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Mittwoch, den 21. Dezember I938 Pn^nitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 297 — Seite 8 — Die Frau und ihre Welt , Goldner Sonntag sieben Tagen ist's so weit! Ein jeder brennt schon auf die Zeit, Den Müttern in der Liebe Pflicht Zu nahe, — doch den Kindern nicht! Bei ihrer Wünsche heißem Ziel Ist jeder Stunde Lauf zu viel, Vis mit der Weihnacht Märchenlicht § Der kleinen Herzen Qual zerbricht! I Und ihres Hoffens letztem Traum Eibl noch ein goldner Sonntag Raum. Und fiele es auch noch so schwer: Gern macht das Herz die Börse leer! Wenn dann im weichen Kerzenlicht Aus dankerglühendem Gesicht Der Freude Himmelsbotschaft strahlt, 1 Ist jedes Opfer reich bezahlt! W Krnst l^üütke Praktische Winke In Emaille- und auch Zinkwaschkesseln entstehen nach langem Gebrauch kleine Risse und Unebenheiten, die zu Löchern in der Wäsche führen. Durch das Umrühren mit einem Stock wird das einzelne Wäschestück leicht an diesen Unebenheiten gescheuert und gerieben. Also, von Zeit zu Zeit den Kessel mit einem trockenen Tuch kräftig ausreiben und nachsehen, ob das Tuch auch heil bleibt! * Kopfkissen, Sofakissen, Kinderbettchen und andere Sachen lassen sich oftmals sehr leicht aus alten Betten machen, die noch auf dem Boden oder in einer anderen Ecke liegen. Die Anfertigung ist nicht schwer: Das Inlett wird gesäubert, bis auf einen kleinen Schlitz zugesteppt, durch- aezogen und dann mit den alten Daunen oder Federn ge füllt. Das Zunähen des Schlitzes muh allerdings sehr sorg fältig erfolgen. * Bestecke sind immer — auch wenn sie aus einem rost freien Metall sind — etwas empfindlich. Es ist darum zu empfehlen, Messer und Gabel nach jedem Gebrauch sofort zu säubern und auf keinen Fall bis zum anderen Morgen liegen zu lassen. Zeitungspapier eignet sich für dieses pro visorische Abreiben ausgezeichnet! * Enge Schirmständer sind oftmals die Ursache von Löchern in den empfindlichen Bezugstoffen. An Regentagen sind die Ständer in Lokalen und Geschäften oftmals sehr voll und die nachher hereingestellten Schirme zerstoßen den Stoff der schon eingestellten Schirme. Es braucht nicht sofort ein großes Loch zu sein, sondern oftmals nur eine starke Quetschung der zarten Fäden, die zu einem vor zeitigen Verschleiß führen. * Kalkhaltiges Wasser ist die Ursache des Grau- und Eelbwerdens der Wäsche. Man kann sich vor den Schäden dieses Kalkes im Wasser schützen, indem man das Wasch wasser vor Bereitung der eigentlichen Waschlauge mit etwas Bleichsoda weich macht. Genaues zu diesem Punkt kann man aus den Packungen der Bleichsoda nachlesen. * Wasserflecke sind eine ärgerliche Sache. Bei neuen Kleidern bekommt man sie verhältnismäßig einfach durch Abbügeln der betreffenden Stellen mit einem feuchten Tuch heraus. Längere Zeit getragene Sachen müßen dagegen ganz gewaschen werden, da man durch em feuchtes Abbügeln den Schmutz einplätten würde. * Kesselstein im Wasserkessel läßt sich auf folgende, recht einfache Weise entfernen. Man füllt den Kessel soweit mit Weinessig oder Essigessenz, bis der Boden damit bedeckt ist. Dann wird der Keßel erhitzt, bis sich der Kesselstein auf löst. Wenn der Erfolg dieser Reinigung beim ersten Mal nicht von durchgreifendem Erfolg ist, versucht man es eben noch einmal. Der gute Nat für „ihn" Kampf der Frau gegen den Rauch „Sein Anzug riecht nach Tabak", sicher haben die meisten Ehefrauen schon oft diese Feststellung gemacht und standen der Tatsache ziemlich machtlos gegenüber. Geht der Gatte doch täglich in sein Büro oder in seine Arbeitsstätte, und überall wird geraucht. Ganz schlimm ist es aber, wenn er seinen Skaiabend hatte und viele Stunden in der Wirts stube saß. Keine Frau möchte nun gern als Lanthippe auftreten und „ihm" irgendwelche Vorschriften machen. Sie könnte ja auch gegen den Rauch, der sich tagsüber in den Kleidern fängt, ernstlich gar nichts unternehmen. Also heißt es, dem Rauch und nicht den Rauchern den Kampf anzusagen. Wenn es sich irgendwie einrichten läßt, sollte man täglich den Anzug wechseln (Nebenbei gesagt, schont man ihn dadurch sehr.) Nach dem Ausziehen wird er sofort gebürstet und für mehrere Stunden entweder an einem offenen Fenster oder auf dem Balkon gelüftet. (Die Hosen sind genau nach der Bügelfalte einzuspannen, Weste und Rock auf einen weichen gepolsterten Bügel zu hängen, damit die Schulter nicht die gute Form verliert.) Dann erst kommt der Anzug in den Kleiderschrank, in dem man einige Geruchspäckchen oder Fichtennadeltabletten aufhängt. Sie sorgen dafür, daß ein frischer Duft in die Kleider zieht. Die gefürchtete blanke Stelle auf der Kehrseite des Beinkleides wird vermieden, wenn „er" zum Sitzen eine Unterlage aus weichem Schwammgummi benutzt. Krawatten sehen immer tadellos aus, wenn man sie regelmäßig auf einer Zelluloidunterlage bügelt, die in die Krawatte hineingeschoben wird. Diese Unterlagen kosten nur ein paar Pfennige, doch kann man sie auch aus steifer Pappe selbst unfertigen. <7barinlte / Bon Beda Prikipp Erstes Theatererlebnis! — Ich sehe mich durch dunkle Straßen gehen zwischen zwei Freundinnen. Wir haben uns angefaßt und sind alle drei ein bißchen scheu und doch in höchster Spannung. Denn wir dürfen zum ersten Male ins Puppentheater. Man spielt „Turandot" — mir wohlbekannt und doch so neu, so von anderm Glanz umwoben, da es nun von Wesen, die sich bewegen können, wirklich „gespielt" wird. Turandot ist eine Wachspuppe mit seelenlosen Glas augen, aber die kindliche Phantasie ergänzt den mangeln den Ausdruck. Das Kind findet es auch nicht befremdlich, daß die münnermordende Chinesin ihre erwachende Liebe für Prinz Kalas in die knappen Worte: „Wie wird mir?" kleidet, worauf sie, von dem an ihrem Kopf befestigten Bindfaden geleitet, in kühnen Hüpfern die Bühne über quert und in Kalafs Armen landet. Puppen sind eben anders, denkt das Kind, zumal wenn sie Chinesenprinzessin nen mit auch sonst merkwürdigen Gewohnheiten sind! Und das kleine Mädchen begreift es gar nicht, daß die nicht mehr ganz so kindliche Freundin diese schauspielerische Leistung verulkt! Damals habe ich — wir so oft im späteren Leben! — den Willen, Dichtung zu gestalten, hinter der wirklichen Leistung gesehen. Das Kind erinnerte sich der wundersamen Rätsel, die diese Turandot g dichtet hatte. Man sah es der Puppe mit dem Knopfnäschen nicht an — aber was schadete das? Mancher hat es in sich und man weiß es nicht. Die Rätsel waren schöner als oas Spiel. „Kennst du das Bild auf zartem Grunde?" Das klang mit hinein und gab Lieser leise verstaubten Bühnenwelt ihr heimliches Leuchten. Was bedeutet das dramatisierte Märchen für das kind liche Erleben? Die Bühne macht aus den Märchengespielen des Kindes, die in seinem Herzen aus- entgehen, Menschen von Fleisch und Blut. Es ist unvermeidlich, daß ihr Gesicht ein wenig anders ist, daß sie anders gekleidet sind — sich anders bewegen. Das nimmt das Kind nach einem kleinen Befremden hin. Aber jene Märchenschau spieler müssen di« besondere Luft mitbringen, in der das Kind heimisch geworden ist. Märchen ist für das Kind die höhere Wirklichkeit, in der Wünsche Mächte sind, die alles Böse in Gutes verwandeln können. Eine Welt also, die unter anderen der schwachen kindlichen Kraft holderen Gesetzen steht als die alltäglichen, an deren Schranken die kleinen Hände so oft vergeblich rütteln. Ein Märchen für die Büyne formen, bedeutet also das heimliche Leben de, Kindes gestalten. Es gelingt nur, wenn der Bühnendichter nicht vergessen hat, wie er als Knabe Liese Dinge gesehen hat und wenn die Darsteller auch noch möglichst viel davon wißen. Wohl darf diese Welt reicher, erlebmsersüllter sein — das Märchen ist meist wortkarg und zeichnet nur den Umriß — aber keiner der vertrauten Züge darf fehlen oder verändert werden. Vor allem müßen Ernst und Heiterkeit genau so wie im Urbild abgewogen sein. Denn für das Kind ist das Märchen Leben, und es will dieses Leben ernst genommen wißen. Das Kind kennt keine Ironie und keine Karikatur. Ein Kasperle darf tollen, ein Küchenjunge unnützen und eine knallende Ohrfeige kriegen — aber König und Königin müßen so schön und gebietend sein, daß man die Pracht sobald nicht vergißt, und Hexen und Zauberer, die wahren Vertreter des Urbösen, Wesen, von denen man ängstlich träumt und die hier be straft zu sehen eine wahre Erlösung ist. Das Kind will keine Könige mit Knollennasen, über die sich der ganze Hofstaat lustig macht, und die Zerrbilder seines heimlich geliebten Helden erfüllen es mit Trauer. Ein paar Jahre lang war ich sehr scheu, Kinder mit ins Theater zu nehmen, denn ich hatte nicht vergeßen, wie ein sechsjähriges Bübchen nach einer solchen Aufführung einmal mit betonter Geringschätzung zu mir sagte: „Die machen Quatsch für die Erwachsenen — ein Märchen ist das nicht!" Dagegen ein anderes Mal — es war weit draußen im Osten, wo sich die Füchse gute Nacht sagen — da habe ich mir einen kleinen Zaungast mit hineingenommen auf den herrlichen Parkettplatz, der schon allein eine bisher un erreichbare Sehnsucht für den Jungen war. Es war auch ein Prachtexemplar von Junge — und nach der Pause hatte es sich verdoppelt: der Freund, der mir mit kavaliermäßiger Selbstverständlichkeit vorgestellt wurde, war auf Schleich wegen doch noch ins Haus geschmuggelt worden! Es gab „Das tapfere Schneiderlein", und Anselmus, der Held und Fliegentöter, sang seine Heldentaten in einem einprägsamen Liedchen seinen begeisterungsfreudigen Zuschauern so oft vor, vis sie es konnten und mitsangen: „Hab' doch das Ein horn bezwungen — sieben auf einen Streich!" Das war ein echtes Märchen voll höchster Spannungen und Kinderjubel. Freilich, als ich meinen kleinen Nachbarn fragte: „Wie gefällt dir Anselmus?" antwortete er mit tadelndem Kopf schütteln: „Er schwindelt zu doll!" Es gibt auch Skeptiker unter den Kindern. Aber beweist nicht diese Kritik, wie stark das Ganze erlebt wurde? Heute bemühen wir uns wieder um das echte Märchen. Es gelingt noch nicht überall, aber die Einsicht ist da, daß Märchentheater erhöhte Wirklichkeit sein muß. Je mehr wir sie erfaßen tn ihren einfachen großen Linien, den klaren Gegensätzen ihres Geschehens fernab von jÄem Revuetand oder nicht dazugehörigen Balletteinlagen, desto sicherer dürfen wir sein, unsere Kinder glücklich zu machen, desto näher kommen wir dem Vorbild des deutschen Märchens. I?oto ^iedudr U Eine interessante Rillung ist das Charakteristikum dieses Jumpers aus Hasenhaar. Typisch für die jetzige Strickmode ist der kleine Spitzkragen. Der Hase unter dem Lichterbauw Allerlei Gutes für den weihnachtlichen Tisch Achon mit dem ersten Advent, mit jenem Tag, an dem die ^Vorfreude auf Weihnachten greifbare Gestalt gewann, hat es begonnen: jenes glückliche Pläneschmieden, jenes sorgliche Erwägen, jenes selige geheimnisvolle Tun, das in solcher Stärke nur in den vorweihnachtlichen Tagen zu be obachten ist. Da hat man über Puppenkleider, Ski-Anzüge und die mutmaßliche Größe des Weihnachtsbaumes be raten; man hat überlegt, ob wohl auch in diesem Jahre Tante Frieda wieder zu Besuch kommen werde, und da man gerade bei dieser nicht ganz unwichtigen Frage angelangt war, schien es der Hausfrau sehr geraten, in aller Stille einmal über das weihnachtliche Eßen nachzudenken. Traditionell ist und bleibt der Gänsebraten; er wird in keiner Familie, die es sich irgendwie leisten kann, auf dem Tisch fehlen. Wie aber steht es mit dem zweiten Feiertag? Wie steht es auch, wenn aus irgendeinem Grunde am ersten Weihnachtsta" wird? Gut wäre bi^ zu berelten. Wir werden aus zwei Hasenkeulen (für vier Personen) — vorausgesetzt, daß die Hasenkeulen nicht allzu klein ausfallen — Schnitzel schneiden und diese in eine auf gekochte und wieder erkaltete Beize von Essig (eine Taße voll), ^4 Liter Waßer, etwas Sellerie, einer Zwiebel, einer gelben Rübe, einigen kräftigen Kräutern sowie Lorbeer blättern, Pfefferkörnern und Wacholderbeeren für die Dauer von zwei bis drei Tagen bringen. Nach Ablauf dieser Zeit werden die Hasenschnitzel aus der Beize ge nommen, adgetrocknet und, nachdem sie mit etwas Mehl abgestäubt worden sind, in Fett recht heiß gebraten. Die Beizbrühe selbst wird noch einmal gut durchgekocht und so dann über die fertigen Schnitzel gegeben. — In manchen Gegenden Deutschlands löst der Puter — auch Truthahn genannt — den Gänsebraten ab. Man bereitet dieses Tier am besten, indem man ihm eine Füllung von Hackfleisch gibt und dann wie Eans oder Ente brät. Wem aber ein ganzer Puter zu kostspielig ist, der kaufe sich etwas Puter fleisch ein und bereite die Truthahn-Röllchen Das — vorher gebratene — Puterfleisch wird klein gehackt und in eine Bechamel-Tunke gegeben. (Wir bereiten sie, indem wir eine Mehlschwitze in heiße Milch tun, Salz, Pfeffer und etwas geriebene Muskatnuß l izufügen und so lange unter ständigem Rühren aufkoch bis die Tunke zu einer glatten Paste wird!) Das Putern nsch, die Tunke und — wenn wir sie vorrätig haben — auch einige fein gehackte Champignons dünsten wir unter fortgesetztem Um rühren so lange, bis wir eine steife Masse erhalten haben, aus der wir Röllchen formen ko irn. Diese werden i« Mehl, einem geschlagenen Ei und Semmelbröseln gewälzt, in ganz heißem Fett gebacken und mit einer Tomatentunke zu Tisch gegeben. Eigentlich überflüssig, zu erwähnen, doch dieses Gericht auch aus restlichem Puterfleisch hergestellt werden kann. — Nicht nur festlich, sondern auch recht originell ist die Hühnerpaftete mit Schwarzwurzeln Nachdem wir ein etwa 1K Kilogramm schweres Huhn tn seine Bestandteile — Flügel, Schenkel, Beine und Brust — zerlegt haben, bräunen wir diese Stücke in Fett leicht an und bestreuen sie mit Mehl. Zwanzig Minuten lang tn einem halben Liter Fleischbrühe leicht aufwallen laßen! Nun fügen wir noch ein Bündel Schwarzwurzeln — bereits in Stücke geschnitten, gekocht und in etwas Butter ge schwenkt — sowie rohe Kartoffeln hinzu und laßen alles in zugedecktem Topf eine halbe Stunde kochen. Als An merkung: das Gericht wird am zweckmäßigsten in dl"ni 'l i Topf, in dem es kochte, aufgetragen. c :