Volltext Seite (XML)
Nr. 224 Sonnabend, den 24. September 1938 90. Jahrgang Benesch gibt Mobilmachungsorder 2. Die polnische Regierung kennt die Texte genau, die sic geschlossen hat. Weiter erhielt der polnische Geschäftsträger den Auf trag, die Verwunderung der polnischen Regierung über diese Demarche zum Ausdruck zu bringen, da an der polnisch-sowsetrussischen Grenze von polnischer Seite keine besonderen Maßnahmen erfolgt sind. Les tschechischen Bölkes und die große allgemeine Anzufrieden»- heit mit seiner Führung nM einmal zu bemänteln. Wie war denn die SaM am Vormittag? EswjetrußlMd unternahm einen krampfhaften Versuch, der Tschecho-Slowakei militärische und politische Hilfe zu schaffen, indem :S bei der polnischen Regierung einen Schritt unter nahm mit der Absicht, diese einzuschüchtern. Man war im Kreml auf die mannhafte, und energische polnische Ant wort allerdings nicht gefaßt. Am Freitag nachmittag konnte auch 'dieses durchsichtige Manöver als gescheitert gelten. Aber Herr Benesch wollte immer noch nicht daran glauben, daß die Zeit der Knechtung von 8 Millionen Minderheiten durch 7 Millionen Tschechen ein Ende haben sollte. Er glaubte den Versicherungen aus Moskau, er möge es nur erst zu einem bewaffneten Konflikt kommen lassen, dann werde allmählich bon selbst sozusagen ein großer Lei! der Welt zum Dundesgrnossen der Tschecho-Slowakel werden. Nun, das Godesberger Kommunique hat der Welt über dte wirkliche und wahrhafte Friedenspolitik des Führers und des britischen Staatsmannes einen eindeutigen Beweis ge geben. Das mögen sich die Herren im Kreml und auch in Prag, dir wie stets mit dem Gedanken eines Weltbrandes lieb äugeln, gesagt sein lassen! Conrad Henlein an die Sudetendeutschen Konrad Henlein erläßt an das Sudetendeutschtum folgenden Aufruf- Benesch hat in seinem Hasardspiel die letzt« Karte auf den Lisch geworfen. Er hat, gestützt auf eine verfas sungswidrige Militärregierung, die allgemeine Mobilmachung verkündet. Ihr, meine Volksgenossen in der Heimat, wistt worum eS geht. Kein Deutscher wiird auf Deutsche scheßm, lein Maghare auf Magyaren, kein Pole aus Polen. Benesch hat kein Recht, Euch zum furchtbaren Brudermord zu zwingen. Seinem MobilisieruagSbefehl wird kein Deutscher Folge lei sten. In kurzer Zeit werdet Ihr frei sein! Die sowjetrussische Frechheit kennt bald keine Gren zen mehr. Es hat ganz den Anschein, als müßte Moskau durch sein dauerndes aufgeblasenes Hereinreden in Dinge, die ihm absolut nichts angehen, die Aufmerksam keit der Welt von der inneren Hohlheit des sowjetrussi schen Staates und seines bei allen Völkern, die die Augen offen haben, zunehmend vcrblassenenden Sternes etwas ablenken. Die Antwort des polnischen Geschäftsträgers auf die schamlose sowjetrussische Drohung zeigt in ihrer lakonischen Kürze und in ihrer nicht mißzuverstehenden Deutlichkeit, daß sich Polen durch diesen lächerlichen Bluff nicht beirren läßt das zu tun, was es zum Schutze seines Staates für nötig erachtet. Der „Deutsche Dienst" zu den Ereignissen des Freitag Der „Deutsche Dirust" schreibt zu dem deutsch-englischen Kommuniqu- und der Präger Mobilmachung: > Der Freitag abend, der zunächst sehr ruhig zu werden Versprach, hat einen recht dramatischen Verlauf genommen. Zur gleichen Stund«, als im Rheinhstel „Dreesen" m God«H- berg die beiden Staatsmänner Englands und Deutschlands mit einander berieten, verkündete Herr Benesch über den tsche chischen Rundfunk di: Mobilisierung der tschechisch«« Armee. Eine Minute vor Toresschluß noch macht: er so, bon Moskau getrieben, den letzten krampfhaftes Versuch, «ine friedliche Lösung der sudetendrutschen Frag: zu verhindern und die Welt in Brand zu stecken. Gibt es einen größeren Gegensatz als dir selbstbewußte und sicher: Ruh: der beiden Staatsmänner in Godesberg und die verbrecherische, bon Moskau angrzettelte Panikmache der Politik:! kn Prag? Auf der «inen Seit: taten sich in Godesberg die Führer von zwei der größten Nationen Europas zusammen, um ihren Völkern den Frieden zu erhalten und das Grauen eines Krieges zu ersparen. Auf der anderen Seite dagegen setzten auf der Prager Burg die tschechischen Machthaber alles auf die letzte Karte und machten noch einmal de» kläglichen Versuch, Millionen von Menschen anderer Völker um ihres Macht« Künkels und der Aufrechterhaltung ihrer brutalen Tyrannei Willen in «inen grauenhaften Krieg zu stürzen. Sie waren dabei so erbärmlich feige, daß sie dem tschechischen Volk keinen klaren Wein über die eigene wirklich« Lage einzuschenken Wagten, sondern zu den primitivsten Fälschungen greifen muhten, um Wenigstens zu erreichen, daß rin Teil der Nes- ferdisten der Einberufungspavole Folge leistete. Lügen, nichts als Lügen, muhten dazu herhalten, um die tiefe Deprimierung Der stellvertretende Volkskommissar für Aeußeres, Poemkin, erklärte am Freitag dem polnischen Ge schäftsträger in Moskau, daß die Sowjetregierung aus, verschiedenen Quellen Informationen erhielt, wonach, polnische Truppenteile an der polnisch-tschecho-slowaki- schen Grenze zusammengezogen sind, um die gewaltsame Besetzung des tschecho-slowakischen Gebietes vorzuberei- tcn. Diese Nachrichten seien bisher von der polnischen Regierung unwidersprochen geblieben. Die Räteregierung erwarte, daß dies unverzüglich erfolge. Wenn dies nicht geschehe, und wenn die polnischen Truppen das Gebiet der Tschecho-Slowakei besetzen sollten, dann halte es die Räteregierung ihrerseits für nötig, die polnische Regie rung zu warnen unter Hinweis darauf, daß auf Grund des Artikels 2 des Nichtangriffspaktes aus dem Jahre 1932 die Regierung der Sowjetunion angesichts des er folgten Angriffes genötigt wäre, den erwähnten Pakt ohne Warnung zu kündigen. In Beantwortung hierauf ist der polnische Geschäfts träger in Moskau beauftragt worden zu erklären: 1. Die zum Schutz des Staates notwendigen Maß nahmen gehen lediglich die polnische Regierung etwas an, die niemandem gegenüber zur Erklärung hierüber verpflichtet ist. Unverschämte Sowjetdrohung gegen Polen Polen bleibt die Antwort nicht schuldig Letzter krampfhafter Versuch Prag, 23. September. Staatspräsident Dr. Benesch hat die Mobilmachung der ge samten tschecho-slowakischen Armee angeordnet. Polen fordert Rückgabe „Unter Ausschluß aller Verhandlungen und Verträge." Die Forderung der polnischen Regierung auf Rück gabe des 1920 von den Tschechen geraubten Gebietes hat in der polnischen Öffentlichkeit allgemeine Zustimmung ge sunden. In vielen Städten fanden Kundgebungen statt, in denen die Befreiung der polnischen Minderheit in der Tschecho-Slowakei gefordert wird. Den Höhepunkt dieser Kundgebungen bildete eine Massenversammlung auf dem Marschall-Pilsudski-PlaH in Warschau, an der mehr als 100 000 Personen teilnahmcn. In einer Entschließung kommt die feste Entschlossenheit zum Ausdruck, die pol nischen Volkszugehörigen in der Tschecho-Slowakei um jeden Preis zu befreien. Das polnische Volk warte auf den Befehl Marschall Rddz-Smiglhs und sei bereit zu allen Opfern, um die Rückgabe der Polen in der Tscheche! zu verwirklichen. Die polnische Presse unterstreicht die entschiedene Hal tung der Negierung und nimmt in schärfster Form gegen die öffentliche Meinung Frankreichs Stellung, die in diesem Augenblick Polen hemmungslos angreife und die gerechten Forderungen Polens auf Rückgabe des Teschener Schlesien zurückweise. Die den amtlichen Stellen nahe stehende Iskra-Agentur stellt fest, während die polnischen Ansprüche bei allen an der Lösung des tschechischen Pro blems interessierten Staaten Verständnis gefunden haben, begegnen die polnischen Forderungen im verbündeten Frankreich einer kaum verhohlenen böswilligen Haltung. Polen blicke heute auf seinen obersten Führer und auf sein Instrument der Macht. In ihm sehe man in Polen, wenn es nicht anders gehen sollte, die Garantie dafür, daß der polnische Anspruch auf das Olsagebiet ver wirklicht werde. „Kurjer Poranuy" äußert, cs gehe jetzt nicht mehr um die Sudeten und nicht mehr um die Forderungen Polens und Ungarns, denn auch diese Forderungen würden erfüllt werden. Polen sei entschlossen, die Frage der Rückgewinnung seiner Gebiete selbst unter Ausschluß aller Ver handlungen und Verträge zu regeln. Die Mel dungen aus Prag zeigten, daß Präsident Benesch jede Be deutung und jedes Gewicht in der öffentlichen Meinung seines Landes verloren habe. Das Syrovy-Kabinett sei ein Ausdruck der völligen Ratlosigkeit des Hradschin an gesichts der Gärungen nnd Revolten, die das ganze Land dnrchzögen. Anarchistische Tendenzen machten sich be merkbar. Die Komintern glaube anscheinend, daß jetzt der Augenblick zur Verwirklichung ihrer Bestrebungen ge kommen sei. Das allgemeine Interesse erfordere, daß diese Gebiete nicht erneut Mittelpunkte der Anarchie nnd inter nationalen revolutionären Bestrebungen würden. Mit einem Wort: in diesem Bezirk Europas müsse gründ lich und vernünftig Ordnung geschaffen werden. Kampfbereit im Geiste püfudskis Zu den erst in der Nacht zum Freitag eingerichteten Meldestellen des Polnischen Freikorps zum Kampfe um die Befreiung des polnischen Gebietes in der Tschecho-Slowakei hat von den frühen Morgenstunden an ein riesiger Zustrom von Polen eingesetzt, die mit der Waffe in der Hand die Befreiung der von den Tschechen unterdrückten Volksgenossen erkämpfen wollen. Die Blätter erinnern bei dieser Gelegenheit an Wvrte, die Marschall Pi lsu dski vor 19.Jahren an eine Polnische Abordnung aus der Tscheche! gerichtet hat: „Wartet voller Glauben und harret aus. Wir werden auf euch niemals verzichten!^ Polizeiämter in Teschen gestürmt In Teschen, auf tschecho-slowakischem Staatsgebiet, kam cs, wie die Polnische Telegraphenagentur meldet, zu stürmischen Kundgebungen der Bevölkerung gegenüber den tschechischen Behörden. Die Demonstrationen fanden auch vor dem dortigen Polizeigebäude statt, in dem Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist Las znr Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschasi zu Kamenz, des Stadlrates zu Pulsnitz und des Eemeinderates W Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Dt-i« Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der grsetzttchen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 8V Rps., bei Lieferung frei HauS ük Rpi. Postbezug monatlich 2.60 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. ZeitungsauSgabe für Abholer täglich 3—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vorne- 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, PulSnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnit: Verantlvvrtlich sür den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — D.A. VIII.: 22Sb. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Straße '. Fernruf 518 und 860