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Freitag, den 21. Oktober 1938 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorn« Anzeiger Nr. 247 — Seite 2 Bandenüberfall auf deutsches Dorf Durch deutsche Polizei blutig abgewiesen Nach einer Meldung aus Lobositz drang nach dem Abzug der deutsche» Truppen eine Bande von 50 Tschechen unter Führung eines tschechischen Offiziers in ein dies seits der Grenzlinie gelegenes sudctcndcutsches Dorf ein. Die Bande, in der sich uniformierte Anhänger der tschecho slowakischen Armee befanden, bedrängte die Bevölkerung, verlangte die Herausgabe der Führerbilder, die sofortige Beseitigung der Hakenkreuzfahnen sowie die Uebergabe von Geiseln. Ferner wurden von den Angehörigen der Bande verschiedentlich Plünderungen versucht. Durch das Eingreifen von deutschen Zollbeamten und eines Zuges Schutzpolizei mit Maschinenpistolen und Ka rabinern wurden die Tschechen sehr schnell verjagt und über die Grenzlinie zurückgejagt. Vom tschechischen Gebiet nahm die Bande das Feuer aber wieder auf, das von den Zollbeamten und der Schutzpolizei erwidert wurde. Wäh rend auf deutscher Seite ein Zollbeamter durch einen Streifschuß leicht verletzt wurde, ließen die Tschechen fünf Tote zurück. Waffengewalt gegen lledergriffe Polizei und U übernimmt Schutz der geräumten Grenzgebiete des Sudetenlandes Wie der Zwischenfall bei Lobositz im Bezirk Tcplitz- Schönau beweist, versuchen nach dem Abrücken der Wchr- sormationen aus den sudelcndeutschcn Gebieten längs der Demarkationslinie tschechische Banden, darunter auch uni formierte Angehörige der tschechischen Armee, unterstützt von marxistischen Elementen, die deutsche Bevölkerung durch Grenzübcrfällc zu beunruhigen und von der fried lichen Aufbauarbeit abzuhalten. Außer dem Zwischenfall in Ciskowitz-Schelkowitz waren in einer Ortschaft südwestlich von Gablonz tsche chische Zollbeamten auf deutschem Gebiet erschienen und hatten unter der tschechischen Minderheit Zusammenrot tungen verursacht. Sie wurden allerdings von der deut schen Bevölkerung wieder über die Demarkationslinie zu- rückgctriebcn. In einzelnen Ortschaften der Besatzungs- zone lll versuchten tschechische Insurgenten im Verein mit Kommunisten durch Abreitzen von Hakenkreuzfähnchen, durch Durchschneiden von Fernsprechkabeln und ähnliche Sabotageakte Unruhe zu stiften. Da auch in anderen Gebieten nach der Räumung durch die Wehrmacht ähnliche Zwischenfälle zu befürchten sind, wurden zur Beruhigung der Bevölkerung in die ge fährdeten Ortschaften stärkere Kräfte Ord nung s Polizei und gelegt, teilweise motorisiert, die jedem Ucbcrgriff tschechischer Banden sofort mit Waf fengewalt cntgcgcntrctcn und für die Sicherheit in diesen Gebieten volle Gewähr leisten. »rieswechsel von BrauchiM—Zmlem Der Oberbefehlshaber des Heeres richtete aus An laß der Uebergabe der Verwaltung des sudetendeutschen Gebietes an den Reichskommissar Konrad Henlein fol gendes Schreiben: Sehr geehrter Herr Reichskommissar! Die Beset zung des sudetendeutschen Gebietes ist nunmehr plan- mähig vollendet. Die deutsche Wehrmacht hat Ihre sude tendeutsche Heimat unter den Schutz der deut schen Waffen gegestellt. Damit ist der mir vom Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht er teilte Auftrag erfüllt. Der Führer hat mich auf meinen Antrag von der Verantwortung für die vorläufige Ver waltung des Sudetenlandes und der Betreuung seiner Bevölkerung mit Wirkung vom 20. Oktober 1938 entbun den. Diese Aufgabe geht demgemätz mit dem Ablauf des 20. Oktober in Ihre Hände über. Ich wünsche Ihnen für Ihre verantwortungsvolle Tätigkeit vollen Erfolg und hoffe zuversichtlich, daß Ihrs Heimat bald die schweren Folgen fremder Bedrückung überwinden möge. Bei dieser Gelegenheit ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen, sehr geehrter Herr Reichskommissar, und allen su detendeutschen Volksgenossen meinen Dank zu sagen für die herzliche Aufnahme, die alle Trup pen in Ihrer Heimat gefunden haben. Mein besonderer Dank gilt der Sudetendeutschen Partei, dem stets einsatzbereiten Freikorps und allen wak- keren Männern, die sich der deutschen Wehrmacht selbst los zur Verfügung gestellt haben. Ich bin überzeugt, daß unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit sich auch künftighin bewähren wird. Heil dem Führer! (gez.) von Brauchitsch, Generaloberst und Oberbefehlshaber des Heeres Dank an die deutschen Soldaten Der Reichslommissar für die sudetendeutschen Ge biete richtete in Beantwortung des Briefes des Ober befehlshabers des Heeres aus Anlaß der Uebernahmc der Verwaltung der sudetendeutschcn Gebiete an diesen folgendes Schreiben: Sehr geehrter Herr Generaloberst! Der Führer hat die fremde Bedrückung von uns genommen. Unter Ihrem Oberbefehl haben die deutschen Truppen gemäß dem Auftrag des Führers und Reichskanzlers die Befreiung des Sudetendeutschtums und seiner Heimat durchgefühn. Ihre Truppen und Verwaltungsbehörden haben in vorbildlicher Weise und verständnisvoller Zu sammenarbeit das Sudetendeutschtum betreut und in das größere Deutschland geleitet. Mit dem Ablauf des 20. Oktober 1938 übertragen Sie mir die von Ihnen vorläufig ausgeübte Verwaltung der fudetendeutschen Gebiete. Ich habe nunmehr gemäß dem Auftrag des Führers und Reichskanzlers den Sudetengau zu einem starken und vollwertigen Glied des Reiches zu gestalten. Ich bin gewiß, daß mich hierbei das ganze Sudetendeutsch tum in alter Treue und Einsatzbereitschaft unterstützen wird. Ihnen, sehr geehrter Herr Generaloberst, Ihren Truppen und Verwaltungsbehörden danke ich noch herz lichst für die hohe Einsatzbereitschaft und die grobe Fürsorge bei der Befreiung unseres Gebietes. Mei nem Dank schließt sich das ganze Sudetendeutschtum an. Es hat diesen Dank nicht zuletzt durch die jubelnde und freudige Aufnahme der Soldaten des Führers bewiesen. Gleich Ihnen bin ich der festen Ueberzeugung, daß unsere Zusammenarbeit sich auch in Hinkunft stets be währen wird. Heil Hitler! (gez.) Konrad Henlein TagesdMl an dar Seer Dan! für Einsatzbereitschaft und Pflichterfüllung Der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst v. Brauchitsch, hat anläßlich der Uebergabe der Ver waltung des sudetendeutschen Gebietes folgenden Ta gesbefehl erlassen: Die Aufgabe, die der Oberste Befehlshaber der Wehrmacht dem Heere gestellt hat, ist mit dem heutigen Tag abgeschlossen. Ich danke dem Heere für die in den letzten Monaten bewiesene Einsatzbereitschaft, Pflicht erfüllung, Haltung und Manneszucht. Unsere Arbeit gilt weiter dem Führer und dem Vaterlands." Sudeienland unter Zivilverwaltung Anerkennungsschreiben des Führers an den Oberbefehls haber des Heeres. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat an den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, folgendes Schreiben gerichtet: „Die Besetzung des fudetendeutschen Gebietes ist unter Einsatz von Teilen des Heeres, der Luftwaffe, der Polizei, der U-Vcrfüguugstruppc, der U und SA. vollendet. Unter den Schutz der Wehrmacht gestellt, sind 3)4 Mil lionen deutscher Volksgenossen endgültig in das Reich zurüügekehrt. Ihre Betreuung übernimmt am 21. Oktober 1938 die Zivilverwaltung. Gleichzeitig entbinde ich Sie unter Anerkennung der verständnisvollen Mitwirkung aller Dienststellen von der Befugnis zur Ausübung der vollziehenden Gewalt. Mit den fudetendeutschen Volksgenossen dankt das ganze deutsche Volk allen an der Befreiung des Sudeteu- landcs Beteiligten. (gez.) Adolf Hitlc r." Go groß wie Gachsen und Thüringen Zahlen über das sudetendcutsche Gebiet. Im neuen Heft von „Wirtschaft und Statistik" bringt das Statistische Reichsamt bevölkerungs- und berufs- statisiische Angaben über das mit dem Reich vereinigte fudetendeuische Land. Das Gebiet Hai eine Größe von 28 193 Quadratkilometer; es ist ungefähr ebenso groß wie die Länder Sachsen und Thüringen zusammen. In diesem Gebiet wohnten nach den Ergebnissen der letz ten tschecho-slowakischen Volks- und Berufszählung von 1930 3 595 000 Personen. Die durchschnittliche Bevölke rungsdichte entspricht mit 128 Personen je Quadratkilo meter annähernd dem Reichsdurchschnitt (131 je Quadrat kilometer). Die Gesamtfläche des Reiches erhöht sich durch die Eingliederung dieses Gebiets auf rund 583 000 Quadratkilometer, seine Volkszahl auf 78,7 Millionen. Das sudetendeutsche Gebiet ist wirtschaftlich stärker mit Industrie und Handwerk verbunden als das Reich in seinem bisherigen Umfang: fast die Hälfte der Bevölkerung gewinnt ihren Lebensunterhalt durch Betätigung in diesen Zweigen des Wirtschaftslebens. Der Land- und Forst wirtschaft gehört nicht ganz ein Viertel der sudetendeut schen Bevölkerung an, rund ein Achtel entfällt auf Berufe des Handels und Verkehrs. Weltbild <M). Als Ehrengast der italienischen Polizei in Rom. Neichssührer und Ches der deutschen Polizei, Himmler, der an den Veranstaltungen zum 1.3. Jahrestag der Grün dung der römischen Polizei teilnahm, während der großer Parade der Polizei in Rom. Stiller von Epps Regiment Feierliche Uebergabe des JR. 61 an seinen netzen Ches Am Donnerstag fand die feierliche Uebergabe des Infanterie-Regiments 61 an den ucuernannten Chef des Regiments, Reichsstatthalter General der Infanterie a.D. Ritter von Epp, in Winterberg (Böhmer wald) statt. Das Infanterie-Regiment 61 war in Paradeaufstel lung angetreten, als um 16 Uhr der Kommandierende General des VII. AK., General der Infanterie Ritter v. Schobert, mit dem Reichsstatthalter General der In fanterie Ritter von Epp auf dem Paradeplatz eintrafen und unter den Klängen des Präsentiermarsches die Front der Truppen abschritten. In seiner Ansprache nach der Uebergabe gedachte der Kommandierende General der be sonderen Verdienste, die sich General Ritter von Epp in Krieg und Frieden um das deutsche Heer und Reich er worben hat. Mit einem Hurra auf General Ritter von Epp schloß der Kommandierende General seine An sprache. In seiner Erwiderung dankte General Ritter von Epp zunächst dem Kommandierenden General und begrüßte darauf sein ihm vom Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht verliehenes Regiment. Er endete mit einem Sieg-Heil auf den Führer. Ueber das weite Paradefeld, das von einer begeisterten Menge Su detendeutscher dicht umdrängt war, erklangen dann die Nationalhymnen. Die feierliche Uebergabe fand ihren Ab schluß durch einen Vorbeimarsch des Infanterie-Regi ments 61. Aus mit de« roten Freunde«! Kommunistische Partei nunmehr auch auf tschechischem Gebiet verboten Mit dem gestrigen Tag wurde die Tätigkeit der Kom munistischen Partei in der Tschecho-Slowakei im Laude Böhmen und Mähren-Schlesien behördlich eingestellt. In Durchführung dieses Erlasses erfolgte auch die Einstellung der kommunistischen Tages- und der periodischen Presse. Erbe -er ganzen Christenheit Aufruf zur Erhaltung der heiligen Stätten Palästinas. Der Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanz lei und Präsiden! des Evangelischen Oberkirchenrats, Dr. Werner, Hai einen Aufruf erlassen, der sich für die Er haltung der heiligen Stätten Palästinas einsetzt. In dem Aufruf heißt es u. a.: ' Die Ereignisse und schweren Kämpfe in Palästina! beunruhigen in steigendem Matze die gesamte Christenheit. Die Deutsche Evangelische Kirche, die sich in besonderer Weise die Pflege der heiligen Siätten angelegen sein lätzt, hofft und erwartet, daß nicht blinde Wut und Kampf zer-> stört, was der Christenheit in aller Welt als heiliges Vermächtnis gilt. Der Aufruf schließt mit dem Appell an die gesamte Christenheit, die heiligen Stätten bei den sich abspielenden Machtkämpfen nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, sondern sie als Erbe der ganzen Christenheit zu pflegen und zu erhalten. „Frieden mit dem Ausland, Sicherheit in der Heimat" Der britische Innenminister über die britische Aufrüstung. Gegen dir Kriegstreiber London. Der britische Innenminister Sir Samuer Hoare beschäftigte sich am Donnerstag in Clacton-on-Sea in einer Rede mit den deutschen Presse stimmen zur britischen Aufrüstungspolitik. Wenn Großbritan nien, so fragte er, «ine neue Friedensepoche beginne, welche Rechtfertigung gebe es dann für größere Anstrengungen auf dem Gebiete der Aufrüstung? Das fei die Frage, die in der deutschen Presse aufgeworfen worden sei. Er stimme, stellte Hoare fest, mit dem Führer überein, wenn er sage, daß ein starker Staat jeder Zeit bereit sein könne, eine Politik der Verständigung mit den umgebenden Staaten zu verfolgen. Das britische In teresse bestehe im Frieden, und die britische Stärke werde sicher- in die Wagschal« des Friedens geworfen werden. Keine dem Frieden zunrigende Nation brauche dir britischen Waffen zu fürchten. Sir Samuel Hoare erklärte dann weiter, er teil« nicht Lie pessimistischen Ansichten, die einige Leute über die Münchener Vereinbarung hätten« Wenn er diese Ansicht teile, so sagte er, würde er zu der Ueberzeugung gezwungen sein, daß England einen Präventiv krieg gegen die Diktatoren kämpfen müsse. Die Blätter der Geschichte seien aber mit den Fehlschlägen, den Verderblich? leiten und den Katastrophen der Präventivkriege gefüllt, Hoare verlas hierauf noch einmal die Münchener deutsch? englische Erklärung und stellte dann fest, er sei ebenso überzeugt, daß es ohne freundschaftliche Beziehungen zwischen England und Deutschland keinen dauerhaften Frieden in der Welt geben könne. Aber er gehe noch weiter Und sage, daß er aus eigener Erfahrung diese Ansicht bestätigen könne. 2m Juni 1935 hätte er das englisch-deutsche Flottenabkommen für die britische Regierung zusammen mit Außenminister von Ribbentrop unterzeichnet. „Ich wurde", so erklärte er, „mit einem Sturm der Kritik im Unterhaus begrüßt, und es wurde mir gesagt, daß das Abkommen schlimmer als ein Verbrechen sei. Es sei ein Fehler, weil kein Diktator ja sein Wort ge halten habe. Ich bin heute hier als der Mann, der als Außenminister den Vertrag gemacht hat und nachher der Marineminister war, Ler also dis beste Möglichkeit zu der Feststellung hatte, ob er durchgeführt würde oder nicht. Ich bin hier, um zu sagen, daß Herr Hitler das Ab kommen ungehalten hat, ein Abkommen, das, wir Sie sich erinnern werden, die deutsche Flotte auf 35 v. H. der britischen beschränkt, und er hat dem Buchstaben und dem Geiste nach eingehaktem. Hier ist in der Tat eine konkrete Tatsache, die nicht bestritten werden kann, und die mich berechtigt, die größte Bedeutung der Erklärung beizumefsen, die Herr Hitler und Mister Chamberlain abgegeben haben." Hier sei, erklärte Hoare weiter, in der Tat eine konkrete Tatsache, die ihn davon über zeuge, daß mit Geduld, Zurückhaltung und der Bereitschaft, die verschiedenen Standpunkte zu verstehen, es möglich sei, die Gräben zu füllen, die Europa in feindliche Lager geteilt hätten, und wieder einmal die Gemeinschaft der Rationen zu schaffen, auf deren Grundlage der Frieden der leidenden Menschheit zurückgegeben werden könne. Die Politik der Regierung, so schloß Hoare feine Rede, habe zwei Ziele: Friedr mit drm Auslände und Sicherheit in -er Heimat!