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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- uub Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 50 Npf., bei Lieferung frei HauS « «W Postbezug monatlich 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt ketnen Anspruch auf Rückzahlung de» Bezugspreises. ZeitungsauSgabe sür Abholer t«glich 3-S Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis iE 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrü^ Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnm Verantwortlich für den Heimattetl, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D.A. LIL.: 22^. Geschäftsstellen: Albertstiaße 2 und Adolf-Hitler-Straße Fernruf 518 und V-o Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur VeröfientliHung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- Nr. 227 Mittwoch, den 28. September 1938 90. Jahrgang Prag für Frieden oder Krieg verantwortlich Ein Telegramm Roosevelts und die Antwort des Führers Präsident Roosevelt hat an den Führer folgen des Telegramm gerichtet, das auch im gleichen Wortlaut anderen europäischen Staatsmännern zugegangcn ist: „Das Gebäude des Friedens auf dem europäischen Kontinent, wenn nicht auch in der übrigen Welt, ist in unmittelbarer Gefahr. Die Folgen eines Friedcnsbruchcs wären unbe rechenbar: bei einem Ausbruch von Feindseligkeiten würde das Leben von Millionen Männern, lvraucn und Kindern eines jeden der beteiligten Länder mit absoluter Sicherheit unter Umständen von unaussprechlichem Schret- len verloren gehen. Das Wirtschaftssystem in allen beteiligten Ländern würde bestimmt z er r ü i t e t, der soziale Auf bau würde Gefahr laufen, vollkommen zertrümmert zu -werden. Die Vereinigten Staaten haben keine politischen Verwicklungen. Sie sind nicht gefangen im Haß geaen die wesentlichen Bestandteile der Zivilisation. Ter höchste Wunsch des amerikanischen Volkes ist, in Frieden zu leben. Im Falle eines allgemeinen Krieges jedoch ist es sich der Tatsache bewußt, daß keine Nation den Folgen einer solchen WeltkalastrophL in irgendeiner Weise enrge- Hcu kann. Die traditionelle Politik der Vereinigten Staaten war immer die Förderung der Regelung internationaler Strei tigkeiten durch friedliche Mittel. Es ist meine Neberzeuguug, daß alle Völker, die heute der Gefahr eines drohenden Krieges gegenüberste hen, darum beten, der Frieden möge l i e ber vor alsnachdemKrieg gemacht werden. Alle Völ ker müssen sich daran erinnern, daß alle Kulturnationen der Welt freiwillig die feierlichen Verpflichtungen des Briand-Kcüog-Paktes vom Jahre 1928 auf sich genommen haben, die dahin gehen. Streitigkeiten nur durch fried liche Mittel zu lösen. Außerdem sind die meisten Natio nen Partner anderer bindender Verträge, die ihnen die Verpflichtung auferlcgen, Frieden zu halten. Ferner stehen allen Ländern heute zur Lösung von Schwierigkeiten, die aufiauchen können, die Schlichtungs- und Versöhnungsverträge zur Verfügung, deren Unter zeichner sie sind. Welches auch die Schwierigkeiten bei den in Frage stehenden Streitigkeiten sind, und wie schwierig und dringend sie sein mögen, sie können durch Anwendung von Gewalt nicht besser gelöst werden als durch Anwen dung von Vernunft. In der gegenwärtigen Krisis hat das amerikanische Volk und seine Regierung ausrichtig gehofft, daß die Verhandlungen zur Regelung der Strei tigkeiten zum glücklichen Ende gebracht werden könnten. Solange diese Verhandlungen noch foridauern, so lange besteht auch noch die Hoffnung, daß die Vernunft und der Geist der Billigkeit die Oberhand behalten und daß die Welt auf diese Weise dem Wahnsinn eines Krie ges entgeht. Im Namen von 130 Millionen Amerikanern und um der Menschheit willen appelliere ich an Sie, die Verhandlungen, die aus eine friedliche, billige, konstruk tive Lösung der Streitfragen zielen, nicht abzubrcchcn Mit Dringlichkeit wiederhole ich, daß. solange die Verl ^nd- lungen fortgesetzt werden, die Streitigkeiten eine Aus söhnung finden können: sind sie aber einmal abacbrochen, so ist die Vernunft verbannt »nd die Gewalt macht sich geltend. Und Gewalt bringt keine Lo sung zum Besten der Menschheit in der Zukunft." * Der Führer nnd Reichskanzler Hai an Präsident Roo sevelt folgendes Antworttelegramm gerichtet: Berlin, den 27. September 1938. Seiner Exzellenz dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Herrn Franklin Roosevelt Washington. Eure Exzellenz haben in Ihrem, mir am 26. Sep tember zugegangenen Telegramm im Namen des ameri kanischen Volkes einen Appell an mich gerichtet, im In teresse der Erhaltung des Friedens die Verhandlungen über die in Europa entstandene Streitfrage nicht abzu- breckcn und eine friedliche, ehrliche und aufbauende Rege lung dieser Frage änzustrcbcn. Seien Sie überzeugt, daß ich die hochherzige Absicht, von der Ihre Ausführungen getragen sind, durchaus zu würdigen weiß und daß ich Ihre Aufsassung über die unabsehbaren Folgen eines europäischen Krieges in feder Hin- ficht teile. Gerade deshalb kann und muß ich aber jede Verantwortung des deutschen Volkes und seiner Tvüb- rung dafür ablchncn, wenn etwa die weitere Entwicklung entgegen allen meinen bisherigen Bemühungen tatsächlich zum Ausbruch von Feindseligkeiten führen sollte. Die Wacken des Konflikts Um über das zur Erörterung stehende sudeten- d eu 1 s ch e P r o b l e m ein gerechtes Urteil zu gewinnen, ist es unerläßlich, den Blick auf die Ereignisse zu lenken, in denen letzten Endes die Entstehung dieses Problems und seine Gefahren ihre Ursachen haben. Das deutsche Volk hat im Jahr 1918 die Waffen ans der Hand gelegt, im festen Vertrauen darauf, daß der Friedensschlutz mit seinen damaligen Gegnern die Prin zipien und Ideale verwirklichen würde, die dafür vom Präsidenten Wilson feierlich verkündet nnd von allen kriegführenden Mächten ebenso seierlich als verbindlich angenommen worden waren. Niemals in der Geschichte ist das Vertrauen eines Volkes schmählicher getäuscht worden, als es damals geschah. Die den besiegten Nationen in den Pari ser Vorortsverträgen aufgezwungenen Friedensbedingun gen haben von den gegebenen Versprechunoen nichts er füllt. Sie haben vielmehr in Europa ein politisches Regime geschaffen, das die besiegten Nationen zu den entrechteten Parias der Welt machte und das von jedem 'Einsichtigen von vornherein als unhaltbar erkannt wer den mutzte. Einer der Punkte, in denen sich der Charakter der Diktate von 1919 am deutlichsten offenbarte, war die Gründung des tschecho slowakischen Staates und die ohne jede Rücksicht aus Geschichte und Natio nalität vollzogene Festsetzung seiner Grenzen. In sie wurde auch das Sudetenland einbezogen, obwohl dieses Gebiet immer deutsch gewesen war und obwohl seine Bewohner nach der Vernichtung der habs burgischen Monarchie einmütig ihren Willen zum Anschlutz an das Deutsche Reich erklärt hatten. So wurde das Selbstbestimmungsrecht, das vom Präsidenten Wilson als die wichtigste Grundlage des Völkerlebens proklamiert worden war, den Sudetendeut- schen einfach verweigert. Prag drickt jedes Versprechen Aber damit nicht genug! Dem tschecho-slowakischen Staat wurden in den Verträgen von 1919 bestimmte und dem Wortlaut nach weitgehende Verpflichtungen gegenüber dem dcutchcn Volkstum auferlegt. Auch diese Verpflichtungen sind von Anfang an nicht eingehakten worden. Der Völkerbund hat bei der ihm zugewiesenen Aufgabe, die Durchführung dieser Ver pflichtungen zu gewährleisten, vollkommen versagt. Seit dem stehl das Sudetenland im schwersten Kampf um dis Erhaltung seines Deutschtums. Es war eine natürliche und unvermeidliche Entwick lung, daß nach der Wiedercrftarlung des Deutschen Rei ches und nach der Wiedervereinigung Oesterreichs mit ihm der Drang der Sudetendcutschcn nach Erhaltung ihrer Kultur und nach näherer Verbundenheit mit Deutschland zunahm. Trotz der loyalen Haltung der Sudetendcutschcn Partei und ihrer Führer wurden die Gegensätze zu den Tschechen immer stärker. Von Tag zu Tag zeigte es sich immer kla rer, daß die Regierung in Prag nicht gewillt war, oen elementarsten Rechten der Sudctendeutschen wirklich Rech nung zu tragen. Vielmehr versuchte sie, mit immer ge- waltfameren Methoden die Tschechine- rung des Sudelenlandes durchzusetzen. Es könnte nicht ausbleiben, daß dieses Vorgehen zu immer größeren und ernsteren Spannungen führte. Ruhige Zuruühallung Deutschlands Die deutsche Regierung hat in diese Entwicklung der Dinge zunächst in keiner Weise eingegrisscn und ihre ruhige Zurückhaltung auch dann noch ausrcchterhalten, als die tschccho-slowakische Regierung im Mai dieses Jahres unter dem völlig aus der Lu,t acarisfenen Vorwand deutscher Trnppenznsammenziehim- acn zu einer Mobilisierung ihrer Armee schritt. Der da malige Verzicht auf militärische Gegenmaßnahme» in Deutschland hat aber nur dazu geführt, die I n - transigenz der Regierung in Prag zu ver - stärken Das hat der Verlauf der Verhandlungen der Sudetcndemschen Partei mii der Negierung über eme friedliche Regelung deutlich gezeigt. Diese Verbandlunoen erbrachten den endgültigen Beweis, datz die tzcheclw ilo- wakische Regierung weit entfernt davon War, das sudetendeutsche Problem wirklich von Grund anr anzu- sassen und einer g e r e ch 1 e n L ö s u n g zuzuführen. MerttWiche Zustände Infolgedessen sind die Zustände im tschccho slowa kischen Staat in den letzten Wochen, wie allgemein bekannt ist, völlig uner 1 räglich geworden. Diepolitische VersolgungundwirtschaftlicheUnterdrük- kung hat die Sudetendcutschcn in namenloses Elend ge stürzt. Zur Charakterisierung dieser Zustände genügt cs, aus folgendes hinzuwcisen: Wir zählen im Augenblick 214000 sudcten- deutsche Flüchtlinge, die Haus und Herd in ihrer angestammten Heimat verlassen mutzten und sich über die deutsche Grenze retteten, weil sie darin die einzige und letzte Möglichkeit sahen, dem empörenden tschechischen Ge- waltrcgiment und blutigsten Terror zu entgehen. Unge zählte Tote, Tausende von Verletzten, Achntausendc von Ungehaltenen und Eingckerkertcn. verödete Dörfer sind die vor der Weltöffentlichkeit anklagcndcn Zeugen eines schon längst seilens derPragerRegierung, vollzogenen Ausbruches der Feindselig ke i t e n, die Sie in Ihrem Telegramm mit Recht befürch ten, ganz zu schweigen von dem im sndctcndeutschen Ge biet seit zwanzig Jahren systematisch seitens der tschechi schen Regierung vernichteten deutschen Wirtschaftslebens, das bereits alle die Zerrüttungscrscheinungen in sich trägt, die Sie als die Folge eines ausbrechcnden Krieges vor aussehen. Das deutsche Memorandum Das sind die Tatsachen, die mich gezwungen haben, in meiner Nürnberger Rede vom 12. September vor der ganzen Welt auszusprechen, datz die Rechtlosmachung der 3,5 Millionen Deutschen in der Tschechoslowakei ein Ende nebwe» muß, und daß diese Menschen, wenn sie von sich aus reiu mean und keine Hilfe finden können, beides vom Deut schen Reich bekommen müssen. Um aber noch einen letzten Versuch zu machen, das Ziel auf friedlichem Wege zu erreichen, habe ich in einem dem britischen Herrn Pre mierminister am 23. September übergebenen Memoran dum sür die Lösung des Problems konkrete Vorschläge gemacht, die inzwischen der Oesfentlichkeit bckanntgcgeben sind. Nachdem die tschecho-slowakischc Negierung sich vor her der britischen und französischen Negierung gegenüber bereits damit einverstanden erklärt hatte, datz das sude tendeutsche Siedlungsgebiet von tschechoslowakischen Staate abgetrennt und mit dem Deutschen Reich vereinigt wird, bezwecken die Vorschläge des deutschen Memoran dums nichts anderes als eine schnelle sichere und gerechte Erfüllung jener tschecho slowakischen Zusage herbeizuführe«.