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f"' Donnerstag, 9. Juli 1942 Letzte Meldungen Das Beileid des Führers Berlin. Der Führer hat anläßlich des Ablebens des tür kischen Ministerpräsidenten Refik Saydam dem türkischen Staats präsidenten Ismet Inönü telegraphisch sein Beileid ausgesprochen. Empkang für Auhenhandelsminister Riccardi Berlin. Zu Ehren des auf Einladung der Reichsregierung in Berlin weilenden italienischen Ministers für Außenhandel, Riccardi, veranstaltete der Rcichswirtschaftsmimster und Beichs- bankpräsident Funk im Hotel Adlon einen Empfang. England verlor 90 v. H. seiner Gummiproduktion Genf. Wie der englische Anterstaatssekretär für die Ko lonien kürzlich im Unterhaus in einer Kolonialaussprache fest- pestellt hat. haben die Briten 90 v. H. ihrer Gummiproduktion verloren. Die beiden einzigen verbliebenen Gebiete, in denen Mohgummi gewonnen wird, sind Ceylon und Afrika. Die Lei stungsfähigkeit beider Gebiete ist jedoch stark begrenzt. Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Bon gestern bis heute Liebesgaben für finnische und spanische Verwundete. Im Rahmen der BelreuuNg von Verwundeten verbündeter und be freundeter Mächte konnte ein Vertreter der Auslaudsorgani- sation der NSDAP, den in den Heilstätten Hohen- lychen weilenden finnischen und spanischen Verwundeten der Ostfront Liebesgabenpakete überreichen, die von den Landes gruppen in Finnland und Spanien gesammelt worden waren. An der Kiangsi-Front nahmen die gegen die 58. Tschung- kingarmee operierenden japanischen Streitkräfte die Stadt Tschangschutschen, das Hauptquartier dieser Armee. Die katastrophalen Verluste der südafrikanischen Truppen in Rordafrika haben in der südafrikanischen Union zu einer neuen Rekrutierung s -elle geführt. Die Wirt- schaftsbetriebe werden von der ierung gezwungen, ihre burischen Angestellten zu entlassen, vamit sie sich „freiwillig" in die Armee einreihen. Nr. 158 — Seite 3 Vormilitärische Wehrerziehung Wehrmannschaft Pulsnitz. Der für Sonntag vorgesehene Schießdienst wird auf Sonnabend, den 11. 7. 1942 vorverlegt Stellen 19 Uhr Schützenplatz »Pulsnitz. Wei möMN koükn für den Heg! Wann wird verdunkelt? Vom 9. Juli 22,19 Uhr bis 10. Juli 4,30 Uhr Amtlicher Teil Amtliche Bekanntmachung betreffend neue Lohnstrueriabellen für sozialausgleichsabgabepfluhtige und lohnausglcichsabgabcpflichtige Arbeitnehmer D" Reichsminister der Finanzen hat nunmehr auch die neuen Lchnsteuertabellen für sozialausgleichsabgabepflichtige und lohnausgleichsabgabepflichUge Arbeitnehmer hemusgegchen. Sie sind ers malia auf den Arbeitslohn anzuwenden, der. für einen Lohr.zahlungszeitraum gezahlt wird der nach dem 30. Jmu 1942 beginnt. Die Arbeitgeber können die neuen Lohnsteuertabellen für monatliche, für fünfwöchentliche, für vierwöchentliche, für wöchent- li^.e uns für tägliche Lcbnzahlungen von der Reichsdruckerei (Verlagsabtcilung) in Berlin SW 68, Alte Iakabstraße 106, kau stich erwerben. Käme u z, 8 Juli 1942. Finanzamt Kamenz (Sachs) Die Pilz- und Beerenscheine sind eingetroffen. Pulsnitz, am 9. Juli 1942. Der Bürgermeister Kirchennachrichten Sonntag, den 12. Juli 1942 Pulsnitz. 9 Uhr Gttsd mit Gefall.-Ehrung u. anschl. Abdm., K. 10,30 Uhr Kinderlehre, K. — Mittwoch. 15. 7.: 7 Uhr Wochenandacht in der Gottesackerkirche, K. Lichtenberg. 8,30 Uhr Predigtg. (Pfr. Lic. Dr, Heerklotz-Dresden) Großnaundorf. 9 Uhr Erntebittgottesd kl. Röder. — Mitt woch, 15 7.: 20,30 Uhr Fürbittandacht. Oberlichtenau. 9 Uhr Predjatgottcsd. Pfr. Häntsch-Lichtcnberg. 10,15 Uhr Kindergottesdienft, nachm 3,15 Uhr Taufe. Obcrgersdorf. 8,30 Uhr Predigtgottesd., 10 Uhr Kiudergottssd Kath. Gemeinde Pulsnitz. 6,30 Uhr abends Gottesdienst im Hotel „Grauer Wolf". Mehrere jtrimNeriM« für feine Arbeiten werden gesucht ß Eine Nähmaschine kann ge- stellt werden. Zu erfr. t. d. Geschst. d. Zig. Matratze oder Bettstelle mit Matratze zu kaufen gesucht. Angebote unter 6 S an die Geschäftsst. dieser Ztg. erbeten. llie KIM« LimiM hat Erfolg! ^Ilsv äsaso, sie aas rum SV jädeixea ckurcki OlüokvüvLche aack Osschsoks ekrtsn unä er- krsuisn, äsakea vir kerr- lichst. LesoncksrsOank ckem kübrer uaä 6cr Oewsiacks Herm. Noack «. ^.vns, geb Löbael Vkeißback. Piftolt zu kaufen ge sucht K. Grohmann Pulsnitz M.S. Lichtenberger Straße 77 gu. Mäe ^iiglikll lief »8V. bis ist so^scbvsr, ckies ru vsrstebn, Ossi virtuos m'smsls vlsäsrasilo. Vir erhielten äie uotssibsrs blschricht, ässi wein iooiggsliebtsr, trsusorgeocksr Oatts, Vsti seines lieben Töchterchen uack noch nicht gesebeoeo Lübncheos, mein lie ber 8oko, 8chviegersobo, Jruäsr, 8chva- ger unck Onkel FokiRv Qekr. in einem Ink.-Keg, geb. 11. 1. 1S16 gsk. 22. 6. 1942 bei stell schweres Kämpfen im Ostso sm 22. suLi sein junges Oeben ließ. In tiefstem Lchmeere Ilaria fobne, geb. Uistssch seine lieben Kinstsr InArick unst Illsoa unst alle ^ngeliörigea Oulsaitr N. 8., sm 8. full 1942. * 10. 4. 1858 ' f 8. 7? 1942 (Jestern krüb erlöste eia ssaktsr lost unsere liebe blutter, Orosi- unst Urgroß mutter, Tante, 8chvsster unst 8chvägerin, f»» Anzurti kmilir MM, 8«b. SckLkar von ikrem lsogso, schweren Osisten. In stiller Trauer Idrs Kinstor unst ^.avsrwsastts Obsrstsios unst kulsoitr, stea 9. fuli 1942. Oie Lserstiguvg uoserer liebell Lotschla- kenen Knstet 8onnsben6, stsn 11. füll 1942 aschw. 1 Odr vom Trausrhause aus statt. Kurr nach ibrsm 65. Oedurtstsg ver schisst sm 8. full unsere liebe blutter, Oroß- mutter, 8chwiegermuttsr, Schwester, 8chws- gsrin unst Tante, krau LtNtNLL Sekaös, geb. Oropmaaa Oies rsigt tislbetrübt sa Lrvia 8ckscki«, 8ckubmschsr unst slls r4.ogebörigea Oichteoberg, klsusvslste, Lretnig, Oressten unst im keläs. Oie Vesräigung Lostet 8oansbenst, stea 11. füll 1942, >/ü3 llbr vom Trauerkguse su» statt. Koman von Käte Krolcer OrdLdsr-kecktssckutr: vsutscker Lomsu-VerlLg voriu. L. slnverrickt, Llotrsede Heute debattierten die drei über ein neues Programm, das die Gastspiele der Rückreise von Barcelona aus einleiten sollte. Das bedeutete bei günstigen Abschlüssen — mit denen man auf Grund des bisherigen Erfolges rechnen durste — weitere ein und einhalbes Jahr gemeinsame Arbeit. — Man trank Whisky-Soda und rauchte Zigaretten. Bei der Zusammenstellung der einzelnen Szenen entwickelte sich unvermittelt ein heftiger Streit zwischen den Männern. Swendsen warf dem Kollegen Überheblichkeit vor, Illing fühlte sich durch Swendsens Szenenanordnung künstlerisch eingeengt. Valerie bat, sich zu verständigen, aber Swendsen. der seit zehn Jahren der Zusammenarbeit mit ihr immer das Programm gestaltet hatte, gab nicht nach. „Ich lasse mich nicht künstlerisch in den Hintergrund schieben, weil Kollege Swendsen es wünscht", rief Jlking aus. „Sie vergessen, daß wir in Ihnen damals keinen Star für unsere Truppe engagierten!" warf Swendsen ein. „In Berlin waren Sie bescheiden und aufstrebend. Aber dieser sympathische Zug an Ihnen hat sich schnell verflüchtigt!" „Ich verbitte mir Ihre anmaßenden Äußerungen!" Jlking, eine Zorneswolke auf der Stirn, brauste laut auf. „Aber meine Lieben!" Valerie suchte zu vermitteln. „Ich lasse mich nicht von einem Neuling verdrängen! Vor läufig stehen künstlerisches Können und die Idee des Gastspiels im Vordergrund! Jlkings persönliche Machenschaften gegen mich sind mir gleichgültig, aber künstlerisch hat er sich einzusügen!" Swendsen warf seine Zigarette im hohen Bogen über die Brüstung und lief fort. Valerie sah ihm bekümmert nach. „Ich bitte dich, Klaus I Mach' ein anderes Gesicht! Sei der klügere Teil und versöhne Swendsen." „Ich?... Nein, Valerie!" Sie erhob sich. „Gut, dann werde ich es tun." Jlking griff nach ihrer Hand: „Das ist nicht. . dein Ernst?!" „Geh, Liebling, sei kein eigensinniges Kind." „Du willst Swendsen gute Worte geben? Du? Er hat mich beleidigt, absichtlich vor dir herabzusetzen versucht... und du willst ihm recht geben?" X 1 ,»» MI > I n» >m „Es geht im Augenblick nicht um Recht oder Unrecht, es geht um mehr: Um unsere künstlerische Arbeit, unseren Namen ... und die Existenz!" In Jlkings Gesicht wetterleuchtete es. „Ich verbiete dir, diesem Swendsen nachzulaufen!" Einen Augenblick war Valerie starr. Sie stand, wie von einem Blitz getroffen. Dann streifte sie Jlkings Hand von ihrem Arm: „Wir wollen den kleinen Zwist nicht aus die Spitze treiben, Liebster. Wir sind keine Kinder, die auseinanderlaufen, wenn irgend eine Differenz entsteht. Wir sind Künstler, die einer Idee, einem Ziel leben. Wir drei ziehen an demselben Strang! Unser kleines persönliches Ich muß zurücktreten —, jawohl, mein Lieber, muß zurücktreten, wenn es um das Ziel geht. " „Aber Swendsen hat mich gekränkt, beleidigt..." „Ihr werdet euch morgen in Ruhe aussprechen und euch ver söhnen." „Ich denke nicht daran, diesem Swendsen zuerst die Hand zu reichen! — Und von dir verlange ich..." Valerie war aufgestanden. „stop, lieber Junge! Ich spreche jetzt nicht als Frau, sondern als verantwortliche Leiterin unserer Gastspielreise. — — Selbst wenn du ein bitterböses Gesicht aufsetzt, die Tatsache bleibt be stehen! Ich verlange von dir und von Swendsen, daß eure persönliche Abneigung in Grenzen bleibt. Unsere Zusammenarbeit darf nicht davon berührt werden. Die Achtung vor künstlerischen Zielen, die Liebe zum Schaffen und die unbedingte Hingabe an das Werk stehen höher, als kleinlicher Egoismus. — —" Jlking sah erstaunt auf Valerie. War es dieselbe Frau, mit der er vor wenigen Stunden Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte? — Weltenfern rückte sie ihm in dieser Minute. Er blickte auf die Wasserberge und Täler. So ist das Leben, oben und unten! dachte er. Valerie nahm ihren Schal. Sie drückte Jlking noch einmal flüchtig die Hand: „Sei gut", bat sie, verdirb uns den schönen Tag nicht." „Du... gehst?" „Ich spreche mit Swendsen. — Treffen wir uns nachher im Speifesaal?" „Mit Swendsen?" „Ich hoffe es." Jlking wollte etwas sagen, aber sie war schon fort. — Tatsächlich saß man gemeinsam beim Kaffee. Die Kosten der Unterhaltung trug Valerie fast allein. Zwischen den Männern stand eine Wand. Ihre Gesichter waren verschlossen. In diesem Augenblick verstand Jlking Valerie nicht. Wie I lonnie sie. es lerug bringe,!. > ..rnnos zu plaudern, ais bätte es nie eine Auseinandersetzung, eine Kränkung gegeben? War ihre Liebe nicht so groß wie die seine? War die Existenz ihr wichtiger als seine Ehre, — sein Herz? Gegen Abend näherte man sich Marseille. Farblos, leicht umdunstet lag die Stadt vor den Reisenden. Auf einer schroffen Insel, dicht vor der Einfahrt, überraschte der stolze Vau des Schlosses Js. Die Pässe wurden gesichtet. Valerie und Jlking erhielten die Erlaubnis, für Stunden an Land zu gehen. Swendsen zog es vor, auf der „Marino" zu bleiben. Er arbeitete an dem Aufbau des Programms, saß am Heck und fpähte auf den Golf von Lyon. — Die Spannung des Tages löste sich allmählich. Die neuen Eindrücke nahmen Jlking gefangen. Das Glück, an Valeries Seite zu gehen, kam ihm wieder ins Bewußtsein Vielleicht hatte er ihr Unrecht getan?... Als"Frau gehörte sie ihm mit allen Fasern ihres Seins, das fühlte er, als sie neben- einandergingen. Als. Künstlerin gehörte sie auch ihrem Werk und Swendsen. Mit ihm hatte sie jahrelang gearbeitet. Er war nun einmal in ibrem Leben. Damit mußte Jlking sich abfinden!.. Warum grübelte er eigentlich so viel? Diese schweren Gedanken belasteten sein Glück Er tastete mit leisem Druck nach Valeries Arm - Zärtlich erwiderte sie leine Blicke H Die beiden durchstreiften die Stadt, speisten unter Oleauver bäumen, tranken Absinth und landeten endlich in einem kleinen Kaffeehaus, von dem man auf Notre Dame de la Garde sehen konnte. Soldaten, Araber im Burnus, Neger, Chinesen. Fran zosen und Japaner zogen im bunten Durcheinander an ihnen vorbei. Ein Händler wand sich durch den Strom der Menschen. Er breitete seine Schätze vor ihnen aus und pries im unverständlichen Kauderwelsch seine Ware an. Jlking hielt eine kleine Feuerwaffe spielerisch in seinen Händen. „Wir sollten ein Andenken kaufen" meinte er. „Gefällt dir das Ding?" fragte Valerie. „Ich habe einmal mit fanatischem Eifer Waffen gesammelt", gab er zu. Ein freundlicher Japaner am Rebentisch vermittelte die Unter haltung zwischen den Reisenden und dem Händler. , Jlking erstand für Valerie einen hübschen Ring aus Türkisen. Zum Schlüsse erhielt Jlking noch'eine Bastdoss mit Kugeln. „Jetzt kann die Jagd auft Löwen losgehen!" lachte er. sich ehrlich über den Besitz des Revolvers freuend. Er sicherte ihn und steckte ihn in die Tasche seiner Jacke. — (Fortsetzung folgt.) Die heutig« Ausgab« umsaht 4 Seit«