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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dkl, Aettimg erscheint täglich mit RsSnahmr der gesetzliche« Eonn- «nb Feiertage. Der B^zngSpr/S beträgt bei Abholung wöchentlich SV »ins., bei Lieferung frei Hau» öö Rpi. Postbezug monatlich 2.50 KM. Die Behinderung der Lieferung «chtsertigt keinen Anspruch ans Rückzahlung de« Bezugspreise«. Zeitungsaukgab« für Abholer täglich S—v Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätz« bet Wtedocholungen nach Preisliste Nr. ä — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen btS norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr Sc Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSnttz. Verantwortlich für den Heimattetl, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Btlberdtenst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. IX.: 2280. Geschäftsstellen: Albertstr atze 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das z«r Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Nmtshauptmannschast zu Kamenz, de» Etadtrates zu Pulsnitz «nd des Gemetnderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 256 Mittwoch, den 2. November 1938 90. Jahrgang kksmdsrlsin über d4ünrksn Chance für eine neue Aera Scharfe Abfuhr für die Hetzer Im englischen Unterhaus wurde im Anschluß an die Fragezeit die außenpolitische Aussprache damit eröffnet, daß Herr Attlee sich als Freund und Beschützer der Tschechen aus- tzab, zahlreiche Auskünfte wünschte und das Münchener Ab kommen als große Niederlage bezeichnete. Er beschwerte sich weiter darüber, daß Lord Wrnterton Sowjetrußland angegrif- sen habe. Chamberlain antwortet, daß er sich gegen eine Reihe von Erklärungen Attlees wenden müsse. Attlee habe, das Münchner Abkommen als eine große Niederlage für Frankreich und Großbritannien sowie für die Sache von Gesetz und Ordnung bezeichnet. Es sei bezeichnend für die totalitären Staaten, daß Man dort das eigene Nest nicht zu beschmutzen pflege. Er müsse sich aus das schärfste gegen alle Erklärungen wenden, so erklärte Chamberlain dann weiter «indem er sich gegen Chur chill wandte), die Personen in verantwortlichen und auch nichtverantwortlichen Stellen machten, die die Gelegenheit einer Rundfunkansprache an die Welt oder an andere Länder benutzten, um zu erklären, daß ihr eigenes Land sich im Zu stand des Niederganges befinde. «Lebhafter Beifall bei der Regierung. — Attlee: Das habe ich niemals behauptet!) Chamberlain fuhr fort, er habe damit Attlee »ich« gemeint; es gäbe andere außer Attlee, die weitergegangcn seien. Chamberlain erklärte darauf, er betrachte das Münchener Abkommen nicht als eine Niederlage. Im Gegenteil sei es rin Versuch gewesen, durch Erörterungen zwischen zwei Mäch ten, die Demokratien vertraten, und zwei Mächten, die tota litäre Staaten vertraten, fern von Gewalt ein Lösung hcrbci- zusühren. Statt daß Gewalt angewendct worden sei, wäre das Abkommen in einer ordnungsmäßigen Weise durchgeführk Worden. Chamberlain behandelte hierauf die Durchführung des Münchener Abkommens im einzelnen und wies daraui hin, daß man die Tatsache berücksichtigen mußte, daß Prag seit 1918 eifrig Tschechen in vorwiegend deutsche Gebete setzte. Der Premierminister dankte ferner der Britischen Legion für die Bereitwilligkeit, mit der sie sich zur Verfügung gestellt habe. Roch nicht erledigte völkische Tetlfragen — gab Chamberlain weiter bekannt — erledige gegenwärtig eine deutsch-tschechische Kommission. In seinen anschließenden Auslassungen über britische Un terstützungen für Prag wies Chamberlain darauf hin, daß die Frage der britischen Anleihe für die Tschecho-Slowakei wegen der bisher fehlenden französischen Mitgargntie noch ungeklärt fei. Deutschland mutz diese Stellung Haden Chamberlain wandte sich dann gegen Ausführungen Att lees, in denen dieser von den düsteren wirtschaftlichen Folgen des Münchener Abkonunens gesprochen hatte. Attlee habe er klärt, daß hinter der wirtschaftlichen Tätigkeit des Reichswirt- schastsministers finstere politische Motive lauerten. Der Pre mierminister bedauerte lebhaft, daß Attlee etwas Derartiges unterstellt habe. Wie sei die Lage Deutschlands in bezug aus die Staaten Mittel- und Südosteuropas k Deutschland komme die geographisch beherrschende Stellung, die es jetzt habe, durchaus zu. England habe nicht die Ab- ncht, Deutschland den Weg in die südosteuropäischen Länder zu versperren oder Deutschland wirtschaftlich einzulreisen. „Wir wollen uns nicht zu der Annahme verleiten lassen, daß es einen Wirtschaftskrieg zwischen Deutschland und ims geben Muß." Zu Attlee gewandt, erklärte der Premierminister noch mals grundsätzlich zum Thema Minderheiten in der Tsche- Hci: Die Frage, um die es gehe, sei die: Soll die Versailles- Grenze durch Verhandlung berichtigt werden oder durch Ge walt? Chamberlain behandelte dann weiter die Fernostsrage und kam dann auf die Rüstungssrage zu sprechen. England beabsichtige nicht, ein Heer nach kontinentalen Begriffen aus- Surüsten. Eindeutige Erklärungen Chamberlain betonte dann: Wir haben keinerlei aggressive Absichten gegen Deutschland oder irgendein anderes Land. «Beifall.) Englands Sorge bestehe nur darin, sich die Mög- «chleit zu Besprechungen auf dem Fuß der Gleichberechtigung iu erhalten. Chamberlain betonte nochmals: „Wenn man vom Mün chener Abkommen spricht, so scheint es mir. daß Attlee veraikt. daß der letzte Akt in München schließlich nicht der unbedeu- tendste war. Ich selbst bin der Ansicht, daß jene Erklärung, wenn sie ordnungsgemäß und angemessen weiter veriolgt wird, die Chance für eine neue Aera europäischen Friedens gibt. fLanganhaltcnder Bcisall.) Als ich dieses Dokument unterzeichnete, hatte ich das im Sinn, was in dem Dokument gesagt wird, und ich bin über zeugt, daß Hitler vas gleiche meinte, als er es unterzeichnete. Ich bin jedenfalls überzeugt, daß Vies oie Ansichien ver Pöp ker sowohl in Deutschland wie in Großbritannien widerspic- gelt/ «Neuer Beifall.) Letztes Ziel sei, durch Nüstungsbegren- zung zu einer Hebung des Lebcnsstandardes zu kommen Bei diesen ostentativ an Attlee gcrichieicn Ausführungen sagte Chamberlain schließlich u. a.: „Wir werden allerdings nicht weit kommen, wenn wir uns nicht an den Gedanken gewöhnen, daß Demokratien und totalitäre Staaten nicht in gegeneinander gerichtete Blocks ein-« geordnet werden dürfen. «Sie können, wenn sie es wollen, zu sammenarbeiten, nicht nur für eine friedliche Regelung, son dern auch bei der Durchführung eines konstruktiven Pro gramms. Das ist die Politik, der sich diese Regierung mit ganzem Herzen widmen will". Heute kann man nicht mehr eine grotze SV-Mtllionen-Nation unterdrücken Fortsetzung der Anterhausbebatte London. Nach Ministerpräsident Chamberlain ergriff rm Unterhaus der Führer der liberalen Opposition Sinclair das Wort, Ler jedoch nichts Neues vorbrachte. Aach ihm sprachen verschiedene konservative Abgeordnete, die zum Teil auch Kritik an der Politik Chamberlains übten. Beachtenswert sind die Ausführungen des konservativen Abgeordneten Don ner, der sich scharf gegen Sinclair wandte und erklärte, dieser wolle weiter nichts als drn Einschließung Deutschlands, Damit aber sei es endgültig aus. Heute könne man nicht mehr eine große Nation von 80 Millionen feige unterdrücken. Er sei davon überzeugt, daß die deutschen WirtschaftsLeftrebultgen in Endost- enropa ebenso natürlich seien wie die englischen in Dominion und in den englischen Kolonien. Der konservative Abg. Oswald Lewis befaßte sich mit der Kolonialfrage und erklärte, er könne sich nicht vov- stellen, daß es zu irgendwelchen wirklich freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und England kommen werde, wenn England nicht bereit sei, Deutschland einen gleichwertigen Ersatz für das zurück- zuerstatten, was England am Kriegsende Deutschland genommen hake. Aus all: Fälle sei er der Aebe» zcugung, daß man Deutschland ein Angebot in dieser Richtung machen müsse. Das Abkommen mit Lialien Ministerpräsident Chamberlain gab im Unterhaus die erwartete Erklärung über oas englisch-italienische Abkom men ab. Chamberlain erklärte: „Es ist die Absicht der Re gierung, das englisch-italienische Abkommen sobald wie möglich und in Uebereinstimmung mit der Erklärung, die ich am l l. Juli machte, nämlich, daß das Hans eine Ge legenheit haben wird, in eine Aussprache über die Frage einzutreten, in Kraft zu setzen. Ich beabsichtige, einen An trag einzubringen, über den das Haus in eine Aussprache eintrelen wird/ Der Antrag lautet: „Das Haus begrüßt die Absicht der Regierung, das englisch-italienische Abkommen in Kraft zu setzen/ Die Bekanntgabe dieses Antrages wurde von den Re gierungsparteien mit lautem Beifall begrüßt. ^echt mutz Recht bleiben Memels Bekenntnis zum Deutschtum Unter größter Beteiligung der memeldeutschen Be völkerung und in Anwesenheit zahlreicher Deutscher und ausländischer Pressevertreter trat der Memelländische Landtag zur Schlußsitzung der laufenden Landtags- Periode zusammen. Auf der Tagesordnung stand die Stellungnahme des Landtags zur Veto-Politik des Gouverneurs, die vom Ab geordneten Bingau zu einer Generalabrechnung der Me meldeutschen mit der litauischen Politik gegen die autono men Rechte des Memellandes im Laufe der letzten Jahre erweitert wurde. Der fünfte Mcmclländische Landtag habe, so führte der Abgeordnete etwa aus, während seiner dreijährigen Legislaturperiode dem Gouverneur 72 Gesetze vorgelegt. Davon seien nicht weniger als 18 Gesetze vetiert wor den. Darunter hatten sich gerade diejenigen Gesetze be funden, die für das wirtschaftliche und soziale Leben des Memelgebietes am wichtigsten gewesen seien. Das Veto-Recht sei dazu verwandt worden, die Wir kung des Memelftatnts in seinen wesentlichsten Punkten auszuheben und diesem Statut ein Instrument für die allmähliche völlige Assimilierung des Memelgebietes an Großlitauen zu machen. Diese Handhabung des Vetos sei jedoch das gerade Gegenteil dessen, was die Präambel deS Statuts den Me- melländern zugesichert habe. Abg. Bingau entschleierte dann auch die wetteren litauischen Methoden auf dem Ge biet der Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Kulturpolitik. Das Memeldeutschtum sei nicht gewillt, sich den bisheri gen Methoden der Litauer noch weiterhin zu unterwerfen. Nach dem Sinn des Statuts hätten die Memellän- der das Recht, sich zum deutschen Volkstum zu bekennen. Hierzu gehöre auch das Recht des freien Bekenntnisses zum Nationalsozialismus. Abg. Bingau schloß seine Rede mit den Worten: „Wir Memeldeutschen verlangen das Recht und nehmen uns das Recht, uns zur Weltanschau- unseres Volkstums zu bekennen, und wir wiederholen es heute noch einmal: Recht muß Recht bleiben, auch wenn es sich um Deutsche handelt!" Die mit Spannung verfolgte Rede wurde seitens der Zuhörer mit stürmischem Beifall ausgenommen. Eine kurze Entgegnung des litauischen Abg. Borcher- tas, der die Veto-Politik des Gouverneurs zu verieidi- gen versuchte, war fachlich belanglos und blieb ohne Er widerung. Zum Schluß der Sitzung wurden zwei Dringlichkeits anträge angenommen, in denen das Direktorium des Me melgebietes ersucht wurde, für die Abschaffung der Visa- gebühren nach dem Ausland sowie für umgehende Frei lassung der von dem Kriegskommendanten bestraften Per sonen Sorge zu tragen. Im Anschluß an die Landtagssitzung verweilte die Bevölkerung noch längere Zeit in den anläßlich der Auf hebung des Kriegszustandes festlich geschmückten Straßen der Stadt Memel. Es wurden vaterländische Lieder ge sungen und das Bekenntnis zum Deutschtum sand immer wieder in Rufen Ausdruck. Zu Zwischenfällen kam es nicht.