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Nr. 185 Seite 4 Montag, 10. August 1942 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeige» Herrliches und Sächsisches Die Anrechnung von Schalenwild auf die Fleischration ist vom 17. August ab neu geregelt worden. Wenn ein Jagdaus» übungsberechtigter ganz oder teilweise Wild für sich selbst der. wendet oder an Verbraucher abgibt, so sind nach einer Anord- nuno des Reichsnährstandes vom 4. August d. I. (Verkünd bungsblatt des Reichsnährstandes Nr. 53) vom 17. August an bei ganzen Stücken 25 Prozent des Gesamtgewmchlss und bei Teilstücken 50 Prozent des Gewichtes der Teilstücke auf die Reichsfleischkarte anzurechnen Außerdem setzt die Anordnung noch fest, welchen Anteil der Jagdausübungsberechtigte nach der Erfüllung von 75 Prozent des festgesetzten Gesamtäbschusses an Schalenwild im Jagdjahr 1942 markenfrei für sich ver wenden kann. Die deutsche Bienenzucht zählt heute rund 3,20 Millionen Bienenvölker mit einem Bestandswcrt von 160 Millionen RM. und einem jährlichen honigertrag von 64 Millionen RM- Dazu kommt der Wachscrtrag mit 5 Millionen RM und der indirekte Nutzen durch die Blütenbestäubung, der sich auf 400 Millionen Reichsmark jährlich beläuft. Göda. Ein Kind bestohlen. Von einer noch unbe kannten Frau wurde ein siebenjähriges Mädchen in geradezu schamloser Weise bestohlen Das Kind befand sich auf dem Wege von Dreistern nach Rattwitz Zu ihm gesellte sich eine Frau, die schliesslich in den Rucksack des Kindes griff und daraus ein Geldtäschchen mit 4 RM und Zettel zum Einkauf von Lebens mitteln sowie eine Raucherkarte auf den Namen Hedwig Bertz- hold, Dreistern, Nr. 033 683 entwendete. Bautzen. Der vielseitige Lehrer von heute. Viel seitig ist der Einsatz des Lehrers in der gegenwärtigen Kriegs zeit. Das konnte auch der Pfleger für Bodenaltertümer des Kreises Bautzen erfahren, als ex sich dieser Tage zur Bergung eines neuen Bodenfundes nach dem nördlich von Bautzen gele genem Dorfe Commerau bei Königswartha begab Die weite Teichcbene von Commerau ist in mehreren Perioden der Vorzeit besiedelt gewesen. Der Lehrer hatte wieder eine Funkmeldung erstattet. Es war aber schwer, ihn zu finden. „Er sitzt auf der Mähmaschine und hat zwei schwarze Pferde vorgespannt" ga ben die Leute als Erkennungszeichen an. Indessen: Getreide wurde überall auf den Feldern geschnitten, die ganze fruchtbare Ebene mit ihrem rötlichen Boden war mit Schmitzern besetzt. Erst weit hinten am Horizonte der Heide, nach Großsärchen zu war der Lehrer, der auf der Mähmaschine und GetMde schnitt, zu entdecken. Er betreut nicht nur die Kinder des Ortes, sonB dern auch noch zwei Erbhöfe und ist darüber hinaus noch stell vertretender Bürgermeister. Wahrlich, das ist rastlose Arbeit für Volk und Reich ! Lauterbach bei Crimmitschau. Acht Bisamratten erlegt. Der hier wohnende Tischlermeister Georg Seltmann hat innerhalb von drei Wochen im Teich des Bauern Donat acht Bisamratten zur Strecke gebracht. Zwei weiteren der ge fährlichen Nager ist der erfolgreiche Jäger auf der Spur. Leipzig. Geburt und Tod. Nach dem Wochennach weis des Statistischen Amtes fanden in der Woche vom 19. bis 25. Juli 114 Eheschließungen in Leipzig statt. Die Zahl der Lebendgeborenen betrug 207, davon 104 Knaben und 103 Mäd chen. Gestorben sind im gleichen Zeitraum 153, und 79 männ liche und 74 weibliche Personen. Ehrvergessene Frauen Das Sondergericht Dresden, das in Chemnitz verhan delte, verurteilte die 1912 geborene Johanna Lotte Albinus geb. Waldmann und die 1917 geborene Dora Elsa gesch. Pe- troffkv geb. Ulbrich wegen verbotenen Umganges mit Kriegs gefangenen zu je zwei Jahren Zuchthaus und zweijährigem Ehrverlust. Beide Angeklagten hatten sich in würdeloser und ehrvergssener Weise mit Kriegsgefangenen eingelassen und sich damit selbst aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen. Eine gefährliche Diebin Die 1909 geborene Maria Frieda Heller, die jetzt vom Landgericht Chemnitz als gefährliche Gewohnheitsverbrecherin wegen Diebstahls zu zwei Jahren Zuchthaus, Ehrverlust und zur Sicherungsverwahrung verurteilt wurde, betätigte sich trotz meyrerer empundtrcher Vorstrafen immer wieder als Diebin. Auf Bahnhöfen und in Warenhäusern machte sie mit Vorliebe lange Finger, wobei sie es meist auf Geldtaschen abgesehen hatte, mit denen ihr Geld, Lebensmittelmarken und andere für den Bestohlenen wichtige Dinge in die Hände fielen. Dies mal wurde sie aber auf unbestimmte Zeit unschädlich gemacht, so daß sie der Volksgemeinschaft keinen Schaden mehr zufü gen kann. Der Rundsunl am Dienstag Reichsprogramm: Karl Freund und Siegfried Schulze spielen von 11.00 bis 11.30 Uhr Beethovens Violin- sonate 6-Dur. Von 16.60 bis 17.00 Uhr Opern von Verdi, Smetana, Puccini und Bizet. Die Nundfunkspielschar der Hitler-Jugend in Danzig singt und spielt von 20.15 bis 21.00 Uhr volkstümliche Weisen. Klassische Operettensenduna von 21.00 bis 22.00 Uhr. Film- und Bühnenmusik von 22.30 bis 24.00 Uhr. Deutschlandsender: Rudolf Watzke singt Pfitzner- Lieder in der Konzertsendung von 17.15 bis 18.30 Uhr, außer dem Werke von Resphigi, Graeners „Flöte von Sanssouci" und Dvoraks Orchestersuite. Vann wird verdunkelt? Von heute abend 21,37 Uhr bis morgen früh 5,14 Uhr Z/eZO mrk/ L/rkZaske§ cZr's AeZa/,söaZrn. Ae- »rrcZ a/rkZacZek tZre ^äZrne «c^/reZZske/rs Z ködsk müttsn wllen W den Heg! ^TKWM öckloßkeller Vresdsn-K. Schloststrasie 1ö KuklSöSS vorzügliche Küche Keichelbräu - Kiere Letzenswerte Qsststätte Donnerstags geschlossen. aller Art repariert oder fertigt neu an aus Ihren Stoffen Spezialhaus Wickel, Vrssüe« 17, Mathildenstr. 56. Neues oder gebrauchtes »inaerarelrsa zu kaufen gesucht. 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Er senkt rasch den Blick zu Boden, wirft aber sogleich den Kopf wieder zurück und fährt fort: „Warum stehen wir da eigentlich im Kreise? Sie besitzen ja ein paar Stühle, lieber Kapitän. Vielleicht verfügen Sie anch noch über etwas Trinkbares?" „Ja", nickt der Kapitän, „sehen wir nns!" — Diese Nacht, die erfüllt ist von dem unbestimmbaren Geräusch des Windes in der Takelage und in den kni sternden Segeln, begleitet von dem melancholischen Knar ren der Masten und dem dunkel raunenden Sang des Meeres, bringt die in der Kajüte des Kapitäns einander nahe. Ein Bett steht da, mit einer weißwollenen Decke bedeckt. Auf diesem Bett schläft Marte ein. Der Tag kommt rosenrot und wirft seinen ersten Glanz auf ihr schlafendes Gesicht. Die Männer heben zuweilen den Blick und schauen darauf hin. Sie tun es fast andächtig. * In Petersburg am Hafen wartet eine lange Kolonne müder Menschen vor einem behelfsmäßigen Schalter. Die Polizei nimmt dort den Bestand der Auswanderer auf. Viele haben ihr Gepäck auf dem Rücken. Abseits stehen .Kisten und Koffer hochgetürmt. Durch diese Gasse von Gepäckstücken bewegt sich der Zng zum Schalter. - Eberhardt Devitz steht ungeduldig hinter einem Juden, dem die langen Scheitellocken fettig an den Wangen kleben. „Was will der Kerl da?" fchimpft Devitz. „Wollen wir Land urbar machen, damit sich die Juden Hineinsetzen, und es uns verekeln? Schau, daß du weiterkommft, guter Freund! Du hast hier nichts zu suchen!" Der Jude dreht sich, vom Silberknopf des Stockes be rührt, hastig um. „Was, Sie wollen mich doch nicht schla gen, gnädiger Herr! Sie werden brauchen den alten Salo mon! Er wird Ihnen bringen alles! Weil Sie sonst nix werden können leben!" Devitz stampft mit dem Stiefelabsatz ans nnd sagt kant nach hinten: „Sehen Sie, Kraftrecht, es ist wie bei uns! Man wird sie einfach nicht mehr los! Aber wenn wir nur erst dort sind." „Bitte weiter!" ruft der Beamte aus seinem Schal ter herausstierend, in gebrochenem Deutsch. Devitz ist an der Reihe. Immer hinter dem Salomon. Nach Devitz kommt Joachim. Er hält Marte an der Hand. „Meine Frau! Uud das siud meine Freunde. Hier ist der Ausweis für uns alle." Mit seiner unsauberen Hand greift der Beamte nach den Papieren. „In Ordnung. Sie müssen sich bereithalten. Im näch sten Monat werden^ die Kosaken Sie hinüberbringen." „Im nächsten Monat?" „Was stieren Sie mich so an?" knurrt der Beamte. „Glauben Sie, die Zarin hat nichts anderes zu tun, als sich um euch zu kümmern? Pferd und Wagen mnß sich jeder selbst kaufen, wenn er GeÄ hat, sonst geht er eben zu Fuß. Wir halten keine Staatskarosscn für euch be reit. Weiter, weiter! Der Nächste!" In Joachim kocht der Zorn ans. Er ist nicht gewohnt, sich so behandeln zu lassen. Er hat ein beftiges Wort ans der Zunge, aber Devitz greift zu und zieht ihn mit sich sort. ,„Komm, komm. So komm doch! Man kann sich hier in Rußland mit den Beamten nicht herumstreiten." Es ist Abend. Die grüngokdenen Kuppeln der Kirchen leuchten auf wie Smaragde. Sie stehen alle zusammen auf einem freien Platz. Marte hält noch immer Joachims Hand fest, wie ein Kind, das sich fürchtet. Ihre Angen gehen staunend um Die heutig« Ausgabe umfaßt 4 Seiten her. Florian schleppt noch das Gepäck herbei. Hans Hili' ihm. „Ich habe einen Verwandten hier in Petersburg- meint Devitz. „Es ist ein Vetter meines verstorbnen! Vaters. Er lebt ganz allein, und ich glaube, ich w^ ' je uM, aber probieren wir's. Kommt mit! Teufel, ina» mEUte besser russisch können! Wir müssen es noch lcr- nein" Er ruft einen Vorübergehenden an: „He, Sie da! Gnter Freund! Wie kommen wir da in die JekaterinD instaja?" Der Russe hebt schweigend eine Hand und deutet nach, links. Eine stille Straße mit ein paar palastartigen Häuserin aus Holz öffnet sich. Dort wird es sein. Ern schweres Git ter schließt den Vorgarten ab. Joachim bleibt stehen. „Wir wollen doch vielleicht eh?D in ein Gasthaus, wir sind deinem Verwandten ja ganz srcmd." Devitz faßt feinen Degen an, daß er nicht schleift. „Ent- weder ist er der, für den ihn mein Vater gehalten, ein deutscher Maun oder er schmeißt uns alle zusammen hin-j aus. Wozu unnütz Geld attsgeben in der Herberge? Kommt nur!" Das Tor ist schwer, wie solche Tore sind, die ein vor nehmes Hans zu schirmen haben, mit kunstvollen Riegeln und Schlössern. Eberhardt Devitz läßt eine Glocke scheppern. Es dauert lange. Endlich erscheint gemessen ein Diener in Livree. Seine Haltung ist kalt abweisend. , c Da schnanzt ihn Devitz an: „Was machen Sic für affiges Gesicht? Melden Sie, Seiner Exzellenz Nesi Baron Eberhardt Devitz, wolle sich mit seinen Freunden Landsleuten Seiner Exzellenz, die Ehre geben, Ex,zellen) die Anfwartung zu machen. Berschwinden Sie und rich ten Sie den Auftrag aus, statt zu glotzen." „Um Gottes willen!" flüstert Marte, blaß vor Schrek- ken. Joachim sicht an seinem Anzng herunter. Eberhardt Devitz dreht sich zu ihnen um. „Mit diesen Kerlen muß man so umgehen. Bescheidenheit ist da nicht am Platze. Und was euere Anzüge anlangt, ihr kommt eben in der Tracht der Heimat. Ich sage, wenn er der ist, den ich zu treffen hoffe, dann wird er's verstehen." Sie warten recht lange. Der Diener kommt zurück. „Exzellenz lassen bitten." Devitz hat ein triumphierendes Lächeln. Es macht derl anderen Mut. lFortsetzung folgt.)