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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt« und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn A-i. Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage, ^trägt bei Abholung wöchentlich 50 Rps., bei Lieferung frei HauS 55 Rps Postbezug monatlich 2.50 RA!. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt einen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe sür Abholer nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 - Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen btsoorm. 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pu^nitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. L: 22M. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamen-, des Stadlrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachung«» des Amts ¬ gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamen- Nr. 273 90. Jahrgang Mittwoch, den 23. November 1938 dlsNonsIrvuialirNrek« prvpsgsncls: Das Bolt mutz die Politik verstehen! Dr. Goebbels sprach vor den Propagandisten der Bewegung des Gaues Berlin Dienstag abend sprach Gauleiter und Reichspropa- gandalener Reichsminister Dr. Goebbels auf einer Tagung der Berliner Propagandisten in der Kroll-Oper. Vor 2000 Propagandisten der Bewegung, dew Hoheits- trägern der Partei, den Führern ihrer Gliederungen und Verbände des Gaues Berlin gab der Reichspropagandalei ter einen eingehenden Ueberblick über die schwebenden Probleme und die sich daraus ergebenden Aufgaben für die Propagandisten. Ter Minister erinnerte zu Beginn seiner Ausführun gen daran, wie er schon seit seiner Berufung zum Ber liner Gauleiter der NSDAP, immer wieder von Zeit zu Zeil die Amtswalter und Propagandisten der Partei um sich versammelt habe, um vor ihnen als den sür die öffent liche Meinung verantwortlichen Amtsträgern der Bewe gung alle wichtigen Probleme der Zeit auseinanderzusetzen und sie von der Richtigkeit der nationalsozialistischen Ge dankengänge zu überzeugen. Zu Anfang fei das nur ein kleiner Kreis in Berlin gewesen, heute seien es schon Tausende, deren Aufgabe es nun sei, in ihren Wirkungs bezirken das zu erläutern und klarzumachen, was heute zwischen ihm und seinen Propagandisten besprochen werde. Er bade nur wenige besonders aktuelle Probleme aus der Fülle der Fragen herausgegrifsen, Fragen, vor die die Männer der Partei täglich in Fabrik, Büro und Werk statt immer und immer wieder gestellt würden. Der Par teigenosse müsse dann in der Lage sein, aus die ihm gestell ten Fragen ausreichende Antwort zu geben. Es komme in der Politik nicht nur darauf an, daß man das Richtige lut, sondern daß man das Richtige auch im rich- gen Augenblick tut. Das Bok mutz die Politik verstehen! Deutschland habe in den ersten Jahren nach der Machtergreifung eine gewisse Risilozone durchschreiten müssen. Das sei für die nationalsozialistische Staats- führung UM so schwerer gewesen, als sie bei der Lösung gewisser Aufgaben handeln mußte, ohne das Volk immer über die Tragweite der Probleme ins Bild setzen zu kön nen. Nur alte Nationalsozialisten könnten ermessen, was das bedeute. Primärste Voraussetzung nationalsoziali stischer Politik sei es stets gewesen, daß das Volk sie versteht und daß das Volk hinter diese Poli- 1 i k tritt. So sei es z. V. nicht möglich gewesen, etwa das deutsche Volk schon von Anfang an zum Bundesgenossen für die deutsche Ausrüstung auszurufen; denn im Augen blick hätte man damals auch die ganze Welt alarmiert. Der Minister kennzeichnete dann Umfang und Bedeu tung des nationalsozialistischen Aufbauwerkes, das man nicht in einzelne Teile zergliedern könne, das vielmehr eine totale politische Gesamtschau darstelle. Es sei unmög lich, den einen oder den anderen Wesenszug herauszu nehmen und zu sagen: Mit dem Nationalsozialismus im allgemeinen bin ich einverstanden, aber mit diesen und jenen Auswirkungen seiner Tätigkeit nicht, weil ich sie nicht verstehe. Viele Züge im Gesicht des Nationalsozia lismus seien im Augenblick dem einen oder dem anderen noch unverständlich, weil ihre Auswirkungen sich eben erst später zeigen würden. Die Lösung jeder einzelnen Aufgabe durch den Natio nalsozialismus sei Voraussetzung sür die Lösung einer anderen. Der Nationalsozialismus sei also gewissermaßen -in vrogressives Jn-Funktion-Setzen eines politischen und weltanschaulichen Programms. Aufgaben der nationalsozialistischen Propaganda Aufgabe der nationalsozialistischen Propaganda sei es nun, in Keter Rücksichtnahme auf die Schwierigkeit des einzelnen Problems einerseits auf die öffentliche Mei nung in der Welt, andererseits das Volt mit diesen Problemen und ihren Auswirkungen bekannt und vertraut zu machen. Dr. Goelbcls ging dann mit den bürgerlichen Intel lektuellen ins Gericht, die die Propagande für etwas Un feines, Unnornehmes, Unduldsames und Ungezogenes hielten. Tie Abneigung der bürgerlichen Intellektuellen gegen jede Propaganda, das völlige Unverständnis für ihre Notwendigkeit gehöre zu den trübsten Kapiteln der Weltkrieges. Auf diesem Gebiet seien Deutschland seine westlichen Gegner während des Krieges haushoch überle gen gewesen. Ich möchte Ihnen einen charakteristischen Vorgang, so suhr der Minister sort, ins Gedächtnis zurückrufen, um Ihnen zu zeigen, wie es um die psychologische Führung damals eigentlich bestellt war. Am 10. August 1918 schrieb der bekannte Dichter Max Halbe an das Große Haupt quartier einen Bries folgenden Inhaltes: „Es sei einem schwer besorgten Vaterlandsfreund, der auch selbst zwei Söhne feit vier Jahren im Felde stehen hat, in dieser furchtbarsten Stunde unseres Volkes gestattet, auf eine große Gefahr hinzuweisen. Es ist dies der auf fallende, meist als Leitartikel und ohne Kommentar er folgende Abdruck von Reden der feindlichen Staatsmännern durch unsere eigenen deutschen Zeitungen. So brachten ge stern die hiesigen „Neuesten Nachrichten" eine Rede von Balfour, vorgestern eine von Lloyd Erorge, ohne em Wort der Wiederlegung dazu zu schreiben. Ich erlaube nur, die beiden Blätter beizulegen. Ich habe daraufhin einem Brres an die Redaktion meine ernsten Bedeicken über diese Pra- xis zum Ausdruck gebracht. Nur ein Wort fei noch hmzu- gesügt. Unsere Feinde führen diesen Krieg vor der Oeffent- uchkeit vor allem auch als einen moralischen Krieg und hierin beruht ihre Stärke vor ihren Volkern. Sie fuhren dielen Krieg neck Art der Kreuzzüge oder der Reliatons» kriege. Wir führen ihn nur militärisch. Wäre es nicht hoch an der Zeit, so schreibt Max Halbe, auchdie geistigen Waffen zu benutzen in einem Augenblick, wo es aufs Ganze geht und das Schicksal von unserem inneren seelischen Widerstand von der nächsten Minute ab- hängt. Was wurde diesem Brief eines besorgten Vaterlands freundes geantwortet? „Im Sinne Eurer hochwohlgeboren Anregung, die Reden feindlicher Staatsmänner nicht ohne Kommentar in der deutschen Presse abzudrucken, sind Erwägungen im Gange, desgleichen, um im Sinne Ihrer Ausführungen den Krieg nicht nur mit den militärischen, sondern auch mit politisch-geistigen Wasesn zu führen. So geschrieben am 19. August 1918. (Große Be wegung.) Sie können sich jetzt vorstellen, warum wir den Krieg verloren haben. Und Sie können sich auch vorstellen, warum die propagandistische Seite der nationalsoziali stischen Politik anderen Mächten heute ein Dorn im Auge ist. Die anderen werden sich allmählich darüber klar, daß in Berlin mitgespielt wird. (Stürmische Heiterkeit.) Auch Wir haben uns die technischen Mittel der Pro paganda zugelegt, und wir haben findige Köpfe genug, die die Intelligenz und Tatkraft besitzen, diese Mittel zur Anwendung zu bringen. Früher konnte man mit diesem deutschen Volke um springen, wie man wollte. Man hatte es sich angewöhnt, dauernd in innerdeutsche Dinge nach Art von Gouver nanten hereinzureden und so gewissermaßen die inner deutsche Politik zu beaufsichtigen. Was auf diesem oder jenem Gebiet vor sich ging, das wurde z. B. in England von den politischen Sittenrichtern abgeurteilt und abge- beckmessert. Aber wehe, wenn sich einmal ein Deutscher in eine innerenglische Angelegenheit hineinmischte. Das ist nun nicht mehr so. Wenn Engländer sich in unsere Dinge hineinmischen, dann könnten wir uns aucv erlauben, hin und wieder mal in die englische Polmr hineinzuleuchten. Betreuuug der Seele des Boller Die nationalsozialistische Propaganda stehe — so führte der Gauleiter weiter aus —, dem Volke in der Rolle eines praktischen Arztes gegenüber. Wie der Arzt den Körper, so betreue die Propaganda die Seele des Volkesund gebe ihm die Mittel an die Hand, in schwe ren politischen Spannungen sich gegen Bedrohungenuno innere und äußere Versuchungen und Gefahren zur Wehr zu setzen. Dr Goebbels behandelte dann das Entstehen und die Entwicklung der tschechischen Krise und zeigte aus, nach welchen wohlerwogenen Gesichtspunkten die Taktik der nationalsozialistischen Volksausklärung in den Span- nungswochen ausgerichtet worden sei. Daß man ganz bewußt z. B. während der Besprechungen in Berchtes gaden, Godesberg und München auf jede Verbreitung von Gerüchten verzichtet habe, um dann am schnellsten Tat sachen bringen zu können, während die anderen in jeder Stunde ein anderes Gerückt erfanden und dann ebenso wie ihre Hörer den Tatsachen fassungslos gegenüber standen. Der Unterschied in der Handhabung von Presse und Rundfunk ergebe sich schon daraus, daß in Deutsch land Presse und Rundfunk der Instruktion, der engen Verbindung zwischen Führung und Gefolgschaft diene, während bei den anderen die auf Gerüchten fußende In formation sich nicht nach den Interessen des Volkes richte, sondern lediglich nach dem Sensationsbedürfnis und den Verdienstmöglichkeiten von Zeitungsverlegern oder Kon- kurrenznotwendigkeiten von Rundfunksendern, soweit hier nicht noch andere Momente mit ausschlaggebend waren. Die Sudensrage GP Reichsminister Tr. Goebbels wandte sich dann dem zweiten wichtigen Thema zu, der Judenfrage. Jeder Parteigenosse sei sich im klaren darüber gewesen, daß ver Mord an Wilhelm Gustloff in der Schweiz eine Kampf ansage des internationalen Judentums gegen das deut sche Volk war. Er habe genaue Nachrichten darüber, daß jeder Zug deS Mordes an Parteigenossen vom Rath auf das Haar dem entsprechenden Zug des Mordes an Parteigenossen Gustloff gleiche. Es gebe für ihn keinen Zweifel dar- über, daß beide Morde von langer Hand vorbereitet Maren, «m das deutsche Volk zu provozieren. Nun habe Deutschland damals bei dem Attentat auf Wilhelm Gustloff geschwiegen. Das internationale Juden tum habe wahrscheinlich dieses Schweigen falsch ausge legt und für Langmut und Schwäche gehalten. Nun habe sich in Paris derselbe Vorgang wiederholt. Da aber sei die deutsche Regierung mit harten Gesetzen und Verord nungen eingeschritten. Im Ausland spreche man von den „armen Juden" und behaupte wider besseres Wissen, Laß geplündert worden sei. Einen dieser sogen. „Ptün- derungsfälle" könne er, der Minister, genau konstruieren. In der Straße Unter den Linden sei das jüdische Juwe liergeschäft Markgraf u. Co. angegriffen worden. Man habe dabei für über eine Million Juwelen gestohlen. Nun sei man der Sache auf den Grund gegangen, und da habe sich zur allgemeinen Ueberraschung folgendes heransgestellt: Bei der Aktion raffte der in diesem Geschäft ange stellte Jude Iwan Bloch aus dem Safes des Geschäftes Juwelen in einem Verkausswert von etwa 1130 00V RM zusammen. Er stellte diese Juwelen ohne Wissen seines jüdischen Chefs in einem Berliner Hotel sicher. Das Ganze nennt sich dann „Plünderung". So sind die Juden! Man sagt: Ihr habt die Juden in den letzten fünf Jahren schlecht behandelt. Die Juden besitzen fetzt noch 60 v. H. des Berliner Hausbesitzes. Die Juden nennen jetzt noch ein Kapital von rund acht Milliarden ihr Eigen. Tas würde bei gleicher Kapitalhöhe etwa 900 Milliarden