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Pulsnitzer Anzeiger Shorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bestimmt«» Plätzen keine Gewähr. Anzeige« sind an den ErscheinungStugen bi» V»rm 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffman« «. Gebrüder Mohr. Hauptschristlettrr: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulünitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffman», PulSnitz, sü^ Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — D. A. H.: »kitt Geschäftsstellen: Albertstr atz« 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. »Fernruf 218 und 55' Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen d?r Amtshauptmannschast zu Kamenz, de. Etadtrates zu Pulsnitz und der Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen de» Am? gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 303 Donnerstag, den 29. Dezember 1938 90. Jahrgang MH« A«ttu«g «rscheint täglich mit AuLuahm« der gesetzlichen Dou«- «d Feiertage. Mr vamgSpreiS beträgt bei Abholung wöchentlich 20 Npf., bei Lieferung frei Han« l» Npf. Postbezug monatlich 2.20 NM. Dir Behinderung der Lieferung rechtfertigt dürren Anspruch auf Rückzahlung de« Brzugepretse». Zeitungeaukgab« für Abholer tügüch >—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bet Wiederholungen nach PeetSliste Ar I — Für das Srscheiurn von Anzeige» t» bestimmte« Nummer« und a« 7 Jahre Katastrophenpolitik in Frankreich 41 Milliarden für Rüstungen im Jahre 1939 Im Französischen Senat gab der Finanzminister Reynaud eine genaue Bilanz über die wirtschaftliche und finanzielle Lage Frankreichs. Frankreich, so erklärte er u. a., habe sieben Jahre an einer Wirtschaft-, Finanz, und Währungskrise gelitten. Im übrigen müsse man dem Rechnung tragen, daß die Militärausgaben sich I939 auf4l Milliarden stei- gern würden, während die Lasten des letzten Krieges noch nicht 15 Milliarden ausmachien. Zehn Milliarden Fran ken habe man in den Rachen der Landesverteidigung ge worfen. Könne man sich aber schon zufrieden erklären, wenn man sehe, daß trotz dieser hohen Ausgabe l8 Monate nötig seien, um ein Unterseeboot zu bauen, während ein anderer Staat dazu nur acht Monate benötige k Man habe zahlreiche Pläne für grotze öffentliche Arbeiten ausgestellt, deren Gesamtsumme sich auf 35 Milliarden belaufe. Es bestehe ein beträchtliches Mißverhältnis zwischen diesem Volkseinkommen und den Bedürfnissen des Staates. Im übrigen sei der Staar ein Bankier und ein Arbeitsvermitt- lungsbüro geworden. (Seit zwei Jahren sind 240 00^ Beamte neu eingestellt worden.) Habe der Staat wenig stens die Wirtschaft des Landes wieder angekurbelt'^ Durchaus nicht! Die Richtzahl der Erzeugung habe uw! 25 v. H. abgenommen. Die Erfordernisse des Schatzamtes seien ständig ge-i stiegen. Im vergangenen Jahre habe er, Reynaud, sie aus) 45 Milliarden geschätzt. Man habe ihm damals Pessimist mus vorgeworsen. In Wirklichkeit sei er optimistisch ge-i wesen, da die Anleihen des Schatzamtes 48 Milliarden be-> tragen hätten. Frankreich vermehre seine öffentliche Schuld um jähr- lich l8 Milliarden. Es habe 6V v. H. auf seine Währung, verloren in der gleichen Zeit, in der eS 60 v. H. seiner Goldreserven einbüßte. Die Wahrheit, die man nicht immer klar erkannt habe, sei, daß das Land von seinem Kapital gelebt habe. 1931 besaß Frankreich noch 220 Mil liarden an Gold und Devisen in der Bank von Frankreich. Dieser Vorrat sei auf 80 Milliarden im November 1938 gesunken. Die 140 verlorenen Milliarden verringerten den französischen Kriegsschatz. Wieviel Flugzeuge hätte man für 140 Milliarden bauen können? Reynaud wies eine Devisenkontrolle zurück, weil sie mit einem demokratischen Parlament nicht gelöst werden könne. Wir wollten nicht eine Abgabe auf das Kapital ein- sühren, weil diese Abgabe bereits praktisch erfolgt ist, da das Einkommen seinem Goldwert nach in Frankreich um 70 v. H. gesunken ist, was in Wirklichkeit bereits eine harte Steuer ausmacht. Wir haben es für richtiger gefunden, die Einkommensteuer zu erhöhen. Daladier über milttarifche Fragen Frankreich will di« Kolonialtruppe auf die Stärk« der Heimat- armer bringen — Ausrüstungsdebatte im Senat Paris. Der Senat nahm am Mittwoch den Haushalt des Kriegsminifterinms an. An der Aussprache wies Senator Lemery auf die „außenpolitischen Gefahren am Horizont" hin und meinte, man müsse sich fragen, ob Frankreich allen Möglichkeiten die Stirn zu bieten vermöge. Der Heeresausschuh sei der Ansicht, daß eine Verstärkung der militärischen Organisation notwendig sei. Un ter allen Umständen sei eine Rückkehr zur einjährigen Dienst zeit in Anbetracht der rekrutenarmen Jahrgänge nicht möglich. Im Gegenteil müsse man eine Dienstzeit von 27 Monaten ins Auge fassen. Die Zahl der aktiven Offiziere müsse gleichfalls erhöht werden. Auch das Material bedürfe einer Erneuerung. Die Leistung der Rüstungsbetriebe sei durch die 40-Stunden- Woche beeinträchtigt worden, _u,nd dieses unselige Werk der Volksfront müsse eine Aenderung erfahren. Dann »rahm Ministerpräsident Daladier das Wort. Er erklärte, es sei wünschenswert die Kvlonialtruppe auf die Stärke der Heimatarmee zu bringen. Soweit wie mög lich solle auch den besten Gingeborenen-Unteroffizieren die Offizierslaufbahn geöffnet werden. Daladier dankte Senator Lemery für seine Ausführungen und gab zu, daß die Teil mobilmachung im Herbst gewiss« Urwollkommenheilen gezeigt habe. Was die Effektivstärke betreffe, so könne Frankreich mit den fruchtbaren Völkern nicht Schritt halten. Solange die Lage so bleibe wie im Augenblick, könne man auf die zweijährige Dienstzeit nicht verzichten, selbst wenn die Rekrutenjahrgänge wieder stärker geworden seien. Die Regierung beabsichtige, die Zahl der Offiziere beträchtlich zu erhöhen. Die Zahl allein aber mache noch nicht alles aus. Ueberlegcnheit gründe sich auf Qualität. Es komme darauf an, daß sich die Qualität nicht verschlechtere. — Die Arbeitszeit in den staatlichen Arsenalen betrage 50 Stunden und zum Teil sogar noch mehr, führte Daladier weiter aus. Es entspreche Wohl den Tatsachen, daß durch die kürzere Arbeitszeit in einigen Privatindustrien Schwierigkeiten aufgetaucht seien. Aus diesem Grunde sei in gewissen Fällen für die Angleichung des Gesetzes über die 40-Stunden-Woche gesorgt worden. Er wünsche aus jeden Fall nicht, daß man verbreite, Frankreich sei ein Land, das nicht die notwendigen Anstrengungen unternommen habe. Vote Front auch dei Balaguer durchbrochen Großer Luftkampf über einen rosspanischen Flughafen — Di: Rationalen schossen 18 Flugzeuge ab — Neue Verstärkungen aus Sowjetruhland Saragossa. Am Mittwoch durchbrachen nationalspanische Truppenverbände unter der Führung Generals Moscardo im mittleren Frontabschritt sechs Kilometer nördlich von Balaguer bei Gerp, wo bisher noch keine Kämpse statssanden, die rote Front und dringen nunmehr weiter nach Osten vor. Mascardo war im Gegensatz zu den übrigen Kampfabschnitten auf sehr starken feindlichen Widerstand gestoßen. Nach mehrstündiger Schlacht ergab sich schließlich eine der wichtigsten Stellungen bei Gerp mit 4M roten Milizen. — Lieber dem Flugplatz der Stadt Valls, 20 Kilometer nörd lich von Tarragona, fand am Mittwoch der bisher größte Lustkampf des Krieges statt, an dem von nationaler Seite 24 Jagdmaschinen und bei den Roten 55 Jäger und 6 Martrn- Domber beteiligt waren. Es gelang den Rationalen, 18 Eurtis- Maschinen abzuschietzen und zwei weitere feindliche Maschinen zu zwingen, auf nationalem Boden niederzugehen. Um die verzweifelte Stimmung der Bevölkerung Katalo niens zu heben, wurde heute über den Sender in Barcelona bekanntgegeben, daß neue Verstärkungen aus Sowjetruhland unterwegs seien. Es würben verschiedene Kriegsmaterials transporte im Werte von 14 Millionen Rubel auf französischen und englischen Schiffen — wodurch ein Eingreifen der natio nalen Kriegsflotte verhindert werden soll — in den nächsten Tagen erwartet. Llnkostenmmüerung aus den Großvtehmärtten Eine neue Verordnung. Im Reichsgesctzblau ist die Fünfte Verordnung zur Durch führung des Gesetzes über den Verkehr mit Tieren und tieri schen Erzeugnissen erschienen. Diese Verordnung wirk, sich dahin aus, daß für das im Inland erzeugte und über die Viehgroßmärklc gehandelte Schlachtvieh Uebernahmescheine nicht mehr auszufertigen sind. Hiermit fällt auch der aus den Äiehgroßmärkten bisher erhobene Unlerschiedsbetrag für Schlachtvieh weg. Der Wegfall des Unterschiedsbetrages be deutet eine weitere Minderung der Verkaussunlosten aus den Viehgrotzmärkten. Die Verordnung tritt am 1. Januar 1939 in Kraft. Hakenkreuzfiagge und Trikolore DaS deutsch-französische Skilager eröffnet. Im Berggasthos in Hiniermoos bei Saalfelden im Salz burger Land wurde das vom Auslandsamt der Reichsjugend, iührung organisierte deutsch-französische Skilager eröffnet. Nach der Ankunft in Salzburg waren die 65 französischen und 3o deutschen Teilnehmer durch den Landesstatthaller von Salz- bürg, Dr. Reiter, empfangen worden. Zur feierlichen Hissung der Hakenkreuzflagge und der Tri kolore vor dem Berggasthos Hintermoos richtete der Gauleiter von Salzburg, Dr. Rainer, Begrüßungsworte an die Lager- teilnehmer. Durch Sportkameradschaft müsse man zur politi schen Verständigung gelangen. Hltler-Jugend und französische Jugend seien dazu mit in erster Linie berufen. Der Leiter des Gemeinschastslaaers, Banuführer Maubach, eröffnete das Lager mit den Worten: „Zwei Flaggen, zwei Natio nen — eine Idee: Verständigung!" Eine Trachtengruppe aus Saalfelden trug dazu bei, daß sich schon in den ersten Stunden des Zusammenseins eine leb hafte Hüttenkameradschaft zwischen Deutschen und Franzosen entfaltete. Spießgeselle Barmats md Misker; Aus den Spuren des Großschiebers und Ostitiden Holzmann Die niederländische Presse fährt fort, sich mit der Person des jüdischen Schiebers Mischa Holzmann zu beschäftigen, der vor Weihnachten durch die holländische Polizei wegen Mein eidverdachtes verhaftet wurde, der aber in der Zwischenzeit wieder aus freie» Fuß gesetzt wurde. Holzmann, ein Spieß geselle der Barmat und Kutisker, ist aus einer großen Zahl von europäischen Staaten wegen dunkler Machenschaften und Verbrechen ausgewiesen worden. In Deutschland wurde er 1926 zu einer Gefängnisstrafe wegen Betruges, Urkundenfälschung und Beamtenbcstcchung verurteilt und nach Verbüßung seiner Strafe ausgewiesen. Kurze Zeit später wurde er aus Frankreich, wo er zweifelhafte Petroleumgeschäfte machte und eine sehr bekannte Figur in den Pariser Nachtlokalen war, ebenfalls ausgewiesen. Auch Italien und die Schweiz wiesen den jüdischen Schmarotzer bald aus. 1934 wandte er sich nach Spanien, wo er die Ver tretung einer Flugzeugfirma übernahm und als Lieferant der Bolschewisten austrat und riesige Gewinne erzielen konnte. In Madrid setzte er sich in den Besitz eines holländischen Passes, obgleich er ein aus Charkow gebürtiger staatenloser Ostjude ist. Holzmann schob Devisen, wobei er seine Bezie hungen zur holländischen diplomatischen Vertretung miß brauchte. Schließlich fuhr er unter Mitnahme einer großen Menge von Juwelen nach Holland, wo er seit Herbst 1936 als einer mit der größten Waffenliescranten für Rosspanien gilt. Holzmann tritt auch als Vertrauensmann der sowjet russischen Handelsvertretung in Amsterdam auf. Jetzt, nach seiner Freilassung, beabsichtigt Holzmann, im Haajt ein neues Unternehmen zu gründen, das sich ebenfalls mit rzlugzeuglie- ferungen befassen wird. Der „Telegraaf" wirst die Frage auf, wie es denn möglich gewesen sei, daß Holzmann ein nieder ländischer Paß ausgestellt wurde, und daß er als Schützling der niederländischen Regierung austreten konnte. Zwar sei in der Zwischenzeit Holzmann und seiner Familie der Paß ab genommen worden, doch stehe der Sohn Holzmanns immer noch als „Protege du gouvernement des Pays-Bas" (Schütz ling der Niederlande) im Handelsregister. Aus der Mischpoche ErWpan Ein Vetter des Mörders Grünspan als Taschendieb gefaßt Dieser Tage wurde in Mährisch-Ostrau ein den dortigen Sicherheitsbehörden gut bekannter Taschendieb gefaßt. Es handelt sich um einen Adolf Grünspan, einen Vetter des Pa riser Mvrdbuben Herschel Grünspan. Der Verhaftete, der ca. vierzig Jahre alt ist, gab seine Verwandtschaft mit dem Pa riser Mordbuben zu. Seinerzeit ist der Verhaftete aus dem gesamten tschecho slowakischen Staatsgebiet ausgewiesen worden. Er folgte je doch dem Ausweisungsbefehl nicht und trieb in Mährisch- Ostrau sein Unwesen weiter. Im Ostrauer Einheitspreisge schäft Afo fiel er, als er gerade die Hand nach einer fremden Geldbörse ausstreckte, in die Hände der Sicherheitspolizei. Ob wohl er behauptete, kein Geld bei sich zu haben, wurde bei ihm eine Taufend-Kronen-Note in der Hose eingenäht ge sunden.