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Nr. 142 Bezugspreis: Bei Abholung 1« tLglg 1 — RM., srei Hau» 1.10 Alk. einschlietzlich 12 bezw. 15 Psg. TrLgerlohn. Postbezug monatlich LLO RM I Sonnabend/Sonntap,20./21. Juni 1942 ! Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bas zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu 94 ^abraana g-uisnttz u. Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt, enthält Bekanntmachungen deS Amtsgerichts Pulsnitz sowie deS Finanzamtes zu Kamenz k» Churchill in Washington »< Washington gemeldet wird, ist Churchill über- die7nr7^? ' eingc,rossen, um sich mii Roosevelt über Tonnagemangel und die jüngsten militärischen Ere gn'sic hcrvorgcrufene Lage zu besprechen In der Ae' ? Churchills befinden sich mehrere Generale Wie cs vctt soso« 7g°n?^ zwischen Churchill und Roose- d-s aus Washington war die Reise des britischen Premierministers äußerst geheimgehalien wor- den. Der Sekretär Roosevelts. Early, rief die in Washina. Pressevertreter plötzlich um Mittel- ^hnen von ClmENs''m"L t" H«"s zusammen, um Churchills Anwesenheit Kenntnis zu geben. Den ungeduldigen Preffevertreiern gab Roosevelts Sekretär als ledAnwe s en heil des englischen Premierministers ^bhaltuny von Besprechungen zwischen Churchill die „Fortführung des Krieges" bekannt wollte Sekretär Early überhaupt keine Einzel. A"en über den Zweck bckannigeben. Aus diesen Mitteilun- gen des Reuterburos ergibt sich der Versuch, aus dem Bitt- ^»"O.^^wchills nach Washington, dessen Plötzlichkeit nur mit in ursächlichem Zusammen- yang steht, durch Geheimniskrämerei einen wirkungsvollen Lheatercoup zu machen, mit dem man sich selbst und die Welt über die eigene Schwäche und Schwierigkeit der Lage hinweg- zutauichen sucht. " Las HaWiproblem: der TonnagemanFei „..^^ Hintergründe des erneuten Bittgangs des eng lischen Premierministers nach Washington der in der ver- zweifelten Lage der „Alliierten", den ständigen militärischen Mißerfolgen und vor allen Dingen der Ton nage not einzig und allein begründet liegt, werden von dem Londoner diplomatischen Korrespondenten des N e u t e r b ü r o s in einer weiteren Meldung aufgedeckt. Reuters Korrespondent schreibt wörtlich: „Churchills Besuch in Washington erfolgt xu einer Zeit, wo die vereinigten Nationen höchst wichtigen Kriegsentschei dungen gegcnübcrstehen. Die vier großen Fragen des Augen blicks sind: I. Die Eröffnung einer zweiten Front, 2. die Transportfrage, 3. die Strategie im Nahen und Fernen Osten, 4. die amerikanischen Lieferungen an England, Rußland und China." Es liegt ans der Hand, daß nicht etwa die leichte Mög lichkeit zur Beaiuwonüng dieser Fragen, sondern im Gegen teil die brennenden Schwierigkeiten der genannten Probleme, die sozusagen im Tonnagemangel ihren Schlüssel haben, die plötzliche Reise Churchills über den Atlantischen Ozean so vordringlich machten. Der Charakter dieser Reise als Bitt gang wird durch die weitere Bemerkung des Neuterkorrespon- denten deutlich, daß Churchill die Zeit seines Besuches „aus- schließlich aus geschäftlichen Gründen" nur mit geheimen Be sprechungen ausfüllen werde. Kennzeichnend ist auch die wettere Feststellung Reuters, daß der englische Premierminister also jede Stünde seiner Anwesenheit benutzen müsse, „um Roosevelt von dem, was er will und was dieser geben soll, zu überzeugen". Churchill werde deshalb in Amerika keine Zeit für Rundfunkreden und für Teilnahme an öffentlichen Kundgebungen haben. Wörtlich erklärt dann Remer: „Churchill wird die meiste Zeit hinter geschlossenen Türen in Besprechungen mit Roosevelt über dringende Kriegsfragen verbringen. Der vordringlichste Zweck dieser transatlantischen Besuche Churchills, deren letzter im Dezember stattgefunden hat, ist, blitzschnelle Ent scheidungen treffen zu können." „BWtznelle Entscheidungen^ „Blitzschnelle Entscheidungen" sind also erforderlich. Wie mutz Churchill das Feuer auf den Nägeln brennen, wenn er selbst keine Zeil hat, um die sonst nie versäumte Gelegenheit, sich dem Volke möglichst oft und in „ermunternder" Pose zu zeigen, wahrzunehmen! Da mithin keine Zeit z,u verlieren ist, wird eine übertriebene Geheimniskrämerei von amerikanischer Seite um das Wesen und die Bedeutung des Besuches ge macht, um wenigstens hierdurch die sensationellen Gelüste des Publikums anzuregen und den wahren Grund der plötzlichen Reise zu verbergen. Churchill und Roosevelt werden sich, wie Neuler im ein zelnen zu erzählen weiß, mit den Niederlagen in Nordafrika und den Entwicklungen im Nahen Osten im Zusammenhang mit der Offensive Rommels in Libven befassen. Auch die deut schen Erfolge an der Ostfront und der Kriegsschauplatz in Ost asien werden Gegenstand der Besprechungen sein. Aber die amerikanische Hilfeleistung steht im engsten Zusammenhang mit dem brennendsten Problem, nämlich der Schiffahrtsfrage. Das Problem, das durch die SchiffSberluste der Alliierten er hoben wird, so schreibt Neuler, das soeben wieder im Unter- Haus zur Besprechung kam - das englische Volk wünscht end- lich Aufklärung über die Höhe der Schifssverluste wird als wichtigste Angelegenheit der englischen und amerikanischen Flottenstrategie bezeichnet. Der Rcuterkorrespondent tröstet sich schließlich damit, daß die Lage der Schiffahrt infolge der un- aehcuren Steigerung l?) des amenkam chen Schiffsbaues in ^en letzten Monaten sich wahrscheinlich (!) bessern wird. * Die Hoffnung, und zwar die letzte, auf den großen Bruder der USA. beschließt also die bezeichnende Betrachtung die hier von offizieller englischer Stelle zu dem Bittgang Chur chills nach Washington angestellt wir^ Sie ist trnaerisch und wenig vertrauenerweckend, denn ste wird an die Möglichkeit Erneuter Bittgang bei Roosevelt einer mir wahrscheinlichen Besserung gebunden. Auch aus seiner dritten Reise nach den USA. wird Churchill keinen Erfolg haben; denn alles, was er von Roosevelt haben will, ist letzten Endes abhängig von dem Vorhandensein einer hin reichenden Tonnage, mit der das gewünschte Kriegsmaterial über den Atlantik geschafft werden soll. Aber damit ist es in USA. genau so schlecht bestellt wie in England. Beziffert doch der militärische Sachverständige der „New Hork Times" den Schifssverlust allein im ersten Halbjahr 1942 auf 4)4 Millionen BRT. „Auch das zweite Halbjahr wird nicht weniger bringen", so stellt das New- Uorker Blatt betrübt fest. Und damit mag es recht haben, denn alles deutet darauf hin, daß die Versenkungsziffer noch ganz erheblich ansteigen wird. Den Vorsprung der Achsen mächte werden aber die USA. infolge des sich immer stärker bemerkbar machenden Stahlmangels niemals einholen. Ohne Schiffe ist es gleichgültig, wie viele Flugzeuge, Geschütze und Panzer die Vereinigten Staaten bauen, ste werden niemals auf die Schlachtfelder gelangen. Es ist anch gleichgültig, wie viele Millionen Soldaten die Vereinigten Staaten unter die Waffen rufen, ohne Schiffe werden sie nicht imstande sein, eine zweite Front in Europa zu bilden. Ohne Schiffe können die Vereiniaten Staaten niemals eine Offensive im Pazifik beginnen, was auch immer die amerikanischen Propagandisten behaupten mögen. Ohne Schiffe ist die Lage Eng lands und der USA. vollkommen aussichts los. Churchills aruer Bettelgang Zum Bettelgang Churchills nach Washington wird in einer prahlerischen Uniteo-Preß-Meldung gesagt, die Produktion der USA. an Kriegsmaterial sei auf ihrem Höhepunkt angelangt, und die Engländer und Amerikaner hätten Vie Luftüberlegenheit in Europa und im Pazifik errungen. So sei es natürlich, daß Churchill und Roosevelt darüber beratschlagen wollten, „wie sie am besten aus dieser Tatsache Kapital schlagen". Uns dünkt aber, die Eeleitzugkatastrophe im Mittelmeer, die britischen Eingeständnisse allseitiger Unterlegenheit in Nord- afrika und die Landung der Japaner auf den Aleuten seien Tat sachen, die viel eher die plötzliche Reise Churchills über den Atlantik veranlaßt haben. Wir können uns dabei sogar auf ein Zeugnis aus den USA. selbst berufen. Die „Newyock Times" berichtet nämlich aus Washington, „man halte es für selbstverständlich, daß der britische Permiermlnister England in diesem Augenblick — angesichts der deutschen Bedrohung von Tobruk und Sewastopol und der kritischen Situation Chinas — mit so wichtigen Stabsoffizieren nicht verlassen würde, wenn nichts anderes als nur die üblichen Angelegenheiten zu erörtern wären." Der Bittgang Churchills wird in der europäischen Presse allgemein als ein äußeres Zeichen der bedrängten Lage auf- gefaßt, in die die anglo-amerikanischc und sowjetische Kriegfüh rung nach den Waffenersolgen der Achsenmächte gekommen ist. Nach Meldungen aus R o m charakterisiert „Giornale d'Jtalia" die Besprechungen als einen Notschrei Churchills. Churchill werde wohl einen stärkeren Einsatz der amerikanischen Streit kräfte verlangen. Auch die übrige italienische Presse weist darauf hin, daß Churchill immer dann nach Washington eile, wenn es England besonders schlecht gehe.. Die sinnische Presse sagt, der unvermutete Schritt des englischen Minister präsidenten sei der beste Ausdruck für die schlechte Stimmung in England nach den letzten Niederlagen. In Bukarest glaubt man, daß Churchill diese Reise vor allem zur Festigung seiner eigenen Position nötig gehabt habe, um über den Enttäuschun gen im englischen Volke eine, wenn auch nur agitationsmätzige Unterstützung Roosevelts zu erbitten. In Tokio werden die Besprechungen als eine leere Poli tische Geste gegenüber der Weltöffentlichkeit angesehen, uns man vermutet, daß Churchills Flug nach Washington gleich zeitig den Versuch darstelle, um die argwöhnischen Bolschewisten zu heruhigen. Die argentinische Presse weist darauf hin, nur die dringendste Notwendigkeit hätte daher den britischen Pre mier veranlassen können, mit den Spitzen seines Generalstaoes England zu verlassen. Sogar die Londoner „Evening Standard" läßt durchblicken, daß der Flug über den Atlantik aus zwingenden Gründen, da „eine der äußersten Stunden des Krieges erreicht" sei, er folgt wäre. Im übrigen versucht sowohl die englische wie die amerikanische Presse Stimmung für das Zusammentreffen zu machen und läßt trotz dieser großzügigen Reklamemacherei nicht unerwähnt, daß amtliche Verlautbarungen über den Gang der Gespräche nicht zu erwarten wären. Was deut lich genug die Ratlosigkeit umschreibt! Zas englische Bolt verlangt Aultlärung Aber Churchill drückt sich vor der Verantwortung. Oie Besorgnisse des englischen Volkes über die Niederlage uen und die großen Schiffsverluste im Mittelmeer kom- i ,n zahlreichen Pariamentsanfragen zum Ausdruck. Im O..chaus fragte Lord Winterton, wann Churchill eine Erklärung über Libyen und die Geleitzugschlacht abgcben wolle. Das Haus müsse endlich Informationen von bevollmächtigter Seite erhalten. Gleichzeitig fragte der Abgeordnete Shin well im Unterhaus, ob die Regierung nicht die Schiffsverluste der letzten Monate bekanntgeben wolle, denn diese seien außer ordentlich beunruhigend. Attlee versprach daraufhin, über die Fragen sich mit dem Ersten Lord der Admiralität aus- einanderzi itzen. Des Führers rettende Tat Am 22. Juni steht Deutschland, steht ganz Europa zwölf Monate in einem harten, aber erfolgreichen Kampf gegen den Bolschewismus. Der Verrat Moskaus, das den Nichtangriffs pakt mit Deutschland nur abgeschlossen hatte, nm damit seine umfangreichen Angriffsvorbereitungen gegen Demschland und Südost- und Nordeuropa nun besser tarnen zu können, Hal Deutschland gezwungen, in eine bewaffnete Auseinandersetzung mir der bolschewistischen Gefahr einzutreten. Der Führer war sich seit langem klar darüber, daß nur ein schneller und entschlossener Gegenschlag diese tödliche Ge fahr von Deutschland sernhalten konnte. Die Entscheidung dieses Tages, aus der Kraft der geschichtlichen Sendung des Führers, seinem fanatischen Willen zur deutschen Erfüllung und aus seiner gesamteuropäischen Verantwortung geboren, hat nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa und mittel bar einen guten Teil der Welt vor einer Zerstörung und Ver nichtung bewahrt, die so vollständig gewesen wäre, daß es aus ihr niemals wieder eine Rettung und einen neuen Aus- stieg gegeben haben würde. Hätte der Führer nicht zur rechten Stunde den rechten Befehl gegeben, und hätten wir aus seinem Willen nichl diese Wehrmacht gehabt, dann wäre alles ver loren gewesen. Der Paki mit Moskau war am 24. August 1939 unter zeichnet worden, aber schon im Herbst des gleichen Jahres und noch deutlicher im Frühjahr 194Ü tral die unverkennbare Absicht der Sowjetregierung zutage, das mii Deutschland ab geschlossene Abkommen gleichsam als Schutzschild für ihre ge waltsamen Expansionspläne gegen Deutschland und Europa zu verwenden. Schon während des Polenfeldzuges mutzte cs eigenartig berühren, daß die Sowjetarmee nach dem Sieges zug der deutschen Truppen plötzlich in Ostpolen einrücktc uns für ihre „Feldzugsteilnahme" die Abtretung des polnischen Gebietes bis zum Bug und bis wett nach Galizien hinein be anspruchte. Schon vorher hatten die Sowjets Finnland über- fallen und zu bedeutsamen Gebietsabtretungen gezwungen. Die Einverleibung der baltischen Länder und Bessarabiens war nur ein Vorspiel für jene kriegerischen Vorbereitungen, die es gegen Deutschland eingeleitel hatte. Am 22. Juni 1941 trat das deutsche Ostheer auf einer Frontbreite von zunächst rund 1OOO Kilometer gegen die weit in den deutschen Jntercssenraum Vorstotzenden Teile um Bialystok und Lemberg an. Allein in diesen beiden Räumen waren rund 160 feindliche Divisionen aygriffsbereit auf marschiert. Die Bolschewisten halten an der deutsch-sowjeli- schen Grenze tief gestaffelte starke Grenzbefestigungen angelegt, die nach etwa fünftägigem Ringen überwunden wurden. In wagemutigem Angriffsgeist stießen deutsche Panzerverbände keilförmig gegen Osten vor. Die ersten K e s s e l b i l d u n - gen zeichneten sich ab, während aus dem ostpreutzischen Raum heraus die deutsche Angriffsfront nach Norden verlängert wurde und im Süden die Rumänen, Slowaken und Ungarn zur Verlängerung der Front angetreten waren. Mit verhaltenem Atem verfolgte eine Welt die Vorgänge im Osteü Europas. Das Wort des Führers in seinem Auf- ruf an das deutsche Volk über Ausdehnung und Umfang des Sowjetaufmarsches gewann schon in den ersten 14 Tagen des Feldzuges seine Bestätigung, als die ungeheuren Gesangenen- und Beutezahlen nach Abschluß der ersten Kesselschlachten bet Minsk und Bialystok bekanntgegeben wurdeM In zwischen gewann der deutsche Vormarsch von Tag zu Tag immer mehr an Raum. Die Stalinlinie war bereits Mitte Juli an den wichtigsten Stellen durchbrochen. Im Süden der Ukraine wurde das schwere D n j e st r - Hindernis überwunden. Mil dem siegreichen Abschluß der Kesselschlacht bei Um an wurde ein wesentlicher Teil der sowjetischen Süd- gruppe vernichtet, der Dnjepr wurde von deutschen Truppen erreicht und das ganze südukrainische Jndustriegebicl im Dnjeprbogen siel in deutsche Hand. Nikolajew wurde ge nommen, Odessa am Schwarzen Meer eingeschlossen. Im Norden wurde Reval erobert und Leningrad von allen Landverbindungen abgeschnitlen. Am 19. September wurde Kiew genommen und damit der größte Sieg der Geschichte errungen. 665 000 Sowjetarmisten gingen hier in deutsche Ge sangenschaft. In der Doppelschlacht von Brjansk und Wjasma verlor Timoschenko seine letzten vollkampfkräftigen Armeen. Die Zahl der eingebrachten Gefangenen wurde mit rund 658 000 festgestellt. Im Süden kamen mit Taganrog, Stalino und Charkow wesentliche Teile des hochbedeut samen Industriegebietes im Donezbecken in deutsche Hand. Ende Oktober erfolgte der Durchbruch zur Halbinsel Krim, in der Mitte rückte die deutsche Angriffsfront mehr und mehr an Moskau heran. Inzwischen war es Mitte Dezember geworden und -über dem ganzen sowjetischen Kampfraum lag ein harter und be sonders früher Winter. Die Angriffsoperationen konn ten nur unter schwierigsten Verhältnissen aufrechterhalten wer- den. Deshalb entschloß sich die oberste militärische Führung, von dem Bewegungs- zum Stellungskrieg überzugehen und hierzu Frontvetzbesserungen und Frontverkürzungen vorzu- Auf Antwort wird das englische Parlament lange warten können. Vor der Beantwortung dieser gefährlichen Fragen drückt sich Churchill. Er flieht «ach Washington in der Hoffnung, nach seiner Rückkehr von anderen Dingen sprechen zu können. ,