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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn DtrN Zeitung erschein« täglich mit Ausnahme -er gesetzlichen Sonn- und Feieriag». Drr Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich btt Rps., bei Lieserung frei HauS öS Rpi. tlwstbezug monatlich 2.60 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch aus Rückzahlung der Bezugspreises. AeitungrauLgabe sür Abholer täglich S—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlatzfätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr S — Für baS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeige» sind an den ErscheinungStagen btS norm 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnitz; fü' Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. XI.: 2260 Geschäftsstellen: Albertstr atze 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 5^ Der Pulsnitzer Anzeiger ist ras zur Veröffentlichung Her amtlichen Bekanntmachungen d?r Amtshauptmannschaft zu Kamenz, d< Stadtrates zu Pulsnitz und des Eemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Am' gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 290 Dienstag, den 13. Dezember 1938 90. Jahrgang Paris über Memel: „Volksentscheid für das Reich" Rund 97 v. H. ahlbeteilrgung Die Memel-Wahlen sind ohne Zwischenfälle bei einer außerordentlich hohen Wahlbeteiligung durchgeführt wor den. Infolge des durch das litauische Wahlgesetz vor- gcschriebenen umständlichen Verfahrens — jeder Wähler gibt 29 Stimmzettel ab — wird die Zählung der Stimm zettel mehrere Tage in Anspruch nehmen, so daß mit der Bekanntgabe der Ergebnisse erst ungefähr in einer Woche zu rechnen ist. Die Wahlbeteiligung, die schon bei der letz ten Landtagswahl 9l,3 v. H. betrug, dürfte erheblich über schritten worden sein, denn fast überall wurde eine Wahl-^ Beteiligung von 97 v. H. erreicht. In einer sehr großen Anzahl von Orten war die Wahlbeteiligung sogar hun dertprozentig. Diese für ein Gebiet wie das Memelland außerordentlich Hohe Wahlbeteiligung ist ein bemerkens werter Ausdruck der einmütigen Geschlossenheit und Be- kcnntnisfrcudigkeit der Memeldeutschen. In der Auslandsprcsse wird dem Wahlverlauf im Mcmelgebiet starke Beachtung geschenkt. In den Pari- serZeitungcn kommt schon in den Ueberschriften zum Ausdruck, daß die Deutschen im Memelland einen großen Sieg errungen haben, wie man erwartet hat. Der „Figaro" schreibt: „Die Ergebnisse der Mcmeler Landtags- Wahlen nehmen den Charakter eines wahrhaften Volksentscheides zugunsten des Reiches an", und das „Journal" erkennt an, daß „die Memel bcvölkcrung deutsch gewählt" hat. Aehnlich äußern sich auch andere Blätter, während sich die marxistisch-kommu nistische Presse und die bekannten sowjetfreundlichen Blät ter in Verdächtigungen gegen das Deutschtum im Memel - land ergehen. Auch die Londoner Blätter verzeichnen, daß die Memcldeutschen einen klaren Sieg davongetragen hätten, während die War s chaue r Zeitungen besonders auf die starke Wahlbeteiligung und auf den ruhigen Ab lauf der Wahlen Hinweisen. Die Zeitung „Expreß Poranny" rechnet damit, daß die Litauer die beiden Man date, die sie bisher hatten, verloren haben. * Stolzes Bekenntnis Freudig hat- das MemeUand am Sonntag sein Be kenntnis zum Deutschtum abgelegt. Mit Fahnen und Lie dern hat das Land, wie die Parole der deutschen Einheits liste es ankündigte, „den Marsch in die Freiheit angetrc- ten". Die Feststellung des Wahlergebnisses wird zwar in folge des umständlichen litauischen Wahlverfahrens noch einige Zeit auf sich warten lassen, aber an der Gewiß heit des deutschen Sieges kann niemand zwei feln. Zum sechsten Male waren Männer und Frauen des Memellandes an die Wahlurne getreten und haben vor der ganzen Welt bekannt, daß sie Deutsche sind und zum gro ßen deutschen Volke gehören. Alle Schikanen und Verfol-j gungen fast zweier Jahrzehnte haben diese Menschen nicht weich, sondern mir härter gemacht. Sie haben die alte^ Heimat mit Zähigkeit verteidigt, sie sind ihrer deutschen Tradition und Kultur treu geblieben. Nichts konnte sie in ihrem treuen Festhalten am Deutschtum wankend machen, weder die gewaltsame Lostrennung vom deut schen Mutterland durch das Friedensdiktat von Versailles noch der Handstreich litauischer Freischärler, der das deutsche Land mit Zustimmung Genfs unter die Knute Kownos brachte, noch die jahrelange brutale Unter drückung durch vou der litauischen Regierung eingesetzte Gouverneure, die durch Verhängung eines zwölfjährigen Kriegszustandes völlig rechtlose Zustände geschaffen hatten. Niemals war dieses Land litauisch, niemals ist es in seiner Treue zum deutschen Mutterlande wankend geworden, wenn auch dieses selbst ohnmächtig war und der Willkür der fremden Mächte ausgeliefert war. Und jetzt, wo das Reich unter der Führung Adolf Hit lers zu neuer Größe wiedererstanden ist, haben die Memel länder für sich das Recht in Anspruch genommen, sich zur Weltanschauung ihres deutschen Volkstums zu bekennen. Mit einer beispiellosen Disziplin haben sie vor und während der Wahl freudigen Herzens ihrer Pflicht gegenüber dem deutschen Volke genügt. Sie ließen sich durch keinerlei Provokationen von litauischer Seite ein-> schüchtern und sind mit einer Geschlossenheit zur Wahl-! urne getreten, daß man mit Recht von einer Volks abstimmung sprechen kann. Diese Abstimmung war weit mehr als eine große Parlamentswahl, sie war die feierliche Bekundung des Volkswillens, über dessenj Charakter nun kein Zweifel mehr bestehen kann. Auch imAusland gibt man unumwunden zu, daß hier ein Bekenntnis von entscheidender Bedeutung ab gelegt worden ist. Ja, die Zeitungen in London und Paris warteten nicht das Vorliegen des Abstimmungs ergebnisses ab. Ein großer Sieg der Deutschen, so schrei en sie schon ietzt übereinstimmend in Paris. London und Warschau. Darüber hinaus mutz zum Beispiel die ..Times" — und das ist beschämend für die demokratische Welt von Versailles — heute seststellen, daß den Memel- oeutschen es seil dem Ende des Weltkrieges zum ersten Male möglich gewesen sei, ohne Freiheitseinschränkung zu wählen. Beachtung verdient es auch, daß die fran zösischen Zeitungen jetzt zum ersten Male nach 20 Jahren wieder an Stelle des litauischen Wortes „Kleipeda", das Kowno für das Mcmelgebiet geprägt hatte, das Wort Memel aussprechen. Soll man darin die Zeichen einer späten Einsicht dafür erblicken, daß es ein Verbrechen an oem Memeldeutschtum war, wenn man ihm vor 20 Jah ren das Selb st bestimmungsrecht der Völker, das damals als Ideal der Welt angepriesen wurde, ver sagt hat? Die Politik der direkten Aussprache der verant wortlichen Staatsmänner und unmittelbaren Verständi gung verspricht die Einleitung einer neuen geschichtlichen Epoche, in der der Frieden höher im Kurse steht als in der Vergangenheit. Unter diesem Gesichtspunkt wird auch die litauische Regierung ihre Haltung gegenüber dem Memel gebiet und damit dem Grotzdeutschen Reich überprüfen müssen. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist heute leine Utopie mehr, sondern zur Grundlage des friedlichen Zusammenlebens der Nationen geworden. Das sollte man auch in Kowno bedenken. „Litauen will das Memel-Statut erfüllen" In Kowno wurde im Rahmen eines feierlichen Aktes der am 14. November wiedergewählte litauische Staats präsident Antanas Smetona durch den Kownoer Erz bischof vereidigt. Nach der Vereidigung hielt Staats präsident Smetona eine Rede, in der er zur innen- und außenpolitischen Lage Stellung nahm. Er betonte, daß Litauen bemüht sei, mit seinen Nachbarn gute Beziehun gen zu unterhalten. Mit Deutschland seien die Be ziehungen von Anfang an gut gewesen. In bezug auf Memel, so erklärte der Staatspräsident, sei die litauische Regierung gewillt, das Statut zu erfüllen. Der litauische Staatspräsident ging dann auf die innerpolitische Lage ein und nahm scharf gegen die Strö mungen Stellung, die sich gegen das bestehende Regime richteten. Es könne heute keine Koalition von Parteien mehr geben, sondern heute dürfe es nur noch eine Zu sammenfassung aller litauischen Kräfte geben. Die litauische Regierung werde verlangen, daß das ganze Volk zu ihr Vertrauen habe. GailiuS zum Gouverneur ernannt Die Ernennung des Memellitauers Viktor Gailius zum neuen Gouverneur des Memellandes wurde durch einen Akt des Staatspräsidenten Smetona vollzogen. Der bisherige Gouverneur Kubilius ist zum Mitglied des Staatsrats ernannt worden. Gailius ist der 12. Gouver neur des Mcmellandes. Er gehört politisch zu den „ge mäßigten Mcmellitaueru". Er ist der Spitzenkandidat der vereinigten litauischen Listen und Vertreter der Litauer im Hauptwahlansschuß. Litauische Gtuventenkundgebung verboten Die Studenten der beiden litauischen Hochschulen in Memel, des Pädagogischen Instituts und der Technischen Hochschule, die sich dem Streik der Kownoer Studenten angeschlossen haben, wollten in Memel eine Kundgebung gegen die litauische Regierung veranstalten. Das memel- ländische Direktorium hat diese Kundgebung verboten, weil politische Versammlungen nach den geltenden Be stimmungen 24 Stunden vorher angemeldet werden müs sen. Im übrigen besteht bei den Verantwortlichen memel- ländischen Stellen keine Neigung, das autonome Memel< gebiet als Plattform für innerlitauische Machtkämpfe zur Verfügung zu stellen. Statutwidriger Zustand beseitigt Das Direktorium des Mcmclgebiets hat an die mcmel- ländischen Behörden eine Dienstanweisung erlassen, in der unter Hinweis auf den Artikel 20 des Mcmelstatuts fol gendes festgestcllt wird: „Angehörige der litauischen Staatssicherhcitspolizei im Mcmelgebiet sind als Privatpersonen zu betrachten und gegebenen- falls entsprechend zu behandeln." Der angezogene Artikel 20 des Memelstatuts bestimmt ausdrücklich, daß die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung im Memelgebiet durch eine örtliche Poli zei gesichert wird, die den Behörden des Memelgebiets untersteht. Es ist also eine krasse Verletzung des Statuts, wenn die litauische Staatssicherheitspolizei sich, gestützt auf den ebenfalls statutwidrigen Kriegszustand, viele Jahre lang amtliche Befugnisse im Memelland anmaßte. Das Memeldirektorium hat nur eine selbstverständlickze Pflicht erfüllt, wenn es jetzt nach Aufhebung des Kriegszustandes die ihm unterstellten Behörden auf die erwähnte Bestim mung des Statuts aufmerksam gemacht hat. Aeberaur günstige Arbeitsbedingungen Der holländische Sozialminister spricht die Wahrheit. Der holländische Sozialminister äußerte sich in einer Mitteilung an die Zweite Kammer zur Lage der holländischen Arbeiter, die in Deutschland Arbeit und Brot gefunden haben. Die Regierung habe sich davon über zeugen können, so schreibt er, daß die Arbeitsbedingungen in Deutschland überaus günstig seien. Die nieder ländischen Arbeiter genössen in Deutschland volle Frei heit und es hätten sich bisher keinerlei Schwierigkeiten ergeben. Die Zahl der holländischen Arbeiter, die im Laufe dieses Jahres in Deutschland Arbeit gefunden hätten, be trage rund 20 000. Die Unterbringung holländischer Arbeitsloser in Deutschland müsse als außerordentlich ge lungen bezeichnet werden. Diese amtliche Aeußerung eines holländischen Ministers steht im schärfsten Gegensatz zu den Lügenberichteu, die ein Teil der holländischen Presse immer noch ihren Lesern über die Zustände in Deutschland und die dort herrschen den Arbeitsbedingungen vorzusetzen wagt.