig hinzu und trat vor das Mäd chen hin, das ihn mit Blicken seligen Entzückens an blitzte. „Da hörst Du es, Kind," jubelte Frau Rike freuoig auf und preßte des Pflegesohnes Hand an ihr Herz. „Habe ich es Dir nicht vorhergesagt? Unser Hans bleibt im Schulzenhaus, Gott sei Dank, er bleibt!" „Jst's wahr, Schatz?" schrie Lina in jubelnder Wonne auf. „Um meinetwillen hast Du dem Glück entsagt?" Wie berauscht von Seligkeit dachte sie eine Weile nach, dann sprach sie wehmuthsvoll: „Ich weise das Opfer von mir, Hans, so schwer es mir wird, sei Du glücklich, ich muß mich mit meinem Loos abzufinden suchen!" Sie wandte sich ab und neigte trauernd das Haupt auf die Brust. „Thut ja all nicht nöthig, Lina, hör' ihn doch erst zu End'!" rief Bull vorschnell aus, er konnte sich kaum beherrschen, bevor das Ganze klar zu Tage lag. „Ich bin von heute an meines Vaters echter Sohn, der Baron Hans von Knorr, und bleibe es mein Leben lang," sprach der Jüngling, und aus seinen Augen leuchtete ein edler Stolz, während die Frauen das Haupt trauernd wieder neigten, „Du aber, Lina, bleibst meine geliebte, süße Braut und wirst einst meine Frau und die Erbherrin von Knorrendorf!" Als sei ein Blitzstrahl zu ihren Füßen in die Erde gefahren, bis in das innerste Mark erschüttert stand das liebliche Mädchen vor ihm, mit keinem Zuge ihrer Gedanken war sie auf die Möglichkeit einer solchen Cons.-quenz verfallen. Ueber Linas Körper flog wonniges Erschauern, ihr jungfräulicher Busen ging unter dem Sammetmieder auf und ab, als wolle er die keusche Hülle zersprengen, über ihr bleiches Gesicht flog rosiger Schimmer, und ihre veilchenblauen Augen strahlten von Seligkeit. Sanfte Orgeltöne erklangen aus dem nahen Kirch lein, sie intonirten beim Schluß des Gottesdienstes melodiös das schöne Lutherlied: „Nun danket alle Gott!" Voll Andacht neigten alle das Haupt, ihnen war's, als ob ein Engel durch das stille Gemach
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