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Freitag, den 28. Nvbember 1938 Volsmgrr rinzetarr — räyorver «nzewer Mr. 275 — LÄ-e 2 ^ampf gegen die roten Ketzer Mobilgarde zur Räumung besetzter Werke j Der im französischen Metallindustricgcbiet von Valen- eiennes ausgebrochene Streik gegen die Notverordnungen Daladiers hat weiter um sich gegriffen. Die Belegschaften sämtlicher Mctallwcrkc sind in den Ausstand getreten und haben die Werke besetzt. Zur Räumung dieser Werke sind bedeutende Verstärkungen der Polizei und der Mvbilgarde aus ganz Frankreich zusammcngczogcn worden. Von den 40 besetzten Fabriken konnten 11 geräumt Werden. In einigen Fabriken konnte unter Polizeischutz die Arbeit aufrechterhalten werden. Die Räumung der übrigen Werke scheint auf Schwierigkeiten zu stoßen. Die Streikenden haben auf entfernter liegenden Zugangs- stratzen Streikposten aufgestellt. Der Unterpräfekt von Valenciennes hat jedoch einem kommunistischen Bürger meister und einem kommunistischen Abgeordneten erklärt, trotz aller marxistischen Proteste werde die Näumnngs- aktion fortgesetzt. Oer Generalstreik droht Der stellvertretende Sekretär des marxistischen Gcwerk- fchaftsverbaudes erklärte in Rouen, daß der Generalstreik, der vom Verwaltungsausschutz des Gewerkschaftsverban des beschlossen worden sei, und dessen genauer Zeitpunkt am Freitag festgesetzt werde an Ausdehnung alles über treffen werde, was man gesehen habe. Er werde sich auf sämtliche Wirtschaftszweige erstrecken, und auch die Be amten würden daran teilnehmen. Inzwischen hat die Regierung eine Kundgebung der Kommunisten und Sozialdemokraten verboten, die am Sonnabend im Pariser Osten stattfinden sollte. Mobttgarde verhindert Sabotage Unweit von Lille beginnen nunmehr die Beleg schaften der Kohlengruben von Anzin, in den Ausstand zu treten. In fünf Gruben wird bereits gestreikt. Drei von ihnen wurden durch Mobilgarde geräumt. Die Zahl der in den Kohlengruben von Anzin Streikenden beläuft sich auf rund 10 000, während in Valenciennes rund 25 000 Streikende gezählt werden. In der Industrie stadt Denais besetzten etwa 450 Streikende den Güter bahnhof und versuchten, die Züge am Ausfahren zu hin dern. Nach dem Eingreifen der Mobilgarde konnte der Güterzugverkehr fortgesetzt werden. In einer benachbar ten Industriestadt wurden 40 Streikende dabei überrascht, als sie zahlreiche Tonnen auf den Gleisen aufhäuften und fünf beladene Güterwagen auf einer Weiche zum Ent gleisen zu bringen versuchten. Der „Jntransigcant" weist daraus hin, daß die gan zen Streiks nur auf die Provokationen ausländischer extremistischer Elemente in Gewerlschaftskreiscn zurück- zusührcn seien. Mit Tränengas gegen dir Streikenden Paris. 2n den Renault-Werken ging die Mvbilgarde in der Nacht zum Freitag mit Tränengas gegen die Streikenden vor. Am jeden Schraubstock und jede Werkzeugmaschine mutzte gekämpft werden, da die Streikenden sich mit Schrauben und sonstigen Eisenstücken als Wurfgeschosse bedienten. Rach Mit ternacht gelang es, auch die letzten Streikenden aus den Be trieben zu zerstreuen oder sie zu verhaften. Insgesamt wurden 450 Wann abgeführt. Aus Seiten der Polizei sind über 20 Verletzte zü beklagen. « »Malin" beziffert die Zahl der bei der gewaltsamen Räumung der Nenamt-Werke verletzten Mitglieder des Ord ¬ nungsdienstes sogar auf 82. Zur Räumungsaktion wurden insgesamt etwa 522 Mann eingesetzt. Insgesamt sind von der Streikbewegung in Paris 52 bis 62 222 Arbeiter betroffen. Hinzu kommen noch die streikenden Bergarbeiter und dis Eisen bahner des nordfranzösischen Jndustrie-Debietes, die ebenfalls in Len Proteststreik gegen die Notverordnungen getreten sind. Ministerpräsident Daladier hatte noch am Donnerstag abend Besprechungen mit dem Militärgouverneur von Paris und dem Oberstkommandierenden des Militärbezirkes von Paris und Amgegend, was darauf hinzudeuten scheint, daß er notfalls Militär einsetzen wird, um die kommunistischen Hetzer zur Raison zu bringen. Daladier greift durch Das Innenministerium kommissarisch dem Minister präsidenten übertragen Der Präsident der Republik Lebrun hat ein Gesetzes dekret unterzeichnet, wonach das Innenministerium in terimistisch dem Ministerpräsidenten Daladier übertragen wird. Der Erlatz wird Freitag früh im amtlichen Gesetz blatt erscheinen. Die Ministerpräsidentschaft veröffentlicht am Don nerstagabend folgende Verlautbarung: „Streikbewegungen mit Besetzungen von Fabriken sind in den Departements Nord, Seine und Seine-Jnserieur ausgebrochen; die von der Negierung vorgesehenen Maßnahmen zur Aufrecht erhaltung der össenilichen Ordnung sind sofort angewandt worden. In dem Departement Nord sind 25 Fabriken, die 12 000 Mann beschäftigen, geräumtworden. In dem Departement Seine-Jnferieur sind 19 Fabriken oder Werkstätten ebenfalls geräumt worden. In diesem Departement ist keine Fabrik mehr besetzt. In dem Departement Seine sind zehn Fabriken mit im gan zen 5000 Beschäftigten sofort geräumt worden. Die Räu- muugsmaßnahmen im Renault-Werk sind im Gange." Üeber die Lage in den verschiedenen Streikbezirken ist zu melden, daß Donnerstag mittag auch in den meisten Fabriken der Metallindustrie von Paris und Umgebung eine Streikbewegung mit Besetzung der Werke ausgebro chen ist, so in den Renault-Automobilwerken, den Cau- dron-Flugzeugwerken und der Flugzeugmotorenfabrik Bloch. Vor den bestreikten Werken zog sofort Polizei- Ordnungsdienst auf. Laut Mitteilung des Ministers für öffentliche Arbei ten ist die Eisenbahnlinie Somain—Denain—Anzin requi riert worden durch einen Erlaß, der vom Minister für Landesverteidigung gegengezeichnet wurde. Im Gebiet von Valenciennes hatte sich die Streikbewegung auch auf diese Eisenbahnlinie ausgedehnt, so daß der Verkehr von Somain bis zur belgischen Grenze unterbrochen wurde. Streikende versuchten, den Ordnungsdienst zu sprengen, indem sie in Denain einen Eisenbahnwagen vor sich her schoben. Ferner wurde versucht, ein Kraftwagen der Mo- Lilgarde zu zerstören. Bei der Räumung der Metallwerke von Denain mußten starke Polizeikräfte nach drücklich eingreifen. Als Mobilgarde nachmittags in die Stahl- und Schmiedewerke eindringen wollte, stieß sie auf eine Barrikade aus umgcstürzten Waggons. Etwa 300 Streikende hatten dort in drohender Haltung Stel lung genommen. Am späten Abend ließen die Streikenden mitteilen, daß sie sich der Räumung der Fabriken durch Polizei widersetzen würden. En-güliige Grenze besetzt Einmarsch von Polizei und Grcnzaufstcht. Nach der Einigung zwischen der deutschen und der tschecho-slowakischen Regierung über die Festsetzung der' Grenze zwischen dem Deutschen Reich und der tschecho slowakischen Republik vollzog sich, wie im Grenzfest setzungsprotokoll bestimmt, am 24. November die Räu mung bzw. die Besetzung. Auf deutscher Seite wurde die Besetzung von der Ordnungspolizei unter dem Kommando des Befehlshabers.der Ordnungspolizei in den sudetendeutschen Gebieten, Generalmajor von Pfeffer- Wildenbruch, durchgeführt. Bis auf einen Zipfel in Nord mähren, in dem die Besetzung am Freitagabend zum Ab schluß kommt, war der Einmarsch bis Donnerstag abend vollzogen. Nach der Ordnungspolizei traf der verstärkte Grenz aufsichtsdienst ein, der an der endgültigen Grenze Posten bezogen hat. In einzelnen Fällen, besonders dort, wo es sich um kleinere Dörfer oder unwesentliche Regulierungen handelte, wurde die Verlegung der Grenzlinie auch allein vom Grenzaufsichtsduenst vorgenommen. Der Polizei hatte sich auch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt angeschlossen, die sich sofort zu den Ortsbehörden begab, um dort die Namen der bedürftigen Bevölkerung festzustellen. Der Vormarsch auf die end gültige Grenze zwischen dem Deutschen Reich und der tschecho-slowakischen Republik hat sich reibungslos voll zogen. Sndetenland endoülttaer Vestandleil des Reiches Nachdem die endgültige Grenze gegenüber der Tsche che! festgesetzt worden ist. Hai die Neichsregierung durch Gesetz vom 21. November d. I. die staatsrechtliche Vereinigung der sudetendeutschen Gebiete mit dem Deutschen Reich ausgesprochen. Die sudewndeutschen Ge biete sind damit endgültig Bestandteil des Reiches, die alteingesessenen Bewohner des Sudetenlandes deutsche Staatsangehörige geworden. Die nähere Regelung des Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit ergibt sich aus dem deutsch-tschechischen Siaatsangehörigkeitsabkommen. Die Karte zeigt die endgültige Grenze Deutschland—Tschrcho-SIowakei nach den amtlichen Angaben des Grenzfestsetzungs-Protokolls. (Weltbild-Wagenborg-M.) König Carol auf dem Berghof Privater Besuch beim Führer und Reichskanzler. Seine Majestät König Carol II. von Rumänien stattete, begleitet von seinem Sohne, dem Kronprinz«« Michael, dem Führer und Reichskanzler auf dem Oberfalzberg einen privaten Besuch ab und weilte zum Frühstück auf dem Berghof. An den Besprechungen und dem Frühstück nahm der Reichsminister des Auswärtigen von Ribben trop teil. Oer Führer empfing pirom Der Führer und Reichskanzler empfing in Gegenwart des Reichsministers des Auswärtigen v o n Ribbentrop auf dem Obersalzbcrg den zur Zeit als Gast der Neichsregierung auf einer Deutschlandrcisc be findlichen südafrikanischen Vcrtcidigungs- und Handels minister Piro w. Der südafrikanische Minister Dr. Pirow auf der Jagd in Schlesien. Der zur Zeit in Deutschland weilende südafrikanische Wirtschafts- und Verteidigungsminister Dr. Pirow nahm auf Einladung eines seiner Freunde an einer Jagd in Schlesien teil. Unser Bild zeigt den Minister bei der Begrüßung der Jäger. Weltbild (M Die SrgSnMgSVahlen zum Reichstag Eintragung in die Stimmlisten beantragen. Bei den am 4. Dezember stattjiudenden sudetendeut schen Ergänzungswahleu zum Großdcutschen Reichstag sind auch die im Altreich und in Oesterreich ansässigen Sudetendeutschen wahlberechtigt, sofern sie die übrigen Voraussetzungen für das Wahlrecht (deutsches oder art verwandtes Blut, Vollendung des 20. Lebensjahres am Wahltage) erfüllen. Für diese Wahlberechtigten ist eine Abstimmungsmöglichkeil in allen größeren Städten des Altreichs und in Oesterreich sowie am Sitze der unteren staatlichen Verwaltungsbehörden (Landrat, Be- zirkshauptmann usw.) vorgesehen. Die Wahlberechtigten werden hiermit aufgefordert, sich in den Stadtkreisen beim Oberbürgermeister, in den Landkreisen beim Landrat zur Eintragung in die Stimmlisten unter Vorlage von Ausweispapieren an zumelden. Ohne Eintragung in die Stimmlisten ist die Ausübung des Wahlrechts ncht möglich. Ltngarns Parlament vertagt Nach dem Rücktritt des Kabinetts Jmredy. Nachdem der ungarische Ministerpräsident dem Neichs- vcrwescr den Rücktritt der Regierung Jmredy überreicht und Admiral Horthy erklärt hatte, sich seine Entschei dung über diesen Rücktrittsbeschlust vorzubehaltcn, trat das» ungarische Abgeordnetenhaus zu einer Sitzung zusammen. Auf dieser Tagung wurde ein Handschreiben des Reichs verwesers verlesen, in dem mit sofortiger Wirkung die Vertagung des Abgeordnetenhauses bis zum 1. Dezember angeordnet wird. Man vermutet, daß Horthy dem Ministerpräsidenten Jmredy Gelegenheit geben will, inzwischen eine neue par lamentarische Basis zu finden. Andererseits wird vermu tet, daß der Plan besteht, eine sogenannte Konzentra tionsregierung zu bilden, deren Leitung vielleicht der ehemalige Ministerpräsident Daranyi übernehmen würde. Logen in Polen aufgelöst Gesetz über den Schutz staatlicher Interessen. Der polnische Staatspräsident hat auf dem Wege der Notverordnung zwei Gesetze erlassen, von denen das eine ven Schutz staatlicher Interessen, das zweite die Auflösung freimaurerischer Organisationen betrifft. Das erste Gesetz sieht Freiheitsstrafen zum Teil langfristiger Art, in besonderen Fällen sogar die Todes st rafe vor für Vergehen gegen die wirtschaft lichen Interessen des Staates und gegen die öffentliche Ordnung sowie für Handlungen, die sich gegen das Wohl der Bevölkerung und gegen Einrichtungen richten, die militärischen Zielen dienen. Das Gesetz über die Auflösung von frei maurerischen Organisationen verfügt die automatische Auflösung aller vorhandenen freimaure rischen Organisationen oder solcher Organisationen, die von Freimaurern abhängig sind. Das Vermögen dieser aufgelösten Organisationen soll der öffentlichen Wohlfahrt zugutekommen.