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Aus aller Well Grenzpfahl als Geschenk. Das in Wittenberge zusam- mcngestellte Pionier-Ergänzungsbataillon veranstaltete jetzt aus Anlaß der Auslösung eine Abschiedsfeier, wobei dem Ober bürgermeister zur Erinnerung an die gastliche Aufnahme der Pioniere ein tschechischer Grenzpfahl überreicht wurde, den das Bataillon in den denkwürdigen Tagen vor der Heimkehr des Sudetenlandes zu sichern hatte. Feierliche Ucberführung gefallener deutscher Soldaten. In Anwesenheit der Vertreter der Militär- und Zivilbehörden und des deutschen Konsuls in Triest sand in Feltre die feier liche Uebersührung von 54 gefallenen deutschen Soldaten vom dortigen Friedhof nach der neuen Begräbnisstätte der deutschen Gefallenen in Quero statt. Vater und Söhne sind die besten Schützen. Beim Scheiben- .Königsschießen der Schützengesellschaft in Netzschkau i. V. "wurde der Fabrikbesitzer Max Sonntag zum zehnten Male bester Schütze. Da er früher bereits Scheibenkönig war, ging diese Würde beim jetzigen Schießen auf den nächstbesten Schützen über. Sie blieb damit aber in der Familie, denn Zweitbester Schütze war Fritz Sonntag, der Sohn des ersten. Bester Schütze im Kleinkaliberschießen wurde Karl Sonmag, ein zweiter Sohn des zehnfachen Meisters. Drei Tote bei einem Autounfall. In der Nähe von Tou louse (Frankreich) raste ein mit fünf Personen besetztes Auto gegen einen Baum. Drei von den Insassen wurden sofort ge tötet, zwei andere schwer verletzt in das Krankenhaus einge- liefert. Das Auto ist völlig zertrümmert worden. Die verlorenen Windhunde. Weniger tragisch als komisch ist ein „Unglücksfall", der sich infolge des dichten Nebels bei einem der in England üblichen Hunderennen er eignet hat. Die Veranstaltung im Londoner Hendon-Stadion mutzte abgebrochen werden, weil sich plötzlich undurchdring licher Nebel über die Bahn legte und die Zuschauer den Ver lauf der Hunderenneu nicht mehr beobachten konnten. Damit nicht genug: die sechs Hunde, die gerade im Rennen waren, verliefen sich ebenfalls in dem Nebel. Sie waren plötzlich ein fach verschwunden. Mit einem riesigen Aufgebot an Renn- bahnangestelltcn und freiwilligen Helfern mutzte das ganze Gelände abgesucht werden, und es dauerte lange Zeit, eye man die wertvollen Rennhuude wieder aufgefunden hatte. Zch bin so nervös Nervosität mutz in den allerersten Anfängen bekämpft werden. An die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit des einzelnen Menschen werden in der Jetztzeit oft große An- forderungen gestellt, und es ist kein Wunder, wenn die Nervenschwäche oder die Nervosität zu einem weitverbrei teten Uebel geworden ist. Das Leben fordert aber ge sunde, robuste Menschen, und daher ist es nötig, die Ner vosität schon in den Anfängen zu bekämpfen. Die Ursachen der Nervosität sind häufig auf Ueber anstrengungen zurückzuführen, angespannte Geistesarbeit ohne genügende Erholung der überlasteten Nerven, Ent fettungskuren, starke Blutverluste, ausschweifender Lebens- Wandel. Erschöpfungszustände nach schwerer Erkrankung haben ein Nachlassen der Nervenkräfte zur Folge und ver langen eine Entspannung von Körper und Geist, damit die fehlenden Stoffe wieder ersetzt werden. Um die Nervosität zu beheben, sorge man erst einmal für leichtverdauliche, reizlose Nahrung. Milch. Eier, Fische, wenig Fleisch, das saftig und weich zubereitet sein muß, Gemüse und Mehlspeisen — alle diese nicht zu fett und nur wenig gewürzt zubereiteten Speisen bringe man dem Kranken in erfreulichem Wechsel auf den Tisch. Eintönig keit im Speisezettel schadet dem Appetit, und gerade der soll ja gehoben werden. Die Getränke sollen ebenfalls mild sein und dürfen nicht das Blut erhitzen, wie etwa starker Kaffee, Bier, Wein. Likör, Leichtes Bier und ein leichter Wein sind gestattet, da sie den ermüdeten Körper anregen. Sodann sorge man dafür, daß gute, reine Luft bei Tage und bei Nacht eingeatmet wird. Die Luft am Wasser und die Waldluft sind am gesündesten, deshalb lenke man seine Spaziergänge nicht in die Verkehrsstratzen und in die Kaufläden, sondern in die freie reine Natur. Dort laufe man sich aber keineswegs matt und müde, sondern man suche die sonnigsten Plätze und ruhe sich oft aus. Man ge wöhne sich daran, tief und langsam zu atmen, da diese Atmungsweise den Blutlauf fördert. Der Leidende muß für gehörige Ruhe sorgen. Es geht nicht an, daß er die Nacht zum Tage macht, Gesell schaften und Kneipabende besucht, wenn er Besserung von seinem Leiden ersehnt. Acht bis neun Stunden Schlas sind sür den Nervösen das mindeste, sehr zu empfehlen ist auch eine kurze Ruhepause nach Tisch. Gemütsruhe ist dem Kranken vor allem anzuraten. Er muß alle Erregungen vermeiden, ärgerlichen Angele genheiten tunlichst aus dem Wege gehen, streitlustige Fa milienmitglieder meiden, denn innerliche Ruhe und Zu friedenheit schaffen am raschesten wieder gesunde Nerven. Die Umgebung des Kranken nehme die gehörige Rück- sicht, sie versäume nicht, sich klarzumachen, daß die anfangs so oft nicht ernst genommene Nervosität sehr häufig die allerschlimmsten körperlichen und geistigen Störungen zur Folge hat. Ein völliger Zusammenbruch der Nerven ist später nicht so leicht geheilt, und dann ist es mit dem guten Willen nicht mehr getan. Der Nervöse, der gesund werden will, greife aber auch energisch zur Selbstzucht. Er darf sich nicht gehen lassen, sondern er mache sich klar, daß unsere Zeit energische, tapfere Menschen braucht, daß man ein nützliches Glied der Gesellschaft in ihm erwartet, und daß man seiner Familie Stütze und Freude und nicht eine Last sein soll Man erziehe sich zur Vernunft. Weinen, jammern, klagen über Nervosität hat keinen Zweck. Energie und eine gute Kur zur Nervenauffrischung haben sich noch stets als Heilmittel erwiesen. Vermischtes tf. Er hielt die Tulpeupreise hoch. In einem amerika nischen Sanatorium starb John T. Scheepers, ein Mann von 60 Jahren, der größte Importeur von Tulpenzwie beln aus Holland nach Amerika. Er zeichnete sich dadurch aus, daß er auch in den schwersten Krisenzeiten seine Preise hoch hielt und bis zu 10 Dollar sür eine Zwiebel ver langte. Vor der Depression in Amerika konnte er bis zu 500 Dollar für eine einzige Tulpenzwiebel besonderer Art erzielen. tf. Doch die Beine verraten alles. Ein Theaterfach- mann in Los Angeles steht auf dem Standpunkt, daß man allein beim Betrachten der Beine einer Frau gan- genau über ihren Charakter Aufschluß geben kann. Er hat eine direkte Charakterlehre „an Hand der Beine" zusam mengestellt, aus der wir einige interessante Einzelheiten berichten wollen. Kluge Mädchen haben meist lange Ober schenkel und heben ihre Beine hoch, wenn sie gehen. Ein Mädchen, das die Beine gewissermaßen über den Boden schleift, ist in der Regel faul und nachlässig. Auch die Be sitzerinnen von fleischigen Knien sind sehr bequem, wäh rend Mädchen mit runden Knien oft künstlerische Talente, immer aber ein künstlerisches Temperament besitzen. Fer ner will der Betnspezialist beobachtet haben, daß Frauen, mit spitzen Knien sehr oft ungeschickt sind und viel zer brechen. tf. Höchstes Eishochland der Welt. Eine Expedition französischer und Schweizer Alpinisten hat in den Grön länder Bergen oas höchste Eishochland der Welt entdeckt. Das unermeßlich große weiße Land liegt in einer Höhe von 3380 Metern. Die Entdecker haben es „Plateau Pour- quoi-Pas?" getauft. Aus Sachsens Gerichtssalen Die Mittweidaer Bluttat gesühnt Das Schwurgericht Chemnitz verhandelte gegen den am 11. Oktober 1900 in Chemnitz-Reichenbrand geborenen Richard Arno Uhlmann wegen Notzucht und versuchten Mordes. Uhl mann, der schon neunmal vorbestraft ist, darunter wegen Tot schlags und versuchten Totschlags, hatte am 10. August am Eingang der Vezirksanstalt Mittwewa seine ehemalige Braut mit einem Trommelrevolver zu töten versucht. Er gab vier Schütze auf sie ab, von denen einer »>s Mädchen im Rücken lebensgefährlich verletzte. Auf der Flucht nach Mecklenburg war Uhlmann in Rostock sestgenommen worden. Der Täter, der ein äußerst jähzorniger Mensch ist und eine Gefahr für die Oeffentlichkeit darstellt, hatte die Tat wohl überlegt. Uhlmann wurde wegen versuchten Mordes als gefährlicher Gewohnheits verbrecher zu zwölf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehr verlust verurteilt. Außerdem wurde gegen ihn die Sicherungs verwahrung angeordnet. 2m Falle der'Notzucht erfolgte Frei spruch. Reichsaußcnminister v. Ribbentrop in Rom. Nach seinem Eintreffen in Rom schreitet der Reichsaußenminister in. Begleitung des italie nischen Außenministers Graf Ciano (im Hin tergrund) die Front der Ehrenkompanie ab. Die italienische Presse würdigt den Besuch Ribbentrops als eine normale Folge der engen deutsch-italieni schen Zusammenarbeit. Weltbild (M.) Das Geheimnis desVergsees VON K.v^l.l.d1kNOINyek Urheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, München 8. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Michel Göstl aber, das kleine Eisbäuerlein, kicherte ver gnügt mit dem zahnlosen Mund: „Brauchst keine Angst net -' haben, Laverl; mein Lenz, der schaffts. Das ist ein Kerl wie ein Bär und das Deandl wird lachen, hihihihi!" Dann sprang er vom Persönlichen jäh auf die Tages ordnung über, hämmerte mit der Faust auf den Tisch und schrie: „Und das Totenkirchl, das lassen wir uns net neh men! Wer das anrührt, der soll es büßen!" „Still, alter Schwätzer", donnerte ihn Plonner nieder. .Leute, laßt euch durch den kindischen Alten nicht irre machen, sondern stimmt ab, daß der See bleibt! Wer da- sür ist, der trete her zu mir... Wer dagegen ist — was willst denn, Wirt?... Stör uns nicht! Wir sind bei der Abstimmung —" Aber der Wirt hörte nicht auf ihn. Mit erhobenen Ar men und fahlem Gesicht stürzte er herein und schrie: „Jesus Maria — der .Sünder' kommt über uns!... Der ganze Berg fängt zu kalben an. O Gott, o Gott, der kalbende Berg!"... Einige lachten hell hinaus, als er von dem „kalbenden Berg" sprach. Aber das Lachen verwandelte sich in jähen Schrecken, weil es plötzlich zu donnern anfing, als ob alle Berge einstürzten... Die Erde zitterte, das ganze Haus schien zu wanken. Schreckensbleich stürzten sie ins Freie und schauten zu den Bergen empor; dort bot sich ihnen ein furchtbares Schauspiel dar... Der riesenhafte Gletscher, der sich zwi schen „Sünder" und „Horn" kilometerlang durch die Schluchten des Berges hin erstreckte, war im Föhn leben dig geworden, reckte sich wie ein zorniger Drache, schüttelte seinen Panzer, dehnte die Glieder, hob seinen schillernden Rücken — und dann gab es bei jedem Ruck ein Knirschen, Krachen und Prasseln, als ob eine Riesenmine explodiert wäre. Wie tausendfacher Donner rollte das Echo durch die Berge, so daß die Leute im Tale glaubten, alle Gipfel stürzten ein, um sie zu begraben. Die Eistürme und Basteien der Gletscher schwankten, neigten sich vornüber, stürzten ein, entfesselten Lawinen, unter deren Getöse die Erde erzitterte. Der ganze Hang vom „Hohen Horn" bis hinüber zum „Sünder" kam ins Wanken und Gleiten, stürzte mit fürchterlichem Donnern in die Tiefe. Eisberge lösten sich von dem Urkern, Felsblöcke rasten in hohen Sprüngen nieder, flogen wie Sprengstücke gegen das Totenkirchlein und die Stützbalken des Kirch turms, zerbrachen sie wie Halme... Ein Jammern und Wehklagen ging durch das ganze Dorf: „Gott steh uns bei! — Die Berge kommen über uns!" Und sie flohen in die Häuser, um sich und ihre Kin der in Sicherheit zu bringen. Scharf beobachtend stand Markus Plonner unter der Türe des Wirtshauses, schaute stumm zu den Bergen empor und wartete auf den Ausgang der Katastrophe. Da geschah etwas Unerwartetes: Ein Felsblock, großer als ein Mühlstein, flog wie ein Torpedo gegen den rissi gen, unterwühlten Turm der Pfarrkirche, die Mauer barst, wankte — und im nächsten Augenblick stürzte der Turm mit donnerartigem Getöse zusammen. Durch das Lehrerhaus klang das laute Jauchzen des kleinen Gottfried, der hier eine Heimat gefunden hatte und sich innig an Lore anschloß. Als sie den Regenmantel vom Nagel nahm, rief er leb haft: „Wohin gehst, Lore-Tante?" „Zur schwarzen Klamm, Heilkräuter für die Mutter suchen." ' * „Bubi auch mitgehen", patschte er in die Hände. „Du hast zu kurze Füßchen — und der Weg ist weit", mies sie ihn ab. „Dann nimm Radl und setz Bubi vorn drauf." „Geht nicht, kleiner Mann. Anne-Liese ist mit dem Radl über Land gefahren, da muß ich zu Fuß gehen." „Ich auch zu Fuß gehen und laufen wie Ferdchen, Hopp- Hopp!" versprach er. „Bidde, bidde!" „So komm und halt dich tapfer!" Er hing sich jauchzend an sie und lief munter neben ihr her. Im Garten bastelte der Lehrer am Zaun und sagte: „Komm bald zurück, weil wir doch auf den Abend Besuch bekommen." „Keine Sorge", sagte Lore. „Bis Robert ankommt, bin ich längst zurück. Schau auch nach der Mutter, sie hat heute ihren schlimmen Tag." Damit verabschiedete sie sich und ging mit Gottfried durchs Dorf und an der Kirche vorbei, die von einem mäch tigen Gerüst umgeben war. Es wurde eifrig gebaut. Die Fundamente des Turmes waren durch mächtige Beton blöcke verstärkt worden; sie sollten den Bau stützen und ihn zugleich wie massige Pfeiler gegen Wasser- und Lawinen gefahr schützen. Diese Arbeiten hatten viel Geld verschlungen, nun waren die Kassen leer. Es gab zwar öffentliche Zuschüsse, allein sie reichten bei weitem nicht aus, um den Turmbau zu voll enden. Daher stockte der Weiterbau immer wieder, die Leute konnten es schließlich kaum mehr erwarten, bis die Glocken wieder aufgehängt werden konnten. Ohne die Glocken war das Dorf tot. Um den Turm vollenden zu können, wurde eine Anleihe gemacht; das arme Dorf geriet immer mehr in Schulden; sie bildeten einen zweiten See um das Dorf, in dem es wie in einem uferlosen Sumpf zu versinken drohte. Und zwischen Burg und Dorf lag als Zankapfel der tückische, grünschillernde, treulose See. (Fortsetzung folgt.)