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Freitag, den 30. September 1938 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 229 Seit« 2 Die Aussprache im Führerhaus Historische Zusammenkunft in München Die Augen der ganzen Welt waren am Donnerstag auf die Hauptstadt der Bewegung gerichtet, wo die Be sprechungen zwischen dem Führer, dem Duce, dem briti schen Premierminister und dem französischen Minister- Präsidenten mittags um 12.45 Uhr im Arbeitszimmer des Führers im Führcrbau am Königlichen Platz begonnen haben. Nach zweistündiger Dauer wurde» die Besprechun gen um 14.45 Uhr für eine kurze Mittagspause unter brochen. Gegen 16.30 Uhr wurde die Aussprache wieder ausgenommen. Vor Beginn der eigentlichen Besprechungen nahmen die Regierungschefs mit den Herren ihrer Begleitung einen kleinen Imbiß ein. Hierbei ergab sich die Gelegen heit zu ungezwungenen Unterhaltungen der Staatsmänner und Diplomaten. Man sah u. a. im wechselnden Gespräch den Führer und den französischen Ministerpräsidenten, den Duce und den britischen Premierminister, Ministerpräsi dent Generalfeldmarschal! Göring, den deutschen und den italienischen Außenminister, die Berliner Botschafter Frankreichs, Großbritanniens und Italiens, die maß-' gebenden Herren der Begleitung der ausländischen Regie rungschefs und des Auswärtigen Amtes, den Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, den Präsidenten des Ge heimen Kabinettsrats und andere Herren. 'Lier empfang oer Der französische Ministerpräsident Daladier war im Sonderflugzeug mit seiner Begleitung um I I.16 Uhr auf dem Münchener Flugplatz Oberwiesenfeld eingetroffcn, wo er von Reichsaußenminister von Ribbentrop im Namen des Führers auf deutschem Boden begrüßt wurde. Anschließend schritt er unter den Klängen der französischen und deutschen Nationalhymnen die Front der Ehrenkom panie der U-Standarte Deutschland ab und vegab sich dann im Kraftwagen zum Hotel „Vier Jahreszeiten". Eine halbe Stunde später landete das Sonderflugzeug des britischen Premierministers Chamberlain, der ebenfalls durch den Reichsaußenminister im Namen des Führers begrüßt wurde. Nach Abschreiten der Ehrenkom panie begab sich Chamberlain im Wagen des Reichsaußeu- ministers zum Führerbau. In seiner Begleitung befinden sich Sir Horace Wilson, Sir William Malkin, Ashton Gwatkin und William Strang sowie seine Privatsekretäre Lord Dunglaß und Sher. Beim Abschied auf dem Londoner Flugplatz harte Chamberlain eine kurze Ansprache gehalten. „Als ich ein kleiner Junge war", so erklärte er, „Pflegte ich zu Königlichen Platz zu begeben. Vorher schon war der vri- tische Premierminister Chamberlain in Begleitung des Reichsaußenministers von Ribbentrop im Füh rerbau eingetroffen. Wenig später traf der französische Ministerpräsident Daladier, begleitet von General feldmarschall Göring und dem Präsidenten des Gehei men Kabinettsrats, Freiherr von Neurath, im Füh rerbau ein. Begeisterte Heil-Rufe der Bevölkerung kün deten die Ankunft des Duce des faschistischen Imperiums und italienischen Regierungschefs Benito Mussolini, der in Begleitung des Stellvertreters des Führers, Rudolf Hetz, und gefolgt von Graf Ciano den Führerbau be trat. Auf der ganzen Anfahrtstrecke standen die Menschen Kopf an Kopf wie ein unübersehbares Meer. Seit Stun den hatten sie auf dieses große, weltgeschichtliche Ereignis gewartet. Freundlich und warm waren die Grüße,, die die Münchener Bevölkerung den Staatsmännern der West mächte entbot. Zu einem Orkan aber gestaltete sich der Jubel, als der Führer kam, und auch später, als der Freund des nationalsozialistischen Deutschland, Benito Mussolini, eintraf, kannten die Jubelrufe keine Grenzen. Immer wieder jubelten die Menschen und riefen: „Duce. Duce!" Die Besprechungen Ml Aührerbau wurden nm 2S.2L Uhr für eine kurze Panse zur Einnahme des Abend essens unterbrochen. München, morgens 0.30 Mr: Wie wir erfahren, wurde in der Nacht zum Freitag um 0.30 Uhr von dem Führer, dem Duce, dem britischen Premierminister und dem französischen Ministerpräsiden ten ein Abkommen über sie Bedingungen und Modali- täten der Abtretung des sudetendeutschen Gebietes un- Die letzten Augenblicke vor der Unter- zeiÄmunq des Biermächte - Abkommens Der Führer eröfsMt den d-nkivürdigm Akt — Der Dank des Führers an dir ausländischen Regierungschefs München. Nach einer Gesamtbesprechnngsdauer von mehr als 8 Stunden unterzeichnete der Führer und Reichs kanzler um 0.28 Ahr als erster das Abkommen der vier Mächte in zweifacher Ausfertigung, sowie die dazu gehörige Dolks- tuMslarte der Tschechoslowakei mit den Eintragungen der dazu gehörenden EWdetondeutschrn Gebiete. Es folgten die Anteri- schriften des britischen Premierministers Chamberlain, des ita lienischen Regierungschefs Mussolini und des französischen Mi nisterpräsidenten Daladier. Dir Dildberichterstatter hielten diesen denkwürdigen Augenblick fest, wo die ersten Staats männer der vier großen Länder Europas den Schlußstrich unter Sir tschechische Krise setzten. Nachdem dann um 1,30 Ahr sämtliche Formalitäten erledigt waren, verabschiedete sich der Führer mit herzlichen Worten des Dankes von den auslän dischen Regierungschefs. Der Führer sprach den Regierungs chefs zugleich im Namen des deutschen Dolles seinen aufrich tigen Dank für ihre Bemühungen aus. Er fügte hinzu, daß ihre eigenen Dotter sicherlich über die Beendigung der Krise ebenso glücklich sein würden wie das deutsche Dott. Der Führer drückte hierauf Benito Mussolini, Chamberlain und Daladier besonders herzlich die Hand. Premierminister Chamberlain erklärte seinerseits, es sei für ihn persönlich eine große Freude gewesen, nach München gekommen zu sein. Er sei sicher, daß das englische Dolk die Gefühl: teile, von denen der Führer soeben gesprochen habe. Der Führer verabschiedete sich daraufhin noch einmal be sonders herzlich von den drei Regierungschefs und ihren engsten Mitarbeitern. Im Führerbau In den weiten lichtdurchflutrten Wandelgänsrn des Führerbaue's sieht man viele Männer von Partei und Staat und die Mitglieder der ausländischen Delegationen im leb haften Gespräch. Am 1,30 Ahr öffnet sich die Tür des Arbeitsraumes des Führers. Die Besprechung ist beendet. Die Ehrenwache Prä» sentlrrt, Trommelwirbel ertönt, dir Wenge grüßt di« Staats männer mit lauten Heilrufrn. Auf ihrer Fahrt zum Hotel entbieten die Münchener den hohen englischen und französischen Gästen herzliche Kundgebungen. Kurz darauf geleitet der Führer Mussolini über die große Freitreppe zum Portal. Adolf Hitler besteigt mit dem ita lienischen Regierungschef den Kraftwagen und gibt Benito Mussolini das Triest zum Hauptbahnhsf. Auch GeneraL- seldmarschall Göring, Rudolf Heß und Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop brgsrsten den italienischen Re gierungschef stnd seine Mitarbeiter zum Sonderzug. Heid- Rufe hallen durch das nächtliche München. Es ist der stür mische Gruß der Menge an Adolf Hitler und den Duce. Eine ungeheuere Welle der Begeisterung schlägt den beiden Führern ihrer Völker, sich immer wieder erneuernd, entgegen, bis zur i Ankunft am Hauptbahnhof. Das Münchner Abkommen für England eine Freudenbotschaft London. Die Nachricht von dem Abkommen der vier Mächte in München ist für London wie eine Erlösung gekom men. Als die ersten Gerüchte über ein Zustandekommen des Abkommens in London in Len späten Abendstunden eintrafen, wurden teilweise in den Theatern und Kinos die Vorstel lungen unterbrochen, um dem Publikum diese neuen und längst erwarteten Nachrichten mitzuteilsn. Ungeheurer Jubel war überall die Antwort aus diese Freudenbotschaft. Diese Gefühle der Erleichterung spiegeln sich auch in der Londoner Morgen presse wieder. Der „Daily Expreß" schreibt unter riesiger Aeberschrift „Es ist eine Freude". Auch der „Daily Herold", der immer die Partei der Tschechoslowakei ergriffen hatte, findet sich jetzt mit der neuen Lösung völlig ab. Die Pariser Preffe zu den Münchner Beschlüssen Parrs. Die Mitteilung über die Münchner Beschlüsse hat in der Pariser Morgenpresse eins außerordentliche Er leichterung ausgelöst. Immer wieder kann man in den ver schiedenen Blättern aller Richtungen die Worte lesen: „Der Frieden ist gerettet". Auch die herzlichen Unterhaltungen zwischen dem französischen Ministerpräsidenten und General- feldmarschall Göring, sowie die besonders herzliche Unter redung zwischen Daladier und Adolf Hitler, bei der der Führer den Wunsch «auf eine dauernde Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland zum Ausdruck gebracht hat, wird mit der größten Aufmerksamkeit und Befriedigung von der hiesigen Presse verzeichnet« Slowakische Freiheitslegion Bitte an Adolf Hitler um Unterstützung des slowakischen Freiheitsstrebens sagen, wenn etwas beim erstenmal nicht gelingen wollte: Ich versuche es immer wieder. — Das ist alles, was ich mache. Wenn ich zurückkomme, hoffe ich in der Lage zu sein, wie Hotspur in „Heinrich IV." ausrufen zu können: Aus dieser Nesselgefahr pflückten wir das Blümlein sicher." Als das Flugzeug sich dann erhob, brach die Men schenmenge in große Ovationen für den Ministerpräsiden ten aus, ließ ihn mehrfach hochleben und ries immer wie der: „Guter, alter Chamberlain!" Ruse wie „Gott sei mir dir", „Gute Reise" usw. konnten immer wieder gehört werden. Die ungarische Negierung hat als ihren Beobach ter den Kabinettsdirektor des Außenministers, Graf Ste fan Csaky, nach München entsandt. Ankunft im Kührerhaus Gegen 12.15 Uhr verließ der Führer seine Woh nung am Prinzregcntcnplatz, um sich zum Führerbau am Der Führer mit Mussolini. Links hinter dem Duce Generalfeldmarschall Göring; ganz rechts General der Artillerie Keitel. Wagenbora (M.) Die in Wien lebenden Slowaken sowie eine große Anzahl slowakischer Flüchtlinge, die der Mordterror der Tschechen in den letzten Wochen aus ihrer Heimat vertrieben hat, veranstalteten eine Massenversammlung, in deren Mittelpunkt eine Ansprache des seit den Tagen des Tuka-Prozesses aus der Tschecho-Slowakei geflüch teten ehemaligen Sekretärs der slowakischen Volkspartei Mutyanskv stand. Mit großer Begeisterung beschlos sen die Anwesenden, an den Führer und Reichskanzler AdolfHitler nachstehendes Telegramm zu richtern „Die in Wien versammelten Slowaken danken Ihnen in tiefster Ergriffenheit dafür, daß sie für die Lebensrechte der Völker und Volksgruppen in der Tschecho-Slowakei eintrctcn. Den Kamps der deutschen Volksgrupe um ihre Freiheit verfolgen die Slowaken mit tiefster Anteilnahme. Unser Schicksal ist mit dem der Deutschen in der Tschecho-Slowakei aufdaseng st everbun den, ihre Freiheit bedeutet auch für uns Unabhängigkeit und Ge rechtigkeit. Darum legen wir unser Schicksal vertrauens voll in Ihre Hand und bitten Sie, uns in unserem gerechten Kampf um völkische Selbständigkeit und Unab hängigkeit zu unterstützen. Gott wird es Ihnen lohnen." Kem Zusammenleben mit den Tschechen! Die Versammelten faßten sodann folgende Entschlie ßung: Die anwesenden Slowaken stellen einstimmig fest: Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen die heutige politische Lage vor allem in Mitteleuropa untersucht. Wir kamen zu dem Ergebnis, daß die auf Grund des Versailler Vertrages vorge nommenen Festlegungen der staatlichen Grenzen in den Donau- länvern den Bedürfnissen der einzelnen Volksgruppen nicht entsprechen. Wir sind der Ueberzeugung, daß zur endgültigen Sicherung des Friedens in Europa eine Richtigstellung dieser Grenzen nach den Bedürfnissen der einzelnen Völ ker und Volksgruppen notwendig ist. Wir stellen fest, daß jedes Volk das Recht auf ein freies selbständiges Leben hat und über sein Schicksal selbst zu entscheiden hat. Auch das slowakische Volk beansprucht dieses Recht und begründet dies mit seiner über 110vjährigen Vergangenheit. Der tschecho-slowakische Staat, der auf Grund der Pariser Vororts verträge gegründet wurde, hat den Slowaken ihre Selbständig keit verweigert. Durch den Versuch, eine sog. „tschecho-slowakische Nation" zu schaffen, hat er dem slowakischen Volk überhaupt die Lebensberechtigung abgesprochen. Demgegenüber stellen wir einstimmig den völkischen Unterschied fest, der zwischen dem slowakischen und dem tschechischen Volk besteht. Weiterhin ist es Tatsache, daß das slowakische Volk sich zur christlichen Weltanschauung bekennt, während das tschechische Volk sich dem Feinde der Menschheit, dem jüdischen Bolschewismus verschrie ben hat. > Ein weiteres Zusammenleben mit dem tschechischen Volk würde den Fortbestand des slowakischen Volkes gefährden. Das 20jährige erzwungene Zusammenleben mit dem.tschechischen Volk hat den eindeutigen Beweis geliefert, ostz dieser Staat man daran denkt, die im Pittsburger Vertrag übernommenen Ver pflichtungen einzuhalten. Das unmenschliche Vorgehen der Prager tschechischen Regie- rung in den sudetendeutschen Gebieten, das Schießen auf die unbewaffnete Bevölkerung und die Vernichtung der Vermögen unschuldiger Menschen verurteilen wir auf das schärfste. Wir fühlen mit den übrigen nationalen Gruppen dieses Staates, be greifen ihren Wunsch nach Selbstbestimmung und schließen uns ihren Forderungen an. Wir wollen einen lewWMgen Staat! Wir wollen, daß im tschecho-slowakischen Staat ei« jedes Volk durch Volksabstimmung über sein weiteres Schicksal und über den Rahmen des Staates, in welchem es wciterzuleben beabsichtigt, entscheiden soll. In ehrlicher Dank barkeit gedenken wir des Führers des Deutschen Reiches Adolf Hitler, der die ganze Welt aus unsere Nation aufmerksam machte. Wir bemerken hierzu: Wir wollen in Frieden unter den übrigen Völkern leben als ein freies Volk in einem selbständigen freien Staat. Wir sind überzeugt, daß das edle deutsche Volk, an oas uns eine mehr als 1100jährige Vergan genheit knüpft, in unserem Kampf um die Freiheit unterstützen wird. Wir warnen unsere Brüder im sterbenden tschecho-slowa kischen Staat, sich durch nichts irrefühien zu lassen, durch kei nerlei Vorspiegelung, auch nicht durch eine Erklärung wie dis gestrige, deren lächerlichen Hintergründe uns ebenso bekannt sind, wie es Tatsache ist, daß der Freimaurer Benesch es mit Zwang und Vorspiegelung falscher Tatsachen versuchen wird, das gläubige slowakische Volk um sein selbstverständliches Recht, um seine nahe Freiheit zu bringen. Wir wenden uns mit dieser Resolution an alle Slowaken die guten Willens sind. Wir geben weiterhin bekannt, daß wir die Legion der selbständigen freien Slowaken gegründet haben und ent schlossen sind, mit der Waffe in der Hand die Freiheit zu er- kämpscn. Wir rusen alle Slowaken aus, die in der Heimat unter der Tatra und zerstreut in der ganzen Welt leben, sie mögen sich unserer Bewegung anschkietzcn und an unserer Besreiungs- aktion teilnehmen. Es lebe das slowakische Volk, es lebe die freie Slowakei! R«mäme« wird vorsichtig Kein Transitverkehr mehr nach der Tschecho-Slowakei Der gesamte Transitverkehr von Rumänien nach der Tschecho-Slowakei ist, wie verlautet, infolge eines Mini sterratsbeschlusses eingestellt worden. Dem dürften die schlechten Erfahrungen zu Grunde liegen, die Rumä nien mit den aus Sowjetrutzland kommenden plombierten Wagen und mit einigen Donauschleppern sowjetrussischer Herkunft gemacht hat. Ebenso ist das tschechische Bemü hen um sofortige Oelliefer ungen rumänischerseits damit beantwortet worden, daß Barzahlung ver langtwurde.